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INITIATIVE/347: 25 Jahre Schutz für den Weißstorch in Bayern (LBV)


Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) - Verband für Arten- und Biotopschutz - Presseinformation vom 8. Februar 2010

25 Jahre Schutz für den Weißstorch in Bayern
Erfolgreiche Kooperation von Naturschützern aus Ämtern, Verbänden und Ehrenamt

Betreuer und Freunde des Weißstorches aus ganz Bayern feierten gemeinsam die sehr günstige Bestandsentwicklung und diskutieren weitere Schutzmaßnahmen


Nürnberg - Nach 25 Jahren "Artenhilfsprogramm Weißstorch" zogen am Samstag Landesamt für Umwelt (LfU) und Landesbund für Vogelschutz (LBV) gemeinsam eine erfreuliche Bilanz: "Das Artenhilfsprogramm Weißstorch ist ein schönes Beispiel für gelungenen Naturschutz" sagte Andreas Otto vom LfU bei einer Fachtagung in Nürnberg. Auch Ludwig Sothmann vom LBV freute sich über den Erfolg der Maßnahmen, die der LBV seit vielen Jahren im Auftrag des LfU durchführt: "Letztes Jahr hatten wir fast 190 Brutpaare." Zwar seien nicht alle Jungvögel im letzten Jahr flügge geworden, aber das könne den Bestand des Storches nicht gefährden. Denn mittlerweile ist die Population seit längerem stabil und hat in den letzten Jahren sogar wieder zugenommen. Sie ist inzwischen fast wieder auf dem Stand, den sie Mitte des 20. Jahrhunderts hatte. Maßgeblich für den Erfolg, da sind sich Otto und Sothmann einig, war auch das enorme Engagement von rund 150 Ehrenamtlichen, die sich in ganz Bayern für den Storch eingesetzt haben.

Bei der Tagung "Störche in Bayern" trafen sich am Samstag, 6.2.2010 in Nürnberg Freunde und Betreuer des Weißstorches - insgesamt das "who is who" des Weißstorch-Schutzes:

In den Räumen des Naturkundehauses im Tiergarten Schmausenbuck begrüßten Andreas Otto, Abteilungsleiter Naturschutz des LfU und Ludwig Sothmann, Vorsitzender des LBV die Anwesenden. Im Publikum saßen rund 70 ehrenamtliche Weißstorchschützer und Interessierte aus ganz Bayern.

Über Erfolge und Hintergründe des Artenhilfsprogramms Weißstorch berichtete Günter von Lossow. Der LfU-Vogelkundler gab zudem einen Ausblick auf weitere Maßnahmen, die im Rahmen des Artenhilfsprogrammes zum Schutz des Weißstorches geplant sind.

Oda Wieding, Storchenbeauftragte des LBV, zog für das vergangene Jahr eine gemischte Bilanz: "Mit rund 187 Storchenpaaren verzeichnen wir in Bayern dieses Jahr wie in den Vorjahren eine spürbare Bestandszunahme. Im Vergleich zu 2008 konnten allerdings witterungsbedingt leider etwas weniger Junge im Durchschnitt flügge werden!"

"Born to travel" - Kai-Michael Thomsen vom Michael-Otto-Institut des NABU, Bergenhusen, bot spannende Einblicke in ein neues Projekt: drei Weißstörche wurden mit Sendern ausgerüstet. Per Satellit schicken sie dem NABU nun neue Details: vom Zug ins Winterquartier samt seinen Gefahren wie illegalem Abschuss, Vogelfang bis hin zum Schwinden von Lebensräumen und möglichen Auswirkungen der Klimaveränderungen auf bisherige Rastflächen.

Die Gefahren auf dem Zug und im Winterquartier sind wichtiger Schwerpunkt im aktuellen Weißstorchschutz. Seit 2000 widmet sich das "Projekt SOS Storch Schweiz" diesem Problem. Die Ergebnisse sowie weitere Fragestellungen wurden von Dr. Holger Schulz, Wildlife-Consulting, Bergenhusen vorgestellt.

Was tun mit verletzten Störchen? Dr. Helmut Mägdefrau lenkte das Augenmerk auf das Engagement des Tiergartens Nürnberg: Wer einen verletzten Storch findet, bekommt hier Rat und in Einzelfällen werden auch verwaiste Jungvögel aufgezogen. Mittlerweile brüten sogar drei freifliegende Storchenpaare im Zoogelände.

Die Wiederausbreitung des Schwarzstorches, dem nächsten Verwandten des Weißstorches, stellt Vogelkundler vor ganz neue Fragen. Cordula Kelle-Dingel vom LBV berichtete über den aktuellen Stand im Frankenwald: Ähnlich wie bereits aus anderen Regionen bekannt geworden, gibt es erhebliche Schwierigkeiten, die Nester zu finden, die Horstbäume zu schützen sowie weitere Gefahrenquellen auszumachen. Problematisch ist insbesondere der Verlust von Horstbäumen durch Windwurf bei den Winterstürmen der letzten Jahre. Der Erfassung des bayerischen Schwarzstorchbestandes widmet sich 2010 auch ein Glücksspiralenprojekt des LBV, dessen Grundlagen samt Aufruf zur Mitarbeit von Oda Wieding eingebracht wurden.

Abschließend stand die Bestandsentwicklung des Weißstorches auf dem Programm: Frau Wieding stellte stellvertretend für den leider verhinderten Dr. Rainer Herrmann, Linum, einen Kurzüberblick über die Ringdatenauswertungen nach Lebensaltern und die Rückkehrraten vor. Eindringlich riefen die Fachleute zur gezielten Suche und Meldung von beringten Vögeln auf. Nur so können neben der Populationsentwicklung auch Klimaeffekte erkannt, Folgen von EU-Landwirtschaftspolitik beschrieben und von den Auswirkungen anderer Problemfelder abgegrenzt werden, z.B. ehemaligen Zuchtstationen.


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Quelle:
Presseinformation A-04-10, 08.02.2010
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Verband für Arten- und Biotopschutz
Landesgeschäftsstelle Hilpoltstein
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
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E-Mail: info@lbv.de
Internet: www.lbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Februar 2010