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KOHLEALARM/707: Klimakampf und Kohlefront - Ketten gegen Klimakrise ... (Datteln-vom-Netz)


Datteln-vom-Netz, 25. Februar 2020 - 06:49 Uhr

Angekettete Aktivist_innen stören Testlauf des Kohlekraftwerks Datteln IV

+++ Kraftwerksgelände besetzt +++ Mehrere Menschen angekettet +++ Testlauf des Kraftwerks gestört +++


Datteln: Am frühen Morgen kletterten 11 Aktivist_innen auf Bagger und ketteten sich an Förderbänder des Steinkohlekraftwerks Datteln IV. Der Testlauf des Kraftwerks, das bereits Strom in die Netze eingespeist hatte, wurde dadurch gestört. Die Aktivist_innen sehen die Blockade als notwendiges Mittel an, um die durch Kohleverstromung mitverursachte Klimakrise einzudämmen.

"In Zeiten der Klimakrise ein neues Kohlekraftwerk ans Netz zu bringen, ist so sinnvoll wie einen Waldbrand mit Benzin zu löschen. Es braucht einen sofortigen Kohleausstieg. Nur so kann die Pariser Vereinbarung des 1,5 °C Limits eingehalten werden", erklärt Aktivist_in Elia Lang. Die Entscheidung der Bundesregierung, Datteln 4 doch noch in Betrieb zu nehmen, hatte zuletzt starke Kontroversen ausgelöst. Das kürzlich im Kabinett verabschiedete Kohleausstiegsgesetz war von Umweltverbänden als für den Klimaschutz unzureichend kritisiert worden.

Die Aktionsgruppe sieht sich als Teil einer internationalen Klimagerechtigkeitsbewegung. "Die Klimakrise bedroht uns alle, doch Menschen im globalen Süden, die am wenigsten dazu beigetragen haben, sind besonders betroffen. Da die Regierungen nicht die notwendigen Konsequenzen ziehen, müssen wir selbst aktiv werden und Kraftwerke blockieren. Die durch das kapitalistische Wirtschaftssystem verursachte Klimakrise führt sonst in eine ökologische und menschliche Katastrophe", so Elia Lang. Im Kraftwerk Datteln soll vor allem aus Kolumbien und Russland importierte Steinkohle verbrannt werden. Gegen deren Abbau wird in den betroffenen Regionen seit Jahren protestiert, da er mit Menschenrechtsverletzungen einhergeht.

Seit mehreren Jahren protestieren Initiativen vor Ort gegen die Inbetriebnahme des Kraftwerks. Der heutigen Aktion waren schon in diesem Jahr Demonstrationen und eine Besetzung der Anlage vorausgegangen. Lang kommentiert: "Mit unserer Aktion wollen wir auch weitere Menschen ermutigen, aktiv zu werden und sich beim Klimaschutz nicht auf Regierungen zu verlassen." Zuvor hatten Polizei und der Betreiber Uniper die Sicherheitsmaßnamen am Standort massiv erhöht, da befürchtet wurde, das Kraftwerk würde zum Kristallisationspunkt von Klimaprotesten. Die In- Gewahrsamnahme zweier Theolog_innen in der Nähe des Kraftwerks Anfang Februar hatte zuletzt für Aufsehen gesorgt.

In den vergangenen Monaten haben sich Extremwetterereignisse weltweit gehäuft. Für Schlagzeilen sorgten vor allem die monatelangen Buschbrände in Australien und die mehrmalige Überflutung der Weltkulturerbe-Stadt Venedig. Nach den Veröffentlichungen des IPCC (International Panel on Climate Change, wissenschaftliche Arbeitsgruppe der Vereinten Nationen) ist mit solchen und deutlich verheerenderen Ereignissen immer öfter zu rechnen, wenn die Erderwärmung nicht auf unter 1,5° beschränkt werden kann.

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Datteln-vom-Netz, 25. Februar 2020 - 14:41 Uhr

Zwischenbericht Blockade Kohlekraftwerk Datteln IV

+++ Blockade weiterhin aktiv +++ Ablauf des Betriebs gestört +++ Aktivist*innen solidarisieren sich mit Betroffenen von Kohleabbau in Kolumbien und Russland +++


Datteln: Die Blockade des Kohlekraftwerks Datteln IV dauert weiter an. Aktivist_innen sind seit den frühen Morgenstunden an strategischen Punkten der Kraftwerksinfrastruktur festgekettet und verhindern so den reibungslosen Ablauf des Kraftwerksbetriebs. Die Aktivist*innen begründen ihre Aktion mit der fortschreitenden Klimakrise und einer schädlichen Politik der Bundesregierung. "Die Inbetriebnahme eines neuen Kohlekraftwerks ist ein Skandal", so Aktivist_in Elia Lang. "Wir müssen handeln, da Konzerne wie Uniper ungehindert das Klima zerstören während Regierungen den Bau neuer Kohlekraftwerke billigen."

Örtliche Polizeikräfte nahmen nach eigenen Angaben sechs Personen in Gewahrsam. Unterdessen führen die verbliebenen fünf Aktivist_innen die Blockade fort. Auf twitter solidarisierte sich die Aktionsgruppe mit Betroffenen des Kohleabbaus in Kolumbien und Russland, von wo aus die Kohle für Datteln IV importiert wird. Sie machten bis zur Stunde keine Angaben zur geplanten Dauer der Aktion.

Twitter: @d4_vom_netz
Instagram: @d4-vom-netz

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Quelle:
Datteln-vom-Netz
E-Mail: datteln-vom-netz@systemli.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Februar 2020

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