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VÖGEL/836: Artenhilfsprogramm Wiesenweihe ein unglaublicher Erfolg (Vogelschutz)


Vogelschutz - 2/2012
Magazin für Arten- und Biotopschutz

Artenhilfsprogramm Wiesenweihe ein unglaublicher Erfolg

von Claudia Pürckhauer



Noch vor 20 Jahren rechnete man mit dem sicheren Aussterben der Wiesenweihe in Bayern. Nur noch wenige Brutpaare traten auf und Jahr für Jahr wurden es weniger. Damals war es unvorstellbar, dass sich in Bayern einmal die wichtigste Wiesenweihen-Population Mitteleuropas entwickeln würde: Von zwei Brutpaaren 1994 stieg der Bestand in Mainfranken auf erstaunliche 171 Brutpaare an. Insgesamt brüteten im Jahr 2011 in Bayern 200 Paare - ein großer Erfolg des LBV-Artenhilfsprogrammes.

Wechsel des bevorzugten Lebensraumes

Doch wie kam es zu diesem Erfolg? Früher brüteten Wiesenweihen in Bayern vor allem in Verlandungszonen, Feuchtwiesen und Mooren. Nur selten traten Bruten in Ackerflächen auf. Aber dann setzte in ganz West- und Mitteleuropa ein Wechsel des bevorzugten Lebensraumes ein. Statt in den ursprünglichen Lebensräumen, in denen die landwirtschaftliche Nutzung verstärkt wurde, brüteten die Wiesenweihen nun häufiger in Getreideäckern.

Von Anfang an: Landwirte "ins Boot geholt"

Im Jahr 1994 staunten die ehrenamtlichen Vogelschützer des LBV nicht schlecht, als sie gleich zwei Nester der Wiesenweihe in Getreide-Anbauflächen in den Landkreisen Würzburg und Neustadt-Aisch fanden. Aus beiden Nestern flogen Jungvögel aus. Im Folgejahr traten dort bereits 10 Bruten auf. Die LBV-Vogelschützer sprachen von Anfang an mit den Landwirten und überzeugten sie, bei der Ernte eine Restfläche rund um das jeweilige Nest auszusparen. Denn rund zwei Drittel der Wiesenweihenbruten gelingt es nicht, vor dem Erntetermin flügge zu werden. Seitdem wächst der Bestand der Wiesenweihe in Mainfranken von Jahr zu Jahr an.

Umfangreiche Organisation

Im Jahr 2000 wurde schließlich vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) das Artenhilfsprogramm Wiesenweihe ins Leben gerufen. Dieses Projekt erfordert umfangreiche Abstimmungs- und Organisationsarbeiten. Zudem ist ein international beachtetes Forschungsprogramm zur Optimierung der praktischen Schutzstrategien integriert.

Über 4.5OO Stunden ehrenamtlichen Einsatzes

In Bayern sind mittlerweile rund 50 ehrenamtliche LBV-Mitarbeiter für den Schutz der Wiesenweihe im Gelände unterwegs. Der Schutz dieser elegant fliegenden Vögel stellt eine große Herausforderung dar, da sie Jahr für Jahr die Brutflächen wechseln. Überdies müssen die Landwirte zur Zusammenarbeit gewonnen werden, doch diese sind sehr kooperationsbereit: Alle angesprochenen Bauern erklärten sich im Jahr 2011 bereit - gegen eine Entschädigung aus Mitteln des Umweltministeriums - im Verlauf der Ernte eine Restfläche rund um das Nest zu belassen.

BITTE WIESENWEIHEN-BEOBACHTUNGEN MELDEN
Die Wiesenweihen befinden sich in Bayern immer noch auf "Ausbreitungskurs". Insbesondere in den ausgeräumten, intensiv genutzten Ackerbauregionen muss damit gerechnet werden, dass sich plötzlich Wiesenweihen zur Brut ansiedeln.
Bitte melden Sie daher alle Ihre Wiesenweihen-Beobachtungen - außerhalb der bekannten Siedlungsgebiete - per E-mail an c-puerckhauer[at]lbv.de oder telefonisch unter 0931 - 45 26 50 48. Nur dann können wir gewährleisten, dass die Bruten vor dem Ausmähen bei der Ernte gerettet werden.

WEITERE INFORMATIONEN
http://www.lbv.de/wiesenweihe

Außerdem kann die 2. Auflage unserer Wiesenweihenbroschüre kostenlos beim LfU unter folgendem Link bezogen werden (auch als Download):
http://www.bestellen.bayern.de

DIE AUTORIN
Claudia Pürckhauer
Dipl. Biologin
Bayerisches Artenhilfsprogramm Wiesenweihe
Tel.: 0931-45265048
E-mail: c-puerckhauer[at]lbv.de

Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
• Gegenüberliegende Seite oben: Nun kann man wieder öfter die Revierkämpfe der Wiesenweihen-Männchen beobachten
• Unten: Eine erfolgreiche Brut, die dank der Zusammenarbeit mit dem Landwirt geschützt aufwachsen kann
• Diese Seite oben: Eine Landwirtsfamilie nimmt interessiert Anteil an den Schutzmaßnahmen auf ihrem Feld
• Graphik: Bestandsentwicklung der Wiesenweihe in Bayern

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Quelle:
Vogelschutz - 2/2012, Seite 16-17
Magazin für Arten- und Biotopschutz
Herausgeber:
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. -
Verband für Arten- und Biotopschutz
LBV-Landesgeschäftsstelle
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174 / 47 75-0, Fax: 09174 / 47 75-75
E-Mail: info@lbv.de
Internet: www.lbv.de
 
Vogelschutz ist das Mitgliedermagazin des LBV
und erscheint vierteljährlich


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. August 2012