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TIERVERSUCH/512: Tierverbrauch in der Ausbildung zum Veterinärmediziner (tierrechte)


tierrechte 3.11 - Nr. 57, August 2011
Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.

Phantome, SkillsLab und Dummies retten Hundeleben
Tierverbrauch in der Ausbildung

von Astrid Schmidt


Im Studium zum Veterinärmediziner sowie verschiedenen Ausbildungsrichtungen wie zum Tierheilpraktiker oder Hundetherapeuten gehören unter anderem Übungen an "echten" Hunden zum Lehrplan. Dabei stehen zum Erlernen tierärztlicher Fertigkeiten eine Vielzahl humaner Lehrmaterialien zur Verfügung.


Laut dem Ethik-Hochschulranking von SATIS - dem Projekt des Bundesverbandes für humane Ausbildung - kommen Hunde im Studium der Veterinärmedizin in der Anatomie und der Physiologie zum Einsatz. Für anatomische Sezierkurse werden inzwischen hauptsächlich Hunde verwendet, die in Tierarztpraxen wegen anderer Gründe eingeschläfert und von Tierhaltern zur Verfügung gestellt wurden. Für Doktorarbeiten werden Hunde jedoch in Tierversuchen für Giftigkeitsstudien und in der Zahnheilkunde eingesetzt.

Zum Erlernen tierärztlicher Fertigkeiten gibt es eine Vielzahl humaner Lehrmaterialien, die als Trainingsmöglichkeit vor der kurativen Behandlung echter Patienten genutzt werden können. An der Freien Universität Berlin wurde eine virtuelle Übungsmöglichkeit zur Anatomie des Hundes in Bild und Film entwickelt, wodurch Studenten auch außerhalb des Präpariersaals selbständig studieren können. Die Tierärztliche Hochschule Hannover wird in Kürze als erste ein sogenanntes SkillsLab einrichten, in dem Tier-Dummies, also Attrappen, zum Üben verschiedenster Untersuchungen angeboten werden.


Kostenloser Lehrmaterial-Verleih

Eine große Auswahl an humanen Lehrmaterialien bietet SATIS in Kooperation mit dem Internationalen Netzwerk InterNICHE an. Der Verleih kann kostenlos von Dozenten, Studenten und Interessierten fachübergreifend genutzt werden. Zum Beispiel stehen das Hundephantom "Jerry", ein realistisches Ganzkörper-Modell, und Teilphantome wie Hundearm oder -kopf zur Verfügung. Daran können typische praktische Fertigkeiten, wie Magenspiegelung oder Blutabnahme wiederholt trainiert werden. Integrierte Simulatoren ermöglichen das Abhören auch krankhafter Herztöne. Videos geben beispielsweise Einblick in die Sterilisation und Kastration. Chirurgische Handfertigkeiten in der Praxis können mittels des ebenfalls entleihbaren "P.O.P.-Operationstrainers" erlernt werden.

Die kostenlose Leihmöglichkeit ermöglicht Dozenten den probeweisen Einsatz von Alternativen in Studentenkursen. Im Hinblick auf aktuell steigende Studentenzahlen hat die humane Ausbildung von Tierexperten neben ihrer Lehrqualität auch einen kostensparenden Effekt. Einige Universitäten haben dieses Potenzial bereits erkannt. Nicht zuletzt trägt die Ausbildung entscheidend dazu bei, wie sensibel Fachspezialisten später mit Tieren umgehen.


Übersicht und Ausleih des Lehrmaterials unter: www.satis-tierrechte.de
Menue → "Humane Auzbildung", → "Lehrmaterial-Verleih"

Das Ethik-Hochschulranking ist online über die SATIS-Website verfügbar.


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

Das lebensgroße Hundemodell 'Jerry' erlaubt realitätsnahe tierärztliche Untersuchungen und Erste Hilfe, wie die Wiederbelebung und das Abhören von Herz und Lunge

Dieses einfache Modell eines Hundekopfes trainiert die schwierige Unterscheidung zur korrekten Platzierung von Sonden in Speise- oder Luftröhre (oder Magen oder Lunge).

Teilphantome mit künstlicher Haut und von Kunstblut durchströmten Venen geben die Möglichkeit Blutabnahmen und das setzen von Infusionsnadeln zu üben.


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Quelle:
tierrechte - Nr. 57, August 2011, S. 10-11
Infodienst der Menschen für Tierrechte -
Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Roermonder Straße 4a, 52072 Aachen
Telefon: 0241/15 72 14, Fax: 0241/15 56 42
E-Mail: info@tierrechte.de
Internet: www.tierrechte.de

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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Oktober 2011