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INTERVIEW/045: Tierversuchslabor - Trommeln gegen Messer ...    Marcos im Gespräch (SB)


Die Gruppe Drums Over Knives sorgte auf der Großdemonstration gegen das Tierversuchslabor LPT in Hamburg-Neugraben [1] für einen Sound, der die ohnehin für das Vorhaben, das Leiden der Tiere im Versuchslabor zu beenden, stark bewegten Menschen noch mehr in Schwung brachte. Der Klang der rhythmischen Trommelschläge wurde von den Wänden der Häuser des Wohnviertels, in dem sich die Zentrale des Tierversuchsunternehmens gegen jeden Einblick abgeschottet hat, noch einmal verstärkt und erzeugte mit den Sprechchören der DemonstrantInnen einen Sound, der die AdressatInnen des Protestzuges kaum kalt gelassen haben dürfte. Auf der Abschlußkundgebung beantwortete Marcos von Drums Over Knives dem Schattenblick einige Fragen.


Mit jeweils zwei Drumsticks in den Händen - Foto: © 2019 by Schattenblick

Marcos von Drums Over Knives
Foto: © 2019 by Schattenblick

Schattenblick (SB): Ihr habt heute hier auf der Demonstration getrommelt. Propagiert ihr als Musikgruppe Veganismus und Tierrechte?

Marcos: Ganz genau. Wir haben die Band gegründet, um hauptsächlich auf Events und Demonstrationen zu spielen, bei denen es um Tierbefreiung geht.

SB: Marcos, du lebst in Berlin, kommst aber aus Brasilien. Gibt es dort eine Bewegung für Tierrechte und Tierbefreiung?

Marcos: Es gibt sie. Sie ist nicht so groß wie in Deutschland oder Europa, aber sie nimmt weiter zu.

SB: In der deutschen Tierrechtsbewegung wird viel Kritik am Import von Soja aus Brasilien geübt, weil dort der Regenwald gerodet wird, um hierzulande Rinder für den Fleisch- und Milchkonsum zu füttern. Glaubst du, daß die Menschen in Brasilien wissen, daß sie arbeiten und Wälder verlieren, um in Europa sogenannte Nutztiere zu ernähren?

Marcos: Ich glaube, die meisten Menschen wissen das nicht. Sie werden sich zwar gerade immer mehr bewußt, daß die Wälder zerstört werden, um Platz für Weideflächen für die Rinder oder für Felder für den Anbau von Soja und Mais zu schaffen. Die Menschen bekommen auf jeden Fall immer mehr mit, daß es sich um einen sehr zerstörerischen Prozeß handelt, und lehnen es auch ab. Ich hoffe, daß die Menschen damit anfangen, eine Verbindung zwischen dem, was sie auf ihrem Teller tun, und dem, was im Regenforst geschieht, herstellen. Ich glaube allerdings, daß viele Menschen nicht wissen, daß ein Großteil des in Brasilien angebauten Soja exportiert wird.

SB: Glaubst du, daß den ökonomischen Aspekten der Tierausbeutung, wie etwa im neuen Mercosur-Handelsvertrag zwischen der EU und Lateinamerika, genug Beachtung geschenkt wird?

Marcos: Ich glaube, das wird nicht ausdrücklich genug herausgestellt und direkt miteinander verbunden. Aber es scheint in der EU durchaus Kritik an diesem Handelsabkommen zu geben.


Drums Over Knives auf der Großdemo am 19. Oktober in Hamburg-Neugraben - Foto: © 2019 by Schattenblick

Gemeinsam streiten und die Trommel schlagen
Foto: © 2019 by Schattenblick

SB: Habt ihr euch bei der Wahl eures Namens Drums Over Knives an dem Film Forks Over Knives orientiert?

Marcos: Ja, das stimmt.

SB: Werdet ihr als Band häufig angefragt?

Marcos: Ja, sehr viel. Wir erhalten Einladungen aus ganz Deutschland und auch aus anderen Ländern. Wir haben schon in Österreich gespielt und waren vor kurzem in Budapest.

SB: Spielt ihr auch gegen Gage oder finanziert ihr euch selbst?

Marcos: Wir finanzieren uns hauptsächlich selbst. Wir bitten lediglich um Spenden für Reisekosten und den Erhalt der Instrumente.

SB: Es ist also ein ziemlich idealistisches Projekt.

Marcos: Ja, wir nehmen überhaupt kein Geld für uns, nur um den Betrieb der Band aufrechtzuerhalten.

SB: Spielt ihr auch noch andere Instrumente außer Trommeln?

Marcos: Nein, nur Trommeln.

SB: "Nur" würde ich nicht sagen, gerade in Brasilien weiß man doch, wie wichtig Perkussionsinstrumente sind.

Marcos: (lacht) Ja, Brasilien ist ein Land mit einem großen Reichtum an Rhythmen.

SB: Marcos, vielen Dank.


Die MusikerInnen von Drums Over Knives auf dem Neugrabener Markt - Foto: © 2019 by Schattenblick

Aufstehen für Tierbefreiung
Foto: © 2019 by Schattenblick


Fußnote:

[1] http://www.schattenblick.de/infopool/tiere/report/trbe0017.html


25. Oktober 2019


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