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GARTEN/366: Auf einmal lieben alle Bäume (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 8. August 2018

Auf einmal lieben alle Bäume
Jetzt willkommene Schattenspender - im Herbst "fürchterliche Laubschmeißer"

- viele Nutzfunktionen für die Menschen
- Autos bekommen doppelt so viel Platz zugebilligt
- B-Pläne und Verkehrssicherungspflicht als Totengräber
- Wildstrauch-Sammelbestellung im Herbst


(Bremen, den 08.08.18) Seit Wochen brennt die Sonne erbarmungslos und alle lechzen nach Schatten. Der NABU empfiehlt angesichts der Hitzewelle, einmal dankbar nach oben zu schauen, denn die lauschigsten Schattplätze für die Mittagspause oder das Feierabendbier findet man unter Bäumen. "Auf einmal lieben alle die Bäume", plädieren die Naturschützer für mehr einheimische Bäume und weniger Fällungen in der Stadt.

"Wer sich im Herbst über Laub auf dem englischen Rasen ärgert, sollte sich jetzt mal den Garten ohne schattenspendende Bäume und Sträucher vorstellen", empfiehlt NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann und schmunzelt: "Wir haben immer mal wieder irregeleitete Anrufe von Menschen, die Bäume weg haben wollen, weil sie ach so fürchterlich Laub schmeißen." Derzeit verlieren die Bäume grüne Blätter, um sich gegen weitere Verdunstung zu schützen, vereinzelt kommt es sogar schon zu Trockenbrüchen, wenn dem Laub die Äste folgen.

Bäume haben jedoch wichtige Funktionen in der Stadt, betont der NABU. Sie filtern Stäube, sorgen für eine bessere Versickerung des Regenwassers, wirken mit ihren Grüntönen beruhigend auf Menschen und sind Lebensraum für zahlreiche Tiere. Doch nicht jede Baumart erfülle diese Funktionen gleich gut. "Es ist seit Jahrzehnten Mode, exotische Bäume an die Straßen zu pflanzen, weil die auch auf den kleinsten Baumscheiben noch überleben", bemängelt der NABU. Als Lebensraum fungiert die fremdländische Exotik jedoch nicht.

"Wir dürfen nicht die Baumarten den Gegebenheiten anpassen, sondern umgekehrt", fordert der gelernte Förster Hofmann, "jeder Baum muss mindestens den Standraum bekommen, den wir unseren Autos zubilligen." Während das Baugesetz für jeden Stellplatz 12,5 Quadratmeter fordert, billigen die einschlägigen DIN-Normen den Bäumen nicht einmal die Hälfte davon zu. "Und auf diesen Mäuselöchern sollen dann 1000 Kubikmeter Kronenvolumen sicher stehen und mit Nährstoffen und Wasser versorgt werden."

Einen regelrechten Aderlass im Baumbestand verursachen die Nachverdichtungen in den einst herrschaftlichen Gärten beispielsweise in Oberneuland. Bei den Bebauungsplänen werde immer noch zu wenig der Baumschutz berücksichtigt, die Baumschutzverordnung werde ausgehebelt. Auch die immer striktere Verkehrssicherungspflicht ist den Naturschützern ein Dorn im Auge. "Die Anforderungen sind derart abstrus hoch, dass Straßenbäume zu Pinseln aufgeschoren, wenn nicht gleich gefällt werden."

"An all diese Dinge muss im Umgang mit Bäumen immer wieder erinnert werden und gerade jetzt zeigt sich, wie bitter nötig die Schattenspender sind", betont Sönke Hofmann. Für kleine Gärten seien einheimische Sträucher eine gute Alternative, wie sie der NABU in seinen halbjährlichen Wildstrauch-Sammelbestellungen anbietet.

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Quelle:
Pressemitteilung, 08.08.2018
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen
Tel.: 0421/33 98 77 2, Fax: 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. August 2018

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