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BERICHT/099: Beutegreifer, Samtpfote und "Göttin" (tierrechte)


tierrechte Nr. 53, August 2010
Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.

Beutegreifer, Samtpfote und "Göttin"

Von Christiane Hohensee


Die Katze - geliebt und verehrt, missachtet und verbraucht

Kein domestiziertes Tier ist in den Ländern Mitteleuropas, vor allem in Deutschland, so weit verbreitet wie die "Hauskatze". Laut Statistiken ist sie noch beliebter als der Hund: 2009 gab es rund 8,2 Millionen Katzen in Deutschland und 5,4 Millionen Hunde. In mehr als 16 Prozent der Haushalte - also in jedem sechsten Haushalt - soll eine Katze leben. Katzen sind als Mitbewohner des Menschen schon seit Jahrtausenden beliebt. Sympathie aber auch Antipathie scheinen für "Felidae" und ihre Verwandten bis heute tief in den Menschen verwurzelt zu sein; einige sind bereit, Vieles für das Wohlbefinden von Katzen zu opfern, andere bringen ihnen regelrecht Hass entgegen.

In einer aufgeklärten Gesellschaft wie unserer ist bekannt, dass die Leisetreter in Versuchslaboren landen und es Katzenelend unter frei lebenden Tieren gibt. Einzelheiten dazu sind jedoch weniger weit verbreitet. tierrechte stellt daher die Katze in den Schwerpunkt dieser Ausgabe und möchte einen Einblick zu Katzenschutzfragen in Deutschland geben.


Katzen faszinieren den Menschen seit jeher: Es sind die eleganten Bewegungen, bedingt durch eine flexible Wirbelsäule und einen schlanken, biegsamen Körperbau. Gleichsam tragen ihre Eigenschaften als Beutegreifer und Samtpfote zur Sympathie bei.


In ihrer Eigenschaft als Mäusejäger nutzte man die Katze schon in den Kornspeichern der Antike und verehrte sie im alten Ägypten sogar als Göttin Bastet. In der Spätzeit der ägyptischen Hochkultur wurde der Katze im ganzen Land gehuldigt, sie galt als heilig. Katzenpriester hatten für ihre Bedürfnisse zu sorgen. Eine Katze zu töten galt als schweres Verbrechen. Molekularbiologische Funde auf Zypern belegen, dass die ersten Katzen bereits vor 9.000 Jahren gezähmt worden sind. Auch soll der Prophet Mohammed die Katze zu seinem Lieblingstier ernannt haben.

Die "Hauskatze" (Felis catus) gehört innerhalb der Familie der Katzenartigen zur Gattung der Kleinkatzen (Felis). Über die Domestikation der einstigen Wildkatze lässt sich nur spekulieren. Auch über die Abstammung unserer "Hauskatzen" gibt es selbst unter Spezialisten keine einheitliche, klare Auffassung. Sie könnte in früher Zeit aus der Kreuzung einer eingeführten Falbkatze mit einer einheimischen Wildkatze hervorgegangen sein.

Ihre körperlichen Fähigkeiten sind beeindruckend. Durch ihren Gleichgewichtssinn kann sich die Katze im freien Fall aus großer Höhe über Reflexbewegungen vom Rücken in die Bauchlage drehen und mit den Füßen auf dem Boden aufkommen. Der Geruchssinn wird durch das "Jacobsonsche Organ", einem Nebengeruchsorgan zur Geruchswahrnehmung über die Mundhöhle, unterstützt.

Die Lichtempfindlichkeit für kurzwelliges Licht ist sechsmal höher als beim Menschen. Das hervorragende Sehen im Dunkeln wird durch eine höhere Dichte an Stäbchen auf der Netzhaut möglich. Die Sinneszellen werden durch eine besondere Zellschicht hinter der Netzhaut, das sogenannte Tapetum cellulosum lucidum, nochmals gereizt. Dadurch können auch geringe Lichtmengen optimal genutzt werden. Das Gehör der Katze ist in den niedrigen Frequenzbereichen mit dem des Menschen vergleichbar, in den mittleren und oberen Frequenzen ist es jedoch weit besser entwickelt. Katzen können in Bereichen bis zu 100 Kilohertz hören, das bedeutet hunderttausend Schwingungen pro Sekunde und entspricht dem Geräuschpegel ihrer Beutetiere, z.B. von Mäusen.

Das Beutejagdverhalten ist sehr stark ausgeprägt. Dies resultiert daher, dass die Tiere in der Natur nicht immer erfolgreich Beute machen, der Trieb aber nicht abnehmen darf. Deshalb jagen "Hauskatzen" noch Mäuse, belauern sie, "spielen" mit ihnen und töten sie schließlich, wenn sie längst satt sind.


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Quelle:
tierrechte - Nr. 53/August 2010, S. 4-5
Infodienst der Menschen für Tierrechte -
Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Roermonder Straße 4a, 52072 Aachen
Telefon: 0241/15 72 14, Fax: 0241/15 56 42
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. September 2010