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ETHIK/007: Die Unschuld der Tiere (Ingolf Bossenz)


Die Unschuld der Tiere

Von Ingolf Bossenz, 2. Juli 2010


Den Irokesen zufolge fiel die Mutter aller Menschen vom Himmel auf die von einer Schildkröte aus dem Meer gezogene Erde. Ein Mythos. Zurzeit steht das Meer in Flammen und die Schildkröten verbrennen. Kein Mythos, sondern Realität im Golf von Mexiko, wo der britische BP-Konzern versucht, die von ihm verschuldete Ölpest unter Kontrolle zu bringen - indem er das Öl großräumig abfackelt. Wegen dieses grausamen Vorgehens haben drei Tierschutzorganisationen in Washington Klage gegen BP eingereicht. »Diese unschuldigen Tiere, deren Lebensraum durch das Öl schon stark beschädigt wurde, werden auch noch bei lebendigem Leibe verbrannt«, so Cathy Liss vom Animal Welfare Institute.

Das Epitheton »unschuldig« verweist auf eine so banale wie offenkundige Tatsache: Tiere werden von Menschen nicht deshalb getötet, weil sie Schuld auf sich geladen haben. Während es sich bei den per Feuer massakrierten Schildkröten um vermutlich von den Tätern bedauerte »Kollateralschäden« handelt, müssen andere Tiere sterben, weil sie essbar sind. Oder geeignet für Medizintests. Oder sie sind einfach überflüssig. Wie Jahr für Jahr mehr als 40 Millionen Küken allein in Deutschland, die das falsche Geschlecht haben und später keine Eier legen. Sie werden natürlich nicht lebendig verbrannt. Nur vergast und geschreddert.


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Quelle:
Ingolf Bossenz, Juli 2010
Der Schattenblick veröffentlicht diesen Artikel mit der freundlichen
Genehmigung des Autors.
Erstveröffentlicht in Neues Deutschland vom 02.07.2010
http://www.neues-deutschland.de/artikel/174394.die-unschuld-der-tiere.html


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juli 2010