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ETHIK/029: Kein Zusammenhang zwischen Tierschutz und Fleisch-»Produktion« (Ingolf Bossenz)


Schutzbehauptung

Ingolf Bossenz findet keinen Zusammenhang zwischen Tierschutz und Fleisch-»Produktion«

26. Oktober 2012



Fleisch in deutschen Kaufhallen soll künftig mit einer speziellen Kennzeichnung versehen werden. Abschreckende Bilder aus Massenhaltung und Fließbandschlachtung werden das natürlich nicht sein. Im Gegenteil. Der Deutsche Tierschutzbund vergibt ab 2013 ein zweistufiges Tierschutzlabel, das - so der Verein - »tatsächliche Verbesserungen für die Tiere« bietet. Bereits bei der Einstiegsstufe liegen demnach die Anforderungen deutlich über den gesetzlichen Regelungen, bei der Premiumstufe werde »noch mehr Tierschutz« garantiert.

Bei so viel geballtem Tierschutz könnte man glatt vergessen, dass Fleisch-»Produktion« nichts, aber auch gar nichts mit dem Schutz von Tieren zu tun hat. Denn die Zigmillionen Hühner, Schweine, Rinder und anderen »Nutztiere« sind nicht da, um geschützt, sondern um geschlachtet und »verbraucht« zu werden. Dass deren leidvolles Leben und Sterben unterschiedliche Grade von Elend aufweisen kann, ist unbestritten. (Bei Kerker, Zwangsarbeit und Folter ist das ebenso. Aber auch diese bleiben, was sie sind.) Womit nichts gegen die von Tierschützern hartnäckig erkämpften - leider meist marginalen - Verbesserungen für die gequälten Kreaturen gesagt sei. Aber sie ändern nichts grundlegend am grausamen und blutigen Wesen unserer Schlachthauskultur. Und daraus sollte man nicht auch noch ein Gütesiegel basteln.

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Quelle:
Ingolf Bossenz, Oktober 2012
Der Schattenblick veröffentlicht diesen Artikel mit der freundlichen
Genehmigung des Autors.
Erstveröffentlicht in Neues Deutschland vom 26.10.2012
http://www.neues-deutschland.de/artikel/802406.schutzbehauptung.html


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Oktober 2012