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TIERVERSUCH/513: Neuer Rekord - Alle 11 Sekunden stirbt ein Tier im Labor (TSB)


Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes - 2. November 2011

Alle 11 Sekunden stirbt ein Tier im Labor - Wieder neuer Rekord bei Versuchstierzahlen in Deutschland


Erneut ist der "Verbrauch" von Versuchstieren in Deutschland angestiegen, auf insgesamt 2.856.316 Tiere im Jahr 2010. Das sind 2,5 Prozent mehr als 2009. Die aktuelle Statistik hat das Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft soeben veröffentlicht. Der Deutsche Tierschutzbund fordert von der Bundesregierung, dass bei der anstehenden Umsetzung der EU-Tierversuchsrichtlinie alle Möglichkeiten genutzt werden, um Tierversuche endlich wirksam einzuschränken.

Geradezu inflationär ist der Anstieg bei Versuchen an den nächsten Verwandten des Menschen, den Affen. Hier liegt er bei über 20 Prozent: 2.789 Affen, damit fast 500 mehr als im Vorjahr, wurden 2010 verbraucht. Diese hochsensiblen Tiere sterben meist in Giftigkeitsprüfungen oder für den reinen Erkenntnisgewinn in der sogenannten Grundlagenforschung. Selbst für Ausbildungszwecke müssen sie herhalten. 2010 wurden 153 Affen im Bereich der Lehre benutzt. Wie schon in den Vorjahren ist auch der Anstieg in der Gentechnik wieder enorm, diesmal um 19 Prozent. Hier wurden 115.000 mehr Mäuse, Ratten, Kaninchen, Schweine und Fische als 2009 gentechnisch verändert und in Versuchen eingesetzt.

"Die weiter steigende Zahl an Tierversuchen ist das Fazit jahrelangen Aussitzens und ein politischer Skandal. Den vielen Lippenbekenntnissen aus der Politik, Tierversuche eindämmen zu wollen, sind bisher keine Taten gefolgt. Immer wenn es darauf ankommt, knicken unsere Entscheidungsträger vor der mächtigen Forschungs- und Wissenschaftslobby ein und sehen dieser Aufwärtsspirale der Tierqual weiter tatenlos zu", kommentiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, die Statistiken.

Bei der nationalen Umsetzung der EU-Tierversuchsrichtlinie, die im November 2012 abgeschlossen sein muss, müssten alle Spielräume genutzt werden, um das maximal Mögliche für den Tierschutz zu erreichen. "Wir wollen ein eigenes Gesetz für den Umgang mit Labortieren, zumindest solange es Tierversuche noch gibt. Außerdem können in Deutschland wenigstens Versuche an Menschenaffen und solche an sonstigen Affenarten sowie anderen Wirbeltieren, die zu schweren Leiden führen, ganz verboten werden. Das lässt die EU-Richtlinie ausdrücklich zu", so Schröder.

"Auch die Genehmigungsverfahren können jetzt verschärft werden, sodass zum Beispiel auch Versuche für Produktprüfungen einer kritischen Kontrolle unterzogen werden müssen", erläutert Schröder auch mit Blick auf das seit 2002 im Grundgesetz verankerte Staatsziel Tierschutz. Zurzeit werden solche Versuche den Behörden lediglich gemeldet.


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Quelle:
Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes e.V.
vom 2. November 2011
Herausgeber: Deutscher Tierschutzbund e.V., Bundesgeschäftsstelle
Baumschulallee 15, 53115 Bonn
Tel: 0228/60496-24, Fax: 0228/60496-41
E-Mail: presse@tierschutzbund.de
Internet: www.tierschutzbund.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. November 2011