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PFLANZEN/158: Feldahorn ist Baum des Jahres 2015 (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 185 - April/Mai 2015
Die Berliner Umweltzeitung

Unverwüstlicher "Speisebaum"
Feldahorn ist Baum des Jahres 2015

Von Jörg Parsiegla


Die oft übersehene, zierliche Baumart wurde bereits letzten Oktober zum neuen Baum des Jahres gekürt - übersehen wohl auch deshalb, da sein Holz für forstliche Nutzungen wegen der geringen Stammstärke oft nicht ausreicht. Auch sonst fristet Acer campestre ein eher bescheidenes Dasein: klein, mehrstämmig, unauffällig. Für die Baum-des-Jahres-Stiftung in Marktredwitz (Bayern) wohl auch Anlass, diese seltene "Nebenbaumart" einmal mehr in den Mittelpunkt zu stellen. Hinzu kommt, dass er in Berlin und Brandenburg geschützt ist - er steht hier auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Dabei ist er durchaus robust und trotzt auch stark verdichteten Böden. Selbst Ozon, Trockenheit und stauende Nässe können ihm wenig anhaben. Die meisten Feld-Ahorne in Deutschland werden in Mecklenburg-Vorpommern gezählt.

Der Feldahorn besitzt von allen Ahornarten das größte Verbreitungsgebiet. Über Mitteleuropa einschließlich Südskandinavien kommt er in weiten Teilen Südeuropas bis hin zum Kaspischen Meer vor. Am Waldrand oder in Gebüschen in der Landschaft zu finden, bleibt er relativ klein, bisweilen knorrig. In Einzelfällen wird er aber auch höher als 20 Meter und kann einen Stammumfang von über einem Meter erreichen. Als bemerkenswerte Exemplare sind beispielsweise der Feldahorn am Forstamt in Ebrach (Landkreis Bamberg) - mit 28 Metern einer höchsten Vertreter Europas - und der Feldahorn bei Haindlfing (Landkreis Freising) zu nennen. In der gleichen Gegend, an der Straße zwischen Haindlfing und Erlau steht auch einer der stärksten Bäume Deutschlands mit einem Stammumfang von 357 Zentimetern. Der Feldahorn bevorzugt sommerwarme Standorte. Die Art kann bis zu 200 Jahre alt werden.

Der Feldahorn hat im Unterschied zu den beiden anderen Ahornarten gebuchtete Blätter. Es gibt keine Spitzen (Spitzahorn) oder gesägten Ränder (Bergahorn). Eine Besonderheit des Feldahorns ist, dass seine Blätter auf der Unterseite samtig behaart sind. Die Ahorne insgesamt waren bereits 1995 zum Baum des Jahres gewählt worden - wegen ihres wertvollen, harten und schweren Holzes. Zwischen gelblich- bis rötlichweiß changierend, wird es gerne für Drechselarbeiten, Furniere, Möbelfronten, Holzblasinstrumente, Klaviere, Flügel und Gleithölzer verwendet. Allerdings ist es oft schwer zu bekommen und hat zudem seinen Preis.

Als "kompliziert" werden (bei Wikipedia) die Geschlechterverhältnisse der Pflanze beschrieben: "Der Feldahorn ist einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch) [...]. Eine einzelne Blüte [Blühzeit von Mai bis Juni, die Redaktion] hat immer beide Geschlechter, aber nur eines ist gut ausgebildet. Auf einem individuellen Baum kommen beide Blütentypen vor, meist sogar im gleichen Blütenstand. Die Blüten stehen in aufrechten rispigen oder traubigen Blütenständen zusammen. Die Spaltfrüchte bestehen aus zwei graufilzigen Nüsschen und zwei fast waagrecht abstehenden Flügeln." Interessant, oder?

In den letzten Jahren macht der Feldahorn - dank seiner Robustheit - zunehmend als Stadt- und Straßenbaum Karriere. Zu seinen oben bereits erwähnten Eigenschaften kommt nämlich hinzu, dass er auch (Streu-)salz-, und immissionstolerant ist. Obendrein ist er als Heckenpflanze beliebt, denn er ist kleinblättrig und lässt sich gut zu Formgehölzen, etwa Labyrinthen, Skulpturen und Bonsai, schneiden.

Übrigens, der Feldahorn, auch Maßholder genannt, entstammt der Familie der Seifenbaumgewächse (Sapindaceae). Sein volkstümliche Name Maßholder leitet sich von der früheren Verwendung der Pflanze als Speisebaum ab. Die jungen Blätter des Feldahorns waren in Notzeiten Sauerkrautersatz und wurden auch als Viehfutter genutzt. Weitere Namen sind Engelköpfchen (Mecklenburg), Kreuzbaum (Schlesien) und Weißleber (Schwaben). Auch seine Beliebtheit bei verschiedenen Vögeln (als Futter und Nistplatz) sollte nicht ganz unerwähnt bleiben. In der Medizin und Naturheilkunde spielt der Feldahorn kaum eine Rolle. Immerhin, die Rinde kann als Aufguss äußerlich gegen gerötete Haut verwendet werden. Als Tee eingenommen soll sie adstringierend auf den Magen-Darm-Trakt wirken.

Vielleicht noch ein Highlight: Die Herbstfärbung der Blätter geht oft bis ins Hellgelbe. Sie hält bis in den November an.

Der Titel Baum des Jahres wird seit 1989 vergeben. An der Wahl können sich übrigens auch einfache Bürgerinnen und Bürger beteiligen. Die Stiftung und das Kuratorium nehmen gern Vorschläge für die kommenden Bäume des Jahres aus der Bevölkerung entgegen (siehe untenstehende Mailadresse).


WeitereInformationen:
www.baum-des-jahres.de
info@baum-des-jahres

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Quelle:
DER RABE RALF
26. Jahrgang, Nr. 185, Seite 22
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 8, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47/-0, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de
 
Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: jährlich, 20 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Mai 2015

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