Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → ARTENSCHUTZ

MELDUNG/054: Schleswig-Holst. - Artensterben nimmt außerhalb von Schutzgebieten kritische Ausmaße an (LNV)


Landesnaturschutzverband Schleswig-Holstein e.V. (LNV) - Pressemitteilung, 18.11.2011

Unsere Landschaft braucht mehr Vielfalt


Der Landesnaturschutzverband Schleswig-Holstein e.V. (LNV) warnt vor einem weiteren Artenverlust außerhalb von Schutzgebieten. "In unserer "Normal-Landschaft" gehen vielfältige Strukturen, ökologisch wertvolle Lebensräume und damit Tier- und Pflanzenarten immer mehr verloren. Dem muss sowohl mit einem Schutzgebietsnetz, als auch mit einer ökologisch ausgerichteten Agrarpolitik begegnet werden", so der LNV-Vorsitzende Volkher Looft anlässlich der Jahreshauptversammlung des Verbandes in Westerrönfeld.

Der Dachverband der schleswig-holsteinischen Naturschutzverbände erörtert auf seiner heutigen Jahreshauptversammlung in Westerrönfeld mit 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des amtlichen und ehrenamtlichen Naturschutzes die "Krise der Artenvielfalt in der ,Normal-Landschaft'".

Die Landschaft in Schleswig-Holstein unterlag in den letzten Jahren gravierenden Veränderungen. Volkher Looft: "Nach wie vor erleben wir einen ungebremsten Flächenverbrauch und neue Zerschneidungen der Landschaft. Der LNV befürchtet, dass die einseitige Förderung der industriellen Landwirtschaft, der Energiemaisanbau sowie der Bau von A20, A21 und der Fehmarnbelt-Querung die Zerstörung und Isolation der Lebensräume weiter vorantreiben werden."

Vor allem die weitere Intensivierung der Landbewirtschaftung mit ihren monotonen Strukturen und Nährstoffeinträgen in Böden und Gewässer ist eine der Hauptursachen für die Verarmung der Artenvielfalt. In Schleswig-Holstein gelten mittlerweile 34% der Säugetiere, 50% der Vögel, 67% der Amphibien und rund 45% der Pflanzen als ausgestorben oder gefährdet.

Zwar konnten einige Arten durch spezielle Schutzmaßnahmen und Schutzgebiete gefördert werden, aber die typischen Bewohner der "Normal-Landschaft" sind auf dem Rückzug. Der voranschreitende Energiemaisanbau und der Verlust an extensiv genutztem Grünland, Moorflächen und Kleinstrukturen haben dazu geführt, dass bis vor wenigen Jahren häufige Arten der Agrarlandschaft, wie beispielsweise Kiebitz und Lerche, selten geworden sind.

Nach wie vor muss daher Ziel sein, die Ausweisung des auf der Weltnaturschutzkonferenz in Nagoya 2010 beschlossenen Schutzgebietsnetzes auf mindestens 17% der Landfläche voranzutreiben. Damit der Rest der Landschaft ihre Artenvielfalt und ihren Reiz nicht verliert, ist überdies die konsequente Koppelung der EU-Agrarförderung an Umwelt- und Naturschutzleistungen erforderlich.

Der LNV setzt darauf, dass dadurch wieder verstärkt kleinräumige Strukturen, nährstoffarme und ungenutzte Flächen als ökologische Rückzugsräume in der Landwirtschaft gefördert werden. "Innerhalb unserer intensiv genutzte Landschaften sind Brachen, Knicks und Grünlandflächen wichtige "Lebensadern" für bedrohte Arten wie Feldhase, Kiebitz und Rebhuhn, die unbedingt erhalten und vernetzt werden müssen", so Volkher Looft.


*


Quelle:
Landesnaturschutzverband Schleswig-Holstein e.V. (LNV)
Burgstraße 4, 24103 Kiel
Tel.: 04 31 / 9 30 27, Fax: 04 31 / 9 20 47
Internet: www.LNV-SH.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. November 2011