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POLITIK/457: Handelsverbot von Robbenfellen - Entscheidung verschoben (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 13. Februar 2008

Entscheidung zu Handelsverbot von Robbenfellen im Bundeskabinett verschoben:

Enttäuschung beim Deutschen Tierschutzbund


Auf der Tagesordnung des Bundeskabinetts stand heute die Beratung eines Gesetzesentwurfs von Bundesverbraucherminister Horst Seehofer, nachdem die Einfuhr, der Handel und die Verarbeitung von Robbenprodukten verboten werden sollten. Nach der Sitzung steht nun fest, dass die beteiligten Bundesministerien zunächst mit der Europäischen Kommission die Frage der Vereinbarkeit des Gesetzentwurfs mit Europäischem Recht und Welthandelsrecht abklären. "Die gute Absicht war offenbar da, aber es fehlt scheinbar die letzte Konsequenz, sich mit tierschützerischem Mut über Bedenken hinwegzusetzen. Wir hätten es uns gewünscht, dass Deutschland - wie die Niederlanden oder Belgien - eine Vorreiterrolle eingenommen hätte. Nun setzen wir aber darauf, dass die rechtliche Klärung unverzüglich läuft, damit für die bevorstehende Jagdsaison das Signal gegeben wird: Schluss mit Robbenqual. Ansonsten unterstützt Deutschland auch in diesem Jahr wieder indirekt den Tod von 250.000 Tieren. Das Tierwohl muss entscheidend sein, nicht bürokratische Bedenken" so Thomas Schröder, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Tierschutzbundes.

Der Deutsche Tierschutzbund fordert, dass schnell ein EU-weites Verbot des Handels mit Robbenprodukten beschlossen werden müsse. Robbenjagd findet vor allem in der Arktis und im Süden Afrikas statt. Circa 750.000 Robben von mindestens 15 verschiedenen Spezies werden für kommerzielle Zwecke jedes Jahr getötet und gehäutet. 60 Prozent der Jagd wurden 2006 von Kanada, Grönland und Namibia durchgeführt. Über 90 Prozent der getöteten Tiere sind Jungtiere im Alter von zwei Wochen bis drei Monaten. Das Erschlagen mit Knüppeln oder der Abschuss der Tiere sind mit erheblichem Tierleid verbunden. So erhalten die Robben bei der Jagd mit einer Art Fischanlandungshaken, dem "Hakapik", einen Schlag auf den Hinterkopf. Der Schädelknochen soll brechen und das Tier bewusstlos werden. Unerfahrene Jäger brauchen dafür oft mehrere Versuche. Danach wird die Spitze des "Hakapiks" tief ins Gehirn getrieben. Es kommt vor, dass die Tiere nicht tot sind, wenn sie enthäutet werden. Die schlechten Eisbedingungen tragen zudem dieses Jahr dazu bei, dass die Jäger aus der Ferne schießen. Es ist zu befürchten, dass es dadurch vielfach zu Verletzungen durch Fehltreffer kommt, die Tiere fliehen und dann elendig ertrinken.

Im Jahr 2005 wurden insgesamt 459,8 Tonnen Bekleidung bzw. Bekleidungszubehör aus Robbenfellen nach Deutschland eingeführt. Der Deutsche Tierschutzbund appelliert deswegen an alle Verbraucher, sich generell gegen Pelzprodukte zu entscheiden, da dadurch unendliche Tierqualen vermieden würden. Mit seiner Kampagne "Pelz tötet" sensibilisiert der Verband die Konsumenten und stellt fest "Pelzmode bleibt Qualmode".


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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 13. Februar 2008
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Februar 2008