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VÖGEL/471: Quo vadis Milvus? - Daten zum Rotmilan (Der Falke)


Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 2/2009

Quo vadis Milvus?

Von Ubbo Mammen


Die Bestandsentwicklung des Rotmilans in Deutschland wird seit 20 Jahren regelmäßig durch das Projekt "Monitoring Greifvögel und Eulen Europas" überwacht. Über 250 Mitarbeiter sind Jahr für Jahr unterwegs, um auf festgelegten Kontrollflächen den Bestand von Greifvogel- und Eulenarten zu erfassen. Ubbo Mammen fasst die Daten zum Rotmilan zusammen.


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Der Weltbestand des Rotmilans liegt zur Zeit bei 19.500 bis 24.000 Brutpaaren. In den letzten zwei Jahrzehnten stehen starke Bestandszunahmen in der Schweiz, in Schweden und in Großbritannien großen Rückgängen in Deutschland, Spanien und Frankreich gegenüber. Der Bestand in Deutschland beträgt 10000 bis 12500 Brutpaare, von diesen brüten zwei Drittel in den ostdeutschen Bundesländern. Allein das nur ca. 20000 km² große Bundesland Sachsen-Anhalt beherbergt etwa 10 % des Weltbestandes.

Betrachtet man die Entwicklung in den letzten 20 Jahren, so sind mehrere Phasen erkennbar: Bis 1991 wuchsen die Bestandszahlen - vermutlich gab es in Deutschland noch nie mehr Rotmilane als Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre. Von 1991 bis 1997 nahm der Bestand sehr stark ab, seitdem ist er auf diesem niedrigeren Niveau weitgehend konstant. Die Entwicklung verlief jedoch nicht in allen Teilen Deutschlands gleich: Die Rückgänge in den 1990er Jahren betrafen vor allem die ostdeutschen Bundesländer. Als Hauptursache werden die drastischen Änderungen in der Landwirtschaft in Ostdeutschland nach der deutschen Einheit gesehen.

In Baden-Württemberg dagegen nahm der Bestand zur gleichen Zeit zu. Ohne diese Zunahme würde die Bilanz für ganz Deutschland in den 1990er Jahren noch schlechter ausfallen.

Seit 1997 ist die Entwicklung in den deutschen Bundesländern uneinheitlich. In Sachsen-Anhalt dauert der Rückgang bis heute an, in anderen Bundesländern sind leichte positive Tendenzen erkennbar. In den alten Bundesländern waren von 1997 bis 2003 moderate Bestandszunahmen erkennbar, von 2003 bis 2006 jedoch Rückgänge um bis zu 20 % und nach wie vor ist die Dichte in Sachsen-Anhalt größer als in anderen Bundesländern.



Zukunftsaussichten

Was die Zukunft bringt, ist ungewiss. Nachrichten aus Spanien und Frankreich, wo ein großer Teil der mitteleuropäischen Population überwintert, stimmen nachdenklich: In letzter Zeit häufen sich dort Vergiftungsfälle in erschreckend hoher Zahl. Als relativ neue Gefahr, die zu den bisherigen Gefährdungsursachen hinzukommt, entpuppt sich die Windenergienutzung: Von keiner anderen Vogelart kommen in Deutschland so viele Tiere an Windkraftanlagen ums Leben, wie vom Rotmilan.

Die Mitarbeiter des Monitorings Greifvögel und Eulen Europas werden die Entwicklung weiter verfolgen. Um das Kontrollflächennetz noch enger zu knüpfen, werden vor allem in Baden-Württemberg, in Rheinland-Pfalz und in Bayern, aber auch in anderen Bundesländern noch Vogelbeobachter gesucht, die sich an der Kontrolle der Vögel beteiligen.


Ubbo Mammen ist seit 1993 Koordinator des Monitorings Greifvögel und Eulen Europas. Zurzeit ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Biogeographie der Universität Trier.


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Quelle:
Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 2/2009
56. Jahrgang, Februar 2009, S. 56
mit freundlicher Genehmigung des AULA-Verlags
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Februar 2009