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FISCHE/064: Der "Donaulachs" ist der Fisch des Jahres 2015 (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1050, vom 30. Nov. 2014 - 34. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Der "Donaulachs" ist der Fisch des Jahres 2015



Der Huchen (Hucho hucho) - auch Donaulachs genannt - war Anfang des 20. Jahrhunderts in der Donau noch bis weit oberhalb Ulm und in den Donauzuflüssen wie Isar, Lech und Regen anzutreffen. Inzwischen ist der Fisch eine Rarität. Um das Augenmerk der Öffentlichkeit auf die Gefährdung des Huchen zu lenken, haben im November 2014 der Deutsche Angelfischerverband (DAFV) und das Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Abstimmung mit dem Verband Deutscher Sporttaucher (VDST) den Donaulachs zum Fisch des Jahres 2015 gekürt. Der Huchen ist einer der größten heimischen Vertreter aus der Familie der Lachse (Salmoniden). Seine natürliche Verbreitung ist in Deutschland auf das Einzugsgebiet der Donau beschränkt. Deshalb wird er auch als "Donaulachs" bezeichnet. Der Huchen ist in seinen Beständen stark bedroht und wurde in die Rote Liste der vom "Aussterben bedrohte Tierarten" aufgenommen. Ebenso ist der rare Fisch im Anhang II der FFH-Richtlinie aufgelistet. Damit gehört der Huchen zu den Arten, für die europaweit Schutzgebiete eingerichtet werden müssen. Eine der Ursachen für die Dezimierung der Huchenbestände war der Ausbau der Wasserkraft im Donaueinzugsgebiet. Schon 1881 gab es Hinweise auf die starke Behinderung der Wanderungen von Huchen durch die Errichtung von Wehren.

Durch den mittlerweile starken Verbau und die massive Regulierung der Donau und ihrer Nebenflüsse sind die Wander- und Fortpflanzungsmöglichkeiten des Huchens so stark eingeschränkt, dass eine erfolgreiche Fortpflanzung und damit das Überleben in vielen Flussabschnitten nicht mehr möglich ist. Damit die Huchenbestände nicht völlig verschwinden werden Huchen hilfsweise nachgezüchtet und durch Angelfischer im Donauraum besetzt. Damit sollen die Restbestände des "Donaulachses" gestützt werden. Dies kann aber nur als eine vorübergehende Notmaßnahme gesehen werden. Zum Schutz des Huchens und dem Aufbau sich wieder selbst reproduzierender Bestände, ist es zwingend notwendig die letzten natürlichen Gewässerabschnitte zu erhalten und mit Renaturierungsmaßnahmen den verloren gegangenen Lebensraum wiederzugewinnen. Dadurch sollen isolierte Bestände wieder miteinander in Verbindung gebracht werden. Dabei stehen die Wiederherstellung und Erhaltung frei durchwanderbarer Fließgewässer mit natürlicher Gewässerdynamik und Gewässerstruktur im Vordergrund. Das käme nicht nur dem Huchen zugute sondern allen angestammten Fischarten des Donaueinzugsgebietes.

Wie sieht denn ein Huchen aus?

Wohl die wenigsten LeserInnen des RUNDBRIEFS haben schon ein Mal einen Donaulachs gesehen. Deshalb zitieren wir hier aus einem Huchen-Portrait in der gemeinsamen Pressemitteilung von BfN und den Fischereiverbänden vom 12. Nov. 2014(*). Danach hat der Huchen einen langgestreckten, im Querschnitt fast runden Körper. Auf dem kupferfarben-rotbraunen bis grünlichgrauen Rücken befinden sich zahlreiche kleine dunkle Tupfen. Er kann über 25 Kilo schwer und über 1,40 m lang werden; einzelne Exemplare erreichten früher auch über 1,5 m Körperlänge. Er steht als Raubfisch in seinem Lebensraum an der Spitze der Nahrungskette. In der Literatur werden Nasen und Barben als typische Beute genannt. Auch deren Vorkommen sind in unseren vielfältig geschädigten Fließgewässern beeinträchtigt. Der lt. Pressemitt. "majestätisch anmutende Donaulachs" liebt schnellfließende, kühle und sauerstoffreiche Gewässer mit steinigem oder kiesigem Grund, den er für die Eiablage benötigt. In stauregulierten Flussstrecken verschlammt oft die Bach oder Flusssohle. Dies hat zur Folge, dass der Huchen dort keine geeigneten Laichplätze mehr findet. In kiesigen Bereichen der Äschen- und Barbenregion werden die Eier im März/April vom Weibchen in selbst geschlagenen Laichgruben abgelegt. Die geschlüpften Larven halten sich im Schutze der Kies- und Steinlücken auf und wachsen schnell heran. Im zweiten Jahr können Huchen bereits eine Länge von 30 Zentimetern erreichen. Geschlechtsreif ist der Huchen erst mit drei bis vier Jahren, seine Lebensdauer wird mit bis zu ca. 15 Jahren angegeben. Am Laichgeschehen nehmen meist erst Tiere ab 80 cm Länge teil.

Langdistanzwanderungen sind nicht das Ding des "Donaulachses"

Während der atlantische Lachs aus dem Rhein oder der Elbe über 4.000 Kilometer bis nach Grönland wandert (und wieder zurück), erspart sich der "Donaulachs" derartige Entbehrungen. Denn der Huchen ist kein typischer Langdistanzwanderfisch, der zwischen Süßwasserflüssen und dem Meer pendelt. Aber auch der Huchen wandert. Zur Laichzeit verlässt er seinen Standort. Seine Wanderungen in flussaufwärts gelegene seichte und kiesige Flussstellen zum Ablaichen können sich bis über 100 km erstrecken. Der Weg dorthin ist in vielen Zuflüssen der Donau durch Wasserkraftwerke und Querverbauungen versperrt. Allein in der Isar sind 35 Wasserkraftwerke in Betrieb, das erste wurde bereits 1896 errichtet. Neben den Verschlammungen von Staubereichen gefährden Wasserausleitungen und die zu geringen Restwassermengen, oft in Zusammenhang mit dem Schwallbetrieb von Wasserkraftanlagen, die verbliebenen Restbestände des Huchen.

Weitere Informationen zur Wahl des Huchen
zum Fisch des Jahres 2015 gibt es beim
Bundesamt für Naturschutz
Referat Presse/Öffentlichkeitsarbeit
Konstantinstraße 110
53179 Bonn
Fon: 0228/8491 - 4444
E-Mail: presse@bfn.de


(*) Anmerkung der SB-Redaktion:
s.a. im Schattenblick:
www.schattenblick.de/infopool/umwelt/artensch/uarfs063.html
FISCHE/063: Fisch des Jahres 2015 wird der Huchen (BfN)

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1050
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Dezember 2014