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VÖGEL/582: Das Original - 40 Jahre Aktion "Vogel des Jahres" (Naturschutz heute)


NATURSCHUTZ heute - Heft 1/10
Mitgliedermagazin des Naturschutzbundes (NABU) e.V.

Das Original
40 Jahre Aktion "Vogel des Jahres"

Von Helmut Opitz


Wenn auch die Konkurrenz durch die Inflation verschiedenster Objekte des Jahres deutlich größer geworden ist, bleibt der erstmals 1971 bundesweit gekürte "Vogel des Jahres" das Original und untrennbar mit dem NABU verbunden. Der Kormoran setzt als 40. "Vogel des Jahres" eine Tradition fort, die mit dem Wanderfalken begann und aus der sich eine beispiellose Erfolgsgeschichte entwickelte.

Damals wurde der Wanderfalke als kurz vor dem Aussterben stehende Art ausgewählt, und in der Folgezeit gab es einen Wechsel zwischen ebenfalls hoch bedrohten Arten wie dem Goldregenpfeifer oder dem Kranich und solchen Arten, denen Gruppen in praktischer Arbeit helfen konnten, etwa Steinkauz, Rauch- und Mehlschwalbe.


Eine Kampagne im Wandel

Später rückten mehr und mehr die Arten in den Vordergrund, die stellvertretend für einen Lebensraum standen, etwa der Schwarzspecht für Althölzer und der Große Brachvogel für Feuchtwiesen, oder an denen ein bestimmtes Thema abgehandelt werden konnte, wie die Jagd am Beispiel des Rebhuhns. Ein wichtiges Kriterium war zeitweise, dass ein oder mehrere Jahresvögel in die jeweiligen, mehrjährigen Kampagnen des NABU passten: für die Waldkampagne der Buntspecht, für die Landwirtschaftskampagne die Feldlerche und die Goldammer und für die Siedlungskampagne der Haussperling und der Mauersegler.

Heute sollen möglichst folgende Kriterien erfüllt sein: bundesweite Bedeutung, allgemeine Bekanntheit und Sympathie, eine Beteiligungsmöglichkeit für die Bevölkerung, Aktionsmöglichkeiten für NABU-Gruppen, die Darstellbarkeit von Natur- oder Artenschutzproblemen ebenso wie von positiven Zielen. Dabei ist es aber kein Ausschlusskriterium, wenn einer der Punkte nicht erfüllt wird.

Selten oder bedroht muss der "Vogel des Jahres" also nicht unbedingt sein, was nicht immer verstanden und oft falsch wiedergegeben wird. Wir wollen ja eben auch verhindern, dass noch oder wieder häufige Arten diesen Gefährdungsstatus erlangen. Gewählt wird der Jahresvogel von einem Gremium, das sich aus dem NABU-Präsidium, den Landesvorsitzenden, den Sprechern der Bundesfachausschüsse, dem Vorstand der Naturschutzjugend und einem Vertreter des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern (LBV) zusammensetzt.


Erfassung der Arten

Eine lange Tradition haben die Tagungen zum jeweiligen Jahresvogel, die bundesweit und zusätzlich auch regional abgehalten werden und aus denen viele wichtige Publikationen hervorgegangen sind. Höhepunkt der Jahresvogeltagungen war sicher die im Jahr 2000 über den Rotmilan, an der im herrlichen Ambiente des Klosters Arnsburg in Hessen über 250 Vogelkundler aus dem In- und Ausland teilnahmen. Mit dem Rotmilan wurde auch eine Neuerung eingeführt: Erstmals wurde in Zusammenarbeit mit dem Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) der Bestand bundesweit erfasst. Seither geschieht dies bei selteneren Arten flächendeckend, bei häufigeren über Probeflächen und Hochrechnungen.

Der Vogel des Jahres ist natürlich auch ein unverzichtbarerer Teil der Öffentlichkeitsarbeit des NABU geworden, wobei mit der Nachtigall 1995 der entscheidende Durchbruch gelang, denn sie schaffte den Sprung in die 20-Uhr-Tagesschau. Nach der Verkündung des Jahresvogels, die seit 1990 alljährlich auf einer Pressekonferenz in Berlin stattfindet, ist der NABU in allen Medien präsent. Dabei ragen einige spektakuläre Aktionen heraus, etwa im Buntspechtjahr 1997 das Markieren von Spechtbäumen mit Hilfe einer Schablone, um sie davor zu schützen gefällt zu werden. Im Berliner Grunewald beteiligte auch die damalige Umweltministerin Angela Merkel an solch einer Kennzeichnung.


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

Wanderfalke
Vor dem bundesweiten Start gab es 1970 in Baden-Württemberg mit dem Graureiher einen regionalen Probelauf.
Singvögel sind unter den vierzig Vögeln des Jahres überproportional vertreten. Greife und Eulen wie der Rotmilan 2000 (rechts) oder der Steinkauz 1973 (unten) sind die Ausnahme, Gänse oder Enten fehlen sogar völlig.
Mit Heckenpflanzungen konnte dem Neuntöter (1985, rechts) wirksam geholfen werden. Der Golfregepfeifer (1976, oben) dagegen ist wegen der Moore unverändert vom Aussterben bedroht.

Ausführliche Porträts aller bisherigen Jahresvögel sowie der übrigen Jahreswesen 2010 gibt es auf der NABU-Homepage


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Quelle:
Naturschutz heute - Heft 1/10, S. 16-17
http://www.nabu.de/nabu/nh/2010/1/11948.html
Verlag: Naturschutz heute, 10108 Berlin
Tel.: 030/284984-1500, Fax: 030/284984-2500
Hausanschrift: Charitéstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: naturschutz.heute@nabu.de
Internet: www.naturschutz-heute.de
Herausgeber: NABU, 10108 Berlin
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E-Mail: nabu@nabu.de
Internet: www.NABU.de

"Naturschutz heute" ist das Mitgliedermagazin
des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) e.V.
und erscheint vierteljährlich. Für Mitglieder
ist der Bezug im Jahresbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. März 2010