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HAUSTIER/146: Informationsdienst Tier und Gesundheit Nr. 1 - Mai 2009 (DGK)


DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V. - informationsdienst

Tier und Gesundheit - animal Nr. 1 - Mai 2009



Frühjahrsmüdigkeit beim Hund
Wie der Vierbeiner wieder in Schwung kommt
Keine Angst vorm Tierarzt
Tipps, damit Struppi und Mieze nicht schon an der Praxistür flüchten
Das Othämatom beim Hund
Blutohr: kleiner Eingriff - lange Heilungszeit
Was tun, wenn Ihr Kaninchen "trommelt"?
Die Verdauungskrankheit "Trommelsucht"
Bitte nicht retten! Mitleid fehl am Platz
Jungvögel am besten in freier Natur belassen
AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
Geliebte Kühe geben mehr Milch
Britische Studie belegt: Mit eigenem Namen fühlt sich das Vieh wohler und leistet mehr
Langschläfer unter den Tieren sind besser vor Parasiten geschützt
Ruhephasen stärken offenbar das Immunsystem
MELDUNGEN
Verbot: Tierversuche für kosmetische Inhaltsstoffe
Kontaktlinsen für Kater Ernest - nun hat er wieder den Durchblick
SERVICE

Raute

Frühjahrsmüdigkeit beim Hund

Wie der Vierbeiner wieder in Schwung kommt

(animal) Der fünfjährige Neufundländler Emil wirkt schlapp und freut sich nicht einmal, wenn Herrchen mit der Leine zum Spaziergang aufruft. Normalerweise gibt es Freudensprünge, und Emil rennt fast die Türe ein. Doch er ist nicht krank, ihm macht nur - genauso wie vielen Menschen - die Frühjahrsmüdigkeit zu schaffen. Wie beim Menschen kann auch Tieren die Umstellung von Kalt auf Warm zusetzen. Hinzu kommt, dass der angefutterte Winterspeck ein wenig hinderlich ist.

Dann hilft frische Luft: Ausgiebige Spaziergänge beheben den nachwinterlichen Sauerstoffmangel des Hundes. Vermehrte Bewegung in Wald und Wiese lässt Kilos schmelzen, regt den Kreislauf an und erleichtert die hormonelle Umstellung. Auch die Wohnungskatze, die ähnlich verschlafen aus der Wäsche schaut, sollte ruhig mal aus der Reserve gelockt und mit einem neuen Spielzeug zu etwas Bewegung animiert werden. Unterstützen Sie Ihr Tier, indem Sie ihm leichteres vitaminreiches Futter anbieten und auf gesunde Zwischenmahlzeiten achten. Schweineohren für Bello sind zum Beispiel nicht nur wenig hygienisch, sondern vor allem fett. Knochen, getrocknete Tierprodukte, Lunge und Pansen sind zwar gute Lieferanten für Mineralien und Spurenelemente, eine Ergänzung mit ballaststoffreicher Kost wie Getreideflocken, gekochten Kartoffeln oder grünem Gemüse ist aber sinnvoll.

Erleichtern Sie Ihrem Vierbeiner den Fellwechsel, indem Sie ihn ausgiebig und regelmäßig - am besten täglich - bürsten. Das regt die Durchblutung der Haut an, fördert den Fellwechsel und beugt etwaigem Juckreiz vor. Hat das Hundefell über den Winter viel Staub und Schmutz aufgenommen, der sich trotz intensiven Bürstens nicht ganz entfernen lässt, so spricht nichts gegen ein Bad oder eine Dusche (achten Sie aber darauf, dass Spot-on-Präparate, die Sie Ihrem Hund im Frühjahr gegen Zecken verbreichen, nicht mit ausgewaschen werden). Verwenden Sie für Bad oder Dusche unbedingt ein mildes Hunde- oder Anti-Allergie-Shampoo. Für die kurze Dusche zwischendurch reicht warmes Wasser! Achten Sie darauf, dass Sie Ihren Hund anschließend gut abtrocknen und - sofern er es sich gefallen lässt - sanft trocken föhnen. Hunde, die ihren Pelz in der Sonne im Freien trocknen lassen können, sollten an einem warmen Tag spätestens zu Mittag gebadet werden, dann hat das Fell genügend Zeit, in der warmen Nachmittagssonne zu trocknen. Anschließend ist natürlich wieder ausgiebiges Bürsten angesagt.

Auch das Auto bekommt einen Frühjahrscheck: Bremsen, Beleuchtung, Batterie. Ebenso ist für den Hund das Frühjahr der richtige Zeitpunkt für einen Check-up beim Tierarzt. Sei es, um die nötigen Impfungen auffrischen zu lassen, oder zu einer kleinen Vorsorgeuntersuchung, bei der neben vielen anderen Kontrollen (Blutfettwerte, Ohren und Gehörgänge, Augen, Bindehäute und Zähne) auch Herz und Kreislauf überprüft werden können, sowie zur Zeckenprophylaxe.

Raute

Keine Angst vorm Tierarzt

Tipps, damit Struppi und Mieze nicht schon an der Praxistür flüchten

(animal) Frauchen hat panische Angst vorm Zahnarzt, Bello vorm Tierarzt. Bei Hunden und Katzen, aber auch kleineren Haustieren ist Angstverhalten beim Arztbesuch nicht selten. Manche Hunde zittern bereits an der Schwelle zum Praxiseingang, legen die Ohren an und klemmen den Schwanz ein. Im Wartezimmer trifft man oft auf übellaunige Leidesgenossen und spätestens im Behandlungszimmer endet der Stress in Aggression - gegenüber dem Praxispersonal und manchmal auch gegenüber dem Besitzer - nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung". Das Fatale dabei: Stress kann die Untersuchungsergebnisse verfälschen. Der Puls einer aufgeregten Katze beispielsweise schlägt mit rund 200 Schlägen pro Minute schneller als normal.

Früh übt sich, was ein Held werden will: Bereits Welpen und Jungtiere sollten behutsam auf den Praxisbesuch vorbereitet und am besten schon zu Hause spielerisch an Untersuchungen gewöhnt werden. Hochheben auf einen Tisch, Öffnen des Fangs, Kontrolle der Ohren und Pfoten und Berührungen am gesamten Körper können allmählich trainiert werden. Katzen sollten zudem auch das Einsteigen in die Transportbox trainieren. Die Samtpfoten oder andere Kleintiere sollten nie im Wartezimmer zum Streicheln aus ihrer Transportbox herausgeholt werden, sondern erst im Behandlungsraum. Während des allerersten Termins in der Tierarztpraxis vermeiden Sie nach Möglichkeit schmerzhafte Behandlungen oder Impfungen. Eine gründliche Untersuchung genügt für den Anfang. Lässt sich das Tier alles bereitwillig gefallen, wird es mit Leckerlis belohnt. Somit ist ein wichtiger Grundstein für eine vertrauensvolle Beziehung zum Tierarzt gelegt. Eventuell gehen Sie einfach auch mal so ohne Anlass zum Tierarzt, um das Tier an die Situation zu gewöhnen.

Wichtig ist auch das vorbildliche Verhalten des Besitzers: Je ruhiger und entspannter, desto besser, denn seine Stimmung überträgt sich auf sein Tier. Machen Sie sich klein, starren Sie dem Tier nicht in die Augen, treiben Sie es nicht in die Enge, achten Sie auf eine freundliche Stimme und ruhige, langsame Bewegungen. Strafen, Schimpfen oder auch Trösten ist falsch. Negative Emotionen übertragen sich auf das Tier und verstärken das Angstverhalten. Dem Hund sollte zunächst die Möglichkeit gegeben werden, den Raum ohne Leine selbstständig zu erkunden.

Doch wenn erwachsene Hunde bereits schlechte Erfahrungen mit einem Tierarzt gemacht haben, so steckt das Trauma oft tief. "Dann können verhaltenstherapeutische Maßnahmen hilfreich sein. Dazu sollte ein verhaltenstherapeutisch spezialisierter Tierarzt zusammen mit dem Haustierarzt eine Therapie entwickeln, die die Situation in der Behandlung verbessert. Homöopathische Mittel oder Bachblüten können ebenfalls hilfreich sein", empfiehlt Tierarzt Dr. Alexander Pack aus der Tierklinik Elversberg.

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Das Othämatom beim Hund

Kleiner Eingriff - lange Heilungszeit

(animal) Wenn Ihr Hund häufig und heftig mit dem Kopf schüttelt und eines seiner Ohren anschwillt, sich die Schwellung prall und heiß anfühlt, hat er wahrscheinlich ein "Blutohr". Das "Blutohr" kennen vor allem Besitzer von Hunden mit Hängeohren, aber auch andere Hunderassen und Katzen können es bekommen.

Die von Medizinern Othämatom genannte Blutansammlung zwischen dem Knorpel und der Haut ist definitiv ein Fall für den Tierarzt. Mit Druckverbänden oder Massagen selbst am Ohr "herumzudoktern" verlängert nur das Leid des Hundes, denn Linderung ist erst in Sicht, wenn das Blut abfließen kann.

Bei kleinen Othämatomen kann eine konservative Therapie versucht werden: Zum Beispiel mit Reizbestrahlung oder bestimmten Präparaten. Oder der Tierarzt punktiert das Othämatom. Dabei wird die enthaltene Flüssigkeit abgesaugt, anschließend wird ein Kortisonpräparat in die Wundhöhle eingebracht. Diese Behandlung wird im Abstand von drei Tagen dreimal wiederholt und führt in den meisten Fällen zum Erfolg.

Sollte konservativ kein Erfolg zu erzielen sein, muss operiert werden. Der Eingriff wird in Vollnarkose durchgeführt. Dabei wird an der Innenseite der Ohrmuschel ein Entlastungsschnitt angelegt und enthaltenes Blut und Gerinnsel werden entfernt. Anschließend wird eine Schaumstoffauflage auf der Innen- und Außenseite der Ohrmuschel aufgebracht und diese Auflage, die Haut und der Knorpel durchstochen und miteinander vernäht. Diese Hefte werden nach zwei bis drei Wochen entfernt. Dadurch erreicht man ein Verwachsen der Haut über der Ohrmuschel mit der darunter liegenden Knorpelschicht, sodass eine erneute Füllung mit Blut verhindert wird.

"Die Operation an sich ist keine große Sache", sagt Dr. Alexander Pack. Allerdings weist der Veterinärmediziner aus Elversberg auf zwei Komponenten bei der Othämatom-Therapie hin, die nicht vernachlässigt werden dürfen: Die Ursachenforschung und die Nachsorge. "Die Ursachenforschung ist elementar", betont Dr. Pack. Sollte der Hund eine Ohrentzündung haben, muss diese mitbehandelt werden. Auch die Entzündungsursache ist von Belang. Vor allem Fremdkörper im Ohr, Ohrmilben, Trauma (Stich, Kratzer), Allergien, Futtermittelallergien und Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) seien abzuklären.

Die Nachsorge ist für den Patientenbesitzer recht pflegeintensiv, das Tier muss eine Halskrause tragen und die Heilungszeit ist lang und oft schmerzhaft. "Natürlich ist auch ein Rezidiv nicht ausgeschlossen, wenngleich ich es persönlich noch nicht gesehen habe", berichtet Dr. Pack.

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Was tun, wenn Ihr Kaninchen "trommelt"?

"Trommelsucht" ist eine tückische Verdauungskrankheit bei den beliebten Nagern

(animal) Ist Ihr Kaninchen unruhig, atmet schwer, knirscht mit den Zähnen, läuft immer nervös und offenbar schmerzgeplagt hin und her und "trommelt" mit den Hinterläufen, ist es vermutlich von der sogenannten Trommelsucht betroffen. Das ist eine Verdauungskrankheit, die schwerwiegende Folgen haben kann.

Die Krankheit äußert sich neben dem typischen Trommeln darin, dass der Bauch des Nagers stark aufgebläht, die Bauchdecke gespannt ist und die Tiere die Nahrungsaufnahme verweigern. Die Blähung des Bauches kann zu Atemnot und Kreislaufschwäche führen. Dann liegen die Tiere mit starker Flankenatmung und meist weit aufgerissenen Augen bewegungslos im Käfig. Wenn Sie solche Symptome einer Trommelsucht bemerken, sollten sie so schnell wie möglich einen Tierarzt aufsuchen, denn die Krankheit kann innerhalb von Stunden zum Tod des Tieres führen.

Hintergrund
Kaninchen haben ein sehr kompliziertes und störanfälliges Verdauungssystem sowie einen Magen mit schwachen Muskeln, die zum Weitertransport der Nahrung in den Darm nur wenig beitragen können. Ein Kaninchen kann sich nicht übergeben, und es muss ständig Nahrung aufnehmen, damit das nachdrängende Futter den Nahrungsbrei in den Darm weiterschieben kann. Ist die Nahrungsaufnahme des Tieres behindert, die Bewegung seines Darmes einschränkt, die Bildung und Abgabe von Verdauungsenzymen gestört oder die Zusammensetzung des Darminhaltes verändert, führt dies innerhalb kürzester Zeit zu Verdauungsstörungen. Besonders dramatisch verlaufen akute Magenblähungen wie die Trommelsucht.

Ursachen
Die Trommelsucht wird auch "Blähsucht", "Aufgasung" oder "Tympanie" genannt. Fast immer wird die Trommelsucht durch eine falsche Ernährung verursacht. Nur in sehr seltenen Fällen ist sie bakteriell (Colibakterien) oder durch Parasiten (Kokzidien) bedingt, das heißt, man kann davon ausgehen, dass die Trommelsucht nicht ansteckend ist, sie also bei Mehrfachhaltung von Kaninchen nur in den seltensten Fällen von einem zum anderen Kaninchen übertragen wird. Ausgelöst wird die Trommelsucht meist durch die Verfütterung leicht gärfähiger Futtermittel wie feuchtes oder erwärmtes Grünfutter oder Kohlgewächse. Ursache können auch zu kaltes oder angefaultes Futter oder zu viel quellfähiges Kraftfutter sein.

Behandlung
Als Sofortmaßnahmen bei Trommelsucht muss zunächst Grün- und Saftfutter sofort und für längere Zeit abgesetzt werden. Dagegen sollte immer Heu im Käfig vorhanden sein. Getrocknete Kräuter wie Pfefferminze, Dill, Kamille, Melisse und Schafgabe wirken lindernd und können zum Heu gestreut werden. Als Krampflöser eignen sich Fencheltee, Kümmeltee und Pfefferminze - sofern das Tier nicht grundsätzlich die Nahrung verweigert. Keinesfalls sollte - wie beim Menschen üblich - die volksübliche Bauchschmerzbehandlung mit Wärme (Wärmflasche) angewendet werden, denn die Wärme würde eventuelle Gärprozesse noch zusätzlich anregen. Dagegen kann eine vorsichtige Bauchmassage hilfreich sein, um das Weiterleiten des Futters zu unterstützen. Grundsätzlich ist es wichtig, die Ursache für die Trommelsucht herauszufinden und die Haltung oder Fütterung entsprechend zu ändern. Der Tierarzt wird bei einer leichteren Form vornehmlich die Magenentleerung fördernde Wirkstoffe geben, bei schwereren Verläufen werden auch Schmerzmittel verabreicht, bei hochgradigen Formen ist meist die Stabilisierung des Kreislaufs und eine Schockbehandlung mit Sauerstoffgabe und Flüssigkeitsersatz nötig. Außerdem muss der Magen möglichst umgehend, aber langsam entgast werden, was mit einer Magensonde erfolgt.

Vorbeugung
Um diese nicht ungefährliche Krankheit zu vermeiden, ist es wichtig, nur einwandfreies und gut temperiertes Saftfutter (Gemüse, Obst) anzubieten und die Tiere - besonders im Frühjahr - langsam und mit kleinen Rationen an frisches Grünfutter zu gewöhnen. Auf die gleiche Weise kann auch die Verträglichkeit von Kohlgewächsen erreicht werden. Vorsicht bei jungem Klee! Er wird von den Tieren gierig aufgenommen, ist aber stark gärfähig. Krankheitsauslösend können auch gespritztes oder unzureichend gewaschenes Gemüse oder Obst sein. Grundsätzlich müssen sauberes Heu und frisches Wasser für das Kaninchen zur freien Aufnahme ständig zur Verfügung stehen, dagegen sollte Körnerfutter auf zwei Esslöffel pro Tag beschränkt werden.


Quellen:
Trommelsucht beim Kaninchen, http://tierinformation.ti.ohost.de/kaninchentrommelsucht.html

Trommelsucht/Blähungen bei Kaninchen, www.diebrain.de/k-trommel.html

Verdauungsprobleme beim Kaninchen, www.kaninchenweb.de/texte/verdauung.html

Raute

Bitte nicht retten! Gut gemeintes Mitleid fehl am Platz

Jungvögel werden oft aus Unwissenheit von Eltern getrennt / Überleben in freier Natur am besten

(animal) Es ist Frühling, und in der Natur regt sich vielfach neues Leben. Zahlreiche Tiere ziehen in diesen Wochen ihren Nachwuchs groß. Damit häufen sich aber auch gleichzeitig die Funde von scheinbar verlassenen Jungtieren. So treffen Naturfreunde und Spaziergänger in diesen Wochen vermeintlich elternlose Jungvögel an, bringen sie zum Tierarzt oder versuchen sie von Hand selbst großzuziehen. Doch meist ist dies eine falsch verstandene Tierliebe, denn die Aufnahme in die menschliche Obhut ist für die Jungvögel in vielen Fällen keine Hilfe - im Gegenteil.

Überlebensfähig werden die jungen Vögel in der Regel nur durch das gemeinsame Aufwachsen mit ihren Geschwistern in freier Natur. Fehlprägungen, Wachstumsstörungen und Befiederungsprobleme, die eine künstliche Aufzucht verursachen können, enden im Spätherbst oder Winter oft mit dem Tod des Vogels. Der Anteil dieser natürlichen Selektion schwächlicher Individuen kann nach Expertenmeinung bei vielen Vogelarten mehr als 70 Prozent der gesamten Population betragen. Vogelküken, die in menschlicher Pflege aufgezogen wurden, haben wegen der Konkurrenz zu den in freier Wildbahn aufgewachsenen und trainierten Artgenossen kaum eine Überlebenschance.

Um Jungvögeln wirklich zu helfen, sollten deshalb nur solche Tiere aufgenommen und zu einem Tierarzt oder in eine Pflegestation gebracht werden, die tatsächlich abgemagert oder äußerlich erkennbar verletzt sind (zum Beispiel Federverlust, Haut- oder Muskelwunden, gebrochene Flügel oder Beine). Andere Vögel sollten ins nahe Gebüsch gesetzt werden, wo sie gut getarnt sind.

Oberstes Gebot ist es, unverletzte Jungtiere am Fundort zu belassen. Es handelt sich in den meisten Fällen bei den scheinbar hilflosen Jungtieren nämlich nicht um Waisen. In der Vogelwelt kommt es häufig vor, dass beispielsweise noch nicht flugfähige Singvögel mit relativ vollständigem Gefieder das Nest vorzeitig verlassen. Diese sogenannten Ästlinge sitzen im Astwerk oder auch auf einer Wiese, stehen durch Bettelrufe noch mit ihren Eltern in Verbindung und bedürfen keiner menschlichen Hilfe.

Findet man einen Jungvogel an einer ungünstigen Stelle wie beispielsweise an einer stark befahrenen Straße oder auf einem belebten Kinderspielplatz, sollte man ihn in einigen Metern Entfernung an eine geschütztere Stelle, zum Beispiel in eine Hecke oder ein Gebüsch, umsetzen. Noch nackte Jungvögel sollten möglichst vorsichtig ins Nest zurückgesetzt werden. Dies ist für das Tier unproblematisch, da sich Vögel im Gegensatz zu manchen Säugetieren nicht am menschlichen Geruch stören, sodass Jungvögel auch nach dem Umsetzen wieder von ihren Eltern angenommen und weiter versorgt werden.

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AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG

Geliebte Kühe geben mehr Milch

Britische Studie belegt: Mit eigenem Namen fühlt sich das Vieh wohler und leistet mehr

(animal) Zuneigung zu Tieren macht sich "bezahlt". Bei Kühen trifft dies offenbar im wahrsten Sinne des Wortes zu. Denn britische Forscher fanden heraus, dass Kühe, die von ihren Besitzern einen eigenen Namen bekommen, nicht nur glücklicher und entspannter sind, sondern auch mehr Milch geben. Wenn der Bauer zu seinen Tieren eine persönliche Beziehung aufbaut, kann das rund 250 Liter mehr Milch pro Jahr bedeuten. Dies schließen britische Agrarforscher um Peter Rowlinson von der Universität in Newcastle aus einer Umfrage, die sie unter britischen Farmern durchführten.

Die Wissenschaftler verschickten Fragebögen an Milchbauern, um mehr über deren Umgang mit ihrem Vieh zu erfahren und darüber, wie die Tiere auf den Menschen reagieren. Die Auswertung von 516 Bögen ergab eine hohe Meinung der Landwirte von ihren Tieren: 90 Prozent glaubten, ihre Kühe haben Gefühle, 78 Prozent meinten sogar, ihre Tiere seien intelligent. Und fast die Hälfte der Befragten war der Ansicht, dass das Verhalten der Menschen sich direkt auf die Kuh wie etwa deren Fügsamkeit auswirke. Einige Bauern meinten auch, dass Kühe auf negative Erfahrungen mit Menschen mit geringerer Milchproduktion reagierten. Besteht dagegen eine sehr gute Beziehung zwischen Milchbauer und Kühen, steigt offenbar der Ertrag: Jene Bauern, die ihre Kühe beim Namen riefen, konnten im Schnitt 258 Liter mehr Milch pro Jahr und Kuh melken, rechneten die Forscher aus.

In der Vergangenheit hatten bereits mehrere Studien gezeigt, dass Kühe mit einem guten Verhältnis zum Menschen gesünder, produktiver und einfacher im Umgang sind. Die neue Studie belegt, dass darüber hinaus auch ihre Milchleistung gesteigert werden kann. Das Ergebnis der Meinungsumfrage müsse noch durch eine bessere statistische Untersuchung untermauert werden, betonen die Agrarforscher. Allerdings gäben die Resultate klare Hinweise auf eine Ertragssteigerung, wenn Bauern ihre Tiere nicht als anonyme Milchproduzenten behandeln.

Das ist möglicherweise mit ein Grund dafür, dass für bayerische Landwirte Kühe schon lange nicht mehr nur eine Nummer sind, sondern jede Milchkuh einen eigenen Namen hat. Es gibt sogar ein eigenes "Namensregister": Im Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung in Bayern e.V. (LKV) sind sämtliche Milchkühe Bayerns namentlich erfasst. Absoluter Spitzenreiter der beliebtesten Kuhnamen in Bayern ist übrigens der Name "Susi", gefolgt von "Alma" und "Berta". In Franken zählt "Resi" zu den Favoriten, während in Südbayern mehr "Bellas" zu finden sind. Fast allen Milchkühen gemeinsam ist dabei, dass sie Vornamen tragen. Dies war keineswegs immer so, sondern hat sich erst seit dem 19. Jahrhundert so entwickelt. Früher dienten andere Kriterien als Anregung für die Namensgebung. So wurden die Tiere beispielsweise häufig nach bestimmten Eigenschaften wie "Flinke", "Stolze" oder nach äußerlichen Merkmalen wie der Farbe des Fells benannt ("Weiße", "Rote"). Auch Berufsbezeichnungen wie "Schneider" oder die Herkunft ("Altenburger") spielten bei der Namensvergabe eine Rolle.


Quellen:
Exploring Stock Managers' Perceptions of the Human-Animal Relationship on Dairy Farms and an Association with Milk Production, Autoren: Catherine Bertenshaw, Peter Rowlinson, in: Anthrozoos: A Multidisciplinary Journal of The Interactions of People & Animals, Volume 22, Number 1, March 2009, pp. 59-69 (11, www.ingentaconnect.com/

Bayerische Kühe haben einen Namen, 16.07.2007, auf: www.agrarheute.com/?redid=171299

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Langschläfer unter den Tieren sind besser vor Parasiten geschützt

Ausreichende Ruhephasen stärken offenbar das Immunsystem von Säugetieren

(animal) Schlafen ist gesund! Das gilt auch für Tiere. Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, dass Tiere, die länger schlafen, weniger unter Parasitenbefall leiden und eine höhere Konzentration von Immunzellen im Blut haben als Kurzschläfer.

Ein internationales Forscherteam, bestehend aus Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig, der Durham University in Großbritannien und der Boston University School of Medicine (USA), war der Theorie nachgegangen, ob und inwiefern Schlaf die Immunfunktion verbessert. Schlaf sei ein biologisches Phänomen, denn obwohl er einen großen Teil der Lebenszeit eines Tieres ausmache und in zahlreichen experimentellen Studien genau beleuchtet wurde, gebe es noch immer keine einhellige Meinung bezüglich seiner Funktion, sagt der Leiter der Studie, Brian Preston vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie. Außerdem habe bisher noch niemand erklären können, warum sich im Laufe der Evolution bei verschiedenen Tierarten Unterschiede hinsichtlich ihres Schlafbedürfnisses herausgebildet haben. So betrage beispielsweise die Spanne bei Säugetieren zwischen 3 und 20 Stunden Schlafdauer pro Tag.

"Unsere Studie zeigt, dass Schlaf eine wichtige Rolle beim Schutz der Tiere vor Parasitenbefall spielt", erläutert Preston. Im Laufe der Evolution habe der Schlaf offenbar mit dem Schutz vor Parasiten eine weitere Funktion hinzugewonnen. Die Wissenschaftler hatten dazu verschiedene Daten über den Schlaf, das Immunsystem und den Parasitenbefall von über 30 Säugetierarten verglichen und dabei festgestellt, dass Säugetiere, die länger schlafen, mehr Immunzellen hatten als Kurzschläfer und außerdem wesentlich weniger von Parasitenbefall betroffen waren. "Wir vermuten, dass Schlaf das Immunsystem auftankt. Wenn ein Tier wach ist, verbraucht es viel Energie - unter anderem für die Nahrungssuche, die Suche nach einem Fortpflanzungspartner und die Versorgung des Nachwuchses. Wenn ein Tier schläft, vermeidet es diese Energie verbrauchenden Aktivitäten und kann die so gesparten Ressourcen in die körpereigenen Abwehrkräfte investieren", erklärt Preston.

Auch die Schlafforschung beim Menschen hat immer wieder die gesundheitsfördernde Funktion der nächtlichen Ruhe belegt. So vermindert ein ausreichender Schlaf beispielsweise offenbar die Infektionsanfälligkeit, sorgt für verbesserte Abwehrkräfte oder unterstützt bei Erkrankungen den Heilungsprozess, während dagegen ein Schlafmangel zum Beispiel zu Bluthochdruck oder Übergewicht führen kann. Die aktuelle Studie könnte daher auch in Hinblick auf die Gesundheit des Menschen relevant sein. Preston plädiert dafür, die immunologische Bedeutung des Schlafs unbedingt weiter zu erforschen.


Quellen:
Brian T. Preston, Isabella Capellini, Patrick McNamara, Robert A. Barton & Charles L. Nunn, Parasite resistance and the adaptive significance of sleep, BMC Evolutionary Biology, 9. Januar 2009, www.biomedcentral.com/

Guter Schlaf schützt vor Parasiten, Pressemitteilung des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie, 09.01.2009, www.eva.mpg.de/

Raute

MELDUNGEN

EU verbietet Tierversuche für kosmetische Inhaltsstoffe

(animal) Seit dem 11. März 2009 sind Tierversuche für Kosmetika in der Europäischen Union verboten - egal, ob es Ersatzverfahren ohne Tiere gibt oder nicht. Damit dürfen EU-weit kosmetische Inhaltsstoffe nun nicht mehr an Tieren getestet werden. Zudem ist der Verkauf von Produkten, deren Bestandteile an Tieren untersucht wurden, untersagt, was verhindern soll, dass Hersteller Tierversuche in Drittstaaten verlagern, um anschließend die so getesteten Produkte in der EU zu vertreiben.

Tierversuche für kosmetische Endprodukte sind zwar bereits seit 2004 in der EU verboten, die Inhaltsstoffe durften aber bislang weiterhin an Tieren getestet werden, was nun mit der zweite Stufe der EU-Richtlinie künftig auch nicht mehr erlaubt ist. Allerdings bemängeln Tierschützer Schlupflöcher in der Bestimmung, die dafür sorgen, dass sich die Konsequenzen für die Kosmetikindustrie in Grenzen halten: So gilt das Verbot nur für Stoffe, die ausschließlich für Kosmetika bestimmt sind. Das sind laut der Stiftung für Tierschutz "Vier Pfoten" lediglich rund 10 Prozent, wogegen aber circa 90 Prozent der Inhaltsstoffe für Kosmetika unter die Chemikalienverordnung (REACH) fallen. Für diese sind bis zum Jahr 2013 Kosmetik-Tierversuche erlaubt, mit denen längerfristige schädliche Auswirkungen von Produkten - etwa die Entstehung von Krebs oder Geburtsfehlern - überprüft werden. Nur wenn auch für diese Prüfungen alternative Ersatzverfahren gefunden werden, tritt das Vollverbot bei Kosmetik-Inhaltsstoffen in Kraft.

Tierschützer fordern daher von der EU, alternative Verfahren zu fördern, auch für Chemikalien-Tests. Einige Hersteller von Kosmetika verzichten seit längerem freiwillig auf Tierversuche, meist kennzeichnen sie ihre Produkte entsprechend. Als alternative Methode zu Tierexperimenten bietet sich nach Expertenangaben beispielsweise der Test an künstlich erzeugtem Hautgewebe an, der von einigen großen Kosmetikherstellern bereits angewendet wird.


Quellen:
Europäische Kommission: Kosmetische Mittel und Tierversuche, http://ec.europa.eu/enterprise/cosmetics/

Weniger Leid für Schönheit? Brüssel verbietet Tierversuche für Kosmetik, www.vier-pfoten.de/

Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.: Tierversuche für Kosmetik ab 11. März EU-weit verboten - Interview mit EU-Kommissar Günter Verheugen www.openpr.de/news/289797/

Raute

Kontaktlinsen für Kater Ernest - nun hat er wieder den Durchblick

Britische Tierärzte verpassten dem 15 Jahre alten Tier eine schonende Alternative zur OP

(animal) Kater Ernest ist 15 Jahre alt, seine Wimpern sind aufgrund einer angeborenen Fehlstellung einwärts gekehrt und haben die Hornhaut seiner Augen abgeschliffen. Tierärzte scheuten eine Operation, weil Ernest für die notwendige Betäubung wegen seines Alters wohl nicht überlebt hätte. Sie suchten einen Ausweg und konnten dem Tier, das in einem Tierheim auf der britischen Isle of Wight lebt, nun helfen. Die Lösung: Kontaktlinsen!

Wie der britische Nachrichtensender Sky News berichtete, litt der Kater jahrelang unter den Folgen einer Trichiasis, einer Fehlstellung des Augenlids, die bewirkt, dass die Wimpern gegen das Auge wachsen, wodurch sie auf der Hornhaut schleifen und Reizungen auslösen können. Als Folge davon hatte Kater Ernest seine Augen ständig geschlossen gehalten. Mit den neuen Kontaktlinsen wird die Reizung der Augen-Hornhäute durch die Wimpern vermieden. Das Tier fühlt sich nun wieder wohl, und seine Augen sind wieder offen. "Er passt auch viel mehr auf die Hunde auf, weil er sie jetzt wirklich sehen kann", berichtete ein Tierheim-Mitarbeiter, der Ernest betreut. Alle drei Wochen werden die Linsen vom Tierheimpersonal rausgenommen und gesäubert.

Unter Tiermedizinern ist der Einsatz von Kontaktlinsen bei Hunden oder Katzen in bestimmten Fällen gar nicht so ungewöhnlich. Denn sie stellen dann ein preiswerte und schonende Alternative dar, sind einfach in der Handhabung und ermöglichen eine optimale Kontrolle. Hauptindikationen für den Einsatz von Kontaktlinsen sind Hornhautulzera (Hornhautgeschwür), Symblepharon (Verwachsung des Lids mit dem Augapfel), Trichiasis (Wimpernumstülpung gegen das Auge - wie bei Ernest), Distichiasis (Doppelreihe der Wimpern an einem Lid), ektopische Zilien (Sonderform der Distichiasis, bei der sich die Härchen durch die Bindehaut bohren), Entropium (Rolllid, Einwärtskehrung des Lids), Korneaödem (Schwellung der Augenlider oder Nickhaut) und bullöse Keratopathie (Hornhauteintrübung).


Quellen:

Contact Lenses Save Cat's Sight, Sky News, 16.12.2008,
http://news.sky.com/skynews/

Die Anwendung von Kontaktlinsen bei Hund und Katze - Fallbeispiele, Praktischer Tierarzt 83: Ausgabe 7, Seite 598-602 (2002), http://www.vetline.de/facharchiv/kleintiere/


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Quelle:
Deutsche Gesundheits-Korrespondenz
informationsdienst
23. Jahrgang, Nr. 1 - Mai 2009
Herausgeber: DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V.
Redaktion dgk: Michaela Heck - verantwortlich -
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Mai 2009