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TIERHALTUNG/685: Ab 2017 bleibt in Niedersachsen der Schnabel dran (NDSML)


Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und Landesentwicklung
Pressemitteilung Nr. 119 vom 30.12.2016

Ab 2017 bleibt in Niedersachsen der Schnabel dran

Minister Meyer: Ende des Schnabelkürzens bei Millionen Legehennen wichtiger Meilenstein für den Tierschutz - Brütereien verzichten zumeist schon auf den Eingriff


HANNOVER. Das Schnabelkürzen bei Legehennen ist in Niedersachsen ab dem 1. Januar 2017 verboten. Damit bleibt bei Millionen von Küken künftig der Schnabel dran. Landwirtschaftsminister Christian Meyer hatte bereits 2013 gemäß des niedersächsischen Tierschutzplans die erteilten Ausnahmegenehmigungen für das Kürzen der Schnäbel bis 2016 befristet. "Das Ende des Amputierens eines Teils des Schnabels ist ein wichtiger Meilenstein für den Tierschutz in der Nutztierhaltung, den viele nicht für möglich gehalten hatten", sagte der Minister. Die Bundesregierung hatte trotz Drängen der Länder auf eine einheitliche rechtliche Regelung im Tierschutzgesetz verzichtet. In Niedersachsen werden derzeit rund 18 Millionen Legehennen gehalten.

Bislang wurden in der konventionellen Legehennenhaltung bei fast allen Küken routinemäßig die Schnabelspitzen gekürzt, um somit gegenseitiges Federpicken zu verhindern. Der Schnabel beim Geflügel ist jedoch ein sehr empfindliches Tastorgan. Wird dieser gekürzt, kann es zu Nervengeschwulsten kommen - oft verbunden mit starken und lang anhaltenden Schmerzen. "Dieses Tierleid müssen wir verhindern. Daher haben wir diese grausame Praxis zum Jahresende verboten", so Meyer.

Der Minister zeigte sich sehr zufrieden mit der erfolgreichen Umsetzung des Ausstiegs aus dem Schnabelkürzen in Niedersachsen. "Seit 2013 schulen und begleiten wir die Betriebe bei dem Verzicht auf diesen schmerzhaften Eingriff bei kleinen Küken. Die niedersächsischen Landwirte zeigen inzwischen, dass durch eine Anpassung der Haltungsbedingungen, insbesondere mit viel Beschäftigungsmaterial im Stall, sowie durch eine gute Betreuung es auch bei ganzen Schnäbeln nicht zu massenhaftem Federpicken oder Kannibalismus kommt."

Bereits seit Sommer 2016 hatten mehr als 90 Prozent der Legehennenhalter in Niedersachsen nur noch Hühner mit ungekürzten Schnäbeln in ihren Betrieben eingestallt, wie eine Umfrage des Ministeriums bei den Brütereien ergab. "Diese Tierwohlleistung unserer Landwirte sollte durch die Verbraucher auch an der Ladentheke honoriert werden", sagte der Minister. "Wer Eier aus Niedersachsen kauft, kann in Zukunft von unversehrten Schnäbeln ausgehen."

Niedersachsen hatte 2014 als Deutschlands Eier-Erzeugungsland Nr.1 neben dem rechtlichen Verbot mit dem Handel vereinbart, dass dieser bundesweit beim Ausstieg mitmacht. Gleichzeitig wurden seit 2014 Eier von Hühnern mit ungekürzten Schnäbeln aus einem vom Land geförderten Modellprojekt der Universität Osnabrück und der Tierärztlichen Hochschule Hannover bei REWE und EDEKA mit gutem Erfolg verkauft. "Ich setze darauf, dass der Handel die zu erwartenden Mehrkosten von drei bis vier Cent pro Ei an die Landwirte weiterleitet und dass er wie angekündigt keine Eier von Hühnern mit gekürzten Schnäbeln etwa aus dem Ausland mehr anbietet", so Meyer. Neben dem Handel zollte der Minister auch den Landwirten in Niedersachsen großes Lob. "Statt zu meckern und sich zu verweigern, haben immer mehr innovative Geflügelhalter gezeigt, wie mehr Tierwohl realisiert werden kann."

Während die Verbraucherinnen und Verbrauchern seit Einführung der Eierstempel vermehrt zu Freiland- und Bio-Ware griffen, fehle leider noch immer eine Kennzeichnungspflicht für verarbeitete Eier - etwa bei Nudeln oder Backwaren, so Meyer. "Hier werden den Verbrauchern oft Käfigeier aus dem Ausland serviert. Damit muss Schluss sein." Er teile die Forderung der Geflügelwirtschaft nach einer Ausweitung der Kennzeichnungsregeln in Deutschland.

Niedersachsens Geflügelwirtschaft hat in den vergangenen Jahren erheblich von der Agrarwende hin zu mehr Tierschutz profitiert. Während im Jahr 2004 noch rund 83 Prozent der Legehennen in Käfigen gehalten wurden, waren es 2015 noch lediglich 14,6 Prozent - mit 2,6 Millionen Tieren. Neue Käfighaltungsanlagen sind nicht mehr erlaubt. Auf Antrag Niedersachsens wurde 2015 mit dem Bund ein verbindliches Ausstiegsdatum für die noch verbliebenen Käfighaltungen festgelegt. Diese Haltungsform wird in Deutschland bis 2025 endgültig beendet.

In der Amtszeit von Minister Meyer stieg zugleich die Zahl der in Öko- oder Freilandhaltung lebenden Legehennen in Niedersachsen um 35 Prozent auf etwa 5,7 Millionen Tiere. Das Land ist damit auch Deutschlands Freilandeier-Produzent Nr. 1. "Das Gute daran: Diese Zuwächse basieren nicht nur auf einem Größenwachstum bisheriger Betriebe. Vielmehr steigen immer mehr Betriebe auf Freilandhaltung um - auch mit kleineren und mit mobilen Ställen", so Meyer. Der Agrarminister sprach von einem "umgekehrten Strukturwandel": "In Niedersachsen gibt es jetzt nicht nur mehr Hühner, sondern auch mehr Betriebe." Die Zahl der Betriebe mit Öko-Haltung stieg seit Ende 2012 um 30 Prozent (auf 273), die der konventionellen Freilandhalter um 32 Prozent (auf 371). Für 2017 ist geplant, dass mobile Hühnerställe durch Änderung der Niedersächsischen Bauordnung (NBauO) genehmigungsfrei werden.

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 119 vom 30.12.2016
Herausgeber: Niedersächsisches Ministerium für Ernährung,
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Dezember 2016

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