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AKTION/132: Stunde der Gartenvögel in Niedersachsen - Starker Spatz, aber schwache Mehlschwalbe (NABU NI)


NABU Landesverband Niedersachsen - Hannover, 13. Mai 2013 - 'Die Stunde der Gartenvögel'

NABU Niedersachsen legt erste Trendmeldung vor: Starker Spatz, aber 'schwache Mehlschwalbe'!

Hohe Beteiligung bei Mitmach-Aktion 'Stunde der Gartenvögel'



Hannover - Der NABU Niedersachsen legte heute Mittag (13. Mai) eine erste Trendmeldung zu der 'Stunde der Gartenvögel' vor. Nach den online und telefonisch eingegangenen Meldungen haben sich in diesem Jahr über 2.650 (2012: 2.787) Vogelfreunde aus ganz Niedersachsen an der Aktion beteiligt. Damit liegen die niedersächsischen Teilnehmer bundesweit an dritter Stelle. Der häufigste Gartenvogel Niedersachsens ist der Haussperling gefolgt von Amsel, Kohlmeise, Blaumeise und Grünfink auf den weiteren Plätzen. Auch bei der Trendmeldung im vergangenen Jahr belegten diese Vogelarten, die mit von zwei bis zu fünf Exemplaren pro Garten beobachtet wurden, die ersten vier Plätze. Der Star rutschte auf Platz sieben (Vorjahr: fünf) ab.

In diesem Jahr haben 2.650 Teilnehmer (2012: 2.787; 2011: 2.625) ihre Meldungen online oder telefonisch abgegeben. Der Haussperling ist nach dieser ersten Trendmeldung mit 9082 Exemplaren mit fünf Beobachtungen pro Garten der häufigste Gartenvogel in Niedersachsen. Es folgen Amsel mit 6.895 (4 pro Garten) Exemplaren, Kohlmeise (5.764; 3 in den Gärten), Blaumeise (4.745) und Grünfink (3.849, 2 pro Garten). Doch daran kann sich bis zur Endauswertung natürlich noch einiges ändern.

Die Trendmeldung zur 'Stunde der Gartenvögel' zeigt einen unerwarteten Zwischenstand. So zeigt die Mitmach-Aktion, dass diese Forschung für Jedermann gute vogelkundliche Erkenntnisse hervorbringt: Die Zahlen deuten an, dass eine ganze Reihe von Wintergästen aus dem Norden in diesem Frühjahr nicht zurück in ihre Brutgebiete geflogen sind, sondern lieber hier bleiben.

Bei den Zugvögeln schließlich gab es zwar im zeitigen Frühjahr wegen der Kälte im Nordosten einen quer durch die Republik reichenden Stau. Davon waren aber weniger "unsere" Brutvögel betroffen, sondern solche, die Deutschland nur zur Durchreise nutzen. Die Ergebnisse der 'Stunde der Gartenvögel' zeigen nun einen unerwarteten anderen Effekt. Es geht ebenfalls um Zugvögel, aber solche, die bei uns überwintern und außer bei uns vor allem in Nordeuropa oder im Osten brüten. Anscheinend haben einige dieser Vögel ihren Winterurlaub bis in den Mai verlängert und sind einfach zum Brüten bei uns geblieben, statt nach dem späten Winterende noch die Rückreise anzutreten.

Am deutlichsten wird dies beim Kernbeißer. Der große Fink mit dem dicken Schnabel wurde dieses Jahr bundesweit sieben Mal so oft beobachtet wie 2012! Besonders häufig wurden Kernbeißer aus den Mittelgebirgsregionen gemeldet, aber auch in Niedersachsen liegt er mit einem Zuwachs von 575 Prozent mit 207 Exemplaren auf Platz 39. Und die Kernbeißer sind nicht allein. Weitere Arten, die als Wintergäste bei uns häufiger denn als Brutvögel sind, treten momentan deutlich gehäuft auf. Dazu gehören vor allem Erlenzeisig und Gimpel mit 655 Exemplaren auf Platz 21. Selbst die ungewöhnlichen plus 50 Prozent (bundesweit 60 Prozent) beim Eichelhäher mit 851 Meldungen sind möglicherweise auf verlängerten Verwandtschaftsbesuch aus dem Norden und Osten zurückzuführen.

Und auf die Mauersegler, die Sommerboten, muss wohl in Niedersachsen weiter gewartet werden, denn sie liegen mit 1.264 Meldungen mit einem Rückgang von 37 Prozent bei der diesjährigen 'Stunde der Gartenvögel' nur auf Platz 14.

Nach der landesweiten Auswertung findet sich auf Platz 10, die dieser ersten Trendmeldung zu Grunde liegt, die Mehlschwalbe, mit einer Abnahme von 30 (Vorjahr: 37) Prozent mit einem Exemplar pro Garten bei den Meldungen. Ob das kühle Wetter schuld oder andere Faktoren ursächlich sind, ist bislang noch offen. Generell gilt es für den Mehlschwalbenschutz in Niedersachsen im NABU-Projekt 'Schwalben willkommen' aktiv zu werden.

Diese Reihenfolge und die Beobachtungen können sich natürlich noch ändern, wenn in den nächsten Tagen weitere online-Meldungen über www.NABU-niedersachsen.de oder Teilnahmebögen per Post eingehen, erklärte der NABU Niedersachsen. Die Aktion fand in diesem Jahr zum elften Mal in Niedersachsen statt. Der Einsendeschluss für alle Meldungen ist Dienstag in einer Woche, also 21. Mai (Datum des Poststempels), deren Ergebnisse dann auch noch in die Auswertung einfließen werden.


HINTERGRUND

Auch bundesweit geht der Haussperling weiter einem ungefährdeten Sieg entgegen. Die Marke von Meldungen aus über 17.000 Gärten ist übersprungen, knapp 25.000 (24.885) Vogelfreunde haben dem NABU und LBV ihre 640.278 Beobachtungen online und telefonisch gemeldet.

Alle Naturfreunde waren am vergangenen Wochenende aufgerufen, die höchste Anzahl der am häufigsten beobachteten Vögel zu notieren, die sie beim Blick in den Garten, Park oder Kleingarten, vom Balkon oder der Terrasse aus innerhalb einer Stunde sehen. Allerdings ist sei eine erste Trendmeldung, betonte der NABU Niedersachsen, und das Bild könne sich noch völlig ändern.

Alle Meldungen der diesjährigen Aktion können auf www.stunde-der-gartenvoegel.de nachverfolgt und mit Zahlen früherer Jahre verglichen werden. Interaktive Karten stellen dar, wie sich eine Vogelart an einem ausgesuchten Ort, einem Landkreis oder einem Bundesland entwickelt hat.

Die niedersächsischen Meldungen, Beobachtungszahlen für die Arten und regionale Verteilung im Netz unter
http://niedersachsen.nabu.de/aktionen/sdg/ergebnisse/14847.html

Jährlich wiederholte Aktionen wie der "Stunde der Gartenvögel" liefern Naturschützern zuverlässige und flächendeckende Zahlen zu Artenbeständen. Nach dem Prinzip der "Citizen Science" tragen möglichst viele Menschen gemeinsam große Datenmengen zusammen, die nach Auswertung Bestandsveränderungen anzeigen.

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Quelle:
Pressemitteilung, 13.05.2013
Naturschutz aktuell - NABU Pressedienst
Herausgeber: NABU Niedersachsen, Alleestr. 36, 30167 Hannover
Redaktion: Ulrich Thüre (ViSdP), NABU Pressesprecher
Telefon: 05 11 / 9 11 05 - 27, Fax: 05 11 / 9 11 05 - 40
E-Mail: Info@NABU-Niedersachsen.de
Internet: www.NABU-Niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Mai 2013