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BERICHT/090: Kampnagelsommer - warum nicht ein Maulwurf ... (SB)



'Die Nacht der Maulwürfe' - Höhlenklamauk für Finsterkinder

Das Internationale Sommerfestival auf Kampnagel ist wie in jedem Jahr eine Anziehungsfläche für Liebhaber der Performance-Kunst in all ihren Spielarten. In diesem Jahr ist - wie auch im letzten - Philippe Quesne mit seiner Arbeit dabei. Der weithin erfolgreiche und gefeierte Theaterregisseur brachte seine 'Nacht der Maulwürfe' mit.

Finster und grummelnd liegt die Bühne verlassen da. Einzig bestückt mit einem weißen Kasten, der - so scheint es - ein eigenes kleines Universum sein muss. Der Spaß beginnt mit einem einzigen Hieb in die hintere linke Ecke der Kastenwand. Von der anderen Seite scheint sich jemand, oder auch etwas, nach vorn zu arbeiten. Einige weitere Hiebe vergehen und es stellt sich heraus: Es ist ein Maulwurf. Groß, schwarz, tapsig und mit einer furchtbar langen Nase kommt er durch das Rohr gekugelt, welches zuvor professionell in das entstandene Loch geschoben wurde, um die laufenden Höhlenarbeiten, die hier vonstatten gehen, voranzutreiben. Dieser Maulwurf und auch die sechs durch die Röhre folgenden, sind - man kann es ruhig mit den Worten der Kampnagel-Vorankündigung sagen - einfach hinreißend!


Foto: © by Martin Argyrolo

Ankunft der Maulwürfe
Foto: © by Martin Argyrolo

Was nun folgt, ist ein Schauspiel für alle großen Finsterkinder. Die Geschichte des Lebens, der Maulwurfeltern, der Maulwurfkünstler, aber auch der Maulwurf-Krieger und Leichen, wird hier mit viel Licht Lärm und Klamauk erzählt, der an einen riesigen Spielplatz erinnert und keinen Wunsch nach Leben offen lässt.

Mit viel Bühne, Bild und dunkler Farbe inszeniert Quesne eine Geschichte eben jenen Lebens und hinterlässt am Ende das Gefühl, dass hier einmal der Kindheitstraum eines Künstlers auf die Bühne gebracht wurde.

Der Zyniker würde wohl sagen, da habe einer zu viele Ressourcen zum Spielen gehabt.
Der Träumer aber würde meinen, ein wenig Nonsens habe noch niemandem geschadet, und wer sagt denn, dass man sich selber ewig zu ernst nehmen müsse, um ins Theater zu gehen.

'Die Nacht der Maulwürfe' ist ein Stück, das eines Sommerfestivals mehr als würdig ist und hier auch einen guten Platz gefunden hat. Also, wer zu ernst hineingeht, geht sicher auch zu ernst wieder raus. Für alle anderen heißt es: 'Welcome To Caveland'.


Foto: © by Martin Argyrolo

Welcome To Caveland
Foto: © by Martin Argyrolo


21. August 2017


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