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GARTEN/173: Igel im Herbst - NABU empfiehlt wilden Garten statt wildes Wohnzimmer (NABU NI)


NABU Landesverband Niedersachsen - Hannover, 27. August 2010

NABU empfiehlt wilden Garten statt wildes Wohnzimmer

Igel im Herbst


Leiferde, Hannover - Wirklich drollig sehen die drei kleinen Igeljungen aus, die seit wenigen Tagen das Team des NABU-Artenschutzzentrums Leiferde auf Trab halten. Mit ihren vielen kleinen Stacheln, die allerdings nicht fester als Hundebarthaare sind und dem schrumpeligen Gesicht ist der Niedlichkeitsfaktor sehr hoch. Das NABU-Artenschutzzentrum Leiferde weist nachdrücklich darauf hin, dass Igel Wildtiere sind und nicht aus der Natur entnommen werden dürfen.

In Ermangelung richtiger Igelmilch müssen die Kleinen mit Ersatzaufzuchtmilch im NABU-Artenschutzzentrum Leiferde dann alle zwei Stunden gefüttert werden. "Das ist sehr aufwändig und wir befürchten, dass es nicht bei den drei Jungen bleibt" erläuterte Anne Kessel, zuständig für die Umweltbildung im NABU-Artenschutzzentrum. "Täglich erreichen uns mehrere Anrufe von besorgten Menschen, die junge Igel im Garten gesichtet haben" so Kessel weiter. Das ist jedoch kein Grund zur Beunruhigung. Igeljunge werden bis Ende September geboren und sind in den folgenden Wochen, sobald sie etwas selbstständiger sind, auch tagsüber unterwegs. Da sie sich in relativ kurzer Zeit eine ausreichende Fettreserve für den Winter zulegen müssen, nutzen sie dazu jede Minute.

Auch wenn Sie einmal beobachten, dass die Jungen längere Zeit allein sind, sollten sie nicht aufgenommen werden, so der dringende Rat der Mitarbeiter des NABU-Artenschutzzentrums. Igel sind sehr vorsichtig, die Mutter hält sich wahrscheinlich gut versteckt in der Nähe auf und die Kleinen können sich gegenseitig wärmen. In Menschenhand haben die Jungen schlechtere Chancen zu überleben. "Uns fehlt die richtige Milch und von der Mutter können sie auf den nächtlichen Streifzügen viel für das Leben in freier Wildbahn lernen", erläuterte Anne Kessel.

Igelfreunde können jedoch einiges tun, um Ihren Garten igelfreundlich zu gestalten, denn die beste Igelhilfe ist nach wie vor die naturnahe Gestaltung des Gartens. Einen optimalen Überwinterungsstandort kann auch eine so genannte "Igelburg" bieten, die schnell selbst gebaut ist. Wenn dieser Holzkasten mit ausreichend Laub und Reisig überdeckt wird, können sich Igel darin zur Überwinterung zurückziehen. Kellerschächte und -treppen sollten abgedeckt sein oder so eingerichtet sein, dass ein hineingefallener Igel herausklettern kann. Erdbeernetze sind für Vögel und Igel eine große Gefahrenquelle und müssen auf jeden Fall entfernt werden. Auch auf im Garten freilaufende Hunde sollte geachtet werden, solange die Jungigel auf ihren Entdeckungstouren sind.

Zur Unterstützung können Sie außerdem jederzeit Wasser anbieten, dass täglich gewechselt werden muss. "Zufüttern ist zur Zeit nicht notwendig, da die Igel genug Schnecken und Insekten finden", betonte Bärbel Rogoschik, Leiterin des NABU-Artenschutzzentrums. Es gibt kein spezielles Gewicht, ab dem Igel auf jeden Fall überwinterungsfähig sind. Aber ab etwa 300 Gramm ist ein junger Igel selbständig, und er ist in der Lage in der Natur zu überleben. Igelforscher haben nachgewiesen, dass auch kleinere Jungtiere in der Natur wesentlich größere Überlebenschancen haben, als allgemein angenommen wird. Im Haus überwinterte Igel hätten im Frühjahr erhebliche Anpassungsschwierigkeiten, wenn sie wieder in die Natur entlassen werden, gab Bärbel Rogoschik zu bedenken.


Informationsmaterial zum Igel oder wie Sie einen igelfreundlichen Garten anlegen hält das NABU-Artenschutzzentrum für Interessierte während der täglichen Öffnungszeiten von 9 bis 17 Uhr bereit.

Wichtige Hinweise, wie mit einem Igelfund umzugehen ist, Tipps und viel Wissenswertes über dieses sympathische, nützliche Tier finden Sie auch in der farbigen Broschüre 'Der Igel - Pflegefall oder Outdoor-Profi', die für sechs Briefmarken zu 55 Cent bestellt werden kann beim NABU Niedersachsen, Stichwort 'Igel', Alleestr. 36, 30167 Hannover.


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Quelle:
Pressemitteilung, 27. August 2010
Naturschutz aktuell - NABU Pressedienst
Herausgeber: NABU Niedersachsen, Alleestr. 36, 30167 Hannover
Redaktion: Ulrich Thüre (ViSdP), NABU Pressesprecher
Telefon: 05 11 / 9 11 05 - 27, Fax: 05 11 / 9 11 05 - 40
E-Mail: Info@NABU-Niedersachsen.de
Internet: www.NABU-Niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. September 2010