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KOMMERZ/164: Ziegenkrimi vierter Teil - PETRI hält an Ziegenfabrikplänen fest (PROVIEH)


PROVIEH Heft 2 - Juni 2010
Magazin des Vereins gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.

Ziegenkrimi vierter Teil:
PETRI hält an Ziegenfabrikplänen fest

Von Kathrin Kofent


Im Sommer 1955, wurde das Wesertal zum Landschaftsschutzgebiet (LSG) erklärt. Heute, 55 Jahre später, soll plötzlich alles anders werden. Für den Bau Deutschlands erster und Europas größter industrieller Ziegenhaltungsanlage soll einfach eine Fläche aus dem Gebiet ausgegliedert werden. Dort im niedersächsischen Landkreis Holzminden sollen dann auf dem ehemaligen Areal der Landesdomäne Heidbrink (Gemeinde Polle) 7.500 Ziegen Milch für Produkte der Firma PETRI-Feinkost produzieren. Die Tiere erwartet keine ländliche Idylle auf saftig grünen Wiesen, sondern Massentierhaltung im großen Stil. In drei großen Stallungen sollen sie ohne jegliche Auslaufmöglichkeit "leben" (siehe Heft 3/ und 4/2009 sowie 1/2010).

Bereits im vergangenen Jahr sollte der Ziegenfabrik auf Kreistagsebene der Weg bereitet werden. Doch sowohl im Herbst als auch im Winter 2009 wurde eine Entscheidung über die Ausgliederung der benötigten Fläche aus dem LSG vertagt. Wichtige Antragsunterlagen zur Tierhaltung und Emissionen lagen nicht vor und waren auch nach Anforderung nicht eingegangen.

Auf kommunaler Ebene sind mittlerweile erfreuliche Entwicklungen zu verzeichnen. Am 11. April 2010 fand in der Samtgemeinde Bodenwerder-Polle wegen der Fusion beider Gemeinden eine außerordentliche Kommunalwahl statt. Die Bürgerinnen und Bürger waren aufgerufen, einen neuen Samtgemeindebürgermeister und einen neuen Samtgemeinderat zu wählen. Als Gegner der Ziegenfabrik erhielten die SPD 46,4 % und die Grünen 11,5 % der Stimmen, die CDU als Befürworter nur noch 34,6 %. In einer Stichwahl am 25. April konnte sich zudem der von den Grünen unterstützte SPD-Bürgermeisterkandidat Joachim Lienig (65 %) klar gegen den CDU-Kandidaten (35 %) durchsetzen. Allein in Polle erhielt Lienig 79 % der Stimmen. Noch in der Woche vor der Stichwahl hatte er in der Presse erklärt, die Ziegenfabrik mit allen politischen und juristischen Mitteln verhindern zu wollen, notfalls mit einer Klage der Samtgemeinde.

Diese Botschaft wurde auf der Kreisebene aufmerksam wahrgenommen. Auf seiner Sitzung am 3. Mai 2010 entschied der Kreistag Holzminden schon wieder nicht, ob für die Ziegenfabrik ein Teil des Landschaftsschutzgebiets Wesertal geopfert werden soll. Das Thema könnte nun auf der nächsten Sitzung am 14. Juni 2010 auf der Tagesordnung stehen. Ob dies der Fall sein wird und es dann eine Entscheidung geben wird, ist bislang noch unklar. Klar ist allerdings, dass eine solche Entscheidung nicht mehr lange hinausgezögert werden kann. Abzuwarten ist noch das seit Monaten angeforderte Geruchsgutachten, und zu hoffen ist, dass nach dem klaren Votum der Gemeinde Bodenwerder-Polle auch ein Umdenken der Kreistagsmitglieder erfolgt. Im Kreistag haben die Befürworter des PETRI-Vorhabens bisher nur eine Stimme Mehrheit.

Noch hält PETRI unbeirrt an seinem Vorhaben fest uns sitzt "in den Startlöchern". Es bleibt also spannend.


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Quelle:
PROVIEH Heft 2, Juni, 2010, Seite 42
Herausgeber: PROVIEH - Verein gegen tierquälerische Massentierhaltung e.V.
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PROVIEH erscheint viermal jährlich.


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juli 2010