Schattenblick → INFOPOOL → TIERE → TIERSCHUTZ


INITIATIVE/435: Haltungskennzeichnung jetzt! (PROVIEH)


PROVIEH Magazin 1/2017
Magazin des Vereins gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.

Haltungskennzeichnung jetzt!


Warum die Kennzeichnung von Fleisch und Milch wichtig ist

Die meisten Menschen können anhand der Verpackungen von Milch- und Fleischprodukten nicht erkennen, unter welchen Haltungsbedingungen das Tier gelebt hat. Dabei wünschen sich über 75 Prozent der Verbraucher in Deutschland eine einfache und klare Kennzeichnung. Die verpflichtende Haltungskennzeichnung bietet eine flächendeckende, klare und gut verständliche Verbraucherinformation. So können Konsumenten schnell und in jedem Lebensmitteleinzelhandel erkennen, aus welcher Haltung das Tier stammt, dessen Fleisch oder Milch sie kaufen.

Wie kann eine Kennzeichnung beim Fleisch aussehen?

Eine verpflichtende Haltungskennzeichnung ist ein flächendeckendes Instrument, das es dem Verbraucher ermöglicht selbst zu entscheiden, welche Form der Tierhaltung er mit seinem Kauf unterstützt. Möglich ist dies mit einer bereits etablierten Einstufung in 4 Kategorien von 0 bis 3, am Vorbild der Eier-Kennzeichnung.

0 - Ökologische Landwirtschaft, es gelten die rechtlichen Anforderungen zur ökologischen Tierhaltung
1 - Zugang zum Freien
2 - Mehr Platz und Auslauf
3 - Einhaltung gesetzlicher Mindeststandards auf Grundlage des Tierschutzgesetzes und Tierhaltungsverordnungen je Tierart

So sind Haltungssysteme transparent greifbar und Verbraucher haben eine echte Vergleichsmöglichkeit, die langfristig zu mehr Tierwohl-Bewusstsein führen wird. Wie gut das funktionieren kann, sieht man bei den Eiern: Unverarbeitete Eier mit der Nummer 3 sind aus dem Lebensmitteleinzelhandel verschwunden und ab 2025 wird die Kleingruppenhaltung bei Legehennen in Deutschland abgeschafft.

Welche Auswirkungen hätte eine Haltungskennzeichnung?

Ein positiver und notwendiger Effekt der verpflichtenden Haltungskennzeichnung ist ihr Einfluss auf die Preisgestaltung. Der Mehrwert bei Kategorie 0 bis 2 ist deutlich erkennbar, und die umgesetzten Tierwohlmaßnahmen rechtfertigen einen höheren Verkaufspreis. So würden auch viele Landwirte, die in bessere Haltungssysteme für ihre Tiere investiert haben, für ihre Bemühungen entlohnt. Zudem entsteht damit auch ein Anreiz für tierhaltende Betriebe, noch mehr Tierwohl umzusetzen und somit in eine bessere Kategorie aufzusteigen.

Die verpflichtende Haltungskennzeichnung steht nicht in Konkurrenz zu bestehenden Labels und Siegeln. Im Gegenteil, weitere positive Produkt-Kriterien von seriösen Labeln, wie Bioland oder Demeter, werden zum hohen Tierwohlstandard auch noch ökologische Vorteile sichern.

PROVIEH macht ernst: Das Praxismodell

Im Januar hat PROVIEH zum Start der Internationalen Grünen Woche ein "Praxismodell zur Einführung und Umsetzung der verpflichtenden Haltungskennzeichnung" herausgebracht. PROVIEH hat damit als einziger Verband einen konkreten Vorschlag zur Kennzeichnung von Fleisch und Milch erarbeitet. Die Grundlage bildet der "Nationale Bewertungsrahmen" des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL). Über 50 Vertreter aus Wissenschaft, Forschung und alternativen Anbauverbänden haben mehr als 100 Haltungsformen in der landwirtschaftlichen "Nutz"tierhaltung nach Tierverhalten und Tiergesundheit bewertet. Daraus kann leicht eine Einteilung in die Haltungsstufen 1 bis 3 vorgenommen werden. Die Stufe 0 steht hierbei, wie beim Bio-Ei, für den ökologischen Landbau und die damit zu erfüllenden Auflagen der EG-Ökoverordnung.


INFOBOX

Unsere Ausarbeitung zur Haltungskennzeichnung finden Sie unter
www.provieh.de/haltungskennzeichnung


Unsere beiden PROVIEH-Fachreferentinnen Angela Dinter und Stefanie Pöpken haben ihre Einladung zum Parlamentarischen Abend in Berlin genutzt, um Friedrich Ostendorff rund 50 Seiten starkes Konzeptpapier zur Haltungskennzeichnung zu übergeben.

Außerdem haben sie Robert Habeck, Norwich Rüße und Martin Häusling unsere Ausarbeitung vorgestellt. Die Resonanz war durchweg sehr positiv. Sogar Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt nahm unser Gegenmodell zu seinem staatlichen Tierwohllabel interessiert entgegen.

Ansprechpartnerinnen:

Angela Dinter - Qualitätsmanagerin und Auditorin (Fleischhygiene und Schlachtung), Fachreferentin (Schwerpunkt Schweine)
Telefon: 0431. 248 28-19
E-Mail: dinter@provieh.de

Stefanie Pöpken - Diplom-Agraringenieurin, Fachreferentin (Schwerpunkt Geflügel und Rinder)
Telefon: 0431. 248 28-14
E-Mail: poepken@provieh.de

*

Quelle:
PROVIEH Magazin 1/2017, Seite 8-9
Herausgeber: PROVIEH - Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.
Küterstraße 7-9, 24103 Kiel
Telefon: 0431/248 28-0
Telefax: 0431/248 28-29
E-Mail: info@provieh.de
Internet: www.provieh.de
 
PROVIEH erscheint viermal jährlich.


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Mai 2017

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang