Theaterprogramm [k] Kampnagel, Spielzeit 2015/2016
Kampnagel eröffnet mit spartenübergreifendem Programm afrikanischer Künstler, zeigt neue Arbeiten internationaler Stars, macht Postkolonialismus immer wieder zum Thema und setzt Länderschwerpunkte auf Russland und Brasilien.
Mit der Musiktheaterproduktion MACBETH des südafrikanischen Theatermachers Brett Bailey eröffnet Kampnagel die Spielzeit 2015/16 und startet gleichzeitig das Festival WE DON'T CONTEMPORARY, das vom 24. September bis zum 3. Oktober Arbeiten von Künstlern aus verschiedenen afrikanischen Ländern präsentiert. Um die europäische Sicht auf zeitgenössische Kunst aus Afrika in Frage zu stellen, waren Experten aus Ghana, Tunesien und Burkina Faso eingeladen, gemeinsam mit Kampnagel ein Programm aus Tanz, Theater, Performance, Film, Musik und eine Vortragreihe über Postkolonialismus zu kuratieren, um verschiedene Sichtweisen zu repräsentieren. U.a. mit deutschen Erstaufführungen des tunesischen Choreografenduos Aïcha M'Barek und Hafiz Dhaou, dessen neues Stück SACRÉ PRINTEMPS! weniger von Strawinskys Frühlingsopfer als vielmehr von eigenen Erfahrungen während des arabischen Frühlings inspiriert ist. Aus Marokko ist Bouchra Ouizguen zu Gast, deren Arbeiten OTTOF und CORBEAUX ebenfalls zum ersten Mal in Deutschland zu sehen sein werden.
Postkolonialismus ist ein Thema, das während der gesamten Spielzeit in verschiedenen Produktionen eine Rolle spielt, beispielsweise in der Arbeit des seit vielen Jahren erfolgreich auf Kampnagel arbeitenden Regie-Duos Gintersdorfer/Klaßen. Ein "folkoloniales Spektakel" nennen der Berliner Choreograf Jochen Roller und die samoanische Performancekünstlerin Yuki Kihara ihre neue Arbeit THEM AND US, die im Oktober unterhaltsam erzählt, welche frappierenden Ähnlichkeiten zu ihren Traditionen drei samoanische Tänzer beim Deutschlandbesuch entdeckt haben. Das LIVE ART FESTIVAL im Juni lenkt dann den Blick auf Brasilien, um unter dem Titel TROPICAL CANNIBALISM die Kulturgeschichte und Philosophie der Anthropophagie (Menschenfresserei) in den Mittelpunkt zu stellen.
Die aktuellen Flüchtlings- und Migrationsströme nach Europa bleiben auch in der kommenden Spielzeit ein übergreifendes Thema. Die seit vielen Jahren in Hamburg mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen arbeitende Gruppe Hajusom kommt im März mit einem neuen Stück; das von dem bosnischen Regisseur Branko Simic kuratierte Festival KRASS geht im Februar in die vierte Auflage und lässt erneut Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen aufeinander stoßen. Ebenso fortgesetzt wird die Arbeit mit der Gruppe Lampedusa in Hamburg und das Gebäude der ehemaligen EcoFavela steht auch zukünftig als Aktionsraum für Geflüchtete zur Verfügung.
Vom 25. November bis zum 5. Dezember findet zum dritten Mal das NORDWIND Festival auf Kampnagel statt, das 2015 neben Produktionen aus Skandinavien einen Fokus auf aktuelle Kunst aus Russland setzt, u.a. mit der Deutschlandpremiere OH! SPÄTE LIEBE des russischen Starregisseurs Dmitrij Krymow und der weltweit ersten Retrospektive zum Werk von Skandalkünstler Pjotr Pawlenski.
Zu den großen internationalen Gastspielen in der kommenden Spielzeit gehören außerdem eine neue Arbeit der südafrikanischen Choreografin Dada Masilo. Sie war zuletzt 2014 mit ihrer eigenwilligen Schwanensee-Interpretation auf Kampnagel zu Gast und kreiert im Dezember mit CARMEN erneut eine explosive Fusion aus afrikanischem Tanz und klassischem Ballett. Anne Teresa de Keersmaeker, eine der einflussreichsten Erneuerinnen des zeitgenössischen Tanzes, ist im Februar mit ihrer Shakespeare-Adaption GOLDEN HOURS [AS YOU LIKE IT] auf Kampnagel zu sehen und im März 2016 ebenfalls zurück ist Starchoreograf Hofesh Shechter mit SUN. Zum ersten Mal auf Kampnagel ist der indische Choreograf Mandeep Raikhy, der mit seinem Ensemble verschiedene Vorstellungen von Männlichkeit in seiner Heimat untersucht.
Kampnagel präsentiert auch in der Spielzeit 2015/16 einen Genre-Mix aus Tanz, Theater, Musik, Performance, Bildender Kunst und Theorie und sagt dabei vehement NEIN! Im Sinne eines NEINs zu althergebrachtem Spartendenken haben wir in der letzten Spielzeit die sogenannten »Isms« eingeführt: abstrakte Begriffe und Neologismen täuschen seither neue Ordnungssysteme vor und eröffnen dabei heimlich assoziative Denkräume: Was passiert, wenn QueerISM auf GlamourISM trifft? Wann funktioniert TransculturalISM nur mit PostcolonialISM, wann auch ohne? Fragen ohne klare Antworten, dafür mit umso mehr Raum zum Fantasieren, Spekulieren und dem Durcheinanderwirbeln von Thesen! Zu unserem spekulativen Potpourri gesellt sich ein neuer ISM, der zugleich das Leitbild für die neue Spielzeit 2015/16 ist:
NO | ISM ist assoziative Öffnung durch konkrete Ablehnung! NEIN ist das neue Aber. NEIN heißt NEIN und ist der erste Schritt zum Regelbruch! Anstatt zu behaupten, was wir sind, stellen wir nunmehr fest, was wir definitiv nicht sind.
Zum Beispiel: Not Pegida! Das versteht sich von selbst. Aber auch: Not zeitgenössisch! Denn was ist schon zeitgenössisch und wer bestimmt das? Dieser Frage stellen wir uns in unserem Spielzeitauftakt-Festival WE DON'T CONTEMPORARY. Der Begriff des Zeitgenössischen tauchte erstmals im 19. Jahrhundert auf und ist heute omnipräsent, wenn es um Kunst aus der Gegenwart geht. Er markiert, ob Kunst relevant ist oder als Kunst zählt. Der Gedanke dahinter ist die Existenz einer für jeden Menschen gleichen Zeitepoche und genau hier liegt die Crux: denn was zeitgenössisch ist und was bestimmt eine durch und durch westlich geprägte, globalisierte Kunstwelt. Diejenigen, die dem Westlich-Zeitgenössischen nicht entsprechen fallen durch das Raster. Dazu sagt Kampnagel »NO! Schluss mit dem Kolonialismus im Kunstbetrieb« und arbeiten an der Aufweichung der westlichen Deutungshoheit. Das Programm von WE DON'T CONTEMPORARY wurde zur Hälfte von Kampnagel, zur anderen Hälfte von vier Kuratoren aus Tunesien, Burkina Faso und Ghana zusammengestellt. Entstanden ist ein facettenreiches Programm aus Tanz, Theater, Performance, Ausstellung, Fashion, Theorie und Party: Zu Beginn präsentiert Kampnagel den so gefeierten wie umstrittenen, weißen (!) südafrikanischen Regisseur Brett Bailey mit einem MACBETH, den er in die Krisengeschüttelte Republik Kongo verlagert - erstmals mit deutschen, englischen und arabischen Übertiteln. Das Choreografenpaar Aïcha M'Barek und Hafiz Dhaou aus Tunesien bringt neben zwei Arbeiten ihrer eigenen Compagnie Produktionen von jungen Choreografen aus Nordafrika mit nach Hamburg; die tunesische Tanztheoretikerin Mariem Guellouz dekonstruiert den Begriff der Zeitgenossenschaft in einem Symposium; der Filmexperte Alex Moussa Sawadogo aus Burkina Faso zeigt ein experimentelles Filmprogramm und die deutsch-ghanaische Künstlerin Zohra Opuku entwirft eine performative Fashion-Club-Installation. Darüberhinaus zeigt Kampnagel u.a. Gastspiele von Ariel Efraim Ashbel and Friends (zuletzt auf Kampnagel 2014 mit ALL WHITE PEOPLE LOOK THE SAME TO ME), der eine postkoloniale Reise in die Zukunft von Rasse, Geschlecht und Identität unternimmt oder von Bouchra Ouizguen, der aktuell erfolgreichsten Choreografin aus Marokko, die mit gleich zwei Arbeiten, OTTOF sowie CORBEAUX, bei dem Festival vertreten ist.
Neben dem Spielzeitauftaktfestival zieht sich das Thema Postkolonialismus durch den Rest der Spielzeit, wie mit der Arbeit EXORZIEREN STATT EXERZIEREN und DER BOTSCHAFTER von Gintersdorfer/Klaßen oder THEM AND US von Jochen Roller und Yuki Kihara. Kampnagel wird sich auch in dieser Spielzeit weiter mit der Flüchtlingsthematik auseinander setzen - denn die aktuellen Flüchtlings- und Migrationsströme sind nicht zuletzt auch die Folge (post)kolonialer Machtverhältnisse. Ein wichtiger Kooperationspartner bleibt dabei die Gruppe Lampedusa in Hamburg, mit der Kampnagel in der letzten Spielzeit an verschiedenen Punkten zusammenarbeitete. So bleibt das Gebäude der ehemaligen EcoFavela erhalten und wird als Aktionsraum für Geflüchtete weiter ausgebaut.
Nicht NO sondern ganz entschieden JA sagt Kampnagel also zu mittlerweile etablierten Formaten, Kooperationen und Reihen, die auch in der Spielzeit 2016/2016 fortgeführt werden: Unter dem Label [k]Tunes präsentiert Kampnagel auch in diesem Jahr wieder performative Konzerten, und natürlich beglückt uns auch in dieser Spielzeit wieder die Performance-Party-Reihe Queereoké. Im November/Dezember weht wieder der NORDWIND durch die Kampnagel Hallen. Neben den herausragende Arbeiten aus Skandinavien zeigt das Festival in diesem Jahr erstmals auch bemerkenswerte Kunst aus Russland. Mit dabei sind Publikumsliebling Erna Ómarsdóttir oder der Shootingstar der finnischen Performanceszene Elina Pirinen. Außerdem der russische Starregisseur Dmitrij Krymow, der mit der Deutschlandpremiere seines Erfolgsstücks OH! LATE LOVE seine Arbeit erstmals dem Hamburger Publikum präsentiert oder der weltweit ersten Retrospektive zum Werk von Skandalkünstler Pjotr Pawlenski. Kein Theater gibt es im Frühjahr beim FOKUS TANZ, der neue Tendenzen des lokalen, nationalen und internationalen Tanzes präsentiert. So zeichnet der New Yorker Choreograf Trajal Harrel in SHAPE SHIFTER die Verbindungslinien zwischen Tanz und Mode nach - in einer Hommage an die Jugendstil-Tanzikone Loïe Fuller. Die belgische Königin des Tanzes Anne Teresa de Keersmaeker vertanzt in GOLDEN HOURS (AS YOU LIKE IT) eine Fusion aus Shakespeares »Wie es euch gefällt« (also doch ein bisschen Theater!) und Brian Enos Album »Another Green World«. Und es gibt noch mehr Tanzhighlights: Im Dezember kehrt Dada Masilo mit CARMEN zurück nach Hamburg (zuletzt 2014 auf Kampnagel mit SWANLAKE) und im März 2016 begibt sich Hofesh Shechter in seiner monumentalen choreografischen Arbeit SUN auf die Suche nach dem ultimativen Glück. Im Bereich Musiktheater präsentiert neben Brett Bailey und Gintersdorfer/Klaßen auch der aufstrebende Regisseur Johannes Müller mit seiner queeren, installativen Arbeit ANOTHER MONSTER (READING SALOMÉ) seine Arbeit zum ersten Mal in Hamburg; außerdem widmet sich Alain Platel im April mit seiner neuesten Arbeit EN AVANT, MARCHE! dem sozialen Biotop einer Blaskapelle widmet. Ebenfalls im April gibt es eine Neuauflage von dem Kongress WORK IN PROGRESS zur Zukunft der Arbeit in Kooperation mit der Hamburg Kreativgesellschaft. Mit dem Juni wird wie in jedem Jahr die progressivste Jahreszeit der Kampnagel-Spielzeit eingeläutet: Die achte Ausgabe des LIVE ART FESTIVAL steht unter der Überschrift GROWWOWWWWW und präsentiert diesmal vorwiegend Arbeiten aus Brasilien. Im Fokus des Länderschwerpunkts TROPICAL CANNIBALISM stehen die Kulturgeschichte und Philosophie der Anthropophagie (Menschenfresserei), die hier im Rückgriff auf den avantgardistischen Schriftsteller und Begründer der Antropofagia Oswald de Andrade und auf die Tropikalisten der 1970er als politische und kulturemanzipatorische Strategie ausgelotet wird. Mit den experimentellen Tanz-, Performance- und Lecture-Formaten und den wie immer rauschenden Partys und Clubabenden des LIVE ART FESTIVALS sagt Kampnagel damit nicht nur NO zu klassischen Theaterformaten und überbewertetem Schlaf sondern auch zu Brasilienklischees von Samba, Fußball und Karneval.
Damit steht auch der Spielzeitabschluss unter dem Zeichen des postkolonoialen Diskurses. Sie sehen: Kampnagel versammelt wie in jedem Jahr einen wilden Mix aus großen und kleinformatigen Gastspielen und Eigenproduktionen, Tanz, Theater, Performance und Musik, Theorieformaten, Themenschwerpunkten und Festivals. Für Zuschauer, die intelligente, internationale und inspirierende Unterhaltungskünste lieben, ist und bleibt Kampnagel die Anlaufstelle in Hamburg - bei uns sind die Nächte lang und die Themen vielfältig.
FEMIN|ISM beschreibt emanzipative (Frauen-)Bewegung in progress, die sich für die Gleichberechtigung und Verflüssigung der Geschlechter, allgemeiner Softiness und gegen Sexismus in jeder Form einsetzt.
QUEER|ISM ist die Überwindung der Kategorien homo-, hetero-, trans- oder bisexuell: die sexuelle Orientierung ist keine Kategorie, nach der Menschen sortiert werden sollen.
POSTCOLONIAL|ISM entlarvt zeitgenössische Kunst als globales Business. Und im globalen Business herrschen Verbindungen von wirtschaftlichen Faktoren und Fantasien, die die (früheren) kolonialen Machtverhältnisse reproduzieren.
PSYCHOACTIV|ISM ist Theater als Zustand und nutzt Techniken, die zur Bewusstseinserweiterung führen - hier können kollektive Snypsen zu neuen Verbindungen gereizt werden und spontane politische Bildung(en) entstehen.
MAINSTREAM|ISM ist nicht etwa die Profanisierung der Kunst, sondern das Durchsickern avantgardistischer Prinzipien, Inhalte und Formen in den Mainstream, der dadurch progressiv verbessert wird (à la Jarvis Cocker).
GLAMOUR|ISM ist systematische Verzauberung, when attitudes become your look, aggressive Selbstinszenierung und schamlose Eleganz.
MINIMAL|ISM setzt im Meer von Möglichkeiten bewusst auf Reduktion. Eine künstlerische Herangehensweise, die sich in ihren Ansprüchen an sich selbst und an das Publikum treu bleibt: kompromisslos, nerdig und ohne Rücksicht auf Verluste.
COLLECTIV|ISM bezeichnet ein System der Allianzen und Komplizenschaften. Es verweist auf eine kollektive Praxis und Enthierarchisierung, als überzeugte Gegenhaltung zur weitverbreiteten Hackordnung von Regie-Machos zu Kaffeebesorgern.
TRANSCULTURAL|ISM wendet sich gegen die Auffassung klar abgrenzbarer, nebeneinander stehender Einheiten kultureller Containerräume und betont stattdessen die widersprüchlichen Verknäulungen jeder Identität.
FREAK|ISM ist der Widerstand gegen Normierung und Anpassung durch die Einübung und bewusste Ausstellung sonderbarer und bisweilen provozierender Verhaltensweisen und Praktiken.
ANAL|ISM ist die softe Dildokratie (à la Paul Preciado) im Wurzelchakra. Die Fokussierung auf den Anus trägt zur Entgetthoisierung des Körpers bei (à la Cecilia Bengolea) und ist stimulierende sexuelle Demokratie für verkrampfte Europäer.
NO | ISM ist assoziative Öffnung durch konkrete Ablehnung! NEIN ist das neue Aber. NEIN heißt NEIN und ist der erste Schritt zum Regelbruch! Anstatt zu behaupten, was wir sind, stellen nunmehr wir fest, was wir definitiv nicht sind.
Kampnagel startet diese Spielzeit mit dem internationalen Festival WE DON'T CONTEMPORARY. Zusammen mit Gastkuratoren aus verschiedenen afrikanischen Ländern wurde ein Programm zusammengestellt, das sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit dem Thema Postkolonialismus auseinandersetzt. Ziel dabei war, den Begriff des »Zeitgenössischen« als westlich-koloniale Konstruktion zu entlarven. Denn »zeitgenössisch« im Kontext einer globalisierten Kunstwelt meint in erster Line eines: dass die europäische Kunst als zeitgenössische Kunst schlechthin, einen zeitlichen Entwicklungsvorsprung gegenüber z. B. afrikanischer Kunst hat. Die ist entweder traditionell oder erst dann »zeitgenössisch«, wenn sie sich an westlichen Maßstäben orientiert. Dazu sagt Kampnagel No! Schluss mit dem Kolonialismus im Kunstbetrieb! In diesem Sinne präsentieren die Gastkuratoren eigene Visionen »zeitgenössischer« afrikanischer Kunst verschiedener Genres. Die von Kampnagel eingeladenen Gastspiele u. a. von Brett Bailey und Boyzie Cekwana erweitern das vielfältige Programm und runden es ab. Ob im Tanz, Körperinterventionen oder im offenen Modestudio: Die unterschiedlichen künstlerischen Perspektiven, Methoden und Argumente ergeben einen unisono Chor, der dazu auffordert, das postkoloniale Zeitalter endlich einzuläuten. Ding. Dong. Während des gesamten Festivals wir das Refugees Radio Network live aus dem Foyer über WE DON'T CONTEMPORARY berichten.
Brett Bailey gilt als der aufregendste und provokativste
Theaterregisseur Südafrikas. Zuletzt sorgte er mit seinem Menschenzoo
»Exhibit B« international für kritische Diskussionen. In seiner neuen
Arbeit widmet er sich bereits zum dritten Mal in seiner künstlerischen
Laufbahn der Musik aus Verdis Oper »Macbeth«, die er gemeinsam mit
Fabrizio Cassol (zuletzt mit »Coup Fatal« auf Kampnagel) arrangierte.
Ihren MACBETH inszenieren sie vor dem Hintergrund der
Bürgerkriegsschauplätze im Ost-Kongo, wofür Baileys Performer Verdis
musikalische Adaption des Shakespeare Stoffs mit kongolesischen
Kriegsbiografien verweben. Die Länge der Oper wurde auf 90 Minuten
verdichtet, das Personal auf die Hauptfiguren und einen siebenköpfigen
Chor. Mit seiner facettenreichen, bildstarken Auseinandersetzung wirft
Bailey ein Schlaglicht auf diese unruhige, postkoloniale Region
Afrikas und liefert eine brandaktuelle, erschütternde Deutung.
DATEN (Do) 24.09. bis (Sa) 26.09. / 20:00 / k6
Ariel Efraim Ashbel, das »enfant terrible« der israelischen
Performance-Szene, ist zurück! 2014 zeigte er auf Kampnagel sein
Erfolgsstück ALL WHITE PEOPLE LOOK THE SAME TO ME, in dem er die
performative Erfindung des »Anderen«, ihre koloniale Vergangenheit und
ihr Vermächtnis aufdeckte. In THE EMPIRE STRIKES BACK gilt es nun, die
Zukunft zurückzuerobern. Dafür schickt Ashbel sein Ensemble aus
Tänzern, Performern, Musikern, Wissenschaftlern, Artefakten und
Robotern in die Zukunft, um dort seine visuelle Erforschung von Rasse,
Identität und kultureller Herrschaft fortzusetzen: Welche neuen Arten
verkörperter Subjektivität sind möglich, wenn das Konzept Rasse
ausgedient hat? Welche übermenschlichen Körper lichkeiten können sich
jenseits des Körpers entwickeln? In einer überbordenden, hybriden
Revue überwinden Ariel Efraim Ashbel and Friends die Tyrannei des
Subjekts, legen den Blick auf das gewalttätige Vermächtnis des
»Humanismus« frei und erklären der Identitätspolitik den Krieg.
DATEN (Do) 24.09. bis (Sa) 26.09. / k1
Mit dieser neuen Veranstaltungsreihe präsentiert sich die
hamburgisch-ivorisch-togoische Gruppe FOLLOWN zum ersten Mal auf
Kampnagel. Als Gastgeber und Salonnieres transformieren sie den
Kampnagel-Klub in einen philosophischen Schönheitssalon; einen Ort des
Austausches über afrikanisch-europäische Themen, in dem aktuelle
gesellschaftliche Debatten geführt werden - in eleganter
Sofa-Nachtclubatmosphäre, versteht sich. Denn hier geht es um Eleganz
und um Inhalt. Es geht um Anwesenheit in dieser Stadt. Präsenz zu
zeigen, ist Teil der Mission der Theatergruppe Follown. Und sie hat
sich der Aufdeckung kultureller Missverständnisse verschrieben, die
manche in den Tod und andere in den Wahnsinn treiben. »Follown« ist
Mandinka und bedeutet übersetzt »der Tag der Erzählung«. Die 2009
gegründete Gruppe FOLLOWN besteht aus Ibrahima Sanogo, Susanne
Amatosero und Mandjou Doumbia und lädt in ihren afrikanischen Salon
zusätzliche Gäste ein. Das aktuelle Gesprächsthema und Infos zu den
Gästen werden kurzfristig hier veröffentlicht.
DATEN (Fr) 25.09. / 21:00 / kmh
»Eine Performance, die Trancezustände mit dem rhythmischen Brüllen
weiblicher Wildkatzen verbindet«, so beschreibt die marokkanische
Choreografin Bouchra Ouizguen ihre überwältigende Show CORBEAUX. Im
Raum verteilen sich marokkanische Frauen in schwarzen Gewändern und
weißen Kopftüchern, so klassisch wie markant gekleidet. In beständigen
Wiederholungen und Modulationen durchlaufen sie gemeinsame Bewegungen
und Lautartikulationen, anschwellend bis zum Ausbruch eines vitalen
Ur-Schreis. Ouizguen beschäftigt sich in ihren Arbeiten immer wieder
mit der gesellschaftlichen Bedeutung von Weiblichkeit; CORBEAUX ist
eine Variation dessen, was sie regelmäßig fasziniert umkreist:
Ursprung, Instinkt, eine Verbindung zur Mutter, zur Erde und zur
Liebe. Im Rahmen des Festivals WE DON'T CONTEMPORARY zeigt Bouchra
Ouizguen auch ihr aktuelles Stück OTTOF.
DATEN (Sa) 26.09. und (So) 27.09. / Foyer
Die marokkanische Choreografin Bouchra Ouizguen wurde in Marokko
geboren und arbeitete als Solistin in orientalischem Tanz in Marokko,
später studierte sie Tanz in Marrakesch bei Bernado Montet und
Mathilde Monnier. Sie tanzte u.a. in Arbeiten von Boris Charmatz,
Mathilde Monnier und Taoufiq Izeddiou. Gemeinsam mit Taoufiq Izeddiou
und Saîd Aït El Moumen gründete 2002 sie ANANIA, die erste
zeitgenössische Tanzkompanie Marokkos, acht Jahre später die Compagnie
O. Das Ensemble aus fünf Aïtas, Nachtclubsängerinnen, die in Marokko
als angebliche Prostituierte ebenso glorifiziert wie verachtet werden,
tanzten bereits in den Choreografien »Madame Plaza« und »Ha!«, die
weltweit tourten. Im Rahmen des Festivals WE DON'T CONTEMPORARY wird
Bouchra Ouizguen den dritten Teil ihrer Trilogie präsentieren, der im
Juni 2015 beim Festival Montpellier Danse uraufgeführt wird. Darin
erklärt sie die Bühne zur Kampfzone alltäglicher Widerstände.
Rassismus, Machos und wiederkehrenden Erniedrigungen setzen die Frauen
ihre kräftigen Stimmen und sinnlichen Bewegungen entgegen. Sie sind
Ameisen (auf berberisch »Ottof«) im individuellen Getümmel der
Gesellschaft, die sich viel aufladen müssen und die Bühne für sich
nutzen, um gehört zu werden. Ein Abend von ungewohnt kraftvoller
Performativität und Bewegung.
DATEN (Do) 01.10. bis (Sa) 03.10. / 20:00 / k2
Als Hafenstadt war Hamburg zentraler Profiteur des Kolonialismus in
Deutschland. An Palmöl, Schnaps und Baumwolle verdienten Kaufleute und
Reedereien fettes Geld und schrieben sich damit ins kulturelle Erbe
der Stadt ein. Kulturerbe. Zusammen mit Teilnehmern der Silent
University Hamburg wurde ein Rundgang durch Hamburg geskriptet, der
durch die futuristischen Straßen und Plätze dekolonialer Ermächtigung
führt.
DATEN (So) 27.09. / 17:00 / Treffpunkt tba
Boyzie Cekwana und Nina St¢ttrup Larsen suchen in inszenierten
Führungen, Konferenzen und einer fiktiven TV-Show Antworten auf die
Frage nach einer Wiedergutmachung des kolonialen Vermächtnisses. Nicht
erst seit OJ Simpson und Oscar Pistorius werden juristische Prozesse
als öffentliche Medienspektakel inszeniert. Könnte man eine dieser
globalen Sportikonen durch eine ehemalige Kolonialmacht ersetzen? Was
wäre, wenn die Stars und Sternchen des 21. Jahrhunderts nicht aus den
Reihen talentloser Schönheitsköniginnen oder Muskelprotze gecastet
würden, sondern aus den Reihen der europäischen Mächte? Was würde
passieren, wenn man den Gerichtssaal gegen die öffentliche Feuerprobe
der TV-Talkshows tauschte und dort das Verfahren über
Reparationszahlungen für Kolonialismus und Sklaverei eröffnete? Für WE
DON'T CONTEMPORARY haben Cekwana und Støttrup Larsen eine neue
Version ihres Stücks entwickelt.
DATEN (Do) 01.10. und (Fr) 02.10. / 20:00 / k1
Die Choreografen Aïcha M'Barek und Hafiz Dhaou sind zentrale Figuren der tunesischen Tanzszene. Bereits in der vergangenen Spielzeit haben sie beim Tanzfestival THIS AIN'T AFRICA zwei ihrer herausragenden Arbeiten auf Kampnagel gezeigt. Gesellschaftliche Zustände und kulturelle Klischees treiben die künstlerische Recherche der zwischen Tunis und Lyon pendelnden Künstler an. Für WE DON'T CONTEMPORARY haben M'Barek und Dhaou ein vielschichtiges Programm zusammengestellt. Sie zeigen mit VU und SACRÉ PRINTEMPS! zwei Tanzproduktionen ihrer eigenen Compagnie CHATHA und haben darüberhinaus Arbeiten von Héla Fattoumi und Eric Lamoureux sowie des jungen marokkanischen Choreografen Radouan Mriziga nach Hamburg mitgebracht. Sie bringen Künstler des Festivals und der Hamburger Szene zusammen und laden das Hamburger Publikum zu einer öffentlichen Konferenz sowie einer Clubparty mt dem tunesischen DJ Ogra ein.
Zum Auftakt ihrer »Carte Blanche« auf Kampnagel macht das
Choreografenpaar mit Krach auf sich aufmerksam. In VU formieren die
Tänzer der Compagnie Chatha gemeinsam mit einem Blasorchester eine
dritte Entität, eine Art Körper mit glänzender Oberfläche, der sich
laut und langsam durch das Kampnagelfoyer bewegt. Ausgehend von ihrer
Erfahrung als Tänzer verhandeln M'Barek und Dhaou die Gelehrigkeit von
Körpern, ihre Empfindsamkeit, Widerstandsfähigkeit und Verhärtung. Ein
poetischer Einstieg in eine Woche voll ausdrucksstarker
Choreografien.
DATEN (Do) 24.09. / Foyer
Der Bruch der Revolution in Tunesien hat im Land viele Fragen nach
Handlungsspielräumen hinterlassen. Noch immer ist die
Zivilgesellschaft im Werdensprozess, auf der Suche nach etwas
Gemeinsamen, das die vielen Stimmen des Landes vereint. Jahrelang
haben auch Aïcha M'Barek und Hafiz Dhaou eine spezifische Grammatik
entwickelt, um die Zensuren des früheren Regimes zu unterlaufen. Für
ihr neues Stück SACRÉ PRINTEMPS! haben sie diese Bewegungssprache
unter den Vorzeichen des arabischen Frühlings bearbeitet und
verschiedene Musiker zu sich ins Studio eingeladen, darunter Sonia
M'Barek, eine der bekanntesten Sängerinnen des Landes, um der
Vielstimmigkeit Tunesiens Ausdruck zu verleihen. Im fernen Echo zu
Strawinskys Frühlingsopfer ruft das Choreografenpaar sein
Frühlingsopfer entschieden aus und bleibt seinem unnachahmlichen Stil
und seinem besonderem Gespür für choreografische Phrasierung treu.
M'Barek und Dhaou haben eine klare Message: »Let's liberate the
spring!«
DATEN (Fr) 25.09. bis (So) 27.09. / k2
~55
~55 ist die erste Arbeit des jungen Choreografen Radouan Mriziga, der nach der Ausbildung in Marrakesch und Tunis bei P.A.R.T.S, dem Studienprogramm der Starchoreografin Anne Teresa De Keersmaeker, in Brüssel studierte. ~55 zeigt eindrücklich, wie Mriziga die verschiedenen künstlerischen Einflüsse in eine hybride persönliche Sprache überführt hat, angesiedelt zwischen Nüchternheit und Sinnlichkeit, Konzept und Physis, Struktur und Gefühl. Mriziga ist für alles auf der Bühne selbst verantwortlich, für Tanz, Ton und Licht. 55 titelgebende Minuten, die Zahl fünf und der Körper des Tänzers sind die Parameter der Show. Fasziniert von den Bewegungen eines Handwerkers, die ausschließlich der Produktion dienen, benutzt Mriziga seinen Körper wie ein Werkzeug, um ein Muster auf dem Boden zu erzeugen. Die entstehenden Formen erscheinen dabei wie die unvermeidliche Folge der Verbindung seiner Körperlichkeit mit dem Raum. Minimalism at its best - garniert mit ästhetischer und emotionaler Lust am Ornamentalen. Die tunesischen Choreografen Aïcha M'Barek und Hafiz Dhaou (mit ihren Stücken VU und SACRÉ PRINTEMPS!) haben das Stück von Radouan Mriziga für WE DON'T CONTEMPORARY empfohlen und nach Hamburg eingeladen.
Der für den Student-Oscar nominierte Kurzfilm spielt in einem fiktiven südafrikanischen Township, in dem ein Streit darüber, ob der grüne oder der rote Apfel besser ist, das Viertel in zwei Lager gespalten hat. Eines Tages bricht Thomas, ein Junge von der grünen Seite, mit den Regeln und verliebt sich Hals über Kopf in Thandi, ein Mädchen von der roten Seite.
1985 ist Burkina Faso ein Land im Umbruch. Manu, der eine Leidenschaft für Comics hegt, und sein großer Bruder Albert wachsen in einer Zeit auf, in der Unmögliches machbar scheint. Als Albert eines Tages beschließt, ein magisches Ritual zu durchlaufen, realisiert Manu, dass es echte Kräfte gibt, die es mit denen seiner Superhelden aufnehmen können.
In einem post-apokalyptischen Kenia beschließt eine junge Wissenschaftlerin, aus ihrer unterirdischen Stadt auszubrechen und begibt sich auf die Suche nach den letzten Spuren von Natur.
Der erste Kurzfilm der tunesischen Regisseurin Nadia Raïs ist ein animiertes Film-Inferno aus Avantgarde-Musik, sich immer schneller drehenden Uhrzeigern und dramatischen Bewegungen. Ein schauriges Abenteuer, das unsere Wahrnehmung von Zeit und Raum auf den Kopf stellt.
Nadia Raïs erschafft in L'MRAYET mit Hilfe ihres unkonventionellen
Zeichenstils einen dystopischen totalitären Staat, in dem
Meinungsfreiheit nicht existiert und die Zeit nur daran gemessen wird,
wie schnell die Uhren ticken.
DATEN (Do) 01.10. / Alabama-Kino
Der auf dem gleichnamigen Comic basierende Animationsfilm erzählt das
Leben dreier 19-jähriger Freundinnen in Yopougon, einem
Arbeiterviertel von Abidjan in der Elfenbeinküste Ende der 1970er
Jahre. Gemeinsam erleben sie einen Alltag zwischen den Zwängen des
Elternhauses und eigenen Plänen, zwischen gepredigter Moral und
gelebter Doppelmoral, zwischen der örtlichen Tanzbar und der Suche
nach dem »richtigen« Freund.
DATEN (Fr) 02.10. / Alabama-Kino
In kurzen, schnörkellosen Szenen, klaren, poetischen
schwarz-weiß-Bildern und ruhigen Tönen inszeniert der Regisseur Jim
Chuchu die Geschichten von jungen LGBTI Menschen aus Kenia. Aus
unzähligen anonymen Interviews entstehen kurze Episoden, die sich um
Selbstfindung und Selbstbestimmung, Zwangsheterosexualisierung und
Akzeptanz drehen.
DATEN (Sa) 03.10. / Alabama-Kino
Gemeinsam mit Kampnagel hat die tunesische Tanztheoretikerin und Dramaturgin Mariem Guellouz ein Vortragsprogramm zusammengestellt, welches das Festivalthema theoretisch reflektiert und grundlegende Fragen zum Postkolonialismus stellt, den Begriff »zeitgenössisch« kritisch hinterfragt und neueste Erkenntnisse zum Afrofuturismus liefert.
Die portugiesische Autorin, Theoretikerin und interdisziplinäre
Künstlerin Grada Kilomba deckt in ihrer Lecture-Performance die Gewalt
klassischer Wissensproduktion auf und fragt: Was wird als Wissen
anerkannt? Wessen Wissen ist das? Wer darf es überhaupt produzieren?
Kilomba berührt diese koloniale Wunde, indem sie einen hybriden Raum
eröffnet, in dem die Grenzen zwischen akademischer und künstlerischer
Sprache verschwimmen und die Strukturen von Wissen und Macht sich
transformieren. Mit Hilfe von Texten, Bildender Kunst und
performativen Erzählungen als Formen alternativer Wissensproduktion
erkundet sie die Möglichkeit von dekolonialisiertem Wissen.
DATEN (Do) 01.10. / Foyer
Der französische Anthropologe Jean-Loup Amselle untersucht in seiner
Forschung moderne afrikanische Kunst aus dem Blickwinkel des
Multikulturalismus und Postkolonialismus. In seinem Vortrag spricht er
darüber, wie der postkoloniale Blick afrikanische Kunst allein auf
ihre Herkunft reduziert und zieht Verbindungslinien zum Konzept des
Primitivismus.
DATEN (Fr) 02.10. / Foyer
Die kanadische Künstlerin Kapwani Kiwanga blickt als Anthropologin aus
der Zukunft zurück auf die Gründung der Vereinigten Staaten von Afrika
und die Entsendung von Afronauten in den Weltraum durch die
afrikanische Weltraumbehörde. In ihrer Lecture-Performance
AFROGALACTICA taucht sie in die Vergangenheit ein, um in den
verlorenen Archiven der Pop-Kultur nach der Zukunft zu forsten und
bringt mit einer Verzahnung von Wahrheit und Fiktion vorherrschende
Narrative durcheinander. Ihre Mittel: Science-Fiction, Archive aller
Art, Afrofuturismus und Antikolonialismus.
DATEN (Sa) 03.10. / Foyer
Die deutsch-ghanaische Künstlerin Zohra Opoku hat eine Visual
Art/Music/Fashion-Reihe für das Festival WE DON'T CONTEMPORARY
zusammengestellt. Zu erleben sind visuelle Kunst, performative
Installationen und Tanz sowie die Pioniere der jungen Musik und
Modeszene aus Ghana, der Elfenbeinküste und Guinea. Zohra Opoku
präsentiert eine junge und kritische Generation von Künstlerinnen und
Künstlern, die medialen Afrika-Konstruktionen mit künstlerischen
Strategien entgegentreten. Beispielsweise Serge Attukwei Clottey, der
in seiner künstlerischen Arbeit vor allem Fragen von Zugang zu
Ressourcen, neokolonialen Landnahmen und Umweltverschmutzung
thematisiert. Die Bildende Künstlerin Namsa Leuba demontiert mit ihren
Fotos kulturelle Denkmuster und konstruiert mit ihren visuellen
Interventionen neue Perspektiven.
DATEN (Fr) 02.10. und (Sa) 03.10. / p1, kmh, k4
Emeka Alams ist der Designer des upcoming Modelabels Gold Coast Trading Co., das sich mit einer Essenz aus Nostalgie, westafrikanischem Geschichtenerzählen und grafischer Linienführung einen Namen macht. Alams wird einen Einblick in die Vielschichtigkeit seiner kollaborativen Projekte gewähren. Dabei wird der junge Regisseur Simon Rittmeier eine wichtige Rolle spielen. Neben den Videoinstallationen und Filmscreenings hilft Emeka bei der visuellen Gestaltung des Ausstellungs- und Performanceraumes und hat seine Mode zum Anfassen und Kaufen dabei.
Highlife ist Ghanas bekanntester Musikstil und der Publikumsmagnet DJ
Steloo bringt den Sound direkt nach Hamburg. Er verbindet
Stilrichtungen wie House, Dubstep und Drum and Bass mit dem
vielschichtigen, hybriden Klangteppich des Highlife. Er ist berüchtigt
für seine Sammlung des »Blechbüchsen-Sounds«: Beats und Melodien aus
Naagba, Oi Mate, Nyama & Nyama. Optisch inspiriert Steloo sein
Publikum mit herausstechenden Fashion Statements während akustisch
seine gefeierten House of Common Mixes in die Nacht wummern.
DATEN (Fr) 02.10. / kmh
Watch Out, Europa! Hier ist die neue afrikanische Pop-Sensation mit
dem Style von Grace Jones und mit einem Schuss Angelique Kidjo. Die
androgyne Sängerin kritisiert in ihren Songs gern und ausführlich die
männerdominierte Kultur und drückt deutlich aus, was sie von
häuslicher Gewalt hält: nämlich nix. Sie sieht junge Frauen lieber in
der Schule und nicht zwangsverheiratet und erobert so ganz nebenbei
auch die Herzen ihrer feministischen Hörerinnen. Musikalisch bewegt
sie sich mit ihrem erstaunlichen Timbre im Bereich Pop angereichert
mit Dance-Hall-Sounds oder traditionellen Beats. Die »junge
afrikanische Löwin« singt ihre selbst geschriebenen Songs auf Englisch
oder Sisaala, ihrer Muttersprache. Wiyaala, auch bekannt als »the
young lioness of Africa«, ist eine Verkörperung des modernen Afrika:
kreativ, mutig, stark, schön.
DATEN (Sa) 03.10. / kmh
Die südafrikanische Newcomer-Choreografin und Wahl-Hamburgerin Jessica
Nupen untersucht in ihren Arbeiten politische Aspekte der Kunst aus
afrikanischer Perspektive und lässt klassische, zeitgenössische und
traditionelle Tanzelemente zu bild- und diskursstarken Kreationen
verschmelzen. In ihrem Kampnagel-Debüt ROMEO & JULIET / REBELLION &
JOHANNESBURG wird der Shakespeare-Klassiker zur Kulisse für die
komplexen Herausforderungen und Ungewissheiten im Leben junger
Johannesburger. Nupen taucht ein in das Spannungsfeld zwischen
Tradition und Fortschritt, Individuum und Gesellschaft und verhandelt
dabei sowohl Macht- und Genderfragen als auch Fremdenfeindlichkeit.
Ergänzt durch Videoinstallationen des in Simbabwe geborenen Künstlers
Dan Halter sucht sie in ihrer energiegeladenen Gruppenchoreografie
nach alternativen Wegen der Zusammengehörigkeit in der
konfliktgeladenen südafrikanischen Gesellschaft.
DATEN (Mi) 07.10. bis (Fr) 09.10. / k2
Jonas Woltemate ist ein aufstrebender junger Choreograf aus Hamburg;
nach Kurzresidenzen bei K3 und dem Work Space Brüssel präsentiert er
nun sein bisher größtes Projekt auf Kampnagel. In CHAOS verbindet er
choreografische, systemtheoretische und physikalische Konzepte:
Ausgehend von einem positiven Chaosverständnis untersucht er gemeinsam
mit seinem Team junger Hamburger und Berliner Künstler das Potenzial
der Unordnung. Das Publikum betritt einen instabilen Raum, der sich
immer wieder neu ausrichtet und den chaotischen Zustand als
Verhandlungsmoment befragt. Tänzer und Zuschauer begegnen einander in
immer neuen chaotischen Konstellationen und verhandeln ihr
unabgeschlossenes Verhältnis. Ist das Chaos nur ein Übergang von einer
Ordnung in die andere oder ist eigentlich alles Chaos? Das Stück fragt
nach einem utopischen Zustand größtmöglicher Offenheit, in dem
künftige Ordnungen kollektiv verhandelt werden.
DATEN (Do) 08.10. bis (So) 11.10. / k4
Mit der Kapitulation der Wehrmacht 1945 wurde die Welt vom Terror
Nazi-Deutschlands befreit, der mindestens 39 Millionen Menschen das
Leben gekostet hatte. 1995 präsentierte das Hamburger Institut für
Sozialforschung die unter Leitung von Hannes Heer realisierte
Ausstellung »Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis
1944«, die von fast einer Million Menschen besucht wurde und mit der
Gründungslegende der BRD von der »sauberen Wehrmacht« brach. Doch
längst sind neue Legenden in Wissenschaft und Filmen auf dem Markt. 70
Jahre nach der Niederlage des Dritten Reiches und 20 Jahre nach der
Eröffnung der Wehrmachtsausstellung wollen die Macher der Ausstellung
mit einem Symposium auf Kampnagel erinnern und fragen: Was waren die
Ziele und wie waren die Reaktionen? Und was hat sich durch die
Wehrmachtsausstellung verändert im Umgang mit der deutschen
Schuld?
MIT Hannes Heer, Matthias Rogg, Habbo Knoch, Erich Später, Christoph
Rass, Wolfgang Wippermann, Gabriele Heinecke, Jens Geiger, Amelie
Deuflhard, Detlef Grabe, Dietrich Kuhlbrodt, Fredrik Dehnhardt, Ulrich
Hentschel
DATEN (Sa) 10.10. / k1
Das Hamburger Theaterfestival hat sich zu einer festen Größe in der
Hamburger Theaterlandschaft entwickelt, das jährlich auf verschiedenen
Hamburger Bühnen herausragende Regiearbeiten aus dem deutschsprachigen
Raum präsentiert. Auch im Oktober und November 2015 zeigt Kampnagel
als Kooperationspartner der nunmehr 7. Ausgabe mehrere hochkarätige
Theaterproduktionen. In diesem Jahr sind dabei JEPHTA von der
Kammerakademie Potsdam und dem Hans Otto Theater sowie GHOETE: FAUST I
von Michael Quast und Philipp Mosetter.
DATEN (Di) 13.10. und (Mi) 14.10. bzw. (Fr) 16.10. / k6
Die Samoaner sind wieder da! Ein Jahrhundert, nachdem sie lukrativ in
deutschen Zoos ausgestellt wurden, resien drei von ihnen in die
ehemalige Kolonialmacht Deutschland, in einem folk-kolonialen
Spektakel des Berliner Choreografen Jochen Roller und der samoanischen
Performancekünstlerin Yuki Kihara. »Unsere neuen Landsleute« war
damals das Motto, unter dem die Samoaner den Deutschen präsentiert
wurden. Dieses Motto nehmen die drei Tänzer Malili, Lafaele und Paul
wörtlich - sie studieren die Kultur und Gebräuche ihrer weißen Brüder
und Schwestern und stoßen dabei auf merkwürdige Verbindungen zwischen
den Kulturen. Die Menschen in Bayern tanzen den samoanischen
Fa'ataupati in Lederhosen, die Maler der Künstlergruppe Brücke stellen
Bilder in samoanischer Maltechnik her und Menschen in Berliner Clubs
tragen die Tätowierungen von samoanischen Häuptlingen auf ihrem
Schultermuskel. In einer Mischung aus hybrider Choreografie und
Filmaufnahmen entwickeln die Darsteller in THEM AND US auf äußerst
vergnügliche Weise eine Umschreibung der anthropologischen Sicht der
Deutschen auf ihre ehemalige Kolonie Deutsch-Samoa.
DATEN (Mi) 14.10, (Fr) 16.10. bis (Sa) 17.10. / k2
Der Bundesverband Freier Theater e. V. (zukünftig: Bundesverband freie
Darstellende Künste e. V.) feiert sein 25-jähriges Bestehen. Zu diesem
Anlass veranstaltet er vom 15. bis 17. Oktober 2015 unter dem Titel
»vielfalt gestalten - frei und fair arbeiten« einen bundesweiten und
internationalen Fachkongress. Die künstlerischen Erfolge derer, die
gewöhnlich als Freie Szene bezeichnet werden, sind unübersehbar. Die
Darstellenden Künste in Deutschland sind ohne die Freien nicht mehr zu
beschreiben. Wie müssen Freiheit und Fairness ausgestaltet werden,
damit die Potentiale zur Geltung kommen? Dem will der Kongress in den
vier Programmlinien »Theaterstrukturen der Zukunft«, »Zwischen
Berufung und Beruf«, »Kulturelle Bildung« und »Schlaglicht Europa«
nachgehen mit einem vielfältigen Programm aus Vorträgen, Diskussionen
und Workshops.
DATEN (Mi) 14.10. bis (So) 18.10. / k2, p1, kmh, k4
Gintersdorfer/Klaßen erzeugen die schrägsten und sperrigsten
Theatermomente und fordern gleichzeitig einen bedingungslosen
künstlichen Realismus auf der Bühne. Keine andere Gruppe setzt sich so
vehement und schonungslos mit Postkolonialismus im Theater auseinander
und erzeugt dabei immer wieder ebenso unterhaltsame wie
herausfordernde Performances. Das Wort »puriger« ist eine
Afrikanisierung des französischen Worts »purger« für entleeren,
jemandem ein Abführmittel geben. Die ivorischen Darsteller des Teams
kennen diese Praktik genau: man verpasst sich einen Einlauf mit
Chilischoten und führt ab, was sich an Schwerverdaulichem in den Magen
eingeschlichen hat. Brennender Schmerz gegen den diffusen Schmerz. In
EXORZIEREN STATT EXERZIEREN wird das Puriger-Prinzip im übertragenen
Sinn angewendet: raus aus dem Körper, was sich im Denken eingenistet
hat und den Körper kontrolliert und deformiert. Einige der Schmerzen
gehen auf die vernichtende Kraft der Moderne zurück, die ihr fremde
Konzepte zuweist und sie als traditionell-zurückgeblieben brandmarkt.
Die Postmoderne kann diese Denkweise nur bedingt aus den Köpfen
treiben. EXORZIEREN STATT EXERZIEREN konzentriert sich auf
zeitgenössischen Tanz, bildende Kunst und Psychoanalyse - Magie und
Tradition werden nicht zum idealen Gegenpol, sondern stellen das
Festschreiben der Gegensätze in Frage. In ineinandergreifenden
Performances sucht das Künstlerteam nach psychisch-physischen
Verkettungen, welche die Verpanzerungen aufsprengen. Aussprechen,
zuhören, provozieren und austreiben - jeder Performer hat individuelle
Punkte, die kollektive Einschreibungen berühren. Das internationale
Team aus Argentinien, Deutschland und der Elfenbeinküste garantiert
Perspektivwechsel. Jede Heilung erfordert die nächste Heilung.
DATEN (Di) 20.10. bis (Do) 22.10. / k2
»Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?« oder vielleicht lieber doch »die
Beine in die Hand?« - In der deutschen Sprache lässt sich mit
Redewendungen der ganze menschliche Körper durchdeklinieren. Aber was
war zuerst da, die Redewendung oder das Bild, das sie beschreibt?
Kreisten bereits die letzten Arbeiten der Hamburger Choreografin Antje
Pfundtner um die Dualität von Sprache und Tanz, nimmt sie nun in ihrem
neuen Gruppenstück AUS DER REIHE TANZEN die Sprache beim Wort und
folgt ihr auf Schritt und Tritt: Es entsteht eine Choreografie, die
sich den Anweisungen von Redewendungen und Sprichwörtern beugt und,
Hand aufs Herz, sich der Frage widmet, wer von den beiden - der Tanz
oder die Sprache - eine Übersetzung braucht, um lesbar zu sein. Antje
Pfundtner setzt unsere gewohnte Bühnenlektüre aufs Spiel und treibt
sie so weit auf die Spitze bis das Unübersetzbare beginnt. Gibt es
eine Semantik des Tanzes? Und ist es die Übersetzung, die einer
Choreografie ihre Bedeutung verleiht?
DATEN (Mi) 21.10. bis (So) 25.10. / k1
Nachdem wir in der letzten Spielzeit den Schwebenden Diwan zu Grabe
getragen haben, präsentiert der Hamburger Magier Manuel Muerte ein
brandneues Format: eine Séance, in der die Geister der Verstorbenen
angerufen werden. Innovativ werden Forderungen der postkolonialen
Theorie mit popkulturellen Phänomenen und spiritistischen Sitzungen zu
THE TALKING DEAD verknüpft. Lebende und tote Gäste werden
gesellschaftlich relevante aber unterbelichtete Themen in ihrer
Komplexität untersuchen. Entertainment und Wissensproduktion werden
durch subversive performative Strategien zu einem Format verbunden.
Als Zauberer hat Manuel Muerte international auf sich aufmerksam
gemacht, seine Shows sind eine gelungene Mischung aus Magie und
Slapstick, die stets die Illusion verrät und dennoch undurchschaubar
bleibt. Als Stargäste der ersten Ausgabe haben wir die große Ehre,
Sigmund Freud, Lenin oder Marie Curie begrüßen zu dürfen.
DATEN (Do) 22.10. / kmh
Die sechste Ausgabe des ÜBERJAZZ FESTIVALS präsentiert wieder Musiker,
die ihre Wurzeln im Jazz haben - aber weit darüber hinaus spielen.
Insgesamt über 20 große internationale Namen, Musiker aus der
Hamburger Szene und exzentrische Genre-Überschreiter zeigen parallel
an drei Tagen in vier Hallen, dass Jazz ebenso vielfältig wie
performativ aufregend sein kann. Mit dabei sind 2015 u.a.: Matthew
Halsall & The Gondwana Orchestra, Orlando Julius & The Heliocentrics,
Sons Of Kemet, Colin Stetson & Sarah Neufeld, Richard Spaven und
Vincent Peirani & Emile Parisien, u.v.m.
DATEN (Fr) 30.10. und (Sa) 31.10. / alle Hallen
Im Rahmen der sechsten Hamburger India Week präsentiert Kampnagel
erstmals eine Arbeit des indischen Choreografen Mandeep Raikhy und
seiner Company aus Neu Delhi. Mandeeps zweites Ensemblestück A MALE
ANT HAS A MALE ANT HAS STRAIGHT ANTENNAE untersucht die Beschaffenheit
des männlichen Körpers, die sich - innerhalb des weiten Verständnisses
von Männlichkeit - von der Hypermaskulinität bis hin zur Effemination
bewegen kann. Sechs Männer und eine Frau bilden Duetts, tanzen
synchronisierte, abstrakte und Alltags-Bewegungen und vergleichen
Körperteile als Andeutung jener klischeehaften männlichen Sucht nach
Wettbewerb. Raikhy schafft offene, humorvolle und zärtliche
Situationen, die sich zwischen Theater und Tanz bewegen. Sie bestechen
durch klare Settings, überlassen es aber dem Zuschauer, den Tanz und
das Thema zu verknüpfen. Mandeep Raikhy richtet den Blick auf die
Vorstellungen von Männlichkeit durch einen Filter der Stereotypen, von
Sport, Beziehungen, Sexualität und Berührungen. Damit berührt nicht
nur in der indischen Kultur ein Tabu.
DATEN (Do) 05.11. bis (Sa) 07.11. / k1
Liebhaber der spannungsreichen Lektüre bekommen im Herbst 2015 bereits
zum sechsten Mal die Gelegenheit, ein hochkarätiges Abendprogramm mit
Lesungen der interessantesten nationalen und internationalen
Krimiautoren auf Kampnagel zu genießen.
DATEN (Mi) 04.11. bis (Sa) 07.11. / versch. Hallen
Wild vor sich hin sprechend betreten Ioannis Mandafounis und Fabrice
Mazliah die Bühne. Sobald ihre Füße den spiegelglänzenden Tanzboden
berühren, setzen sich ihre Körper in Bewegung. Kaum zu erfassende
Beschreibungen von Szenarien und virtuose, fragmentarische
choreografische Segmente fluten die Bühne und sprengen jeden Fokus auf
das Einzelne. Das neue Stück der ehemaligen Forsythe-Company-Kollegen
Ioannis Mandafounis und Fabrice Mazliah ist ein choreografisches
Wimmelbild, von dem ein unwiderstehlicher Sog ausgeht. EIFO EFI zwingt
uns, unseren sicheren Halt an erkennbaren Individuen und
sinnstiftenden Einzelelementen aufzugeben und uns in den multiplen
Sinneseindrücken dieser Überforderungsmaschinerie zu verlieren. So
deckt die Gruppe neue Wege auf, um die Erfahrungen von Publikum und
Performer miteinander zu verflechten und die theatrale Führung von
Wahrnehmung in Frage zu stellen.
DATEN (Do) 12.11. bis (Sa) 14.11. / p1
Seit 1987 präsentiert das KinderKinder-Festival jährlich besondere
Musik- und Theaterproduktionen für Kinder an verschiedenen Hamburger
Theatern. 2015 findet das 29. Festival statt mit Künstlern aus
Italien, Schottland, den Niederlanden und vielen anderen Ländern. Wie
in den letzten Jahren wird Kampnagel neben anderen großen Bühnen einer
der Schauplätze des Festivals sein.
DATEN September bis November 2015 / versch. Hallen
Der Regisseur Johannes Müller hat sich mit seinen geist- und
bildreichen Musiktheaterproduktionen einen Ruf als zuverlässiger
Lieferant unkonventioneller Theaterabende erarbeitet. Um utopische
Entwürfe zukünftiger, queerer Gleichberechtigungsfragen mit
musik-theatralen Mitteln zu entwickeln, begibt sich das Team um den
Regisseur auf historische Spurensuche. Dabei interessiert sie sowohl
die Inszenierung eines Werks durch Präsentation des verborgenen
historischen Materials, dass in Bibliotheken und Archiven aufgespürt
wird, als auch die Kombination eben dieses historischen Materials mit
Elementen von Alltagskultur und aktuellen Diskursen, und die sich aus
dieser Konfrontation ergebenden Möglichkeiten formaler Radikalität. In
seiner neuesten Arbeit ANOTHER MONSTER wird die Oper Salomé von
Richard Strauss aus dem Jahr 1905 gegen den Strich gelesen. Für die
Inszenierung arbeitet Johannes Müller mit fünf Drag-Künstlern
zusammen, um die Figur Salomé auf unterschiedliche Arten auf ihre
Gender-Eigenschaften und ihren Charakter als »Monster« zu untersuchen.
Die Kulturtechnik des »Reading« stammt aus dem Umfeld der Drag-Kunst
und bedeutet jemand auf seine Authentizität hin zu lesen oder zu
durchschauen. Mittels einer Collage aus Archivmaterial zu vergangenen
Salomé Aufführungen wird eine pompöse Landschaft auf die Bühne
gebracht, in der die queeren und monströsen Charakterzüge der Salomé
eingeschrieben sind.
DATEN (Do) 12.11. bis (Sa) 14.11. / k1
Die überaus produktive und erfolgreiche Kooperation mit der
Elbphilharmonie, wird auch in der neuen Spielzeit fortgesetzt. Mit der
dritten Ausgabe von GREATEST HITS wird die neue Plattform für
zeitgenössische Musik weiter etabliert. Mit einem Programm, das lokale
und internationale Musiker, Podiumsdiskussionen und mehr vereint
entwickelt das Festival eine überregionale Strahlkraft für die
»Musikstadt Hamburg«.
DATEN (Fr) 20.11. bis (So) 22.11. / alle Hallen
NORDWIND ist das größte deutsche Festival für Darstellende Künste und
Musik aus den nordischen und baltischen Ländern, das schon seit
einigen Jahren einen beachtlichen Publikums- und Medienerfolg
verzeichnen kann. In diesem Jahr findet NORDWIND in den vier Städten
Berlin, Hamburg, Dresden und Bern statt, auf Kampnagel geht das
Festival damit bereits in die dritte Runde. NORDWIND dient als
Plattform für innovative, dezidiert interdisziplinäre Formate sowie
einen transnationalen Kulturbegriff. Während des Festivals werden
Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Musik, Theater,
Performance und Tanz über 14 Tage hinweg die gesamten Kampnagel-Hallen
bespielen. Parallel zu den Aufführungen wird das Kampnagel-Gelände dem
Festival entsprechend verwandelt, u.a. durch Installationen rund um
das Festivalzentrum, zu denen in den vergangenen Jahren u.a. eine
temporäre Sauna und ein Tangoballsaal gehörten. In diesem Jahr wird es
im Rahmen von NORDWIND auch einen Russland-Schwerpunkt geben; unter
dem Titel »Balagan« sind bemerkenswerte russische Künstler aus den
Bereichen Theater, Performance und Bildende Kunst auf Kampnagel
anzutreffen.
DATEN (Mi) 25.11. bis (Sa) 05.12. / alle Hallen
Dmitrij Krymow gehört derzeit zu den interessantesten russischen Theatermachern. In Deutschland begeisterte er zuletzt mit seiner Arbeit TARARABUMBIA das Publikum von Theater der Welt 2014 in Mannheim, nun ist er mit der Deutschlandprmiere von OH! SPÄTE LIEBE erstmals zu Gast in Hamburg. In dem Stück nimmt Krymow die großen Themen des russischen Idealismus in einer hinreißend komischen Parodie auseinander: Die junge Ludmilla, Tochter eines verarmten Rechtsanwalts, verliebt sich in den vampirgleichen Nikolai, der trunk- und spielsüchtig ist und ganz verzweifelt wegen der eigenen Verdorbenheit. Ludmilla macht es sich zur Aufgabe, ihn zu einem besseren Menschen zu machen, doch stürzt sie sich dabei selbst ins Unglück. Bei Krymov werden die Abhandlungen über Moral zur urkomischen Farce, der russische Idealismus wird ad absurdum geführt. Die Charaktere sind verschroben, berechnend und leicht gewalttätig, unbedingt darauf bedacht, aufzusteigen und Geld zu machen. In ihren überbordenden Kostümen, ihrer Travestie und den überzeichneten Masken wirken sie wie aus der Zeit gefallen und rücken mit sphärischen Gesängen Russland in ein surreales Licht.
Die Bilder von Pawlenskis Aktionen gingen um die Welt: Er nähte sich den Mund zu, nagelte sich nackt am Hodensack auf den Roten Platz und schnitt sich auf dem Dach der Botinskij-Psychiatrie ein Ohrläppchen ab. Drastisch und lang geplant sind die Performances, radikal einfach ihr Aufbau. Die Reaktionen der russischen Gerichte, Medien und Öffentlichkeit sind maximal vehement - und als Antworten der Autorität Teil von Pawlenskis Kunst. Es entspinnt sich ein Dialog zwischen künstlerischer Aktion und den Institutionen der Macht. Anders als viele Künstler in Russland, die von den politischen Entwicklungen im Land und den zunehmenden Repressionen wie überrumpelt wirken, bleibt Pawlenski Akteur. Er zwingt Justiz und Polizei zu Reaktionen, die nicht in die üblichen Schemata passen. Kampnagel zeigt nun die weltweit erste Retrospektive von Pawlenskis Arbeiten: Die Ausstellung aus Videos der Aktionen, Bildern, Dokumenten, sowie Reaktionen von Medien und Justiz, illustriert ein gespaltenes Land, in dem sich die zunehmend regierungskonformen Institutionen und eine kritische Minderheit unversöhnlich gegenüberstehen.
2013 wurden in Russland die neuen Gesetze gegen homosexuelle Propaganda erlassen, diverse Künstler*innen wurden durch Gerichtsprozesse eingeschüchtert und viele kritische Stimmen reagierten mit Selbstzensur. Die Rechtsanwältin und Absolventin der Schule für engagierte Kunst Marina Maraeva eröffnete daraufhin den Kunstort INTIMNOJE MESTO. Das Konzept des Ortes setzte einen Gegenimpuls zu der in den öffentlichen Medien immer martialischer werdenden Sprache. Es ist ein Labor, in dem die Grenzen zwischen kollektivem und individuellem Nutzen, zwischen Privatem und Öffentlichem verschwammen. Innerhalb kürzester Zeit gab der Ort der Kulturszene der Stadt zahlreiche Impulse, die das Vorgehen und die Regeln, wie Kunst präsentiert und wie über sie gesprochen wird, verändert haben. Während sonst die glatte Oberfläche und die langweilige Perfektion tonangebend sind, steht im INTIMNOJE MESTO das Unfertige im Mittelpunkt. Im Hamburger Festival-Zentrum werden neben der Repa Art Group, Roman Osminikin und Anastasia Vepreva viele weitere Gäste für regen Austausch sorgen: Ted Gaier und Pjotr Pawlenski sprechen über den Kunstmarkt, die Autonomie des Künstlers und das Terrain der politischen Kunst. Und die finnischen Konzeptkünstler Ossi Koskelainen und Emmi Venna diskutieren mit Alexander Formozov über das neue Feindbild Russland und die großen Gefühle in den transnationalen Beziehungen.
In ihrem neuen Projekt TRANSLATION geht Jitlina der Frage der Übersetzbarkeit von Biographien und Schicksalen nach: Menschen, die sich um einen offiziellen Flüchtlingsstatus in Europa bewerben, müssen Interviews durchlaufen, auf deren Basis wiederum entschieden wird, ob ihr Antrag bewilligt wird oder nicht. Menschen, die nicht die Landessprache sprechen, wird ein Übersetzer zur Verfügung gestellt, der jedoch oftmals im Laufe des Verfahrens wechselt. Durch im Detail unterschiedliche Übersetzungen tauchen mitunter Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Antragsstellers auf. Was wäre eine angemessene Ausdrucksform, um die Erfahrung von Hunger oder Bedrohung für jemanden zu übersetzen, der ihr niemals ausgesetzt war? Jitlina hat sich für die Arie entschieden. Die Behauptung: Europäer können die große Fülle an Tragödien, Hoffnungen und Illusionen in dieser Form besser verstehen. Und das ist von existenzieller Bedeutung, denn die Überzeugungskraft des Asylantrags bestimmt über Bleiben oder Gehen.
2005 wurde in Petersburg der junge Antifaschist Timur Katscharawa von Neonazis ermordet. Die Tat schlug hohe Wellen, Zeitungen diskutierten über den zunehmenden Extremismus im Land, viele sahen den Petersburger Geheimdienst involviert, der die Strukturen der Rechtsextremisten unterwandert hatte. Der Prozess gegen die Täter, der erst nach massiven Studentenprotesten ins Rollen kam, wurde zum Meilenstein in der Aufarbeitung ideologisch motivierter Verbrechen in Russland. Der Stücktext zu ANTIKÖRPER entstand auf Grundlage von Interviews, die der Journalist Andrej Sowlatschkow mit in den Prozess involvierten Personen führte. Die Inszenierung von Michail Patlasow gewährt dem Publikum Einblick in die gesellschaftlichen und persönlichen Hintergründe der Tat und lässt nicht ohne sarkastischen Humor die verschiedenen Weltbilder aufeinander prallen. Bakunin trifft auf Nietzsche, antifaschistischer Idealismus auf die nihilistische Wut der Skindheads. ANTIKÖRPER wurde beim Moskauer Golden Mask Festival mit dem Preis für die beste kleine Produktion ausgezeichnet.
Erna Ómarsdóttir ist Islands erfolgreichster Tänzerin und Choreografin! Seit der ersten Hamburger NORDWIND-Ausgabe im Jahr 2011 begeisterte die Choreografin durch ihre so verschrobenen wie bildgewaltigen Bühnenarbeiten. Zu Recht wurde sie dafür von der Zeitschrift Tanz bereits viermal in Folge als herausragende Performerin ausgezeichnet und 2014 zur künstlerischen Leiterin der Iceland Dance Company für die nächsten fünf Jahre ernannt. Ómarsdóttir kooperierte bereits mit internationalen Star-Choreografen wie Anne Teresa der Keersmaeker, Sidi Larbi Cherkaoui oder Damien Jalet, mit dem sie für BLACK MARROW erneut zusammenarbeitete. Das Stück ist eine Art zeitgenössisches Ritual für das schwarze Mark (deutsch für Black Marrow) unserer industrialisierten Welt: Das Erdöl. In einem Bühnenbild von Alexandra Mein aus Unmengen schwarzer Folie bilden die Tänzer eine monströse Einheit miteinander und dem sie umgebenen Material. BLACK MARROW ist eine typisch-Ómarsdóttirsche Überwältigung, mit raschen Dynamikwechseln, düstermelancholischen Momenten, garniert mit einer Prise augenzwinkerndem Humor. Die Arbeit entstand 2009 in Australien und wurde 2015 mit der renommierten Iceland Dance Company völlig neu erarbeitet.
KAMPNAGEL / 03./04.12. 21:00 Uhr / Deutsch / Uraufführung
Eine Familienreise führte das Künstlerpaar Cecilie Ullerup Schmidt und Andreas Liebmann an die Küste Siziliens - einem von vielen neuen Todesstreifen für Geflüchtete aus Afrika. Die Überlebenden der Überfahrten werden von hier ins Hinterland verteilt, wo sie Monate, manchmal Jahre auf konkrete Perspektiven warten. Die beiden Künstler nahmen Kontakt zu neun Nigerianischen Geflüchteten auf, die dort in dem Erstaufnahmelager Mondo Nuevo untergekommen waren. Ihnen boten sie ein rein zwischenmenschliches Tauschgeschäft an: Lieder gegen Lieder, Geschichten gegen Geschichten. Diese Begegnung ist die Grundlage für den performativen Konzertabend EXODUS. Die gesungenen Berichte gehen von dem realen Aufeinandertreffen, den erzählten Geschichten und Liedern aus, verweben diese aber durch weitere Fiktionalisierung und Komposition zu einer Erzählung, die weit über das Dokument hinausgeht. Weit entfernt vom dokumentarischen Bericht suchen Liebmann und Schmidt nach alternativen Strategien zu einer »Ästhetik der Realität«.
Mit «Blue Motell« präsentiert NORDWIND die jüngste Arbeit der mehrfach ausgezeichneten Jung-Regisseurin, Autorin und Performerin Lisa Lie. Gemeinsam mit drei Co-Schauspielern ihrer Plattform PONR (Pony of no Return) hat Lie eine Arbeit zwischen Theater, Performance, Tanz und Musik komponiert - ein Crossover zwischen schamanischer Initiation und europäischer Bildungsreise. Im Aufzug des »Blue Motell« treffen in Charaktere aus Cartoons und Märchen, verstorbene Philosophen, Serienmörder und Selbstmordopfer - allesamt am Rande des Wahnsinns und weder fähig noch willens, diesen Ort von Irrsinn, Geborgenheit und Brutalität zu verlassen. Die Figuren entstehen aus einer Collage von Zitaten aus Pop- und Hochkultur, Philosophie und Zeitgeschichte. Im einen Moment misshandeln sie einander erbarmungslos, im anderen hocken sie traut beieinander. Ihre Handlungen folgen bruchstückhaft aufeinander, immer getrieben von einer abstrakten Sucht nach kollektiver Ekstase und den zweifelhaften Freuden des Zusammenseins. Hier ist alles extrem und existenziell, ernstgenommen wird nur die Irrationalität. Eine Groteske voll von schwarzem Humor.
BOYS DON'T CRY ist eine Zusammenarbeit des jungen Repertoire-Theaters Mungo Park im Norden Kopenhagens und Eventministeriet, der experimentellen Gruppe am Königlichen Dänischen Theater, spezialisiert auf Produktionen mit extrem kurzer Probenzeit und minimalem technischen Aufwand. Auch BOYS DON'T CRY wurde in nur zwölf Tagen geprobt. Die Inszenierung erzählt die Geschichte von Brandon Teena aus Nebraska: Aus Angst vor einer Verurteilung flieht Teena nach Falls City, wo er bald Teil einer Clique von zwei Frauen und zwei Männern wird; schnell beginnt er eine Beziehung mit der Kleinstadtschönheit Lana. Sein biologisches Geschlecht hält Brandon zunächst geheim, als er allerdings wegen seiner Delikte im Frauengefängnis inhaftiert wird, werden seine Freunde misstrauisch. Lana steht zu Brandon, doch die beiden jungen Männer wenden sich gegen ihn. Sie vergewaltigen ihn und bringen ihn schließlich um. Der Fall führte zu weitreichenden Diskussionen um bessere Gesetze zur Sanktionierung von hate crimes, 1999 wurde die Story von Kimberly Peirce mit Hilary Swank in der Hauptrolle verfilmt. Mungo Park und Eventministeriet bringen die Geschehnisse in größtmöglicher Realitätsnähe auf die Bühne; mit ihrer detailgetreuen Spielweise erzeugen die Schauspieler intensive Atmosphären und geben Einblick in die Hintergründe der Tat.
Vor der Arbeit an BRIDGE OVER MUD war das 12-köpfige Team des Verdensteatret zwei Jahre fast ununterbrochen auf Tour. Aus den dabei gesammelten Eindrücken und Materialien entstand im Laufe von drei Jahren eine opulente audio-visuelle Komposition, die jetzt erstmals in Deutschland präsentiert wird. Das Verdensteatret versteht alle Elemente seiner Inszenierungen - seien es Texte, Bilder, Bewegungen, Licht, Ton oder Video - als Instrumente eines Orchesters. Alles hat mit allem zu tun. Und alles kann zum ästhetischen Objekt werden. Bei ihren Recherchen sammeln die Künstler Dinge, die ihnen zufällig begegnen. Dinge, die mal einen Zweck hatten, und nun neu genutzt werden. So auch für BRIDGE OVER MUD, dessen »Hauptdarsteller« eine weitläufige Landschaft aus technischen Apparaten und filigranen Objekten ist. Jedes Ding in dieser Inszenierung lässt abstrakte Bilder, Projektionen und Geräusche aufscheinen, die schon wieder verschwunden sind, bevor man sie richtig fassen kann. BRIDGE OVER MUD ist ein elektromechanisches Objekttheater, das nur unmittelbar durch Assoziation und Emotion zu greifen ist.
Elina Pirinen nennt ihr Stück PERSONAL SYMPHONIC MOMENT eine »Autopsie« von Schostakowitschs Leningrader Sinfonie, die sie so sehr faszinierte, dass Pirinen das Stück in voller Länge als Grundlage ihrer Performance auserkor. Schostakowitsch schuf seine Komposition 1942 als Beitrag zum Kampf gegen den Faschismus und verlieh ihr eine musikalische Struktur, die als Kritik an jeglicher Tyrannei gedacht war und den Zuhörer in ihrer dramatischen Intensität überwältigt. Diesen politischen Gehalt des Stückes, seine Form und seine musikalischen Parameter greifen Pirinen und ihre Truppe auf körperlicher, textlicher und visueller Ebene spielerisch auf. Im unwirklichen Schein der Bühnenbeleuchtung bewegen sich drei Tänzer auf grotesk-komische Weise und führen einen impulsiven und bizarren expressionistischen Tanz auf. Drei seltsame Grazien bringen primitive und geistreiche sinfonische Elemente auf die Bühne, voller Frieden, Übertreibung, Trost, Erregung, Idiotie, Unterwürfigkeit, Erotik, Schande, Mitleid, Gefahr und Sentimentalität. Elina Pirinen erhielt 2014 unter anderem für PERSONAL SYMPHONIC MOMENT den Preis der finnischen Kritikervereinigung, den Critics Spurs.
Die Hip Hop Academy Hamburg ist ein Deutschland weit einzigartiges
Non-Profit Projekt für Jugendliche zwischen 13 und 20 Jahren. In den
vergangenen Jahren haben die jungen Künstler mit renommierten
Choreografen wie Johnny Lloyd gearbeitet und ihre Projekte auf
Kampnagel präsentiert. In dieser Spielzeit gastiert die Hip Hop
Academy wieder mit zwei Arbeiten auf Kampnagel. Unter dem Motto
»Streetstyle meets Glamour - eine Gala auf HipHop« zeigen im Dezember
2015 knapp 100 junge Künstler ihr Können in sieben Kunstsparten und
Elementen der HipHop-Kultur. Vom Profi-Ensemble bis zu den
Nachwuchstalenten der Level 1 Trainingskurse für Anfänger sind alle
Facetten vertreten: Beatboxer, Rapper, Breakdancer, Sänger und
Graffiti-Artists zeigen, was sie im Repertoire haben. Wieder werden
internationale Gäste der Academy erwartet und für Begeisterung sorgen.
Alle musikalischen Beiträge werden von den herausragenden Musikern der
HipHop Academy-Hausband Academy Allstars begleitet. Im März 2016
präsentiert die HipHop Academy die Ergebnisse der Zusammenarbeit mit
ihrem Kooperationspartner »Stichting Urban House Groningen«.
DATEN (Fr) 05.12. und (Sa) 06.12. / k6
Der Themenschwerpunkt vom EUCREA Verband Kunst und Behinderung
präsentiert an 5 Tagen die neuesten Produktionen, die in Kooperation
zwischen behinderten und nicht behinderten Theaterensembles entstanden
sind. Darüber hinaus ist eine interdisziplinäre Plattform in Form von
Arbeitstreffen, Workshops, Gesprächs- und Diskussionsrunden geplant.
Projekte, die auf dem Festival nicht live gezeigt werden können,
sollen in Form von Filmen und Vorträgen präsentiert werden, ebenso
kleine Werkschauen von im Arbeitsprozess befindlichen
Theaterproduktionen. Eingeladen werden - neben den Protagonisten der
Theaterszene und Fachleuten aus den Theaterwissenschaften -
Intendanten und Festivalleiter, die sich an Diskussionen über
Auftrittsmöglichkeiten und den damit verbundenen künstlerischen
Ansprüchen und Voraussetzungen beteiligen.
DATEN (Mi) 10.12. bis (So) 14.12. / k1, k2
Dada Masilo ist der Shootingstar der südafrikanischen Tanzszene. Ihre
atemberaubende Neuinterpretation von »Schwanensee«, die 2014 auf
Kampnagel zu sehen war, versetzte die internationale Tanzszene in
Aufruhr. Skrupellos bricht sie mit allen Regeln des klassischen
Balletts und erfindet sie neu. Jetzt ist mit ihrer neuen Heldin CARMEN
wieder auf Kampnagel zu Gast und versetzt mit einer explosiven Fusion
aus afrikanischem Tanz, Flamenco Rhythmen und klassischem Ballett die
Hallen in Schwingung. Sie inszeniert Roland Petits Carmen als
erotische Verführerin, aber auch als vielschichtige, verletzliche Frau
in einer dramatischen Geschichte um Sex und Macht, Liebe und Verrat.
In energiegeladenen, intensiven Szenen bearbeitet sie mit ihrem
erstklassigem Ensemble dabei Themen, die ihr am Herzen liegen:
Sexismus, Homophobie und Rassismus. Ein facettenreicher, humorvoller
und alles andere als oberflächlicher Abend, der in atemberaubender
Geschwindigkeit vorüber rauscht.
DATEN (Mi) 16.12. bis (Sa) 19.12. / k6
In der kommenden Spielzeit wird der Dauerbrenner aus dem
Sommerfestival 2013 ein weiteres Mal wiederaufgenommen. Kaum eine Band
hat eine unschärfere Stellung in der Popgeschichte als
Simon&Garfunkel: Die ehemalige Schüler-Band (Tom & Jerry) trennte sich
1970 nach fünf Alben, auf denen sie musikalische Trostpflaster für das
politisch erschütterte Amerika geliefert hatte. Mit tiefer
Innerlichkeit setzte sie auf Ruhe in unruhigen Zeiten und lieferte
subversiv schwammige Protestmetaphern. Jan Plewka, Frontmann der
Popband Selig und kein Kind von Kitsch, sondern von feinnerviger
Gitarrenmusik, interpretiert nun die Realitätsflucht-Songs des
berühmten Männerduos in Zeiten der Retromanie von Popmusik: SOUND OF
SILENCE ist ein Musiktheaterabend mit Songs aus dem kollektiven
Musikgedächtnis und entsteht gemeinsam mit dem Team von Plewkas
Rio-Reiser-Abend. Dieser wurde europaweit über 150 Mal gespielt und
gehört damit zu den erfolgreichsten Produktionen des Hamburger
Schauspielhauses unter der Intendanz des Theaterplayers Tom Stromberg,
der u.a. auch das »White Album« der Beatles inszenierte und mit dem
Simon&Garfunkel Abend nun seine Zusammenarbeit mit Plewka aufregend
fortgesetzt hat.
DATEN (Do) 07.01. bis (So) 10.01.2016 / k2
Das jährlich auf Kampnagel ausgerichtete Festival für experimentelle
Musik überschreitet die Grenzen zwischen Genres und Formaten,
erschließt neue Dimensionen der audiovisuellen Wahrnehmung und ist
eine Plattform für verschiedenste Disziplinen. Mit zahlreichen
Konzerten, Lectures, DJ-Abenden sowie Video- und Soundinstallationen
schafft das Festival einen Experimentierraum für außergewöhnliche Hör-
und Seherlebnisse. Trotz ihres kompromisslosen Avantgarde-Anspruchs
schaffen es die Kuratoren bereits seit vielen Jahren, ein großes und
heterogenes Publikum anzuziehen. KLUB KATARAKT ist bewusst kein
Festival für Neue, sondern für experimentelle Musik - denn nicht nur
das Hörerlebnis, sondern auch die Präsentationsformen sind
unkonventionell.
DATEN Januar 2016, verschiedene Hallen
DRECK - EIN APPARAT bewertet Dreck und seine Bedeutung für Kunst und
Theater neu. In einem mehrstufigen künstlerischen und öffentlich
sichtbaren Prozess produziert, untersucht und verwertet der Apparat
das, was übrig bleibt, der Aufmerksamkeit entgeht, was stört oder
unsichtbar bleibt. Der Apparat ist ein Kollektiv aus menschlichen und
nicht menschlichen Akteuren und schafft ein Milieu für neue Narrative
über, und Raum für die Wahrnehmung der konstruktiven Kraft von
Materie. Das Projekt greift damit auch ein aktuelles Thema der
Performing Arts auf: Wie gehen Künstler, Dramaturgen und Kuratoren mit
den Hinterlassenschaften der Kunstproduktion um? DRECK reflektiert
Repräsentation, Zeitlichkeit und Nachhaltigkeit und erprobt nicht
zuletzt den Versuch, Kunsträume zu vitalisieren und zu öffnen. Wie
können diese weniger clean und exklusiv wirken? Acht Künstler,
darunter Manuela Infante, Simone Aughterlony und Thorsten Eibeler,
begeben sich dafür in einen kollektiven Prozess und starten den
Apparat DRECK. Über einen Zeitraum von mehreren Wochen entwickeln sie
in einer Laborsituation fünf Materieräume, die sich an der
Fünf-Elemente-Lehre (Holz, Erde, Wasser, Feuer, Luft) der chinesischen
Philosophie orientieren.
DATEN (Do) 28.01. bis (Sa) 30.01. / p1, kmh, k4
Wie auch in den letzten Jahren präsentiert Kampnagel wieder die
Abschlussarbeiten des Regienachwuchses aus Hamburg. 2016 werden es
fünf junge KünstlerInnen sein, die ihr Können unter Beweis
stellen.
DATEN Januar und Februar /k1, p1
Die Gruppe um die Regisseurin Monika Gintersdorfer und den bildenden
Künstler Knut Klaßen spürt im Rahmen dieser neuen Produktion den
biografischen Spuren zweier deutscher ehemaliger Botschafter in Afrika
nach. Das Künstlerduo versucht hier, einen möglichst direkten
Transport von Leben ins Theater und von Theater/Performance ins Leben.
Eine scharfsinnige und herausfordernde Theaterarbeit, die dem Publikum
neue Sehgewohnheiten abverlangen. Dabei ist die Gruppe berühmt für ihr
mutiges Verwischen jeglicher Genregrenzen und ihr Spekulieren in
fremden Kompetenzen: es schlüpfen keine Schauspieler in Rollen,
sondern Experten in eigener Sache bedienen sich bei den großen
Herrschaftsgesten oder entlarven schlüpfrige Mechanismen. Neben der
anarchischen Aneignung der Biografien geht es darum, ein tragfähiges
Konzept zu entwickeln, die den deutsch-afrikanischen Beziehungen neue
Impulse verleihen kann.
DATEN (Mi) 27.01. bis (Fr) 29.01. / k1
Der FOKUS TANZ geht in die zweite Runde: Kampnagel präsentiert in gebündelter Form seine aktuellen Lieblingsposition im Tanz. Das Choreografische lebt davon, sich selbst und seine und seine Definition permanent in Frage zu stellen und lustvoll zu erweitern: Schamlos werden andere Künste mit in Schwingung versetzt und so die Verhältnisse zum Tanzen gebracht. Der FOKUS TANZ kombiniert aufregende, herausfordernde und kraftvolle Arbeiten von internationalen Tanzstars und lokalen Größen. Bei der Auswahl geht es nicht um thematische Übereinstimmung, sondern um die geteilte Leidenschaft, den Tanz als »Genre-in-Progress« herauszufordern. Mit Produktionen von Anne Teresa de Keersmaeker, Trajal Harrel und Jenny Beyer.
Die flämische Choreografin Anne Teresa De Keersmaeker gilt als eine
der einflussreichsten Erneuerinnen des zeitgenössischen Tanzes.
Nachdem sie und ihre Compagnie ROSAS zuletzt mit der Produktion VORTEX
TEMPORUM (Wirbel der Zeit) im Rahmen des Festivals Greatest Hits 2014
auf Kampnagel zu Gast waren, kehrt sie in der Spielzeit 2015/16 mit
einem Ensemble aus elf jungen Tänzern nach Hamburg zurück. Der
Doppeltitel GOLDEN HOURS oder AS YOU LIKE IT verweist auf ein
Theaterstück im Tanz: in der Inszenierung verwebt De Keersmaeker Brian
Eno's Album »Another green World« mit Shakespeares Queerkomödie »Wie
es euch gefällt«, die sich um die idyllisch goldene Welt im Wald von
Arden dreht, in den sich Liebende flüchten, um ihrem korrupten Hof zu
entkommen. Was geschieht, wenn die rhythmisch-poetische Sprache
Shakespeares in Tanz - in Bewegungen, Schritte, Gesten transformiert
wird? Wie ist es, jemandem zuzuhören, der aber stumm bleibt und nur
den Körper sprechen lässt? Aus Blicken, Händen und Füßen entfaltet
sich eine zauberhafte Welt, die voller Zeichen und wunderlicher Sitten
ist.
DATEN (Do) 04.02. bis (Sa) 06.02. / k6
Der New Yorker Choreograf Trajal Harrell ist die große Hoffnung der
internationalen Tanzszene. In seinen Stücken verbindet er
scharfsinnige Analyse mit bedingungsloser Sinnlichkeit. Das Ergebnis
ist klug, hip, virtuos und zeigt keine Scheu vor großen Emotionen. Für
seine »Twenty Looks«-Reihe, in der er eine Begegnung zwischen
Vertretern des frühen modernen Tanzes und der Voguing-Szene im New
York der 60er Jahre imaginiert, wurde er von Kritikern und Publikum
weltweit gefeiert. SHAPE SHIFTER läutet ein neues Kapitel seines
Oeuvres ein: An der Schnittstelle von Mode, Tanz, Geschichte und
Bildender Kunst verhandelt Harrell die Konstruktion von Körperidealen
und den wechselseitigen Einfluss der Tanz- und Modewelt. In einer
begehbaren Performanceinstallation lässt er die legendäre Tanz- und
Jugendstilikone Loïe Fuller und Comme-des-Garcons-Designerin Rei
Kawakubo aufeinander treffen, die beide für ein alternatives
Körperbild der Frau und eine Repräsentation von Sinnlichkeit stehen.
Es entsteht eine Arbeit zwischen Modeschau und Tanzlabor, Bühne und
Laufsteg, historischem Abriss und musealem Artefakt.
DATEN (Do) 04.02. bis (So) 07.02. / k2
Im Rahmen ihrer dreijährigen Konzeptionsförderung begann sich die
Hamburger Choreografin Jenny Beyer im vergangenen Jahr mit ihrem
Publikum zu beschäftigen. Der Annahme folgend, dass Zuschauer
integrale Bestandteile und ernstzunehmende Partner sind, macht es sich
Jenny Beyer zum Ziel, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und sie zu
ermutigen, sich - im Sinne Jacques Rancières - zu emanzipieren.
Begleitend zu ihren Performances öffnet sie deshalb dem Publikum ihren
Probenprozess. GLAS ist das zweite Stück ihrer Konzeptionsförderung.
Es ist eine Weiterentwicklung ihrer letzten Arbeit LIEBE, in der die
Nähe zum Zuschauer thematisiert wurde, mit dem Motiv Distanz und
untersucht mit filmischen Mitteln die visuelle Kraft des Tanzes. Jenny
Beyer gehört zu den erfolgreichsten Tanzschaffenden der Stadt Hamburg,
ihre Arbeit wird europaweit aufmerksam verfolgt und zu renommierten
Häusern und Festivals eingeladen.
DATEN (Do) 04.02. bis (So) 07.02. / k1
Fast 150 Jahre nach dem Erscheinen des Hauptwerks von Karl Marx ist es
dem Menschen nicht nur nicht gelungen, sich vom rundum resistenten
System des Kapitalismus und seinen Abhängigmachern zu befreien. Es
scheint stattdessen, als sei die Zivilisation noch tiefer in eine
durch ihn bedingte Abwärtsspirale verstrickt. Zur Undurchdringlichkeit
des Kapitalismus trägt bei, dass sich die heute in Erscheinung
tretenden Mechanismen und ihre Akteure in wesentlich komplexeren
Vermischungen gegenübertreten. Die »Ausgebeuteten« sind nicht mehr nur
passiver Spielball der Verhältnisse oder ausgeschlossene
Produktionsmaterie. Vielmehr sollen sie in kontrollierter
»Selbstverantwortung« permanent und möglichst spektakulär um sich
herum kreiselnde Präsentationsfabrikanten ihrer eigenen Subjektivität
sein. »Just do it«, rufen die fröhlichen Verkäufer und haben
verstanden, dass wir überpünktlich liefern werden. Wie lässt sich die
Eigenkapitalisierung, der von Diedrich Diederichsen in seinem
gleichnamigen Buch beschriebene Trend zum »Eigenblutdoping«, der
Kreislauf der Selbsterschöpfung bremsen? Wie können wir, auf der Bühne
wie im Leben, unnervige Resonanzen erzeugen, die nicht nur wie ein
Bumerang mit der Aufschrift »Oh je, ich schon wieder« funktionieren?
In einem großen musik-theatralen Selbstversuch wollen die kritischen
Texter Fabian Hinrichs und Schorsch Kamerun gemeinsam mit einem
Spezialteam aus Musikanten, Tänzern und anderen Vollprofis die Loops
und ihre angeblichen Marktgesetze noch einmal und völlig ungeschützt
durchlaufen. Das, so die beiden Protagonisten, könnte helfen gegen das
Alleinsein: »Text! Musik! Schauspiel! Bühne! Bewegung! Irritation!
Fragen!«
DATEN Februar 2016
Der ehemalige K3-Resident Josep Caballero García produziert
mittlerweile sein drittes Stück in Hamburg und hat auf Kampnagel seine
neue künstlerische Heimat gefunden. Seitdem der ehemalige Pina Bausch
und Urs Dietrich-Tänzer eigene Stück entwickelt, setzt er sich mit
Genderfragen auseinander, wie zuletzt in T/HE/Y, eine sensible wie
politische Auseinandersetzung mit stereotypisierten Männerbildern.
Seine neue Arbeit führt seine Recherche zum Thema fort: YBRIDE stützt
sich diskursiv wie performativ auf die Theorie der Intersektionalität,
die Überkreuzungen und Wechselwirkungen sozialer Kategorien wie
Gender, Ethnizität, Nation oder Klasse untersucht. Diesem Gedanken
folgend, wird Josep Caballero García mit drei Künstlern aus
verschiedenen kulturellen Kontexten arbeiten, deren Biografien und
sexuelle Identitäten als Material in die choreografische Performance
miteinfließen. In Zeiten der Renaissance von Volkstänzen, die zum Teil
unreflektiert mit Referenzen zu national- und regionalkulturellen
Gedanken hantieren, setzt YBRIDE ein unkonventionelles Gegenmodell um,
das traditionelle Tänze auf ihre normierende Kraft und
gesellschaftskonstituierende Komponenten hin untersucht.
DATEN (Mi) 10.02. bis (Sa) 13.02.2016 / p1
Der Theaterregisseur und Kurator Branko Simic hat in gemeinsamer
Recherche mit seinem Dramaturgen Nikola Duric unterschiedlichste
Produktionen um das Thema Migration und Postkolonialismus zu einem
gewohnt unterhaltsamen und kritischen Festival zusammengefügt. Ein
besonderes Augenmerk liegt dabei auf die Uraufführung des Duos
Ehsandar/Baumgarten, die auf innovative Art und Weise
Flüchtlingsbiografien psychedelisieren, statt sie zu psychologisieren.
Das komplette Programm befindet sich derzeit noch in der Ausarbeitung
und wird im Dezember veröffentlicht.
DATEN Februar 2016, alle Hallen
Philip Baumgarten brachte Anfang 2013 erfolgreich seine Abschlussinszenierung »Die Nashörner« mit gehörlosen Darstellern für die Schauspielschule Ernst Busch im Theater Freiburg auf die Bühne. Afsane Ehsandar hat im Iran als Autorin, Übersetzerin und Theaterregisseurin gearbeitet. Hörspiele von ihr liefen im öffentlichen Radio, Stücke wurden unter anderem im Theater Teheran gezeigt - bis Afsane Ehsandar verhaftet und verhört wurde, sie floh und schließlich in Hamburg landete. Aus dieser Erfahrung heraus schrieb sie den Text, der Grundlage ist für das Projekt A SHELTER HOLY. Momentan steht sie als Flüchtlingsdarstellerin in Nicolas Stemanns Inszenierung »Die Schutzbefohlenen« auf vielen deutschen Theaterbühnen. Ehsandar und Baumgarten untersuchen die besonders in Hamburg kontroverse Flüchtlingspolitik. Anstatt dabei nur ein Stück »über« das Thema zu entwickeln, beleuchten sie es von der Innenseite: Ehsandar hat selbst erlebt, was es heißt auf der Flucht zu sein und in den langsam mahlenden Mühlen europäischer Asylverfahren zu stecken. Aus dieser Erfahrung heraus erkennt sie nicht nur die Abschottung Europas als gesellschaftliches Problem innerhalb der Flüchtlingsthematik. Vielmehr sieht sie den Umgang mit Flüchtlingen als Symptom eines inneren gesellschaftlichen Widerspruchs. Diesen Widerspruch symbolisiert auch das Bühnensetting: ein steril wirkender Raum, der an eine Gefängniszelle erinnert, im Stück aber zum Ort der Sehnsucht und der Freiheit wird. In diesem Raum ereignen sich die einzelnen Szenen, die Etappen nachzeichnen, welche die namenlose Protagonistin während ihrer Flucht durchlebt. A SHELTER, HOLY dreht das »Stemann-Prinzip« um: hier formuliert eine Künstlerin mit Flüchtlingsbiografie einen Theatertext, der von Nicht-Flüchtlingen performt wird.
Das Gießener Künstlerkollektiv Mobile Albania bereist seit 2009 mit verschiedensten Vehikeln Straßen, Städte und Landstriche in Deutschland und Europa. Ihre Arbeitsformen haben sich aus dem Unterwegssein entwickelt: analog, improvisiert und einladend. Seit 2012 kooperiert die Gruppe mit der ungarischen Kollektiv Pneuma Szöv im Langzeitprojekt »Die 20-Forint-Operette«. 2013 bauten die beiden Gruppen gemeinsam auf dem Lindenauer Markt in Leipzig eine Jurte aus saisonal verfügbaren Wahlplakaten, richteten sich häuslich ein und gründeten die Pap-Familie. Die Bühnenperformance DAS PAPLAMENT bündelt die bisherigen lokalen Legenden und Erzählungen der »20-Forint-Operette« in einer Serie von performativen Radiosendungen. Der entstehende Abend ist eine Performance zwischen Theater, offenem Forum und Live-Radioshow; bitterböse und melancholisch stellt er die Frage danach, was im deutsch-ungarischen Wirtschaftsraum passiert und wo man sich gemeinsam oder getrennt fortbewegt in diesem schwankenden Europa. Wer überlebt seinen eigenen Nationalismus am besten? Mit DAS PAPLAMENT lenken Mobile Albania den Diskurs über unser Verhältnis zu dem »Fremden« in eine neue Richtung, stellen das Selbstverständnis Europas in Frage und machen innereuropäische Grenzen und Gräben sichtbar. Mobile Albania waren bereits im Rahmen des MASTERS OF THE UNIVERSE-Kongresses im November 2014 auf Kampnagel zu Gast. Ihre neue Produktion DAS PAPLAMENT ist als Gastspiel im Rahmen des KRASS-Festivals geplant.
Nach den Publikumserfolgen UPRISING / IN YOUR ROOMS (2008), POLITICAL
MOTHER (2010) und UPRISING / THE ART OF NOT LOOKING BACK (2012) ist
der anglo-israelische Choreograf und ehemalige Batsheva-Tänzer Hofesh
Shechter erneut auf Kampnagel zu Gast. In SUN begeben sich Shechter
und sein Ensemble aus 16 weltklassigen Tänzerinnen und Tänzern auf die
symbolische Suche nach dem Glück - dem Licht am Ende des Tunnels - in
einer fortschrittlichen und zugleich katastrophengeschüttelten,
ungerechten, kriegerischen und zornigen Welt. Gemeinsam mit der
Bühnenbildnerin Merle Hensel und dem Lichtdesigner Lee Curran kreiert
der Choreograf ein düsteres Setting voller Rauch und Nebel, in das
jedoch immer wieder ein strahlendes, weißes Licht hineinbricht. Die
titelgebende Sonne erscheint als Leuchtkegel von oben, als rote
Scheibe oder im übertragenen Sinn als Leben- und Glück spendendes
Ambiente. Die Musik, die der gelernte Schlagzeuger Shechter eigens für
diese Inszenierungen komponiert hat, stellt einen virtuosen Stil- und
Genre-Crossover dar: Elemente aus Folkdance, Popmusik, Heavy Metal und
Militärmärschen verschmelzen zu teils akustischen, teils
elektronischen Klanglandschaften, in denen atmosphärische
Soundteppiche und rhythmisch-treibende Beats einander die Hand
reichen.
DATEN (Do) 10.03. bis (Sa) 12.03. / k6
Die transnationale Performancegruppe Hajusom arbeitet in ihrem neuen
Projekt mit jungen Künstlern aus Ouagadougou/Burkina Faso zusammen und
untersucht die wechselseitigen Projektionen auf Europa und Afrika. Aus
dem Erfahrungshintergrund eigener Fluchtgeschichten und
marginalisierender Zuschreibungen im »Paradies Europa« der
Ensemblemitglieder von Hajusom ergeben sich die Fragestellungen einer
Recherche, auf die sie sich gemeinsam mit den jungen Kollegen aus
Ouagadougou begeben möchten: Wie sieht euer Bild von Europa aus? Was
ist die Qualität eures Lebens? Glaubt ihr, dass sich das
lebensgefährliche Risiko einer Flucht lohnt? Was sind eure
Perspektiven? Eure Sehnsüchte? Welche Aufgabe hat die Kunst in eurem
Land, was kann sie bewegen? Nach der ersten Entwicklungsphase der
Produktion in Burkina (Dezember 2015 bis Januar 2016) wird die
Performance im März 2016 auf Kampnagel weiter entwickelt und an 3
Aufführungstagen präsentiert. Die Cross-Over Musikproduktion des
deutschen Elektromusikers Viktor Marek mit dem jungen burkinischen
Sänger, Gitarristen und Perkussionisten Patrick Kabré kreiert dazu
einen Sound, der auch unabhängig von der Performance Bestand
hat.
DATEN (Mi) 30.03. bis (Sa) 02.04. / k2
Der belgische Star-Choreograf Alain Platel wird zu Recht gelegentlich
mit Pina Bausch verglichen. Ganz ähnlich wie die 2009 verstorbene
Grande Dame des Tanztheaters montiert Platel seine Vision des
zeitgenössischen Tanzes in unsere bisweilen nicht ganz heilen
Alltagswelten. EN AVANT, MARCHE! beschäftigt sich mit dem sozialen
Biotop der Blaskapellen. Dabei lassen sich Platel und Regisseur Frank
Van Laecke von Filmen wie »Brassed Off« (Mit Pauken und Trompeten)
oder auch Fellinis »Orchesterprobe« inspirieren. Meisterwerken des
Kinos also, die die ganz großen Sentiments und Sehnsüchte in der
scheinbar kleinen Welt der Musikgemeinschaften abbilden. Neben dem
ehemaligen Intendanten des National Theater Gents und einigen der
bekanntesten Schauspieler Belgiens arbeitet Platel und sein Team am
jeweiligen Gastspielort gemeinsam mit lokalen Blasorchestern.
DATEN (Fr) 01.04. bis (So) 03.04. / k6
BIG BANG, das neue Musikperformance-Festival für Kinder, fand 2015
erstmalig mit großem Erfolg auf Kampnagel statt und geht in der
kommenden Spielzeit in die zweite Runde. BIG BANG versammelt an drei
Tagen außergewöhnliches Musikprogramm mit zahlreichen Performances,
Konzerten, Workshops und Installationen aus Hamburg und ganz Europa
für große und kleine Kinder und ihre Familien.
DATEN (Sa) 09.04. bis (Mo) 11.04. / gesamtes Kampnagelgelände
Dass der ehemalige Student für Ingenieurswesen und aufstrebender
Theater-Revoluzzer Laurent Chétouane eines Tages mit seinen
philosophischen Untersuchungen an der Kontingenz des Tanzes Furore
machen würde, hätten wohl weder seine Eltern noch diejenigen gedacht,
die ihn in eine Schublade ablegen wollten. Mittlerweile ist der
Choreograf nicht nur für seine sehr eigene Bewegungssprache bekannt,
die sich stets von ontologischen Fragestellungen zum Tanz ableiten,
sondern hat auch Jean Luc Nancy unter den Favoriten in seinem Handy
abgespeichert. Fragen nach dem Offenen haben beide gemeinsam, bezogen
auf den Tanz bedeutet das, die gesamte Konstellation von Bewegung,
Recherche und Arbeitsprozess zwischen künstlerischen Leiter und seinen
Tänzern neu zu denken. Für sein neues Projekt hat sich Laurent
Chétouane deswegen mit einigen der besten Tänzer der europäischen
Szene zusammengetan: der ehemaligen Rosas Tänzer Mikael Marklund und
die ehemaligen Forsythe-Tänzer-Choreografen Roberta Mosca und Ioannis
Mandafounis. Für letztere ist es die erste Zusammenarbeit mit dem
Franzosen aus der Rochelle. Alle gemeinsam kreieren sie einen Abend
aus drei Soli, die sich außerhalb der Dialektik von Improvisation und
fester Choreografie bewegen. Es entsteht ein Raum für Begegnung mit
dem Unbekannten, für ein ungewisses Zusammensein und für unbegrenzte
Kreativität.
DATEN (Do) 14.04. bis (Sa) 16.04. / k1
Nach vier erfolgreichen Ausgaben und einem Publikumsrekord im Jahr
2015 werden Kampnagel und die Hamburg Kreativgesellschaft ihr
gemeinsames Format WORK IN PROGRESS, Hamburgs Kongress zur Zukunft der
Arbeit auch 2016 fortführen. Experten, Theorie, Arbeitspraxis,
insbesondere aus Branchen der Kreativwirtschaft und der Kunst,
diskutieren, debattieren und präsentieren ihre Perspektiven auf die
Entwicklung Arbeit in der Gesellschaft des Digitalen. Dabei wird es
wie immer auch darum gehen, Möglichkeiten aufzuzeigen, wie wir die
Zukunft der Arbeit selbst mitgestalten können.
DATEN (Fr) 15.04. bis (So) 17.04 / mehrere Hallen
Kommando Himmelfahrt sind die Hamburger Spezialisten für
Utopieforschung in musikalischen Großprojekten. In ihrem neuen Projekt
L'HOMME MACHINE treiben sie ihre eigene Tradition auf die Spitze - und
verkehren sie gleichzeitig ins Gegenteil: Statt der üblichen ca. 500
Darsteller wird diesmal ein reines Maschinentheater die Zuschauer
empfangen. Frei nach den Lehren des französischen Aufklärers Julien
Offray de la Mettrie widmen sich Kommando Himmelfahrt in L'HOMME
MACHINE dem Zustand und dem Potential des menschlichen Körpers und
machen ihn für das Publikum in Form einer Tour durch eine gigantische
Geisterbahn am eigenen Leib erfahrbar. Konzerte, Umfragen,
Performances und Videoshowings mit nach wie vor vielen hundert
Beteiligten werden dafür vorproduziert und dem Publikum als
Aufzeichnungen rein mechanisch präsentiert.
DATEN (Mi) 20.04. bis (So) 01.05. / Vorhalle
Die historische Theaterfigur des Hanswurst wurde um 1730 Opfer der
bildungsbürgerlichen »Theaterpolizei« und seine derben Späße wurden
von den Bühnen verbannt, obwohl selbst Theaterexperten wie Gotthold
Ephraim Lessing in der Hamburgischen Dramaturgie diese Figur
verteidigten. Der nicht mehr ganz junge Nachwuchsperformer Mirko
Thiele hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese Figur wieder auf
deutsche Bühnen zu bringen. Zumindest auf der Kampnagel-Bühne wird
Hans Wurst wieder auferstehen und die drei größten Themendauerbrenner
der Menschheit verwursten: Liebe, Tod und Komik. Mirko Thiele hat den
Studiengang Performance Studies in diesem Jahr beendet und in
konsequenter Fortführung seiner Forschung möchte er in drei
exemplarischen Abenden den Hanswurst in unseren Theaterdiskurs
überführen. Die Renaissance dieser Figur ist eine Kampfansage an das
bildungsbürgerliche Stadttheater.
DATEN April 2016
Eine Bar. Zwei Männer. Ein Klavier. So fängt alles an. Es wird
geraucht und getrunken. Gelacht und gestritten. Umarmt und geküsst.
Getanzt und gesungen. Es endet im Rausch. Beziehungsweise in Räuschen.
Selig-Frontmann Jan Plewka gibt pro Abend drei verschiedene Konzerte,
die jeweils ein Rauschmittel zum Thema haben. Plewka singt Songs über
Höhenflüge und Abstürze von Heinz Erhardt bis zu den Dead Kennedys und
wird begleitet von seinem Selig Bandkollegen und
Multi-Instrumentalisten Leo Schmidthals. Inszeniert werden die drei
Konzerte von Tom Stromberg, der nach Stationen u.a. im TAT Frankfurt
und als Intendant am Hamburger Schauspielhaus bereits beim vergangenen
Sommerfestival mit Jan Plewka den Konzertabend SOUND OF SILENCE
inszenierte, der seitdem ausverkauft auf Kampnagel gezeigt wird. Nach
der ersten Version des Abends, die auf, neben und hinter der Bar des
Festpielhauses Flora im Avant-Garten des Kampnagel-Sommerfestivals
2014 Premiere hatte, folgt beim Sommerfestival 2015 die zweite Version
in einem italienischen Restaurant. Die dritte Version wird explizit
als Tourversion inszeniert, es gibt bereits Anfragen von verschiedenen
Spielstätten im deutschsprachigen Raum.
DATEN (Do) 28.04. bis (So) 02.05. / kmh
THE HORROR OF THE ORDINARY ist die zweite Staffel der Theaterserie
NASZISUPERMENSCHEN SIND EUCH ALLEN ÜBERLEGEN der beliebtesten
Performance-Boygroup und Kampnagel-Stammgäste Showcase Beat Le Mot.
Mit der ersten Staffel führte die Gruppe erfolgreich das Prinzip der
Serie im Theater ein und entwickelte eine anarchische Abrechnung mit
Faschismus und Deutschtümelei: Vier Nazi-Chargen wurden als Strafe für
ein Disziplinarvergehen dazu verurteilt, in die Vergangenheit zu
reisen und die Herrschaftsstrategien, Rituale, Kriegstaktiken und
Organisationsstrukturen untergegangener Großreiche auszukundschaften.
So begegneten die Chrononauten Weltherrschern verschiedener Epochen
und versuchen, durch retro-aktive Historienreparatur die
Weltgeschichte auf die Ankunft ihres Führers Alfred Hitler
vorzubereiten. In der zweiten Staffel THE HORROR OF THE ORDINARY
justieren die Protagonisten der Story ihre Zeitmaschine neu und können
nun auch in die Zukunft reisen, eine Zukunft, die unsere Gegenwart
ist. »Früher«, so sagen sie, »war die Zukunft etwas offenes,
gestaltbares. Ein Wunschort. Inzwischen ist es andersherum. Die
Zukunft ist nun ein Ort der Bedrohung, dort warten Klimakatastrophen,
Übervölkerung und kleine gemeine Kriege.« Genau dort wollen die
Nazisupermenschen nun ihren Urlaub verbringen, um Gefahren ins Auge zu
blicken, Beutekunst zurückzustehlen, den Look der 1960er zu erfinden
und die Vorherrschaft der four-to-the floor Bassdrum in der Musik zu
feiern.
DATEN (Mi) 27.04. bis (Sa) 30.04. / k2
Im Anschluss an das zweijährige Projekt MASTERS OF THE UNIVERSE, das sich dem hierarchiefreien generationenübergreifenden Theaterproduktion und -rezeption widmete, um neue Wege kultureller Bildung zu erschließen, präsentieren wir in der Spielzeit 2015/16 einen Schwerpunkt mit sechs internationalen Leuchtturmprojekten, in denen Kinder und Jugendliche mit etablierten Künstlern auf professionellem Niveau zusammenarbeiten, RAUW von kabinet k aus Gent, POUR ETHAN von Mickaël Phelippeau, NEXT DAY von Philippe Quesne, EXODUS von SKART und EYES WIDE OPEN von Barbara Schmidt-Rohr/Tanzinitiative Hamburg.
Die zeitgenössische Tanzcompagnie kabinet k (BE, Gent) um Joke Laureyns und Kwint Manshoven legt den Fokus in ihren Arbeiten auf die Zusammenführung des Bewegungsvokabulars von untrainierten Laien und ausgebildeten Tänzern sowie die Verschmelzung von Bildender Kunst und Tanz. RAUW ist ein Tanzstück ohne Sprache mit einem Ensemble aus sieben Kindern, einem Tänzer mittleren Alters und einer älteren Tänzerin. Gemeinsam findet sich die Gruppe in einer rauen Landschaft wieder, die sie nach und nach beleben: im gemeinsamen Spiel werden die Differenzen zwischen den Blickwinkeln, den Körpern, den Bewegungen der jüngeren und älteren Spielern offenbar. RAUW ist ein Stück mit Kindern und Erwachsene, für Kinder und Erwachsene aller Altersgruppen, das Spieler und Zuschauer gleichermaßen zum Perspektivwechsel aufruft.
POUR ETHAN wurde von dem jungen französischen Choreografen Mickaël Phelippeau für einen Jugendlichen entwickelt. Phelippeau traf den 14-jährigen Ethan erstmals vor fünf Jahren und war beeindruckt von seinem Tanz und seinem Gesang. Durch den Tanz des Jungen entsteht auf der Bühne eine traumgleiche Miniaturwelt, für die der Körper überdimensioniert scheint - oder ist es umgekehrt? Die scheinbare Unverhältnismäßigkeit von Körper und Bühne steht im Kontrast zur Realität. POUR ETHAN ist das Ergebnis eines intensiven Dialogs zwischen dem Choreografen Phelippeau und dem jungen Tänzer Ethan das als solches einen neuen, unverstellten Blick auf die Verortung der Jugendlichen in unserer Welt ermöglicht. Kampnagel zeigt die allererste Vorstellung von POUR ETHAN.
Philippe Quesne ist international bekannt als Bildender Künstler, Regisseur, Bühnenbildner und Gründer des Pariser Vivarium Studio, ein Labor für theatralische Innovation, in dem Maler, Schauspieler, Tänzer, Musiker und der Hund Hermès zusammenarbeiten. Seine Produktionen waren bisher er u. a. in Belgien, den USA, Brasilien, Korea, Portugal, den Niederlanden, Argentinien, Deutschland und der Schweiz zu sehen; auf Kampnagel zeigte er zuletzt L`EFFET DE SERGE (2011) und SWAMP CLUB (2013). Quesne konzipiert und inszeniert Performances, deren Dramaturgie auf einer starken Verbindung zwischen Raum, Bühnenbild und Körpern basiert. Die Bühnenbilder werden oft zu Arbeitsstudios oder »Vivarien«, die den menschlichen Mikrokosmos darstellen. NEXT DAY, eine Kollaboration mit dem Kunstzentrum CAMPO, ist Philippe Quesnes erste Arbeit mit Kindern: 13 junge Darsteller bilden auf der Bühne eine skurrile Gemeinschaft, alle sind auf irgendeine Weise Tänzer, Künstler, Musiker. Wie kommen sie hierher? Wurden sie verlassen? Sind sie verloren? Mit seinem unnachahmlichen Blick für Alltagsmomente erschafft Quesne mit den Kindern und ihren Instrumenten einen Kosmos, in dem die Grenzen zwischen Traum und Realität, Sprache und Musik, Einsamkeit und Gruppendasein ausgelotet werden.
Im Rahmen der Doppelpass-Partnerschaft arbeitete das Künstlerduo SKART zwei Jahre lang auf Kampnagel an einem »Theater der neuen Generation«, das überregional in den Fachkreisen für Aufmerksamkeit sorgte. Gemeinsam mit Hamburger Schülern zwischen 8 und 16 Jahren entwickelten sie zwei Performances (LUCKY STRIKE, 2014, und SCHLARAFFENLAND, 2015) und einen Kongress für Zuschauer und Teilnehmer von jung bis alt. Als erstes Performanceprojekt nach der Residenz und gleichzeitig als Abschluss ihrer thematischen Arbeit an dem Themenkomplex Überfluss und Verschwendung folgt nun das dritte Performanceprojekt mit ihrer All-Ages-Supergroup: EXODUS knüpft an die Endzeitstimmung von SCHLARAFFENLAND an und entwirft eine galaktische Utopie auf den Trümmern der Vergangenheit.
Nach HAMLETANSTALT, PARZIVALPARK und zuletzt FAUSTFESTUNG wird das Duo der Dramatikerin Nina Ender und den Regisseur und Schauspieler Stefan Kolosko in der Spielzeit 2015/2016 erneut eine begehbare, installative »Bühnenstadt« auf der Kampnagelbühne errichten: die NIBELUNGSIEDLUNG. Sie wird den Spielort bilden für die Uraufführung von Nina Enders neuem Drama »Menschendämmerung«. Ausgangspunkt des Stücks ist der Nibelungenmythos, dessen Figuren - insbesondere Sigfried und Hagen - Ender als Allegorien für den Perfektionismus und Absicherungswahn unserer »hochgradig nibelungösen« Gesellschaft betrachtet. So seien die Menschen heute zunehmend geprägt vom Wunsch, sinnbildlich in Drachenblut zu baden, leistungsfähig und unverwundbar zu wirken, keine Schwäche zu zeigen und alles planen zu können. Dem suchen Ender und Kolosko mit ihrer NIBELUNGSIEDLUNG etwas entgegenzusetzen: die Bühne soll zur Heilanstalt werden, in der das Drachenblut abgewaschen, das Schwächezeigen zur Stärke und das Unplanbare zur Chance wird.
Die Hamburger Künstlerin und Choreografin Barbara Schmidt-Rohr realisiert regelmäßig auf Kampnagel Projekte, die sie mit wechselnden Künstlerkonstellationen erarbeitet. Mit BEE TREASURE entwickelte sie im Rahmen des Internationalen Sommerfestivals sehr erfolgreich ein Format mit Kindern für ein erwachsenes Publikum, das sie auch im Rahmen des Kongresses MASTERS OF THE UNIVERSE präsentierte. Mit EYES WIDE OPEN setzt sie nun die Zusammenarbeit mit den jungen Performern fort und entwickelt eine raumgreifende Inszenierung mit generationenübergreifender Perspektive, die sich den Ökonomien der Aufmerksamkeit im digitalen 21. Jahrhundert widmet.
Das Live Art Festival zieht sich zurück in den Avantgarden und
präsentiert dort in der einmaligen natürlichen Künstlichkeit
performative Schätze aus aller Welt - sobald es dunkel wird auf dem
Gelände und die Gesetze der Nacht ihre Wirkung entfachen sagen sich
nicht nur Fuchs und Hase »Guten Tag«, sondern es geben sich auch
internationale Freaks die Ehre und lokale Nachtschwärmer die Klinke in
die Hand: es ist LIVE ART Time und das ist bekanntermaßen die
experimentellste und progressivste Jahreszeit im
Kampnagel-Spielplankalender! Nur das frühe Sommerfestival fängt den
Performance-Wurm - für alle Liebhaber der schöneren
Live-Künste!!!
DATEN Juni 2016, Kampnagel Avantgarden und Gelände
Der avantgardistische Schriftsteller Oswald de Andrade, ein
Hauptvertreter des brasilianischen Modernismo und Begründer der
antropofagia, hatte 1928 aus dieser rituellen Menschenfresserei die
Metapher eines transkulturellen Aktes gemacht, bei dem die peripheren
Kulturen die hegemonialen Kulturen »aufessen« und ihre avanciertesten
Elemente zum Aufbau einer eigenständigen, antipatriarchalischen
Regional- und Nationalkultur nutzen. Diese emanzipatorische
Programmatik wurde u.a. in den 70er Jahren von den Tropikalisten in
Musik, Literatur, Theater und Film und im Kampf gegen die
Militärdiktatur aufgegriffen und steht heute für einen zwischen Hoch-
und Populärkultur changierenden, grenzübergreifenden Ansatz, mit
kultureller Differenz umzugehen, dessen Wurzeln auf eine
matriarchalische und indigene Weltanschauung zurückgehen. In
unterschiedlichsten Produktionen von Tanz, Performance, Lectures und
Musik wird die Bedeutung der Anthropophagie als Lebensphilosophie, als
antiessentialistische Kulturrevolution und als politische Strategie
der Hybridisierung erforscht. Erkunden Sie mit Kampnagel die andere
Seite Brasiliens, fernab von Fußball, Samba und Karneval - aber nicht
weniger heiß und spannend! Im Rahmen des Festivals LIVE ART.
DATEN Juni 2016, alle Hallen
Seit ihrem Studium der Performance Studies lebt und arbeitet Regina
Rossi in Hamburg und hat auf Kampnagel ihre künstlerische Heimat
gefunden. In ihrer »Trilogie der Erschöpfung« beschäftigte sie sich
mit Volkstänzen ihres Herkunftslandes Brasilien und verarbeitete diese
aus einer neuen, postkolonialen Perspektive zu klugen und humorvollen
choreografischen Settings. Der letzte Teil dieser Reihe, TCHI-KUDUM:
ZOON POLITIKON wurde im Rahmen des Programms der Tanzstadt Hamburg als
Vorlauf zur Tanzplattform Deutschland 2014 präsentiert und wurde vom
Fachpublikum und den Hamburger Zuschauern gefeiert. Für CAPITALMYSTIC
setzt sich Regina Rossi mit dem Thema Mystik auseinander. Wie sehen
zeitgenössische Formen der Mystik aus? Welche Formen werden in Europa
heute noch praktiziert? Und sind im Tanz Spuren der mystischen
Körperpraktik zu finden? Ist der Kapitalismus die moderne Form der
Religion? Ihre Performer verwandeln sich auf der Bühne in Mystiker.
Ihre sich wiederholenden, fast rituellen Bewegungen, laden zu
Kontemplation und gemeinschaftlichen Aktionen ein.
DATEN Juni 2016
»Klassische Musik ist meine Apotheke«, sagt der ivorische Musiker und
Performer SKelly. In dieser Performance treffen mehrere Welten
aufeinander: Punks auf Symphoniker, Oper auf Performance, Vorurteil
auf Realität - und gemeinsam wollen die Künstler das Potential des
Systems 'Oper' anzapfen, indem das durchkomponierte Werk in eine
multiple Autorenschaft überführt wird. Beide Seiten werden dabei mit
ungewohnten Situationen konfrontiert: Spontaneität und Improvisation
sind in der Oper selten und können Stress auslösen; andersherum
verunsichern die genau festgelegten Abläufe des Musiktheaters die
ivorischen Showbizstars. Im Zentrum des Projektes stehen der ivorische
Sänger SKelly, der zum performativen Übersetzer einer neuen Hörweise
wird, sowie der punk-sozialisierte Musiker Ted Gaier von den Goldenen
Zitronen, der Generalmusikdirektor Markus Poschner, der leitende
Regisseur des Musiktheaters Bremen Benedikt von Peter, das
Sängerensemble des Theater Bremen, die Bremer Philharmoniker, der
Schauspieler Hauke Heumann und der ivorische Showstar Gadoukou la
Star.
DATEN Juni 2016
In Ibsens Drama Gespenster bittet Osvald seine Mutter, ihm Sterbehilfe
zu leisten. Sie zweifelt. Einige Schweizer Organisationen bieten genau
das seit dreißig Jahren und bis heute innerhalb einer moralischen
Grauzone an. Das Künstlerduo Markus&Markus hat sich seit Beginn der
gemeinsamen Arbeit einer sehr eigenen Art des investigativen
Dokumentar-Theaters verschrieben, auf Kampnagel erarbeiteten die
Künstler 2013 im Rahmen des Nachwuchsfestivals »Freischwimmer« eine
kritische Auseinandersetzung mit der Kirche. In ihrer Ibsen-Trilogie
begannen sie sehr überzeugend, dramatische Stoffe mit ihren
dokumentarischen Recherchen kurzzuschließen. Entsprechend wollten sie
Ibsens Osvald mit einer Person besetzen, die mit einer
Sterbehilfeorganisation den eigenen Tod plant. Einen Monat lang haben
sie jeden Tag mit dieser Person verbracht, bis zu ihrer Beerdigung.
IBSEN: GESPENSTER ist eine Hommage, ein feierliches Requiem, ein
Museum für den verstorbenen Osvald. Auf der Bühne prallt ein
gesellschaftlicher Diskurs auf ein Drama, dessen Protagonist bereits
tot ist. IBSEN: GESPENSTER tourte bereits erfolgreich durch den
deutschsprachigen Raum und wurde zum Theaterfestival Impulse
eingeladen.
DATEN Juni 2016
2005 wurde ein für den deutschen Sprachraum bislang einzigartiger
Master-Studiengang an der Universität Hamburg gegründet, der Mitte
Januar auf Kampangel mit einem dreitägigen Fest sein 10-jähriges
Jubiläum feiert. Die Performance Studies verbinden kultur- und
sozialwissenschaftliche Reflexion, künstlerische Praxis und
ästhetische Bildung im Bereich Performance, Theater, Tanz und
Bewegung. Die Absolventen des Studiengangs präsentieren jährlich ihre
Abschlussinszenierungen auf Kampnagel.
DATEN Juni 2016 /p1
Kampnagel präsentiert Musik gleichberechtigt neben den anderen
zeitgenössisch-performativen Kunstformen Tanz, Theater, Kunst und
Theorie. Durch die unterschiedlichen Disziplinen entsteht für
musikalische Formate ein einzigartiger künstlerischer Kontext, durch
den die Vermischung und Verschränkung der Sparten zu neuen Formen
befördert wird.
In der Reihe [K]TUNES präsentiert Kampnagel pro Saison ca. 70 Aufführungen mit hohem musikalischen Anteil. Dazu zählen neben Konzerten Musiktheaterprojekte, Genre übergreifende Veranstaltungen und Diskussionen. Bei der Auswahl der Konzerte liegt der Fokus auf Künstlern, deren Arbeit sich durch die Nähe zu anderen künstlerischen Medien auszeichnet und/oder deren Arbeit in ein performatives Umfeld passt. Für die kommende Spielzeit sind (neben den extra aufgeführten Festivals und Reihen wie ÜBERJAZZ, Greatest Hits, klub katarakt und den Kooperationen mit der Elbphilharmonie und dem NDR) Konzerte geplant u.a. von Beach House und Henry Rollins.
Die Reihe mit dem NDR Sinfonieorchester präsentiert sinfonische Musik außerhalb des klassischen Konzertsaals. Dirigenten und Musiker treten in direkten Kontakt mit dem Publikum, Zwischenapplaus ist erlaubt und der Kontakt mit anderen Stilen und Genres ist Programm. In der Spielzeit 2015/16 wird diese Kooperation mit drei Konzertabenden mit folgenden Titeln fortgesetzt: PANZERKREUZER POTEMKIN (04.+05.12.), PERCUSSION PUR (30.01.) und PORTRAITKONZERT ANDERS HILLBORG (04.03.).
Längst zur festen Größe im Kampnagelspielplan gesprossen:
KICK-ASS-QUEEREEOKÉ. Danny Banany, Missy Lopes und Dancing Sven laden
herzlich ein zur kollektiven Sangeslust im Glitzerfummel und fordern
auf: Entdecke die Diva in dir! Denn KICK-ASS-QUEEREEOKÉ ist nicht bloß
Karaoke, sondern die Quelle der ewigen Jugend, der Inspiration und
Freude und die Entdeckung des queeren Ichs in uns allen.
DATEN vier Veranstaltungen in der Spielzeit / kmh
KICK-ASS-QUEEREEOKÉ ist schon längst Dauerbrenner im
Kampnagel-Programm. Diese Spielzeit geht das Team eine Stufe weiter:
In KICK ASS OPEROKEEEE bemächtigen sich die Künstler der Oper und
Operette und blasen mithilfe ihrer »queer art of failure« (J.
Halberstam) zum Angriff auf die durchprofessionalisierten und
durchperfektionierten Operninstitutionen der Hochkultur. Die queeren
Potentiale sind in Oper und Operette fest verankert: Hohe
Männerstimmen wie das Falsett oder der Countertenor stehen entgegen
der normierten Männerstimme in unserer Gesellschaft, die so tief wie
möglich sein sollte. Bühnenrollen, die Männer darstellen, sind für
Frauenstimmen komponiert, wie der Cherubino in Figaros Hochzeit. Die
Operette selbst war lang ein Genre, in dem Sexualität offen verhandelt
wurde. KICK ASS OPEROKEEEE legt diese Momente frei. Der Karaoke
immanent ist die Selbstinszenierung mithilfe der eigenen Stimme -
dieses Prinzip weitet OPEROKEEEE aus und überträgt die queere
Strategie der Selbstermächtigung auf alle Bereiche der Oper, mit all
seinem Pomp und Glanz und verknüpft sie mit Techniken wie Voguing oder
DIY-Fashion. Drei Opern hat das Kollektiv für die Umsetzung
ausgewählt: Wolfgang A. Mozarts »Zauberflöte«, Richard Wagners
»Siegfried« sowie Jaques Offenbachs »Insel Tulipatan«.
DATEN drei Veranstaltungen in der Spielzeit / kmh
Manuel Muerte hat eine neue Form der Talk-Show entwickelt: eine Séance, in der die Geister der Verstorbenen angerufen werden. Innovativ verknüpft der Magier Forderungen der postkolonialen Theorie mit popkulturellen Phänomenen und spiritistischer Talkshow. Aufgrund seiner jahrelangen Erfahrungen an den Grenzen der Aufklärung ist Manuel Muerte ein Garant für experimentelle Formate. Unsere postmoderne Gesellschaft hat für den Umgang mit dem Tod und dem Gedenken an Verstorbene keine nennenswerte Kulturtechnik hervorgebracht. THE TALKING DEAD ist eine verspielte und dennoch ernsthafte Initiative die Sprachlosigkeit zu überwinden und möglicherweise neue Zugänge zu erproben.
Als Magier hat Manuel Muerte international auf sich aufmerksam
gemacht, seine Shows sind eine gelungene Mischung aus Magie und
Slapstick, die stets die Illusion verrät und dennoch undurchschaubar
bleibt. Dieses beabsichtigte Oszillieren zwischen Glaubwürdigkeit der
Situation und offensichtlichem Humbug bringt unsere scheinbare
Sicherheit ins Wanken.
DATEN vier Veranstaltungen in der Spielzeit / kmh
LE SALON AFRICAIN ist eine neue Club-Reihe zwischen Talk-Show,
Performance, Installation und Party. Der afrikanische Salon ist sowohl
philosophischer Salon, als auch Schönheitssalon, welcher in Afrika und
der Diaspora eine große Bedeutung hat. Hier wird Inhalt mit Eleganz
verbunden, Raum geschaffen und Anwesenheit proklamiert. Mögliche
Programmpunkte sind: »De-slave your mind« - ein Personal-Training mit
deinem TERRApeuten, die verblüffenden Parallelen zwischen
Altersversorgung und afrikanischem Hexenwesen oder »Handsignierte
Ananas« - ein Blick auf die Schrift aus der Sicht oraler Kulturen. Die
Gastgeber vom Théâtre FOLLOWN stehen mit ihren Performances im
öffentlichen Raum für ein hypersichtbares Theater, für Geschichten und
Geschichte zwischen Abidjan und Hamburg und kultivieren den
afrikanischen Blick auf die europäische Kultur.
DATEN mehrere Termine in der Spielzeit
Im Juli ist das Kampnagel-Gelände verlassen, der betriebliche Apparat
macht kurz Pause, Gelegenheit zur friedlichen Inbesitznahme! Friendly
Takeover! Kampnagel-Künstler bieten Workshops an zu wichtigen Dingen,
die ihnen am Herzen liegen und für die im Theater sonst viel zu wenig
Zeit ist. Seit Ende der Spielzeit 2013/14 findet das Summer Camp mit
großem Erfolg in der Spielzeitpause statt und lädt Schüler von Klasse
5-13 ein, einen Kulturort mal von einer anderen Seite kennenzulernen.
Geplant ist zum Ende der Spielzeit 2015/16 die dritte Ausgabe.
DATEN in den ersten beiden vollen Wochen der Hamburger
Sommerferien
Sebastian Matthias gehört zu den wichtigsten Stimmen der deutschen und
Hamburger Tanzlandschaft. Sein künstlerisches Schaffen ist eng mit
seiner wissenschaftlichen Forschung verknüpft, in der er sich mit der
Übertragung von somatischen Körperqualitäten (Spannung, Rhythmen,
Grooves) beschäftig. Radikal befragt er immer wieder Choreografie als
System für Kommunikations- und Reaktionsvorgänge in Live-Performance.
Im Rahmen seiner dreijährigen Konzeptionsförderung unter dem Titel
PEOPLE LOOKING AT PEOPLE LOOKING AT PEOPLE (AT) stehen
Kommunikationsstrategien, Ordnungsstrukturen und deren
Wechselwirkungen zwischen allen ko-präsenten Beteiligten an
Tanzperformances im Fokus - insbesondere im öffentlichen Raum.
Grundlage für seine Recherche ist auch im zweiten Jahr eine offene
Forschungsgruppe, zu der er Künstler und Publikum gleichermaßen
einlädt, Erfahrungen und Fragen an den Tanz zu teilen. Damit eröffnet
sich die einzigartige Möglichkeit, dass einige Zuschauer am Ende des
Prozesses ähnlich viel Wissen und Einblick haben, wie die Künstler, um
gängige Wissenshierarchien aufzulösen. Wieder wird er seinen Workshop-
und Rechercheprozess mit einer Uraufführung (Oktober 2016)
abschließen, die in Folge auf Tournee gehen wird.
DATEN 30.1. / 10.4. / 4.6. / Probenraum
Die Hamburger Choreografin Jenny Beyer verbindet reflektierte
künstlerische Forschung mit einem überaus sinnlichen Ansatz zum Medium
Choreografie. Zugleich ist sie eine scharfe Denkerin,
Netzwerktüftlerin und offene Moderatorin, die es versteht, Menschen
für den Tanz zu interessieren ohne seine Komplexität zu negieren.
Innerhalb ihrer dreijährigen Konzeptionsförderung beschäftigt sie sich
mit Vermittlung von Tanz. Mit GLAS geht Jenny Beyer auch im zweiten
Jahr ihrer Konzeptionsförderung dem Wunsch nach, ihren künstlerischen
Prozess zu öffnen und mit Zuschauern zu teilen. Regelmäßig wird sie
auch im Vorfeld ihrer neuen Choreografie (UA Februar 2016) ihr
Publikum einladen, an verschiedenen Etappen des Arbeitsprozesses
teilzunehmen, zu diskutieren und körperlich zu begegnen. Ihr OFFENES
STUDIO trägt damit zum Angstabbau und Entmystifizierung der
Probenphase bei und verknüpft interessante künstlerische
Kollaborationen mit einer eigenen konzeptionellen Form der
Vermittlung.
DATEN drei Termine über die Spielzeit, tbc / Probenraum
Die [K]OMMUNICATORS sind der Kampnagel-Club für Schüler, der in der Spielzeit 2014/15 erfolgreich gestartet ist. Nach der Devise »Better than Schülerpraktikum! Insider-Infos! VIP-Status! Close Up: Künstler hautnah! All you can see: Die Theaterflatrate!« nehmen sich die [K]OMMUNICATORS Einblick in verschiedene Arbeitsbereiche bei einem der wichtigsten freien Kulturzentren Europas, gucken so viel Theater, Tanz, Performance wie sie schaffen, besuchen Proben und reden mit Künstlern aus Hamburg und der ganzen Welt. Als kleine Kommunikatoren sind sie Botschafter zwischen Kampnagel und ihrer Schule, können Projekte entwickeln, Aktivitäten organisieren und den Kontakt zwischen beiden Institutionen neu erfinden. Für Schüler ab Klasse 5.
Die Hamburger Formation Kommando Himmelfahrt (Thomas Fiedler, Jan Dvorak) macht seit 2008 durch ihre ungewöhnlich großen (bis zu 700 Mitwirkende), oft partizipativen Musiktheaterprojekte auf sich aufmerksam, fast immer arbeiten sie dabei mit Chören. So sangen beim »Leviathan« fast 300 Sänger, zunächst unerkennbar unter das faszinierte Publikum gemischt. Da die Beschäftigung mit dem utopischen Potential der Gemeinschaft Bestandteil ihrer künstlerischen Arbeit ist, gründeten Kommando Himmelfahrt im Frühjahr 2014 den Kampnagel Chor, einen offenen Projektchor, der regelmäßig für die Arbeit auf der Bühne zusammenkommt. Der Chor probt nicht regelmäßig, sondern bietet Arbeitsphasen und Workshops für Theaterprojekte und Performances.
*
Quelle:
Kampnagel Hamburg, Jarrestr. 20, 22303 Hamburg
Pressestelle:
Christina Schäfers / Tel.: +49 40 270949-59 / Fax.: +49 40 27094911
Email: christina.schaefers@kampnagel.de
Karten: 040 270 949 49, Fax: 040 270 949 62
Mo-Fr / 13-19 Uhr, Sa, So 16-19 Uhr
Internet: www.kampnagel.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 24. September 2015
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