Schattenblick →INFOPOOL →TIERE → TIERSCHUTZ

BERICHT/089: Das Leben der Tiere - Von genutzten Tieren und ihrem Leben in Freiheit (tierrechte)


tierrechte Nr. 48, Mai 2009
Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.

Das Leben der Tiere
Von genutzten Tieren und ihrem Leben in Freiheit

Von Stephanie Elsner und Marion Selig


Sie haben selten ihrer Art entsprechend leben dürfen oder sind als Individuum geachtet worden - die Tiere, deren Fleisch und Milch später auf den Tellern unserer Gesellschaft landet. tierrechte widmet daher den Schwerpunkt dieser Ausgabe den häufig genutzten Tierarten. Sie stehen synonym für die vielen anderen, die wir aus Platzgründen nicht alle benennen können. Neben kurzen, nüchternen Daten und Fakten wollen wir vor allem die natürliche Lebensweise, die Besonderheiten und Vorlieben in den Vordergrund stellen, denn diese sind vielen Menschen nicht bekannt. Wir wünschen uns, dass das Faszinierende jeder Tierart immer mehr Menschen deutlich wird - und natürlich auch ihr Kauf- und Essverhalten entsprechend beeinflusst...


Gänse

Leben in Freiheit
Gänse sind überaus reaktionsschnell, verfügen über ein exzellentes Gehör, langes Gedächtnis und sind wahre Langstreckenflieger. Sie bleiben ein Leben lang mit ihrem Partner zusammen und sollen sich auch als Witwe bzw. Witwer nicht wieder mit einem anderen Partner zusammenschließen oder paaren. Sie kümmern sich um kranke oder verletzte Artgenossen ihrer Gruppe, z.B. füttern sie diese oder weichen kaum von ihrer Seite. Für lange Flüge schließen sich mehrere Gänsefamilien zusammen und fliegen in V-Formation, wodurch die Gänse vorne den Luftwiderstand für die hinteren verringern. Gänse graben im Gras nach Futter, sammeln Zweige und Blätter, um ihre Nester gut auszustatten und putzen lange und intensiv ihr Gefieder. Die weibliche Gans brütet einmal im Jahr, etwa 30 Tage lang, während ihr Lebenspartner wacht. Das Lebensalter von Gänsen kann unter natürlichen Verhältnissen 70 bis 80 Jahre betragen.

Leben in Gefangenschaft
Gänse werden meist im Stall in Bodenhaltung gehalten. Ob die Wasservögel Auslauf, Einstreu und Zugang zu einer Wasserstelle erhalten, bleibt den Haltern überlassen. Geschlachtet werden die Gänse im Alter von etwa fünf bis neun Monaten. Die Zwangsfütterung, das sogenannte Stopfen, ist in Deutschland bei Gans und Ente verboten. In anderen EU-Ländern, wie z. B. Frankreich, wird es jedoch praktiziert, um die als Feinkost angepriesene Stopfleber oder französisch 'Foie gras' zu erzeugen. Dazu müssen die Tiere in winzigen Käfigen ausharren. Mehrmals täglich werden sie mit Futterbrei zwangsernährt. Da es kein Importverbot gibt, landet dieses Tierqualprodukt auch hierzulande.

Bestand (D): 327197 Gänse (Mai 2007)
Schlachtzahlen (D): 2097 Tonnen (2008)
Schlachtzahlen (EU): nicht bekannt
Gesetzliche Haltungsvorschriften:
keine konkreten rechtsverbindlichen Vorschriften in Deutschland;
Empfehlung des Europarates für 'Hausgänse' und ihre Kreuzungen


Rinder

Leben in Freiheit
Die ursprünglichen Steppentiere kommen heute als domestizierte Tiere in allen Klimazonen der Erde und in zahlreichen 'Hausrind'-Rassen vor. Rinder gehören zu den Fluchttieren, sind also schon von daher bewegungsaktiv, und leben in Herden. Besonders gut sind Gehör und Geruchssinn ausgebildet. Es finden komplexe soziale Interaktionen statt. Beispielsweise haben Kühe beste Freunde, bilden Cliquen und drücken ihre Zuneigung durch gegenseitige Körperpflege aus. Auch die Mutterkuh-Kalb-Beziehung ist besonders eng. In einer Herde finden sich die Kälber vor allem in den frühen Abendstunden zusammen und spielen und rennen gemeinsam über die Weide. Rinder setzen auch ihre Körperhaltung und Stimme dazu ein, Wut, Leid, Zufriedenheit, Interesse und vieles mehr auszudrücken. Rinder sind intelligente Tiere mit einem ausgeprägten Langzeitgedächtnis. Mit etwa fünf Jahren sind Rinder ausgewachsen und können 25 und mehr Jahre alt werden.

Leben in Gefangenschaft
Milchkühe
Kühe werden zum Teil in sogenannten Laufställen gehalten, wo sie sich frei bewegen können. In einigen Regionen erhalten die Tiere im Sommerhalbjahr Weidegang. Aber auch die dauerhafte Anbindehaltung - zum Teil ohne Einstreu -, die für die Kühe nicht einmal im Stall Fortbewegung zulässt, ist noch weit verbreitet. Im Laufstall sind im Liegebereich Stroh-Einstreu oder Gummimatten üblich, aber auch Vollspaltenböden gebräuchlich. Um Milch zu liefern, muss jede Kuh ein Kalb pro Jahr gebären. Die Kühe werden heute als 'Hochleistungstiere' gezüchtet, die bis zu 10 000 Liter Milch im Jahr geben, was den Organismus überfordern und zu Stoffwechselstörungen führen kann. Auch Euterentzündungen, Klauenerkrankungen und Fruchtbarkeitsstörungen treten auf. Viele Kühe landen daher bereits im Alter von vier bis fünf Jahren auf dem Schlachthof.

Kälber
Die Kälber der 'Milchkühe' werden ihren Müttern in der Regel gleich nach der Geburt weggenommen und dürfen bis zum Alter von acht Wochen in Einzelboxen ohne Auslauf gesteckt und mit 'Milchaustauscher' ernährt werden. Die männlichen Tiere werden gemästet und mit 12 bis 18 Monaten geschlachtet. Die weiblichen Tiere werden in der Regel mit etwa 18 Monaten gedeckt, um neun Monate später nach der Geburt des ersten Kalbes als 'Milchkuh' eingesetzt zu werden. Das schmerzhafte Entfernen der Hornanlagen mit Brennstab oder Ätzstift ist nach dem Tierschutzgesetz bei Kälbern unter sechs Wochen ohne Betäubung erlaubt und gebräuchlich.

Mastrinder
'Mastrinder' werden wegen ihres Fleisches gezüchtet und geschlachtet und müssen nicht zweimal am Tag gemolken werden. Daher ist ihre Haltung weniger aufwendig. Die Kälber bleiben bei den Müttern. Weit verbreitet sind Weidehaltung und Haltung im Laufstall. Die Liegeflächen sind teilweise ohne Einstreu und aus Beton oder Vollspalten. Drei Quadratmeter gelten als Richtwert für die Stallnutzungsfläche pro 'Mastrind' ab 600 Kilogramm. Das Schlachtalter liegt zwischen acht und 30 Monaten.

Bestand (D):
8,7 Mio. 'Mastrinder',
4,2 Mio. 'Milchkühe',
2 Mio. Kälber unter 6 Monaten (November 2008)
Schlachtzahlen (D): 3,8 Mio. Rinder insgesamt (2008)
Schlachtzahlen (EU): 28,9 Mio. Rinder insgesamt (2008)
Gesetzliche Haltungsvorschriften:
in Deutschland nur für Kälber vorhanden (Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung);
außerdem Leitlinien für die 'Milchkuh'-Haltung und Empfehlung des Europarates für Rinder


Kaninchen

Leben in Freiheit
Die heute in Deutschland gezüchteten und gehaltenen Kaninchen stammen von Wildkaninchen ab, deren Heimat auf der iberischen Halbinsel sowie in Nordafrika liegt. Kaninchen leben von Natur aus in Gruppen mit enger sozialer Bindung. Die Gruppen bestehen aus einigen erwachsenen Weibchen, einem Bock und den Nachkommen bis zu deren Geschlechtsreife. Das Revier einer Familiengruppe beträgt abhängig vom Futterangebot einige Hundert Quadratmeter. Die Tiere graben ausgedehnte unterirdische Bauten mit weit verzweigten Röhrensystemen. Sie entwickeln eine stabile Rangordnung. Gruppenaktivitäten und Sozialkontakte wie gemeinsames Graben, gemeinsames Weiden, gegenseitige Körperpflege und Ruhen mit Körperkontakt nehmen einen großen Teil des Tages ein. Kaninchen liegen gern auf einem erhöhten Platz, von dem aus sie eine gute Übersicht haben und der von oben geschützt ist. Mehrstündige Ruhephasen wechseln sich mit Aktivitätsphasen, vor allem in der Dämmerung, ab. Kaninchen verbringen täglich mehrere Stunden mit der Futteraufnahme. Sie fressen Gras und Kräuter und benagen Äste und Wurzeln. Die Trächtigkeit dauert 30 bis 32 Tage. Naht bei einem trächtigen Weibchen die Geburt, gräbt sie eine Neströhre in den Erdboden und polstert sie mit trockenem Gras und mit Haaren aus, die sich hormonell bedingt an ihrer Brust und den Flanken lockern und die sie sich ausrupft. Es werden etwa fünf bis zwölf Junge geboren, die als Nesthocker unbehaart und blind sind. Die Mutter sucht die Neströhre in der Regel nur einmal am Tag auf, säugt die Jungen und scharrt das Nest anschließend wieder mit Erde zu. Mit knapp drei Wochen verlassen die Jungen - vorerst nur kurz - die Neströhre; von Tag zu Tag vergrößert sich ihr Aktionsradius. Mit etwa 27 bis 30 Tagen haben sie das Entwöhnungsalter erreicht. Kaninchen können etwa sieben bis zwölf Jahre alt werden.

Leben in Gefangenschaft
Kaninchen werden von Tausenden 'Liebhabern' gezüchtet, auf Ausstellungen und Wettbewerben ausgestellt und schließlich geschlachtet und gegessen. Auch vor der kommerziellen Mast bleiben die Tiere nicht verschont. Fast immer werden Kaninchen in Käfigen oder engen Holzställen gehalten - ob als 'Haustier', beim Züchter oder in kommerziellen Mastbetrieben. Dort müssen sie zudem meist auf Metall- oder Kunststoffrosten ohne Einstreu sitzen. Verletzungen der Pfoten und Verkrümmungen der Wirbelsäule durch den Bewegungsmangel treten oft auf, ebenso wie Kannibalismus und Selbstverstümmelung. In kommerziellen Mastbetrieben sterben bis zu 50 Prozent der Tiere wegen der schlechten Haltungsbedingungen und an Infektionskrankheiten. Laut Leitlinien der World Rabbit Science Association soll die Käfigfläche für Kaninchen bis vier Kilogramm Gewicht 2400 Quadratzentimeter betragen (etwa 40 x 60 Zentimeter), die Käfighöhe 40 bis 60 Zentimeter. Kaninchen werden im Alter von wenigen Monaten geschlachtet.

Bestand (D): geschätzt ca. 20 bis 30 Mio. Kaninchen
Schlachtzahlen (D): nicht bekannt, Fleischverzehr pro Jahr etwa 41.000 Tonnen
Schlachtzahlen (EU): nicht bekannt
Gesetzliche Haltungsvorschriften:
weder in Deutschland noch auf EU- oder Europaratsebene vorhanden, lediglich Leitlinien der deutschen Gruppe der World Rabbit Science Association


Lachse

Ob Angelhaken, Treibnetzfischerei oder Aquakultur - Fische haben heute wie andere in Massen genutzte Tiere viel zu erleiden. Da insbesondere der als 'Edelfisch' geltende Lachs sogar täglich auf unzähligen Kantinenbrötchen serviert wird, steht er hier stellvertretend für die vielen anderen, vor allem in sogenannter Aquakultur, genutzten Wassertiere. Die Aquakultur, die Intensivtierhaltung zu Wasser, ist einer der am schnellsten wachsenden Zweige in der weltweiten Ernährungswirtschaft.

Leben in Freiheit
Lachse verfügen über die Besonderheit, in Süßsowie auch in Salzwasser zu leben. In den Flüssen beginnt das Leben eines Lachses. Sowohl atlantischer Lachs als auch pazifischer Lachs wandern ins Meer. Zum Laichen kommen die Tiere zurück in die Süßgewässer. Bei ihren Wanderungen nehmen sie große Anstrengungen auf sich. Oft endet die lange Reise mit dem Tod. Bevor Lachse sich zum Laichen ins Süßwasser begeben, leben sie mehrere Jahre lang im Meer. Dann brechen sie zum Geburtsfluss auf. Am Ziel angekommen, wird ein Plätzchen zur Eiablage gesucht. Im Kies graben die Weibchen Nester und legen bis zu 30000 Eier, während die Männchen Wache halten. Am Ende der Laichzeit sind viele Tiere so erschöpft, dass sie sterben. Dem Nachwuchs dienen die verwesenden Fischkörper dann als Nahrung.

Mittlerweile ist bekannt, dass Fische z. B. über ein beachtliches Langzeitgedächtnis sowie komplexe Sozialstrukturen verfügen. Fische kommunizieren auch mit Lauten und anderen Geräuschen im Niederfrequenzbereich miteinander. Manche Fische lieben es auch, berührt zu werden und sich sanft aneinander zu reiben. Lachse können etwa zehn Jahre alt werden.

Haltung in Aquakultur
Nahezu 50 Prozent der heute konsumierten Lachse sowie auch Süß- und Salzwasserfische, Krusten- und Weichtiere (z.B. Shrimps, Muscheln) kommen aus Gefangenschaftshaltung; vielfach aus Netzgehegen im Meer oder aus der Teichwirtschaft. Haupterzeugerländer für Lachse sind u.a. Norwegen, Kanada und Chile. Für den Besatz der Zuchten werden ständig Jungfische aus Wildfang eingesetzt. Wie in der landwirtschaftlichen Intensivtierhaltung hat das einzelne Tier kaum Platz. Durch die Überfüllung erleiden die Fische Verletzungen an Maul und Flossen und leiden unter Stress, der zu Krankheitsanfälligkeit und Parasiten führen kann. So ist es Alltag, z. B. Pestizide, Desinfektionsmittel und Antibiotika einzusetzen. Während in der Natur die Lachswanderung vom Süß- ins Salzwasser schrittweise stattfindet, kann der abrupte Übergang auf Aquafarmen zu hohen Sterberaten führen. Viele Fische zeigen zudem offensichtliche Anzeichen von Stress oder Frustration wie ständiges Springen. Darüber hinaus treibt die Aquakultur die Überfischung der Meere voran, denn für ein Kilogramm gezüchteten Lachs werden vorher fünf Kilogramm Fisch gefüttert. Eine 8000 Quadratmeter umfassende Lachsfarm produziert zudem so viel Abfall wie eine Stadt mit 10000 Einwohnern.

Bestand (D): Lachs-Aquakultur ist in Deutschland nicht üblich
Schlachtzahlen: von Lachsen nicht bekannt, jedoch Gesamtgewicht an Fischen, Weichund Krebstieren sowie sonstigen im Wasser lebenden Organismen durch Aquakultur 37681 Tonnen (D, 2006) bzw. 1,3 Mio. Tonnen (EU, 2006)
Gesetzliche Haltungsvorschriften:
keine konkreten rechtsverbindlichen Vorschriften in Deutschland,
Empfehlung des Europarates für die Haltung von Fischen in Aquakultur


Enten

Bei den Enten ist die kommerzielle Nutzung und Schlachtung vor allem von zwei Arten üblich: Pekingenten und Moschusenten.

Leben in Freiheit
Die Moschusente ist schon lange vor der Entdeckung Amerikas von Indianern genutzt worden und die Wildform der domestizierten Warzenente. Männliche Moschusenten wiegen mit drei bis vier Kilogramm doppelt so viel wie die weiblichen Tiere. Auch die in Europa genutzten weißen Pekingenten gehen auf Züchtungen in Amerika zurück und wiegen etwa drei Kilogramm.

Enten sind hervorragende Flieger und können Fluggeschwindigkeiten von bis zu 90 Stundenkilometern erreichen. Zudem ist Wasser 'ihr Element' und die Schwimmhäute der Füße lassen ihren Gang an Land watschelig aussehen. Sie sind reinlich, halten ihre Nester frei von Schmutz und pflegen intensiv ihr Gefieder. Dieses ist sehr dicht und wird mit dem Sekret der gut entwickelten Bürzeldrüse regelmäßig eingeölt, um es wasserabweisend zu machen. Im Gras sowie in flachen Gewässern suchen sie tagsüber nach Futter, nachts schlafen die geselligen, sozialen Tiere gemeinsam mit ihrer Gruppe. Aber es gibt auch nachtaktive Arten. Zur Kommunikation setzen Enten sowohl Körpersprache als auch reichlich Stimmlaute ein; 'Schnattern wie eine Ente' ist daher ja auch in unseren Wortschatz eingezogen. Bei den meisten Arten suchen die einzelnen Tiere in jeder Brutsaison einen neuen Partner. Unter optimalen Lebensbedingungen können die Tiere bis zu 50 Jahre alt werden.

Leben in Gefangenschaft
Es dominiert die Stallhaltung als sogenannte Schnell- oder Kurzmast. Die Tiere werden schon vor der ersten Jungtiermauser, meist im Alter zwischen sechs und zehn Wochen (Pekingenten) oder mit vier Monaten (Moschusenten), geschlachtet. Mitunter wird die Schnellmast auch mit begrenztem Auslauf durchgeführt sowie mit oder ohne Badegelegenheit. Enten und Gänse sind Flug- sowie Wasservögel und eine Haltung ohne ausreichende Bewegungs-, Bade- und Beschäftigungsmöglichkeiten läuft ihren Grundbedürfnissen zuwider. Während bei Pekingenten üblicherweise ca. sechs bis acht Tiere pro Quadratmeter auf Stroh und bei Tageslicht gehalten werden, ist die Tierzahl bei Moschusenten pro Quadratmeter noch höher. Tageslicht ist nicht vorgeschrieben. Wie bei allen 'Mastgeflügel'-Arten sind Schmerzen, Leiden und Verhaltensstörungen an der Tagesordnung.

Die Kreuzung von Peking- und Moschusenten ergibt unfruchtbare Mischlinge. Diese werden wie auch die Moschusente als 'Flugenten' vermarktet.

Bestand (D): 2,6 Mio. Enten (Mai 2007)
Schlachtzahlen (D): 60808 Tonnen (2008)
Schlachtzahlen (EU): nicht bekannt
Gesetzliche Haltungsvorschriften:
keine konkreten rechtsverbindlichen Vorschriften in Deutschland;
Empfehlung des Europarates für Pekingenten ('Hausenten'), Moschusenten ('Flugenten') und Kreuzungen von beiden


Puten

Leben in Freiheit
Puten oder Truthühner stammen aus Mexiko und dem Südwesten der USA. Puten sind Waldvögel, ziehen lichte Wälder jedoch dichten Gehölzen vor. Sie bauen ihre Nester am Boden - wo sie auch ihre Nahrung aus Beeren, Samen, Eicheln, Blättern, Gräsern und Insekten finden - und wählen ihre Schlafplätze auf Bäumen. Puten können weite Strecken zu Fuß zurücklegen, aber sie sind auch kraftvolle Flieger. Die ursprünglichen, wild lebenden Puten erreichen ein Gewicht von etwa fünf Kilogramm, männliche Tiere ausnahmsweise auch bis zu elf Kilogramm.

Truthühner bilden große, geschlechtergetrennte Verbände, die sich nur während der Paarungszeit mischen. Die Henne legt etwa zehn Eier; mitunter liegen weitaus mehr Eier in einem Nest, die dann von mehreren Hennen stammen. Nur das weibliche Tier brütet. Verlässt sie das Nest zur Nahrungssuche, werden die Eier mit Blättern zugedeckt. Nach 28 Tagen schlüpfen die Jungen, die zunächst flugunfähig sind, aber schon mit zwei Wochen auf Bäume fliegen können. Die Küken vertragen Nässe schlecht. Sie bleiben den Winter über bei ihren Müttern. In dieser Zeit vereinigen sich die Familien oft zu großen Gruppen.

Truthühner können zehn bis zwölf Jahre alt werden.

Leben in Gefangenschaft
Aus dem lauf- und flugfreudigen mittelgroßen Hühnervogel hat der Mensch 'Turboputen' gezüchtet, die genetisch dazu gezwungen sind, in wenigen Monaten ein Gewicht von bis zu 20 Kilogramm zu erreichen. Dem schnellen Wachstum der Muskulatur sind die Knochen und der restliche Organismus nicht gewachsen. Entzündete Gelenke und verkrüppelte Beine führen zu Schmerzen und dazu, dass die Tiere vor allem gegen Ende der Mast nicht mehr richtig laufen können. Durch die hohe Besatzdichte in der Bodenhaltung von 45 bis 50 Kilogramm pro Quadratmeter (etwa drei bis fünf Tiere am Mastende) entsteht in den Mastställen eine extreme Enge, die Aggressionen und Verhaltensstörungen wie Kannibalismus zur Folge hat. Daher wird den Puten häufig der empfindliche Oberschnabel mit einem Laserstrahl oder einer Schere gekürzt. Trotz Einsatz von Antibiotika und anderen Medikamenten sterben bis zu zehn Prozent der Tiere bereits während der Mast.

Puten werden im Alter von etwa vier bis fünf Monaten geschlachtet.

Bestand (D): 10,9 Mio. Puten (Mai 2007)
Schlachtzahlen (D): 399.634 Tonnen (2008)
Schlachtzahlen (EU): nicht bekannt
Gesetzliche Haltungsvorschriften:
keine konkreten rechtsverbindlichen Vorschriften in Deutschland,
Empfehlung des Europarates sowie in Deutschland eine freiwillige Vereinbarung mit 'bundeseinheitlichen Eckwerten'

Gesetzliche Vorschriften zur Tierhaltung

Das Tierschutzgesetz macht allgemeine Vorgaben, z. B. dass Tiere ihrer Art und ihren Bedürfnissen gemäß gehalten werden müssen. Was genau dies bedeutet, wie viel Platz ihnen z. B. zur Verfügung gestellt werden muss, steht in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung; jedoch bislang nur für Kälber, Schweine, 'Legehennen' und 'Pelztiere'. Für die anderen sogenannten Nutztiere wie z.B. Puten, Rinder oder Kaninchen existieren Haltungsvorgaben entweder gar nicht (Kaninchen) oder in Form von Leitlinien oder freiwilligen Vereinbarungen (Puten). Für 'Masthühner' ist seit zwei Jahren eine EU-Richtlinie in Kraft, die jedoch völlig unzureichend und außerdem noch nicht in nationales Recht umgesetzt worden ist. Weiterhin existiert auf Europarats-Ebene das 'Europäische Übereinkommen zum Schutz von Tieren in landwirtschaftlichen Tierhaltungen' u.a. mit Empfehlungen für das Halten von Schafen, Ziegen, Gänsen, Enten und Fischen in Aquakultur. Diese Vorschriften sind zwar völkerrechtlich bindend, jedoch teilweise allgemein gehalten, zu unkonkret und insgesamt unzureichend. So heißt es z. B. für die Haltung von Kühen, sie 'sollten nicht auf Vollspaltenböden gehalten werden'.

Lediglich für die ökologische Tierhaltung gibt es konkrete Vorgaben, die z. B. Freilauf vorsehen.

Genaue Vorgaben, die den Tieren ermöglichen, ihre arteigenen Verhaltensweisen auszuleben, sind für jede Tierart notwendig - solange Menschen Tiere nutzen.



Schafe

Leben in Freiheit
Vorfahren der Schafe sind asiatische Wildschafe. Die Fluchttiere leben in Herden und zeigen ein ausgeprägtes Sozialverhalten. In größeren Herden bilden sich kleine Gruppen aus miteinander verwandten weiblichen Tieren heraus. Die Rangordnung in weiblichen Gruppen ist weniger stark ausgeprägt als bei anderen Tierarten. In der Paarungszeit tragen die Böcke Rangordnungskämpfe untereinander aus. Dem Leitschaf kommt in der Herde eine besondere Bedeutung zu. Ihm folgt die Gruppe zu Wasserstellen, Futter- und Schlafplätzen. Die Lämmer, deren Tragezeit wie bei den Ziegen 150 Tage beträgt, laufen ihrer Mutter bald nach der Geburt nach. Im Alter von wenigen Tagen finden sie sich in Spielgruppen zusammen und zeigen ausgiebiges Spielverhalten.

Schafe liegen gern an erhöhten Stellen, von denen aus sie die Umgebung überblicken können. Lämmer liegen eng bei ihren Müttern. Einen großen Teil des Tages verbringen sie mit Grasen und Wiederkauen. Schafe fressen besonders gern junge und saftige Pflanzen oder Pflanzenteile. Trockene, behaarte oder wollige Pflanzen werden abgelehnt. Schafe können ein Alter von 18 Jahren erreichen.

Leben in Gefangenschaft
Schafe werden zur Fleisch- und Milch- sowie zur Wollerzeugung gehalten. In Deutschland hat die Wollproduktion keine Bedeutung, da die Weltmarktpreise für Wolle unter den Produktionskosten liegen. Allerdings werden die Tiere aus pflegerischen Gründen geschoren. Auch die Milchproduktion spielt hierzulande eine untergeordnete Rolle; von den 2,4 Millionen Schafen in Deutschland handelt es sich bei etwa 100.000 Tieren um 'Milchschafe'. Es gibt vier übliche Haltungsformen: die Koppelhaltung auf umzäunten Weideflächen, die standortgebundene Hütehaltung mit Stallhaltung im Winter, die ganzjährige Wanderhaltung sowie die ganzjährige Stallhaltung. Die beiden ersten genannten Formen sind die häufigsten in Deutschland. Die betäubungslose Amputation des Schwanzes ist bei Schafen üblich und bis zum Alter von acht Tagen auch erlaubt. Sie erfolgt durch Kupieren oder mit einem Gummiring, der über den Schwanz gezogen wird. Dadurch werden die Blutgefäße abgeklemmt und der untere Teil des Schwanzes stirbt im Lauf einiger Wochen ab. Das Tierschutzgesetz erlaubt auch die betäubungslose Kastration von Lämmern bis zum Alter von vier Wochen.

Im Handel erhältliches 'Lammfleisch' stammt von Schafen, die jünger als ein Jahr sind, meist aber schon mit vier bis sechs Monaten geschlachtet wurden. 'Schaffleisch' stammt von meist kastrierten männlichen oder weiblichen Tieren, die beim Schlachten älter als ein Jahr waren.

Bestand (D): 2,4 Mio. Schafe (Mai 2008)
Schlachtzahlen (D): 1,9 Mio. Schafe (2008)
Schlachtzahlen (EU): 64,6 Mio. Schafe (2008)
Gesetzliche Haltungsvorschriften:
keine konkreten rechtsverbindlichen Vorschriften in Deutschland;
lediglich Empfehlung des Europarates


Ziegen

Leben in Freiheit
Ziegen leben in Herden. Die Herden bestehen aus weiblichen Tieren, Jungtieren beiderlei Geschlechts und Lämmern. Die Böcke sondern sich ab und bilden eigene Gruppen. Sie gesellen sich während der Paarungszeit wieder zu den Ziegen. In einer Herde besteht eine klare Rangordnung, die durch kämpferische Auseinandersetzung gebildet wird. Die Führung einer Herde obliegt der Leitziege, die die Gruppe zu Futter- und Ruheplätzen führt. Sie kann gleichzeitig auch das ranghöchste Tier sein; mitunter haben verschiedene Tiere diese Funktionen inne. Im Gegensatz zu Schafen sind Ziegen keine Fluchttiere, sondern greifen den Gegner in kritischen Situationen an. Die Lämmer, die nach 150 Tagen Trächtigkeit zur Welt kommen, verbringen oft längere Zeit allein am Platz der Geburt, ohne den Müttern nachzufolgen oder nach ihnen zu rufen. Ziegen sind sehr erkundungsfreudig und neugierig. Sie beriechen, beknabbern und probieren alles aus, was in ihre Reichweite kommt. So werden erhöhte Plätze gern erklettert und erkundet. Im Vergleich zu Rindern und Schafen nehmen Ziegen die größte Vielfalt an Pflanzenarten auf. Sie gehören zu den Wiederkäuern und verbringen einen Großteil des 24-Stunden-Tages mit Liegen und Wiederkauen. Ziegen können 12 bis 15 Jahre alt werden.

Leben in Gefangenschaft
In Deutschland werden im Vergleich zu anderen Ländern relativ wenige Ziegen gehalten. So leben 93 Prozent des Weltziegenbestandes in Entwicklungsländern. Ziegen werden zur Erzeugung von Milch, Fleisch und Fasern (Kaschmirwolle) sowie auch zur Landschaftspflege genutzt. In Deutschland werden vor allem sogenannte Zweinutzungsrassen (Fleisch und Milch) sowie reine 'Fleischziegen' gehalten. Ziegen werden in Weide-, Laufstall- oder Anbindehaltung gehalten. Besonders die Anbindehaltung ist sehr problematisch, da sich die Tiere kaum bewegen und Kontakt zu Artgenossen aufnehmen können. Statistische Erhebungen zu den einzelnen Haltungsformen liegen nicht vor.

Bestand (D): geschätzt 165000 Ziegen (2007)
Schlachtzahlen (D): 26225 Ziegen (2008)
Schlachtzahlen (EU): 7,8 Mio. Ziegen (2007)
Gesetzliche Haltungsvorschriften:
keine konkreten rechtsverbindlichen Vorschriften in Deutschland;
lediglich Empfehlung des Europarates


Schweine

Leben in Freiheit
Die sogenannten Hausschweine stammen vom Wildschwein ab. Dessen Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Europa über Nordafrika bis nach Südostasien. Schweine leben in Gruppen und sind sehr soziale Tiere. Besonders stark ausgeprägt sind die Bindungen zwischen verwandten Tieren. So werden fremde Schweine vertrieben und können sich nur langsam in die Gruppe einfügen. Schweine sind sehr neugierig und erkundungsfreudig. Etwa 70 Prozent der Aktivitätszeit verbringen sie mit der Futtersuche. Dabei suchen sie mit ihren hervorragenden Nasen im Boden nach Samen, Früchten, Wurzeln, Gräsern und Pilzen. Sie ernähren sich überwiegend pflanzlich, verschmähen jedoch weder Eier noch aus dem Nest gefallene Jungvögel, kleine Nagetiere, Würmer Insekten oder Aas.

Um sich gegen Kälte zu schützen, liegen Schweine in Körperkontakt beieinander. An heißen Tagen suchen sie kühle und feuchte Orte auf. Schweine sind sehr reinliche Tiere. Wenn sie die Möglichkeit haben, trennen sie Liege- und Kotplatz voneinander.

Die Trächtigkeit beträgt etwa 114 Tage. Hochträchtige weibliche Schweine entfernen sich von der Gruppe, bauen ein Nest und kehren nach der Geburt erst zurück, wenn die fünf bis sieben Ferkel etwa 14 Tage alt sind. Sie werden drei bis vier Monate gesäugt.

Schweine können ein Alter von 14 bis 18 Jahren erreichen.

Leben in Gefangenschaft
Zur Mast vorgesehene Ferkel werden bereits mit drei bis fünf Wochen von der Mutter abgesetzt. Sie leben in Gruppen auf Spaltenboden in sogenannten Buchten im Stall. Meistens sind die Buchten nicht eingestreut. Jedes Tier hat weniger als einen Quadratmeter Platz zur Verfügung. Enge und Langeweile führen zu Verhaltensstörungen und Aggressionen. Das betäubungslose Kupieren der Schwänze und Kürzen der Eckzähne ist an der Tagesordnung, ebenso wie die betäubungslose Kastration der männlichen Ferkel. Zwar wird über Verfahren mit Betäubung oder über die Mast unkastrierter Schweine diskutiert, doch noch ist nicht abzusehen, wann dies endlich in die Praxis umgesetzt wird. Schon im Alter von sechs Monaten werden Schweine geschlachtet.

In der Zucht 'dienen' die Sauen lediglich als 'Gebärmaschinen'. Vor und während der Geburt der zehn bis zwölf Ferkel sowie die Wochen danach werden sie in Kastenständen gehalten, in denen sie zur fast völligen Bewegungslosigkeit gezwungen sind. Schon bald nach der Geburt werden sie wieder gedeckt, um die nächste Generation 'Mastschweine' zu produzieren.

Bestand (D): 26,4 Mio. Schweine (November 2008)
Bestand pro Jahr: etwa doppelt so viele, da Schlachtung mit sechs Monaten erfolgt
Schlachtzahlen (D): 54,8 Mio. Schweine (2008)
Schlachtzahlen (EU): 255 Mio. Schweine (2008)
Gesetzliche Haltungsvorschriften: Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung


Hühner

Leben in Freiheit
Die 'Haushühner' stammen vom Bankiva-Huhn ab, einem südostasiatischen Wildhuhn. Das Verhalten der gezüchteten Hühner entspricht weitgehend dem der Wildart. Hühner leben in sozial strukturierten Gruppen mit einer Rangordnung, die auch als Hackordnung bezeichnet wird. Auseinandersetzungen verursachen kaum Probleme, wenn die Umgebung reichhaltig strukturiert ist und die rangniederen Tiere ausweichen können. Bei der Futtersuche, die etwa 30 Prozent der Tageszeit ausmacht, erkunden die Hühner ihre Umgebung, scharren und picken. Sie nehmen gern ein 'Sandbad' und dehnen und strecken sich und ordnen ihr Gefieder mit dem Schnabel. Zum Ruhen und Schlafen suchen die Tiere erhöhte Orte auf. Zur Eiablage suchen die Hennen ein Nest auf und inspizieren es zunächst. Wildhühner können etwa 60 Eier pro Jahr legen. Die Brütezeit beträgt 21 Tage. Bereits einige Tage vor dem Schlupf geben die Küken im Ei Laute von sich, die von der Henne beantwortet werden. So entsteht zwischen beiden ein Kontakt und die Küken erkennen ihre Mutter nach Schlupf u.a. an deren Stimme. Die Küken werden von der Henne sorgfältig betreut, geführt und gegen andere Hühner verteidigt. Sie halten sich am Anfang sehr dicht bei ihrer Mutter auf, entfernen sich aber mit zunehmendem Alter zusehends weiter von ihr. Mit wachsendem Gefieder brauchen sie immer weniger die Wärme ihrer Mutter. Die Bindung zerfällt langsam und die Jungtiere bauen unter sich mit etwa acht bis zehn Wochen eine Rangordnung auf und integrieren sich nach und nach in den Verband.

Hühner können 20 bis 25 Jahre alt werden.

Leben in Gefangenschaft
Die extremen 'Zuchtziele' auf eine hohe 'Legeleistung' einerseits und eine hohe 'Fleischleistung' andererseits haben zu unterschiedlichen Zuchtlinien bei Hühnern geführt. Nur wenige Unternehmen weltweit befassen sich mit der eigentlichen Zucht. Die Eier werden dann an Brütereien geliefert und in Brutapparaten ausgebrütet. Die Küken der 'Legerassen' werden von Aufzuchtbetrieben herangezogen und dann an die Legebetriebe geliefert, 'Mastküken' an Mastbetriebe.

Masthühner
Die Tiere werden in Bodenhaltung bei einer üblichen Besatzdichte von 35 Kilogramm pro Quadratmeter gehalten (entspricht etwa 20 bis 25 Tieren am Mastende). 'Masthühner' sind männliche und weibliche Tiere, die zuchtbedingt wesentlich schneller wachsen als ihre Vorfahren. Vor allem gegen Mastende leiden sie unter der drangvollen Enge sowie unter den klimatischen Bedingungen in den Mastställen. Mit dem zuchtbedingten, extrem schnellen Muskelwachstum können Knochen, Lunge und Herz-Kreislauf-System nicht Schritt halten. Daher leiden viele Tiere an verkrüppelten Beinen, Gelenkproblemen sowie Atembeschwerden. Etliche Tiere sterben bereits während der Mast an Herzversagen oder sie verhungern und verdursten, da sie sich wegen großer Schmerzen nicht mehr zum Futtertrog oder zur Tränke bewegen können. Bis zu 12 Millionen 'Masthühner' sterben jedes Jahr in Deutschland schon während der Mast. Mit etwa fünf Wochen werden die 'Masthühner' geschlachtet.

Legehennen
Etwa 62 Prozent der 'Legehennen' werden in Käfighaltung gehalten (800 bis 900 Quadratzentimeter pro Tier), weitere knapp 22 Prozent in Bodenhaltung (neun Tiere pro Quadratmeter), der Rest in Freiland- und ökologischer Haltung (zusätzlich zur Stallfläche vier Quadratmeter Auslauffläche pro Tier). Die 'Legeleistung' der heutigen 'Legehennen' liegt bei über 280 Eiern im Jahr. Zwar sind die konventionellen Batteriekäfige seit Anfang 2009 - mit Ausnahmen bis zum Jahresende - verboten, die neuen sogenannten Kleingruppenkäfige sind jedoch nicht viel besser. Jedes Tier hat darin weniger als die Fläche eines Aktenordnerdeckels zur Verfügung. Etwa 30 bis 60 Tiere werden in einem Kleingruppenkäfig gehalten. Es müssen Sitzstangen, Lege- sowie Scharrbereich vorhanden sein, das Ausleben artgemäßen Verhaltens ist jedoch nur sehr eingeschränkt möglich.

Für die männlichen Küken der 'Legerassen' besteht in der industrialisierten Fleisch- und Eierproduktion kein Bedarf, denn ihre Mast würde weitaus länger dauern als die der spezialisierten 'Masthühner'. So werden die jährlich etwa 40 Millionen männlichen 'Eintagsküken' kurz nach dem Schlupf getötet.

'Legehennen' werden mit 14 bis 18 Monaten geschlachtet.

Legehennen
- Bestand (D): 38,4 Mio. Hennen (Mai 2007)
- Schlachtzahlen (D): 26189 Tonnen (2008)
- Schlachtzahlen (EU): nicht bekannt
- Gesetzliche Haltungsvorschriften:
  Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung

Masthühner
- Bestand (D): 59,2 Mio. Hühner (Mai 2007)
  Bestand pro Jahr: etwa 400 Mio. Hühner
- Schlachtzahlen (D): 706 932 Tonnen (2008)
- Schlachtzahlen (EU): nicht bekannt
- Gesetzliche Haltungsvorschriften:
  EU-Richtlinie muss in nationales Recht umgesetzt werden  


*


Quelle:
tierrechte - Nr. 48/Mai 2009, S. 4-13
Infodienst der Menschen für Tierrechte -
Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Roermonder Straße 4a, 52072 Aachen
Telefon: 0241/15 72 14, Fax: 0241/15 56 42
E-Mail: info@tierrechte.de
Internet: www.tierrechte.de

tierrechte erscheint viermal jährlich.
Der Verkaufspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. August 2009