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HAUSTIER/186: Verhängnisvoller Instinkt - Offene Fenster können für Katzen lebensgefährlich sein (idw)


Veterinärmedizinische Universität Wien - 31.07.2015

Verhängnisvoller Instinkt - Offene Fenster können für Katzen lebensgefährlich sein


Die Sommermonate können für Wohnungskatzen eine gefährliche Zeit sein. Jedes Jahr verunglücken zahlreiche Katzen beim Sturz aus einem geöffneten Fenster oder vom Balkon. An der Universitätsklinik für Kleintiere der Vetmeduni Vienna werden jährlich etwa 70 bis 80 Katzen nach so einem Sturz mit Knochenbrüchen und inneren Verletzungen behandelt. TierärztInnen der Vetmeduni Vienna empfehlen KatzenhalterInnen dieser Tage dringend, Fenster entweder geschlossen zu halten oder entsprechend zu sichern.

Katzen besitzen einen ausgeprägten Jagdinstinkt. Vorbeifliegende Vögel oder Insekten können also einen Sprung aus dem Fenster oder vom Balkon provozieren. Aber auch auf Geräusche können die Tiere mit einem Schreck reagieren und deshalb aus dem Fenster flüchten. In einigen Fällen rutschen Katzen auch am Fensterbrett ab oder verlieren das Gleichgewicht. "So ein Sturz kann für Katzen glimpflich ausgehen. Häufig erleiden sie aber auch schwere Verletzungen", so die Tierärztin Roswitha Steinbacher von der Klinische Abteilung für Anästhesiologie und perioperative Intensivmedizin der Vetmeduni Vienna.


Katzen landen nicht immer auf den Beinen

"Dass Katzen immer auf den Beinen landen, ist nicht ganz richtig", meint Steinbacher. "Es kommt dabei vor allem auf die Fallhöhe an. Bei zu niedriger Höhe landen die Tiere oft mit voller Wucht auf der Seite. Bei Stürzen aus größerer Höhe können Katzen ihre Körperposition zwar korrigieren und auf den Beinen landen, diese können dem Aufprall aber oft nicht Stand halten. Die Gelenke werden stark gebeugt, einzelne Knochen brechen und die Katze schlägt mit Kopf und Brustkorb auf dem meist harten Untergrund auf."

Die Folgen eines solchen Aufpralls sind nicht zu unterschätzen. Sehr häufig kommt es zu Lungenverletzungen wie etwa einer Lungenblutung oder zu geplatztem Lungengewebe, bei dem Luft in den Brustkorb austritt. Diese lebensbedrohlichen Situationen erfordern rasches Handeln. Ebenso häufig sind gebrochene Beine, Becken, Kiefer oder Rippen und Schädel- Hirntraumata.

Auch wenn nach einem Fenstersturz keine augenscheinlichen Verletzungen vorliegen, sollte die Katze unbedingt einer Tierärztin oder einem Tierarzt vorgestellt werden. Innere Verletzungen können auch noch Stunden oder Tage nach dem Unfall zu lebensbedrohlichen Situationen führen.

"Knochenbrüche und Verrenkungen sind für die Tiere äußerst schmerzhaft. In der Folge können eine oder mehrere Operationen notwendig werden, die für die Halterinnen und Halter mit relativ hohen Kosten verbunden sind", so Steinbacher.


Fensterstürze wissenschaftlich untersucht

Laut einer Studie der Klinischen Abteilung für Kleintierchirurgie der Vetmeduni Vienna aus dem Jahr 2010 verunglückten im Schnitt eher jüngere als ältere Katzen. Außerdem sind es häufiger männliche Tiere, die aus der Höhe stürzen. Die Monate Juni, Juli und August waren statistisch gesehen die gefährlichsten für einen Fenstersturz. Zu den häufigsten Frakturen zählten Beckenbrüche und Brüche der Vorder- und Mittelfußknochen.


Gekippte Fenster sind lebensgefährlich für Katzen

Gelegentlich werden an der Vetmeduni Vienna auch Katzen behandelt, die sich in gekippten Fenstern eingeklemmt haben. Auch diese dramatischen Situationen spielen sich häufiger in den Sommermonaten ab. Katzen rutschen dann beim Versuch ins Freie zu gelangen in den Fensterspalt und bleiben meist mit dem Hinterkörper hängen. Befreiungsversuche führen dazu, dass die Tiere immer tiefer in den Spalt rutschen. Dabei klemmen sie sich die Blutzufuhr zu den Hinterbeinen ab, lebenswichtige Organe werden gequetscht. "Das kann, je nach Dauer, zu lebensbedrohlichen Situation für die Katze führen", erklärt Steinbacher.


Schutz der Tiere gesetzlich verankert

Etwa ab dem zweiten Stockwerk aufwärts wird ein Sturz für Katzen gefährlich. KatzenhalterInnen in Österreich sind gesetzlich verpflichtet, ihre Tiere vor einem möglichen Sturz aus Fenstern oder von Balkonen zu schützen. Dafür gibt es geeignete Schutzvorrichtungen wie beispielsweise Netze oder Gitter. Steinbacher betont: "Lassen Sie Ihre Katzen nie alleine, wenn Fenster gekippt oder ungesichert geöffnet sind." Erleidet ein Tier nach einem Sturz Verletzungen, muss umgehend ein Tierarzt aufgesucht werden.

Website des Tierspitals der Vetmeduni Vienna:
https://www.vetmeduni.ac.at/tierspital


Über die Veterinärmedizinische Universität Wien

Die Veterinärmedizinische Universität Wien (Vetmeduni Vienna) ist eine der führenden veterinärmedizinischen, akademischen Bildungs- und Forschungsstätten Europas. Ihr Hauptaugenmerk gilt den Forschungsbereichen Tiergesundheit, Lebensmittelsicherheit, Tierhaltung und Tierschutz sowie den biomedizinischen Grundlagen. Die Vetmeduni Vienna beschäftigt 1.300 MitarbeiterInnen und bildet zurzeit 2.300 Studierende aus. Der Campus in Wien Floridsdorf verfügt über fünf Universitätskliniken und zahlreiche Forschungseinrichtungen. Zwei Forschungsinstitute am Wiener Wilhelminenberg sowie ein Lehr- und Forschungsgut in Niederösterreich gehören ebenfalls zur Vetmeduni Vienna. Im Jahr 2015 feiert die Vetmeduni Vienna ihr 250-jähriges Bestehen.
www.vetmeduni.ac.at


Weitere Informationen unter:
http://www.vetmeduni.ac.at/de/infoservice/presseinformationen/presseinfo2015/fenster- sturz/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1560

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Veterinärmedizinische Universität Wien, Dr. Susanna Kautschitsch, 31.07.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. August 2015

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