Schattenblick →INFOPOOL →TIERE → WILDTIERE

TIERISCHES/101: Kuriose und aktuelle Meldungen aus dem Tierreich (SB)


Nächtliche Flucht vor dem Kochtopf

Wildschweine genießen hiesige Mais-Berieselungsanlagen

Fledermäuse sollen Orientierung durch Schallwellen erlernt haben


Stuttgarter Polizeibeamte hatten in der Nacht zum Sonntag eine überaus ungewöhnliche Aufgabe zu bewältigen: Sie mußten Krebstiere von einer Innenstadtstraße sammeln. Zuvor hatten Passanten angezeigt, daß massenweise Schalentiere herumliefen, und es doch nicht in Ordnung sei, wenn sie alle plattgefahren würden. Der gerade diensthabende behördliche Nachtdienst hatte ein Einsehen, daß auch die Rettung kleiner schutzloser Lebewesen in den Aufgabenbereich der Ordnungshüter fallen kann, und schickte sogleich eine Streife aus, um schlimmstes zu verhindern.

Erfreulich für die Beamten bei ihrem Einsatz war, daß sich die mit Annahme des Falles anstehende Ermittlungsarbeit schon bei der Arbeit erledigte. Das Einsammeln der herumirrenden Krebse und Hummerkrabben, einige schnappten undankbarer Weise nach den sie rettenden Händen, führte die Beamten zum Ausgangspunkt der heillosen Flucht der Tiere und damit zum Ort des Schreckens - zumindest für die Krebse. Die Meerestiere krochen eines nach dem anderen aus einer Transportkiste, die hinter der offenen Eingangstür eines Asia-Restaurants stand. Zum Glück für die Tiere war das Gitter so grobmaschig, daß sie sich irgendwie hindurchzwängen konnten. So hatten die Krabbler quasi vor dem üblen Schicksal Reißaus genommen, im siedendheißen Wasser eines Kochtopfs zu enden. Zu guter Letzt ist es einem vorsorglich von der Polizei zuhilfe gerufenen Tierschützer zu verdanken, daß die Fluchtmanöver nicht umsonst waren. Denn statt die Tiere den Eigentümern des Restaurants zurückzubringen, setzte sich dieser Fluchthelfer dafür ein, sie in ein Tierheim zu bringen. Und hier warten die Krebstiere nun auf gute menschliche Seelen, die ihnen ein Heim mit Perspektive verschaffen.


*


Wildschweine genießen hiesige Mais-Berieselungsanlagen

Eigentlich müßten Experten den Wildschweinen in deutschen Landen einen Evolutionssprung zugestehen. Denn den Borstenviechern ist es in den vergangenen Jahren gelungen, ihren zuvor relativ geringen Bestand an der unermüdlichen Schießwut der Grünberockten vorbei erheblich aufzustocken. Bundesweit ist die Zahl der Wildschweine sogar so stark angewachsen, daß beispielsweise in Bayern bereits von einer Wildschweinplage gesprochen wird. Landwirtschaftsminister Miller hat an alle Revierinhaber und Jäger appelliert, zunehmend Schwarzwild zu schießen. Allerdings stehen die Jäger vor dem Problem, daß sich die Tiere offenbar nicht mehr so leicht vor die Flinte der Jäger treiben lassen. Haben die Tiere also dazugelernt und ihre Erkenntnisse, wie man den zweibeinigen Waidmännern mit ihren vierbeinigen Gefährten aus dem Weg geht, sogar an Artgenossen sozusagen länderübergreifend weitergegeben? Oder hat ihre erfolgreiche Vermehrung nur damit zu tun, daß landwirtschaftliche Neuorganisationen wie Vergrößerung der Agrarflächen, insbesondere von Maisfeldern, den Schwarzkitteln inzwischen sogar geradezu paradiesische Zustände bescheren?

"Die gehen gar nicht mehr in den Wald. Jäger haben keine Chance, sie zu kriegen", weiß Wildschwein-Experte und Leiter des Instituts für Wildtierforschung an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Klaus Pohlmeyer, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa zu berichten. "Und wenn die Felder beregnet werden, duschen die Sauen darunter." Bestens genährt könnten sich die hochintelligenten Tiere so viel schneller als in der Vergangenheit vermehren. Klaus Pohlmeyer rät inzwischen sogar generell davon ab, die grunzenden Borstenviecher mit den Steckdosennasen beispielsweise mit Äpfeln zu füttern. "Wenn die dann den Rasen im Garten umgepflügt und alle Blumenwurzeln ausgerissen haben, ist es auch nicht mehr so lustig." Diese Sauen seien mit allen Wassern gewaschen. "Die kennen sich aus. Sie sind dickfellig und lassen sich weder durch Straßenlärm noch durch kläffende Hunde stören", meinte der Fachmann auf eine Weise, der ein deutlicher Respekt vor diesen Kreaturen zu entnehmen war - fast so, als fürchte er, daß die Vision im symbolträchtigen Zeichentrickfilm "Farm der Tiere", der nach einem Roman von George Orwell entstand, wahrwerden könnte und die Schweine tatsächlich die Herrschaft über den Menschen übernehmen könnten.


*


Fledermäuse sollen Orientierung durch Schallwellen erlernt haben

Fledermäuse haben ihre Fähigkeit, fliegende Insekten durch Ausstoßen und Auffangen von Ortungssignalen zu fangen, offenbar erlernt. Denn neuesten Erkenntnissen zufolge konnten sich die Urahnen unserer Fledermäuse noch nicht mit Hilfe von Ultraschallwellen orientieren.

Das haben US-Wissenschaftler aus Merkmalen im Körperbau einer bislang unbeschriebenen Fledermausart geschlossen, die vor 52 Millionen Jahren gelebt haben soll und deren versteinerte Überreste jetzt analysiert worden sind. Nach Ansicht der Forscher ist aus diesen Funden ersichtlich, daß zumindest einige Fledermausarten zuerst die Fähigkeit zum Fliegen und erst später die Orientierung mit Hilfe von Ultraschall entwickelt haben. Die heute lebenden Fledermäuse sind alle in der Lage, durch Echoortung beispielsweise Hindernissen auszuweichen.

26. Oktober 2007