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AKTION/005: Anhaltende kreative Proteste gegen Tierproduktion und für Klimagerechtigkeit in Hannover (Climate & Justice Games)


Climate & Justice Games - Pressemitteilung vom 16.11.2018 - 12:06 Uhr

Anhaltende kreative Proteste gegen Tierproduktion und für Klimagerechtigkeit in Hannover


Am Donnerstagmorgen, dem dritten Aktionstag der Climate & Justice Games, hatten Aktivist*innen in den frühen Morgenstunden "Tatortmarkierungen" mit den weißen Umrissen eines Huhnes, eines Schlachterbeils und Kunstblut vor dem Landvolk Niedersachsen hinterlassen. Ähnliche "Crime Scenes" wurden auch an anderen Orten, darunter dem Landwirtschaftsministerium und dem Futtermittel- und Agrarkonzern AGRAVIS, gesichtet. Nachmittags zeigten Aktivist*innen von ARIWA Filme aus Schlachtfabriken vor einer MC-Donald's-Filiale in der Innenstadt Hannovers.

In den beiden vorhergehenden Aktionstagen am Dienstag und Mittwoch fanden bereits eine Reihe von Aktionen sowohl am Gelände der EuroTier-Messe als auch der Innenstadt Hannovers statt: am Montag, noch vor Beginn der EuroTier-Messe, entrollten die Umweltorganisationen Robin Wood und Mighty Earth an einem Futtermittelwerk in Haren ein Transparent. Am frühen Dienstagmorgen markierten Aktivist*innen das Jobcenter, die Ausländerbehörde, das Landvolk Niedersachsen und E.ON, und brachte an diesen "Orten der Ungerechtigkeit" farblich. Es folgte eine Sitzblockade der Gruppe Kampagne gegen Tierfabriken vor dem Agrarkonzern Cargill in Haren. Den Abschluss des Tages bildeten zwei Kundgebungen der Tierrechtsgruppe Animal Rights Watch.

Die erste Aktion am Mittwoch war ein kreatives Adbusting in der Hannoveraner Innenstadt: Aktivist*innen ersetzten Werbeplakate durch tierhaltungskritische Motive. Am Nachmittag entrollte die Gruppe Animal Climate Action in den Messehallen ein Transparent, anschließend zogen sie durch mehrere Hallen und störten unter anderem eine Rede der Veranstalter*innen der Messe, der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG). Am frühen Abend protestierten Aktivisten von Animal Rights Watch auf dem Platz der Weltausstellung gegen Pelz und Leder.

"Es ist inzwischen nicht mehr zu leugnen, dass sowohl Klima- als auch Tierschutz - geschweige denn Klimagerechtigkeit und Tierbefreiung - von oben nicht funktioniert; das derzeitige System nützt wenigen und schadet allen, und immer mehr Menschen wird daher klar, dass ernstgemeinter Klimaschutz und gesellschaftliche Tierbefreiung darin bestehen muss, die Systemfrage zu stellen", sagt Toni Kunner, die in Hannover in lokalen Initiativen aktiv ist.

Die Aktionstage dauern bis Samstag an. Die Organisator*innen gehen davon aus, dass die Games weiter an Fahrt aufnehmen werden. Durch die Verbindung verschiedener sozialer Bewegungen, allen voran der Klimagerechtigkeits- sowie der Tierrechtsbewegung, zeigt sich ein breiter Protest gegen ein ungerechtes und destruktives System, in welchem Leben und Freiheit von Menschen und anderen Tieren Profit-und Machtinteressen der Herrschenden untergeordnet werden.

Hintergrund:

Zum Anlass der EuroTier-Messe, der weltweit größten Fachmesse für Tierhaltung, haben Gruppen aus dem Klima-, Umwelt- und Tierrechtsspektrum zu Climate & Justice Games in Hannover aufgerufen. Climate & Justice Games sind Aktionstage, bei denen kleine Gruppen auf unterschiedliche Weise ihren Protest zum Ausdruck bringen können. Um deutlich zu machen, dass die Ausbeutung von Tieren, Menschen und der Natur nicht losgelöst voneinander zu betrachten ist, und um die gemeinsamen Kämpfe von vielen linken und sozialen Bewegungen zu stärken, haben die Veranstalter*innen Klima und Gerechtigkeit gleichermaßen in den Fokus gerückt. Neben der EuroTier-Messe stehen deshalb auch andere Aktionsziele auf dem "Spielplan". Das Ziel soll sein, ganz unterschiedliche Orte und Akteure, die für den Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit und Tierausbeutung stehen, aufzuzeigen und zu stören.

Die internationale EuroTier-Messe findet alle zwei Jahre in Hannover statt und ist eine der weltweit größten Tierhaltungsmessen. Vom 13. bis 16. November kommen über 2500 Aussteller*innen und über 150 000 Besucher*innen aus unterschiedlichen Branchen rund um Tierhaltung zusammen. Bereits vor zwei Jahren demonstrierten Klimaaktivist*innen zusammen mit Tierrechtler*innen unter dem Motto "Tierproduktion stoppen - Klima retten" gegen die Messe.

Am Donnerstagmorgen sahen sich Mitarbeiter*innen des Landvolks Niedersachsen (dem Bauernverband Niedersachsen) genötigt, den Fußweg vor ihrer Geschäftsstelle in Hannover großflächig zu säubern. Aktivist*innen hatten im Rahmen der Climate & Justice Games in den frühen Morgenstunden "Tatortmarkierungen" mit den weißen Umrissen eines Huhnes, eines Schlachterbeils und Kunstblut hinterlassen. Steckbriefartig wurde mit Sprühschablonen zudem "Vorwurf: Massenhafte Tötung von Tieren, Verschärfung der Klimakrise, Ausbeutung von Bäuer*innen und Arbeiter*innen" sowie "Beteiligte: Fleischindustrie, Agrarkonzerne, Landesregierung, Bauernverband" und "Planung: EuroTier" auf den Boden gemalt. Ähnliche "Crime Scenes" wurden auch an anderen Orten, darunter dem Landwirtschaftsministerium und dem Futtermittel- und Agrarkonzern AGRAVIS gesichtet.


Kurzprofile der Bündnispartner*innen:

Animal Climate Action:
Animal Climate Action (AniCA) ist eine überregionale Gruppen von Aktivist*innen. Das Ziel der Gruppe ist es, den Zusammenhang von Klimawandel und Tierproduktion deutlich zu machen - in der Klima- und der Tierrechts-/Tierbefreiungsbewegung sowie in der weiteren Öffentlichkeit.

Animal Rights Watch:
Mit sorgfältigen Recherchen, sachlicher Information und innovativen Aktionen engagiert sich die überregionale Gruppe ARIWA gegen Verschleierung und Verdrängung - und für die Anerkennung von Tierrechten. Zur Aufklärung der Öffentlichkeit und praktischer Hilfe für Tiere in Not sind sie bundesweit mittels vieler Ortsgruppen aktiv.

Zucker im Tank:
Zucker im Tank ist eine unterstützende Struktur für Kleingruppenaktionen, besonders im Rheinischen Braunkohlerevier. Durch Workshops und ähnliches wollen sie Menschen zu selbstorganisierten Aktionen befähigen. Dabei liegt der Fokus auch auf der Verbindung verschiedener herrschaftskritischer Kämpfe.

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Quelle:
Climate & Justice Games
E-Mail: info@climate-and-justice.games
Internet: https://climate-and-justice.games


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. November 2018

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