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MELDUNG/041: NABU besorgt über Rückgang bei Fledermaus-Ausflügen (NABU SH)


NABU Landesverband Schleswig-Holstein - 22. August 2011

Am Segeberger Kalkberg beginnt das Schwärmen

NABU hofft auf wieder steigende Einflugzahlen der Fledermäuse ins Winterquartier


Bad Segeberg, Neumünster 22. August 2011: Seit Anfang August können Naturfreunde das Schwärmen der Fledermäuse am Segeberger Kalkberg tagesaktuell im Internet verfolgen. Derzeit erscheinen als erste Art Wasserfledermäuse, die ihre Jungtiere mit dem Winterschlafplatz vertraut machen. Beim "Schwärmen" suchen in kurzer Zeit sehr viele Fledermäuse die ihnen bekannten Quartiere auf und beginnen erst anschließend, sich ein Fettpolster für den anstehenden Winterschlaf anzufressen. Danach beginnt die endgültige Einwanderung in das Winterquartier. Im Frühjahr 2011 sind gegenüber den Vorjahren erstmals deutlich weniger Fledermäuse aus der Höhle ausgeflogen. Der NABU will nun herausfinden, was die Ursachen für diesen bislang beispiellosen Rückgang sein können.

Der NABU setzt sich seit über 30 Jahren für den Schutz der Segeberger Kalkberghöhlen ein und betreut dieses bundesweit einmalige Massenquartier für Fledermäuse durch seine Fachleute. Aktuell zeigt sich der NABU besorgt darüber, dass nach einer aktuellen Auswertung im Frühjahr 2011 in diesem Umfang erstmals die Zahl der ausfliegenden Fledermäuse an den vom NABU überwachten Zugängen zum FFH-Gebiet Segeberger Kalkberghöhlen dramatisch zurückgegangen sind.


Monitoring dokumentiert Bestandsänderungen

Die Bestandszahlen der bedrohten Fledermausarten im FFH-Gebiet Segeberger Kalkberghöhlen sind ein wichtiger Bewertungsfaktor für das Schutzgebiet. Das Land muss der EU-Kommission regelmäßig über dessen Erhaltungszustand berichten. Seit 20 Jahren überwacht der NABU die beiden Hauptzugänge zur Höhle mittels einer computergesteuerten Lichtschrankenanlage. In dieser Zeit konnte der NABU eine positive Entwicklung des Gesamtbestandes registrieren. So flogen im Frühjahr 2010 noch wie in den Vorjahren über 22.000 Tiere aus der Höhle aus. Ein Jahr später, im Frühjahr 2011, waren es jedoch nur noch ca. 16.500 Tiere, die durch die Lichtschranken die Höhle verließen. Dieser gravierende Rückgang und das ungewöhnliche Verhalten der Tiere alarmiert nun die Naturschützer. Die Ursachen hierfür sind dem NABU zurzeit nicht bekannt.

Allerdings gab es in den letzten drei Jahren umfangreiche Eingriffe ins FFH-Schutzgebiet. So fanden größere Bau- und Sicherungsmaßnahmen im Schutzgebiet statt, um das ständig bröckelnde Gestein in und am Berg zu stabilisieren. Weiterhin startete die wissenschaftliche Leitung des stadteigenen Fledermauszentrums "Noctalis" im Frühjahr 2011 eine Farbfotodokumentation des Fledermausausflugs. Hierbei wird angestrebt, jedes ein- und ausfliegende Tier unter Einsatz von hellen Elektronenblitzen an den Höhlenzugängen abzulichten. Nach den Zahlen des NABU sind dabei zwischen 30.000 und 50.000 Blitzereignisse möglich.

Was aber konkret zu diesem dramatischen Rückgang von rd. 25 % der an den Ausflügen der Kalkberghöhle registrierten Fledermäuse geführt hat, liegt im Dunkeln. Weitere Ursachen sind denkbar. Der NABU will sich deshalb auf die Suche machen, um für schnelle Abhilfe zu sorgen. Es gilt, die Bestandszahlen der Fledermäuse im wichtigsten Großquartier der Bundesrepublik zu sichern.

NABU lädt ein

Hierzu wird der NABU alle beteiligten Institutionen, das Umweltministerium MLUR, das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume LLUR, die Untere Naturschutzbehörde UNB, die Stadt Bad Segeberg sowie die Fotofallen nutzenden Wissenschaftler einladen, um den Ursachen auf den Grund zu gehen.

Aktuelle Daten zum Fledermausausflug: http://Fledermausdaten.NABU-SH.de


NABU-Aktion "Stunde der Gartenvögel" - www.gartenvoegel-sh.de


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Quelle:
Presseinformation, 22. August 2011
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Schleswig-Holstein
Färberstr. 51, 24534 Neumünster
Tel.: 04321/53734, Fax: 04321/59 81
E-mail: info@NABU-SH.de
Internet: www.NABU-SH.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. August 2011