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VÖGEL/847: Zwergtrappe in der Wedeler Marsch begeistert hunderte Vogelkundler (NABU HH)


NABU Landesverband Hamburg - 4. Oktober 2012

Zwergtrappe in der Wedeler Marsch begeistert hunderte Vogelkundler

Erste Sichtung in Deutschland seit 17 Jahren. In Schleswig-Holstein zuletzt 1983 nachgewiesen.



In Großbritannien ist "Bird Watching" ein weit verbreitetes und populäres Hobby. Auch in Deutschland ziehen Vögel immer mehr Menschen in ihren Bann. Derzeit sorgt eine seltene Zwergtrappe für viel Aufmerksamkeit, die seit dem vergangenen Sonntag zwischen Gänsen in der Wedeler Marsch grast. Sie lässt sich von einem Beobachtungsstand der Carl Zeiss Vogelstation, betreut vom NABU Hamburg, ideal beobachten.

Simon Hinrichs, Hamburger Ornithologe, suchte am 30.09.2012 in der Wedeler Marsch die vielen anwesenden Graugänse nach beringten Tieren ab, als der ungewöhnliche Vogel in im Blickfeld seines Fernrohres auftauchte. Er bestimmte den brauen, hühnergroßen Vogel als Zwergtrappe und informierte Marco Sommerfeld, NABU-Stationsleiter der Carl Zeiss Vogelstation. Dieser benachrichtigte umgehend per Handy und Internet deutschlandweit Ornithologen und NABU-Mitglieder. "Dass die Zwergtrappe in Deutschland sehr selten ist, war mir sofort klar, dass aber in den vergangenen Jahrzehnten kaum ein Vogelbeobachter hierzulande die Art gesehen hat, wurde mir erst später bewusst", betont Sommerfeld.

Seit 1976 gibt es nur vier gesicherte Nachweise in Deutschland. Der letzte aus Schleswig-Holstein stammt aus dem November 1983 von der Insel Föhr. Hier wurde einer weiblichen Zwergtrappe die Ähnlichkeit zu einer Fasanehenne zum Verhängnis: sie wurde auf einer Fasanenjagd erlegt. Die letzte Sichtung einer Zwergtrappe in Deutschland gab es 1995 in Sachsen-Anhalt. Da in diesem Herbst bereits zwei Zwergtrappen in Polen und eine in Finnland beobachtet wurden, ist anzunehmen, dass der Wedeler Vogel aus Asien stammt. Hierfür spricht zudem, dass die östlichen Poulationen ausgeprägte Zugvögel sind.

Zwergtrappen brüten lückenhaft in Südeuropa und Nordafrika, aber auch in der Südukraine und von Südrussland bis nach Ostkasachstan. Sie bewohnen Gras- und Kulturlandschaften, oft an trockenen, steinigen Plätzen. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war die Zwergtrappe auch Brutvogel in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg. Danach gingen die Bestände durch den Verlust der Lebensräume drastisch zurück.
Um möglichst vielen Vogelkundlern beste Bedingungen für die Beobachtung des seltenen Tieres zu ermöglichen, entschied sich Marco Sommerfeld für die ausserplanmäßige Öffnung der Vogelstation. Dies dankten ihm knapp 300 Beobachter, die innerhalb der ersten Tage nach der Entdeckung extra anreisten um diesen außergewöhnlichen Vogel zu bewundern. "Es ist natürlich wünschenswert, dass der Vogel noch ein paar Tage bleibt um von vielen Interessierten gesehen zu werden. Neben einem Langzehenstrandläufer in den Braunschweiger Reisefeldern im letzten Jahr und einer Schmuckseeschwalbe bei Brokdorf 2004 ist dies deutschlandweit ein wirkliches Highlight", kommentiert Marco Sommerfeld.
Die Zwergtrappe hält sich auf einem Grünland nahe der Carl Zeiss Vogelstation auf und kann sowohl vom Deich als auch von der Vogelstation gut beobachtet werden.

Öffnungszeiten der Carl Zeiss Vogelstation: mittwochs, donnerstags, samstags, sonntags und feiertags von 10 bis 16 Uhr. Informationen über die Anreise zur Carl Zeiss Vogelstation finden Sie auf der Website des NABU Hamburg www.NABU-Hamburg.de

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 116/12, 04.10.2012
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Hamburg
Osterstraße 58, 20259 Hamburg
Tel.: Tel. 040/69 70 89-12, Fax 040/69 70 89-19
E-Mail: NABU@NABU-Hamburg.de
Internet: www.NABU-Hamburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Oktober 2012