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POLITIK/623: Regierungsfraktionen planen bundesweiten Kormoranabschuss (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 9. November 2011

Regierungsfraktionen planen bundesweiten Kormoranabschuss


Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert den am Donnerstag im Deutschen Bundestag zur finalen Abstimmung stehenden Kormoran-Antrag der Koalitionsfraktionen CDU/CSU und FDP als fachliche Katastrophe. Der Antrag sieht ein bundesweites "Kormoran-Bestandsmanagement" vor, um Fischbestände zu schützen. Mit hanebüchenen Argumenten wird versucht, die unter Artenschutz stehenden Kormorane wieder bundesweit zum Abschuss freizugeben.

"Jäger Kormorane abschießen zu lassen, löst keine Probleme und hat auch nichts mit 'Bestandsmanagement' zu tun. Die vorgelegten Begründungen sind zudem irreführend und wissenschaftlich nicht haltbar", erklärt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. Die insbesondere von Fischereiverbänden geforderte massive Bestandsreduktion dieser Vogelart auf nationaler und europäischer Ebene, unter anderem durch eine aktive Bejagung, sei weder ökologisch noch ethisch begründbar oder verantwortbar, so Schröder weiter.

Seit Jahren klagen Fischerei- und Angelverbände, dass Kormorane für massive Einbußen in der Fischerei sorgen würden. Auch soll der Kormoran für die Bestandsgefährdung einiger Fischarten verantwortlich sein. Jedoch sind nach Ansicht des Deutschen Tierschutzbundes die wesentlichen Gründe dafür eine immer intensivere Bewirtschaftung der Gewässer ebenso wie Gewässerverbau und -verschmutzung. Das im Antrag vorangestellte Ziel, gefährdete Fischarten besser zu schützen, wird mit Abschüssen von Kormoranen dagegen nicht erreicht. Bei Tötungsaktionen sterben die Tiere zudem oft qualvoll. Denn die Jagd ist extrem schwierig, viele Vögel werden nur angeschossen. Aus Tierschutzsicht müssten "mildere Maßnahmen" Vorrang haben. Einige Teichwirte etwa überspannen Teiche mit Drähten, um ihre Fische vor dem Kormoran zu schützen.


Hintergrund Kormoranbestände

Mitte des 20. Jahrhunderts war der Kormoran in Europa fast vollständig verschwunden. Eine Erholung der Population setzte erst nach Erlass der EG-Vogelschutzrichtlinie 1979 ein, die einen konsequenten Schutz ermöglichte. Die Vögel siedelten sich wieder in Gebieten an, aus denen sie durch die jahrzehntelange gnadenlose Verfolgung verschwunden waren. Seit einigen Jahren wachsen die Brutpaarzahlen allerdings nicht mehr an, ebenso sind sinkende Reproduktionsraten zu beobachten. All dies deutet darauf hin, dass der Kormoran in Deutschland die Kapazitätsgrenzen seines Lebensraumes inzwischen erreicht hat und daher nicht mehr mit relevanten Wachstumsraten zu rechnen ist.


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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 9. November 2011
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. November 2011