Schattenblick →INFOPOOL →TIERE → FAKTEN

HAUSTIER/174: Kinder sollten den richtigen Umgang mit Hunden lernen (DGK)


Deutsches Grünes Kreuz - Sondermeldung Juli 2013

Streicheln - oder besser nicht?
Kinder sollten den richtigen Umgang mit Hunden lernen

von Heike Stahlhut



(dgk) Hunde sind für die meisten Kinder überaus interessant und attraktiv. "Darf ich den streicheln?", fragen die Knirpse, wenn ihnen ein Hund auf dem Gehweg entgegen kommt. Was sollten Eltern ihren Sprösslingen sagen?

Zunächst einmal: Hunde sind für Kinder tolle Spielgefährten, aber immer wieder werden sie auch zur Gefahr. Nach Angaben deutscher Haftpflichtversicherer werden in der Bundesrepublik jährlich 30.000 Schadensfälle durch Bissverletzungen registriert. Wobei die Dunkelziffer, besonders bei leichten Verletzungen, erheblich höher liegen dürfte. Kinder werden nicht nur häufiger als Erwachsene von Hunden gebissen - Bissverletzungen bei Kindern sind auch oft schwerwiegender als bei Erwachsenen, weil Hunde kleine Kinder häufiger in Hals oder Gesicht beißen.

"Den Hund kenne ich" reicht nicht

Wichtig zu wissen: Die meisten Bissverletzungen bei Kindern werden nicht etwa durch fremde, sondern durch bekannte Hunde oder durch Hunde im eigenen Haushalt verursacht. Kleinkinder darf man daher nie mit einem Hund allein lassen, auch nicht mit dem eigenen. Zum einen können Kinder in dem Alter das Verhalten eines Hundes noch nicht einschätzen. Zum anderen kann es zu Situationen kommen, in denen der Hund sich angegriffen fühlt. Hundebesitzer müssen dafür sorgen, dass ihre Kinder (und deren Freunde) möglichst früh die Grundregeln im Umgang mit ihrem vierbeinigen Spielkameraden erlernen und einhalten.

Dazu gehört beispielsweise, dass man einen Hund beim Fressen nicht stören darf. Hunde reagieren wie Jagdtiere: Wenn sie etwas zum Fressen haben, verteidigen sie ihre "Beute". Hunde dürfen nicht umarmt werden, denn sie können das als Bedrohung empfinden. Außerdem muss klar gemacht werden, dass Hunde nie geärgert werden dürfen. Einen Hund, der in seinem Körbchen liegt, sollte man in Ruhe lassen. Er signalisiert, dass er mal ein Päuschen braucht.

"Darf ich den streicheln?"

Da man Hunden überall im öffentlichen Raum begegnen kann, sollten alle Kinder, egal, ob in ihrem Haushalt ein Hund lebt oder nicht, den richtigen Umgang mit Hunden erlernen. Fremden Hunden sollten sich Kinder wie Erwachsene generell vorsichtig nähern, denn jeder Hund hat seine Eigenarten und auch eigene Erfahrungen mit Kindern gemacht. Patentrezepte gelten nicht! Begegnen Kinder einem fremden Hund, müssen sie den Besitzer fragen, ob er das Streicheln erlaubt. Wenn ja, darf sich das Kind dem Vierbeiner langsam von vorne nähern und warten, bis das Tier von selbst den Kontakt aufnimmt, wie beispielsweise durch Schnuppern an der ausgestreckten Hand. Niemals dürfen Hunde überraschend von hinten angefasst werden! Weicht der Hund nach der "Begrüßung" zurück, darf man nicht nachgehen und ihn bedrängen.

Ein Hund, der vor einem Geschäft angeleint ist, darf nicht gestreichelt werden. Hunden im Auto oder hinter Gartenzäunen sollte man sich ebenfalls nicht nähern - sie können sich schnell angegriffen fühlen.

Auch bellende Hunde können beißen

Ist das Kind alt genug, kann es auch lernen, die Körpersprache der Tiere zu verstehen. So signalisiert ein eingezogener Schwanz Ängstlichkeit. Der Hund sollte dann in Ruhe gelassen werden. Etwas schwieriger kann es sein, Kindern beizubringen, dass sie vor Hunden nicht weglaufen sollen - auch wenn sie Angst haben. Denn Hunde laufen und jagen gerne. Ein davonlaufendes Kind lädt zum Schnappen ein. Deshalb: Stehen bleiben und sich vom Hund wegdrehen. Ein stehender, unbeweglicher Mensch wird für den Hund schnell uninteressant.

Zu guter Letzt ein Sprichwort: "Hunde, die bellen, beißen nicht". Schön, wenn es so einfach wäre. Doch diese Regel ist falsch, auch bellende Hund können zuschnappen. Kinder sollten lernen, die Gesamtsituation im Auge zu behalten, statt vermeintlichen Regeln blind zu vertrauen.


Quellen:
(1) Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Mehr Sicherheit für Kinder e.V.
(2) Uhlarik, S. et al.: Hundebissverletzungen des Gesichtes bei Kindern; Notfall und Rettungsmedizin Nr. 4, 2000. doi:10.1007/s100490070050
(3) Kuntz, Peter, Pieringer-Müller, Edeltraud, Hof, Herbert: Infektionsgefährdung durch Bißverletzungen; Deutsches Ärzteblatt 93(15): A-969; 1996
(4) Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V.: Kind und Hund. Wie sind Verletzungen von Kindern durch Hunde zu verhindern? Merkblatt Nr. 104, zu finden unter www.tierschutz-tvt.de

*

Quelle:
Deutsches Grünes Kreuz - Sondermeldung Juli 2013
Redaktion: Dr. med. Sigrid Ley-Köllstadt
Deutsches Grünes Kreuz e. V.
Nikolaistraße 3, 35037 Marburg
Telefon: (06421) 293-0; Fax: (06421) 293-187
E-Mail: dgk@dgk.de
Internet: www.dgk.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. August 2013