Schattenblick →INFOPOOL →TIERE → FAKTEN

VETERINÄR/290: Impfen statt Töten (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 13. Oktober 2011

Impfen statt Töten

DBV: Wirtschaft und Tierschützer appellieren an Bundesministerin Aigner


In einer gemeinsamen Erklärung des Deutschen Bauernverbandes (DBV), des Deutschen Tierschutzbundes (DTschB), des Verbandes der Fleischwirtschaft (VDF), des Bundesverbandes der praktizierenden Tierärzte (BpT), des Bundesverbandes der beamteten Tierärzte (BbT), der Bundestierärztekammer (BTK), des Zentralverbandes der Deutschen Schweineproduktion (ZDS) und der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) haben sich Wirtschaft und Tierschützer klar für eine Wende bei der Bekämpfung der klassischen Schweinepest ausgesprochen.

Bisher werden bei Ausbruch der Klassischen Schweinepest nicht nur erkrankte, sondern auch gesunde Schweine im weiteren Umkreis des Seuchenbetriebs getötet, um einer Verbreitung einer hoch ansteckenden Seuche schnell entgegenzutreten.

Zukünftig sollten gesunde Bestände im Seuchenumfeld durch eine Notimpfung geschützt und so die Verschleppung der Schweinepest verhindert werden. Die rechtlichen Rahmenbedingungen hierfür sollen durch die Bundesministerin Ilse Aigner nun vorangetrieben werden, so die Unterzeichner in der Erklärung. Die Erklärung wurde im August 2011 verfasst und jetzt von allen acht Organisationen unterzeichnet.


Zukünftige Bekämpfung der Klassischen Schweinepest
August 2011

Ausgehend vom aktuellen Wissensstand kommen die unterzeichnenden Verbände und Organisationen zu folgender gemeinsamer Erklärung:

Seit Einführung der Nichtimpfpolitik der EU wurden im Fall eines Ausbruchs von Klassischer Schweinepest hunderttausende gesunder Schweine getötet, um eine weitere Ausbreitung der Seuche effektiv zu verhindern. Obwohl die EU-Politik eine Notimpfung mittlerweile grundsätzlich wieder erlaubt, wurde sie bisher jedoch nicht angewandt. Das wollen wir ändern.

Ein Expertenpapier der EU fordert eine Anpassung des geltenden Rechts für viele Tierseuchen, so dass die Notimpfung eine realistische Option ist. Darin wird ebenfalls deutlich, dass zuallererst die Handelsprobleme im Hinblick auf geimpfte Tiere und deren Erzeugnisse gelöst werden müssen.

Auch das Europäische Parlament möchte die Impfung im Rahmen eines derzeit entwickelten gemeinsamen Tiergesundheitsrechts verankert sehen.

Die EU-Kommission hat bereits im Sommer 2010 die Niederlande, das Vereinigte Königreich und Deutschland gebeten, konkrete Bekämpfungskonzepte für Maul- und Klauenseuche, Geflügelpest und Schweinepest vorzulegen.

Die Überarbeitung des Bekämpfungskonzeptes macht deutlich, dass der Rechtsrahmen sowohl national als auch europäisch dem heutigen Stand der Wissenschaft angepasst werden muss. Dies fordern wir hiermit vehement ein.

Die Sicherheit beim Verbringen geimpfter Tiere und beim Handel von Produkten geimpfter Tiere muss von den Akteuren garantiert werden können. Gelingt dies, so ist die Stigmatisierung dieser Tiere und Produkte überflüssig.

Der Kreuzinnenstempel muss weg.


Folgende Maßnahmen sind für eine zeitgemäße Bekämpfung der Klassische Schweinepest derzeit wichtig:

Prävention
Ureigenstes Interesse ist es, die Einschleppung der Klassischen Schweinepest durch entsprechende Maßnahmen zu verhindern. Hier sind in erster Linie Tierhalter und Tierärzte gefordert. Aber auch Politik und Bevölkerung tragen Verantwortung, dass Tierseuchen nicht eingeschleppt werden. Hier ist insbesondere die Überwachung der Einfuhren von Tieren oder tierischen Produkten zu verbessern.

Sofortmaßnahmen bei Ausbruch
Erstes Ziel muss es sein, einen Ausbruch der Klassischen Schweinepest so früh wie möglich zu erkennen. Zudem muss die Weiterverbreitung eines festgestellten Erregers effektiv verhindert werden. Die Tötung der bereits erkrankten Tiere und ein striktes Stand still sind demnach unverzichtbar.


Maßnahmen

Eindämmung durch Notimpfung
Sichere Impfstoffe geben empfänglichen Schweinen Schutz vor Erkrankung. Durch eine Notimpfung kann somit die Weiterverbreitung des Virus gestoppt und in Zukunft auf die Tötung gesunder Schweine verzichtet werden.

Sicherheit durch Freitesten
Durch den Einsatz von modernen Markerimpfstoffen oder bewährten, klassischen Impfstoffen in Verbindung mit der Methode des direkten Erregernachweises (real time PCR) kann im weiteren Verlauf sicher verhindert werden, dass Erreger durch lebende Tiere oder deren Produkte verschleppt werden. Dieses sogenannte Freitesten verhindert auch das Keulen gesunder Tiere in Fällen, in denen keine Notimpfung nötig ist.

Vermarktung durch frühzeitige Kommunikation
Europas Landwirte und Verbraucher sind nicht mehr bereit, die Tötung gesunder Tiere länger zu akzeptieren. Wie das Beispiel Südkorea zeigt, regt sich auch in Drittländern Widerstand gegen die Politik des Keulens. Dies zeigt, dass eine ständige Kommunikation über die Fortschritte in der Tierseuchenbekämpfung und insbesondere beim Impfen notwendig ist, um die Vermarktung nach evtl. notwendiger Notimpfung zu sichern.

Wir fordern deshalb die Gesetzgeber dringend dazu auf, die Weichen für eine zeitgemäße Bekämpfung der Klassischen Schweinepest zu stellen.

Franz-Josef Möllers, DBV
Helmut Ehlen, ZDS
Dr. Hans-Joachim Götz BpT
Prof. Dr. Theo Mante BTK
Paul Brand VDF
Heinrich Dierke ISN
Dr. Martin Hartmann BbT
Wolfgang Ape DTSchB


*


Quelle:
Pressemitteilung vom 13. Oktober 2011
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
Claire-Waldoff-Straße 7
10117 Berlin
Tel.: 030 / 31 904 239
Mail: presse@bauernverband.net
Internet: www.bauernverband.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Oktober 2011