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INSEKTEN/188: Hummelsterben durch "Nektarloch" (NABU BB)


NABU Landesverband Brandenburg - Pressedienst Naturschutz aktuell, 16. Juli 2011

Hummelsterben durch "Nektarloch"
Unausgewogenes Nahrungsangebot führt zum massenhaften Tod der Hautflügler

NABU wirbt für mehr naturnahe Gärten und eine extensive Landwirtschaft


Potsdam. Eine aktuelle Meldung von aufmerksamen Naturfreunden aus Potsdam-Babelsberg an den NABU Brandenburg macht auf ein jährlich wiederkehrendes Phänomen aufmerksam - dass Massensterben von Hummeln.

Alljährlich im Hochsommer sind zumeist unter Silber- und Krimlinden regelrechte "Massenfriedhöfe" zu beobachten. Doch was ist der Grund für diese bizarre Regelmäßigkeit? Der Grund für den Tod so vieler Tiere ist ebenso simpel wie erschreckend: durch die zunehmende Sterilität in heimischen Gärten und Grünanlagen sowie die Ausräumung der freien Landschaft ist das Nektarangebot so stark dezimiert worden, dass es zum massenhaften Hungertod der Hummeln kommt.

Aber warum geschieht dies hauptsächlich unter den nicht heimischen Silber-und Krimlinden? Die Vermutung, dass sie den für Bienen und Hummeln giftigen Zucker Mannose enthalten könnten, bestätigte sich nicht. Die wahre Ursache liegt in der Blütezeit der Bäume. Silberlinden blühen ca. zwei bis vier Wochen nach den Winter- und Sommerlinden. Da es in dieser Überbrückungszeit zu einem so genannten Nektarloch kommt, ist anzunehmen, dass die geschwächten Tiere bei der Entdeckung der dann blühenden Lindenarten bereits nicht mehr fähig waren Nahrung aufzunehmen. Bei den sterbenden Tieren handelt es sich vornehmlich um alte Arbeiterinnen, die sich auch nur schlecht auf neue Trachten umstellen können. Hummeln sind besonders betroffen sind, da ihr Flug besonders viel Energie erfordert.

Der Naturschutzbund NABU wirbt daher für eine naturnahe Gartengestaltung und Extensivierung der Landwirtschaft. Nur eine Verbesserung des Nahrungsangebotes bringt hier langfristig eine Lösung: Blühende Wildpflanzen, die meist als Unkraut abgetan werden, könnten die Versorgungslücken stopfen.

Die Nahrungsknappheit wird durch das notorische Abmähen von Wiesen und Gärten zusätzlich verstärkt, das Wildkräuter am Samenwurf hindern soll. Statt farbenprächtige, aber nektararme Hybriden zu pflanzen, sollten nektarreiche, wilde Blütenpflanzen wieder in unseren Gärten und Parks Einzug erhalten.

Das Sterben der Hummeln trifft zum Glück weniger die nächste Generation; junge Königinnen und Männchen finden sich nur selten unter den Toten, so dass um den Fortbestand der Art aufgrund dieser speziellen Situation nicht gebangt werden muss - wesentlich dramatischer ist das allgemein unbemerkt bleibende Sterben auf den Äckern, verursacht durch den Verlust an Brachflächen und Blühstreifen, den intensiven Einsatz von Pflanzenschutzmittel und Kreiselmähern, die bis zu 90.000 Bienen und Hummeln je Hektar töten können.

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Quelle:
Pressedienst, 16.07.2011
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Brandenburg
Lindenstraße 34, 14467 Potsdam
Tel: 0331/20 155 70, Fax: 0331/20 155 77
E-Mail: info@NABU-Brandenburg.de
Internet: www.brandenburg.nabu.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Juli 2011