Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-News - 13. Juli 2023
Strategisch Richtung Nachhaltigkeitswende?
Die EU-Kommission hat ihre Strategische Vorausschau vorgelegt und zehn Handlungsfelder ermittelt, wie die EU wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit erreichen kann. Parallel schrumpfen die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen, kritisieren Umweltverbände.
Nachhaltigkeit ist ein viel genutzter, allerdings weitgehend offen definierter Begriff. Die EU-Kommission hat am 6. Juli in ihrer Strategischen Vorausschau 2023 vorgestellt, wie sie zentrale soziale und wirtschaftliche Herausforderungen beim Übergang in eine klimaneutrale und nachhaltige EU angehen will. Ohne "die Vorreiterstellung Europas", die globale Handlungsmacht und die Geopolitik zu vernachlässigen, versteht sich. Kommissions-Vize Maros Sefcovic nennt das "Europas offene strategische Autonomie". Die zehn Handlungsfelder, "in denen unsere politische Antwort gefordert ist, damit das Wohlergehen der Menschen und der Gesellschaft beim Übergang zur Nachhaltigkeit im Mittelpunkt bleibt", sind:
Seit 2020 erarbeitet die EU-Kommission jährliche strategische Vorausschauen, die in die Prioritäten der Kommission, ihr Arbeitsprogramm und ihre mehrjährige Planung einfließen. Dies diesjährige Vorausschau baut unter anderem auf einem Bericht der Gemeinsamen Forschungsstelle JRC auf, der sich mit einem gerechten und nachhaltigen Europa 2050 und den dafür notwendigen sozialen und wirtschaftlichen Entscheidungen beim Übergang zur Nachhaltigkeit befasst.
Die vorgeschlagene Anpassung der delegierten Rechtsakte zur
Nachhaltigkeitsberichterstattung (European Sustainability
Reporting Standards, ESRS) sollen einheitliche Regeln wie die
Offenlegung von Daten schaffen. Aktuell zeichnet sich allerdings
ab, dass die bisherigen Vorschläge zu schwach sein könnten, um
den notwendigen rechtlichen Rahmen auf EU-Ebene zu schaffen. Das
jedenfalls kritisierten neun deutsche Umwelt- und
Entwicklungsorganisationen. Die EU-Kommission versuche, das vom
eigenen Expertisegremium empfohlene Niveau der Kriterien "massiv"
abzuschwächen. Unter anderem der WWF, der NABU und Germanwatch
forderten die EU-Kommission auf, die "inakzeptablen Schwächungen"
zurückzunehmen. Die European Financial Reporting Advisory Group
(EFRAG) habe über die vergangenen zwei Jahre einen Kompromiss
zwischen verschiedenen Akteurs-Gruppen erarbeitet. Die
EU-Kommission wiederum habe die Vorschläge für die
Berichtsstandards nun "zu einem guten Teil entkernt". So könnten
Unternehmen selbst einschätzen, welche Daten sie als wesentlich
betrachten. "Selbst für Klimadaten, die für jedes Unternehmen
wesentlich sind, gibt es dann keine verbindliche Berichtspflicht
mehr", stellte Germanwatch-Klimafinanzexpertin Yanika Meyer-Oldenburg
fest. "Stattdessen sollen die Unternehmen jetzt für
jeden Bereich eine Wesentlichkeitsanalyse durchführen, die
bestimmt, ob der Bereich für das Unternehmen von Relevanz ist
oder nicht." Die Ergebnisse der Analyse müssten nun nicht einmal
mehr erläutert werden. Fehlende Vorgaben böten einen zu großen
Interpretationsraum, was die Vergleichbarkeit erschwere und
Nachhaltigkeitsbemühungen potenziell unglaubhafter mache. [jg]
Übergang der EU zur Nachhaltigkeit: EU-Kommission stellt zehn
Handlungsfelder vor
https://germany.representation.ec.europa.eu/news/ubergang-der-eu-zur-nachhaltigkeit-eu-kommission-stellt-zehn-handlungsfelder-vor-2023-07-06_de
Germanwatch et al.: Offener Brief: Ambitionierte Nachhaltigkeitsberichterstattung
in der EU ermöglichen
https://www.germanwatch.org/de/88482
Links:
[1] https://data.consilium.europa.eu/doc/document/ST-11106-2023-INIT/en/pdf
[2] https://eeb.org/presidency-of-the-eu-spain-must-drive-key-environmental-files-sweden-disappoints/
[3] https://www.who.int/europe/de/news/item/07-07-2023-countries-of-the-who-european-region-adopt-budapest-declaration--pushing-action-to-enhance-environment-and-health
[4] https://www.bmuv.de/pressemitteilung/umwelt-und-gesundheitsminister-verabschieden-in-budapest-gemeinsame-roadmap-zur-bewaeltigung-der-gesundheitlichen-herausforderungen-von-klimakrise-artenaussterben-und-verschmutzung
[5] https://germany.representation.ec.europa.eu/news/neues-eurobarometer-weiter-ruckhalt-fur-europaische-energiepolitik-und-unterstutzung-der-ukraine-2023-07-10_de
*
Quelle:
EU-News, 13.07.2023
Deutscher Naturschutzring
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veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 14. Juli 2023
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