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AKTION/125: BUND und Bürgerinitiativen protestieren gegen CCS-Pilotanlage (BUND NRW)


BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen e.V. - 18. Juli 2009

BUND und Bürgerinitiativen protestieren gegen CCS-Pilotanlage

"Energiepolitischer Irrweg und Feigenblatt für Klimakiller"


Bergheim-Niederaußem, 18.08.2009 - Anlässlich der Einweihung einer Pilotanlage zur CO2-Wäsche im RWE-Braunkohlenkraftwerk Niederaußem hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) heute vor der CO2-Abscheidung als "energiepolitischem Irrweg und ökologischen Feigenblatt für Klimakiller" gewarnt. Aktivisten des BUND und des Aktionsbündnisses "Leben ohne Braunkohle" protestierten vor dem Kraftwerk und forderten den Stopp der umstrittenen Technik zur Abscheidung, dem Transport und der Lagerung von Kohlendioxid aus Kraftwerken (CCS).

"CCS ist enorm teuer, energieintensiv, mit zahlreichen Risiken behaftet und steht - wenn überhaupt - erst im Jahre 2020 zur Verfügung. Für den Klimaschutz kommt CCS definitiv zu spät. Anstatt Milliarden in diese Alibitechnik für Großkraftwerke zu verschwenden sollte in dezentrale, umweltfreundliche Energien, in Energieeffizienz und das Energiesparen investiert werden", sagte Paul Kröfges, Landesvorsitzender des BUND.

Heftig kritisierten die Umweltschützer die Politik des zur Einweihung der Pilotanlage angereisten Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers und des Bundeswirtschaftsministers Karl-Theodor zu Guttenberg. Es sei ein Unding, dass die Bundesregierung die Entwicklung der Technologie auch noch mit Steuergeldern fördere. "Erst heimsen die Energiemultis auf Kosten von Umwelt und Klima Milliardengewinne ein, dann lassen sie sich dieses ökologische Feigenblatt CCS auch noch vom Steuerzahler unterstützen", so der BUND-Geschäftsleiter Dirk Jansen. Derzeit seien allein die RWE-Braunkohlenkraftwerke im Rheinland für den Ausstoß von jährlich etwa 100 Millionen Tonnen Kohlendioxid verantwortlich. Für keines der bestehenden, in Bau oder Planung befindlichen Kraftwerke sehe das RWE konkrete technische Vorkehrungen für die Nachrüstung einer CO2-Abscheidung vor. Vor diesem Hintergrund sei CCS nichts weiter als eine geschickte Form des Greenwashing. Dass die NRW- Landesregierung zudem eine Vollauktionierung der CO2-Zertifikate im Rahmen des Emissionshandels ablehne, passe dabei ins Bild.

Neben den ungelösten Problemen einer Endlagerung von Kohlendioxid und dessen Transport über mehr als 500 Kilometern zu möglichen Speicherstätten in Norddeutschland ist die CCS-Technik sehr energieintensiv. "Mit CCS wird der Wirkungsgrad der Kraftwerke in die 1950er Jahre zurück katapultiert", kritisiert Dorothea Schubert, Braunkohleexpertin des BUND. "Wer auf CCS setzt, nimmt Effizienzverluste von 10 Prozentpunkten und mehr in kauf. Zur Erzeugung der gleichen Strommenge wird der Einsatz von bis zu einem Drittel mehr Kohle notwendig - mit allen daraus resultierenden Schäden für Mensch, Natur und Umwelt." In letzter Konsequenz bedinge CCS damit auch die Planung neuer Braunkohlentagebaue.

Der BUND kritisiert zudem die Geschäftspolitik des RWE. Die Planungen für eine CO2-Pipeline würden trotz Lippenbekenntnissen für mehr Transparenz weiterhin als "geheime Kommandosache" betrachtet. Unliebsame Kritiker würden vor die Tür gesetzt. So hatte etwa das RWE kurzfristig den BUND-Geschäftsleiter Jansen von der Gästeliste für die Einweihung der Pilotanlage zur CO2-Wäsche gestrichen.

Mehr Infos: http://www.bund-nrw.de/themen_und_projekte/energie_klima/ccs/


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Quelle:
Presseinformation, 18. August 2009
Herausgeber: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND Landesverband Nordrhein-Westfalen
Merowingerstr. 88, 40225 Düsseldorf
Tel.: 0211/30 20 05-22, Fax: 0211/30 20 05-26
Redaktion: Dirk Jansen, Pressesprecher
E-Mail: dirk.jansen@bund.net
Internet: www.bund-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. August 2009