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POLITIK/726: Agrarministerkonferenz - in Deutschland sind massive Tierschutzverstöße alltäglich (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 4. September 2014

Agrarministerkonferenz in Potsdam:
Schlachtung trächtiger Tiere, Verstöße bei Tiertransporten und Kennzeichnung von Fleisch - Gesetzlich sanktionierte Tierqual ist Alltag in Deutschland, großer Handlungsbedarf besteht



Anlässlich der heutigen Agrarministerkonferenz (AMK) in Potsdam fordert der Deutsche Tierschutzbund klare Signale für mehr Tierschutz. Die Tagesordnung bietet laut Medienberichten mehrere Chancen: So hofft der Verband, dass die Forderung der Agrarminister von Niedersachsen und Baden-Württemberg, Christian Meyer und Alexander Bonde, Fleischprodukte mit Informationen zur Haltungsform besser zu kennzeichnen, ebenso durch die AMK angenommen wird, wie ein Schlachtverbot trächtiger Rinder. Die Länderagrarminister diskutieren auch über das Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP). Der Deutsche Tierschutzbund appelliert an die Minister, gegen ein Unterlaufen von europäischen Tierschutz-Standards im Rahmen der Verhandlungen zu kämpfen. Gerade heute wurde eine von den Grünen in Auftrag gegebene Zusammenstellung des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages veröffentlicht, wonach es massive Tierschutzverstöße im Bereich der Tiertransporte gibt. Das Thema muss intensiv auf der AMK diskutiert werden, fordert der Deutsche Tierschutzbund.

"Die massiven Tierschutzverstöße in allen Bereichen, von denen die meisten durch unzureichende gesetzliche Vorgaben ermöglicht werden, dürfen nicht mehr tatenlos hingenommen werden. Die AMK hat die große Chance, Signale für mehr Tierschutz in der Landwirtschaft zu setzen. Ohne einen radikalen Systemwechsel weg von der industrialisierten Intensivtierhaltung wird es nicht gehen", so Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

Aufgrund fehlender staatlicher Vorgaben werden Fleischprodukte aus herkömmlicher Intensivtierhaltung mit Bildern von ländlicher Freiluftidylle auf der Packung beworben. Der Deutsche Tierschutzbund begrüßt daher die Initiative der Bundesländer Niedersachsen und Baden-Württemberg, wonach die Haltungsform für den Verbraucher klar zu erkennen sein soll. "Wer noch Fleisch isst, muss erkennen können, wie es dem Tier ergangen ist. Wer mit Fleisch handelt, darf den Kunden nicht belügen. Wer Tiere hält, der darf diese Transparenz nicht fürchten. Und wer sich dem verschließt, dem kann man nur unterstellen, dass er die Wahrheit scheut", begrüßt Thomas Schröder die Kennzeichnungsinitiative.

Weiteres Thema der AMK: In Deutschland werden jährlich über eine Million Milchkühe geschlachtet. Nach Schätzungen wissenschaftlicher Studien ist davon auszugehen, dass zehn Prozent der Tiere trächtig sind. Dies stellt ein erhebliches Tierschutzproblem dar, denn weder für den Schutz des Muttertieres noch für den Fötus sind bundes-, oder EU-einheitliche Gesetze für deren Umgang bei der Schlachtung vorhanden. Rechtliche Konsequenzen oder spezifische Anweisungen für den Tierarzt oder das Schlachthofpersonal vor Ort sind relativ vage formuliert. Hier gibt es erhebliches Verbesserungspotential.

Durch den Bericht des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages wurde heute öffentlich, was der Deutsche Tierschutzbund bereits seit Jahren belegt: Die massenhaften Tiertransporte sind für die Tiere mit massiven Belastungen verbunden. Nach dem Bericht, den die AMK nicht ignorieren darf, sind z.B. Schweinetransporte teilweise extrem überladen, mit defekter Lüftung oder fehlender Wasserversorgung unterwegs.

"Nahezu jede deutsche Bundesregierung will sich damit rühmen, dass wir das beste Tierschutzgesetz der Welt haben. Die Tatsachen sprechen eine andere Sprache: Das Tier zu nutzen wird höher bewertet, als es zu schützen. Wir haben ein Tiernutzgesetz, wir brauchen aber ein Schutzgesetz", appelliert Schröder an die AMK.

Durch das Freihandelsabkommen rücken nun neben der deutschen und europäischen Landwirtschaft auch die Verhältnisse in den USA immer mehr in den Fokus. Das Freihandelsabkommen darf kein Freibrief zum Unterlaufen der sowieso zu geringen Tierschutzstandards in Europa werden, fordert der Verband und appelliert an die Länderagrarminister z.B. gegen den Import von Tierquälerei und das Unterwandern europäischer Tierschutz-Standards zu kämpfen.

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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 4. September 2014
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Telefon: 0228/60496-24, Telefax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. September 2014