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AKTION/683: Hafenerweiterung Altenwerder - Protest gegen Rodung des Vollhöfner Walds (NABU HH)


NABU Landesverband Hamburg - 17. September 2019

Vollhöfner Wald: Hamburg Port Authority plant Fällung von 23.000 Bäumen für Logistikflächen

NABU Hamburg startet Protest-Aktion an Bürgermeister Tschentscher: #völlibleibt


Während am kommenden Freitag (20.09.) Zehntausende beim Klimastreik auf die Straße gehen werden, hält die HPA an ihren Plänen fest, den Vollhöfner Wald an der Alten Süderelbe für weitere Logistikflächen zu roden. Der NABU kritisiert das Vorhaben scharf und hat mit #völlibleibt eine Protest-Aktion gestartet, die sich an den Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher richtet. Schon nach 4 Tagen haben mehr als 1.700 Menschen den Aufruf unter www.voellibleibt.de unterschrieben und damit den Erhalt des Waldes gefordert.

Frederik Schawaller, NABU-Experte im Süderelberaum, erklärt: "Der Vollhöfner Wald konnte sich seit mehr als 50 Jahren völlig ungestört entwickeln. Dieser wertvolle Lebensraum darf nicht für Logistikflächen geopfert werden. Wir fordern die Hamburger Politik auf, den Vollhöfner Wald aus der Hafennutzung heraus zu nehmen. Wenn Herr Tschentscher es ernst mit Klima- und Artenschutz meint, ist jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Kursänderung."

Im Koalitionsvertrag hat der rot-grüne Senat das Vorhaben als Hafenerweiterung Altenwerder West deklariert. Der NABU fürchtet, dass noch vor der nächsten Bürgerschaftswahl 2020 Fakten geschaffen werden. Ab 1. Oktober beginnt in Hamburg die Baumfällsaison, dann könnten die 23.000 Bäume auf dem 45 ha großen Areal fallen. Bereits im Februar wurden bei Baugrunduntersuchungen Schneisen in den Wald geschlagen und Gehölze entfernt.

Für den Klimaschutz spielt der Vollhöfner Wald in Hamburg durchaus eine wichtige Rolle. In den lebenden Bäumen, in zahlreichen Totholzstrukturen sowie dem sich immer stärker ausbildenden Waldboden werden große Mengen an Kohlenstoff gespeichert. Zudem werden Emissionen aus den angrenzenden Industrie- und Hafenflächen gefiltert. Das Waldgebiet beherbergt rund 50 Brutvogelarten wie Kleinspecht und Weidenmeise sowie mehrere gefährdete Fledermausarten, darunter die Mücken- und die Breitflügelfledermaus. In der Süderelbmarsch gibt es keine vergleichbar großen Waldbestände mehr. Als sogenannter Trittstein im Biotopverbund ist der Vollhöfner Wald für den Austausch von Waldtieren und -pflanzen von großräumiger und nicht zu ersetzender Bedeutung.

"Wir können unser Entsetzen äußern, dass im Amazonas der Wald brennt und gerodet wird. Wenn aber die Hamburger Politik gezielt plant, vor unserer Haustür einen wertvollen Naturwald zu vernichten, dürfen wir nicht tatenlos zusehen. Deshalb haben wir uns zur Protest-Aktion entschlossen. Wir wollen aufklären, wachrütteln und erreichen, dass "Völli bleibt!", so Schawaller vom NABU Hamburg. Für Bürgermeister Tschentscher sieht er die Chance, mit dem Walderhalt ein starkes Zeichen zu setzen - auch über Hamburg hinaus.



Hintergrundinformationen

Studien und wissenschaftliche Empfehlungen zu Wald, Klimawandel und Artensterben
Der Weltklimarat IPCC empfiehlt, Wälder als Kohlenstoffspeicher und - senken zu schützen und wiederherzustellen.
Original: https://www.ipcc.ch/site/assets/uploads/2019/08/2h.-Chapter-6_FINAL.pdf
Zusammenfassung: https://www.phoenix.de/weltklimarat-ipcc-a-1233830.html

Laut Weltbiodiversitätsrat IPBES erleben wir derzeit den rasantesten Verlust von Arten in der Erdgeschichte, über eine Million Arten sind vom Aussterben bedroht.
https://www.ipbes.net/system/tdf/ipbes_7_10_add-1-_advance_0.pdf?file=1&type=node&id=35245

Der Waldzustandsbericht der Bundesregierung konstatiert, dass es den deutschen Wäldern in den letzten 35 Jahren nie schlechter ging als heute.
https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/Broschueren/ErgebnisseWaldzustandserhebung2018.pdf;jsessionid=B224354D60168361E2E3648546CE223A.1_cid367?__blob=publicationFile

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Quelle:
Pressemitteilung, 17.09.2019
Naturschutzbund Deutschland (NABU)
Landesverband Hamburg e.V.
Klaus-Groth-Straße 21, 20535 Hamburg
Tel.: 040/69 70 89-0, Fax: 040/69 70 89-19
E-Mail: info@NABU-Hamburg.de
Internet: www.NABU-Hamburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. September 2019

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