Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → FAKTEN


GARTEN/390: Efeu - letzte Tankstelle vor dem Winter (NABU HB)


NABU Landesverband Bremen - 30. September 2019

Efeu - letzte Tankstelle vor dem Winter

- Efeublüte als letztes Nektar- und Pollenangebot
- Früchte im Spätwinter für Weichfutterfresser
- kaschiert zuverlässig optische Sünden
- unschädlich für Bäume
- Blätter als Waschmittel geeignet


(Bremen, den 30.09.19) In Wäldern und Parks künden leuchtende Blätter vom nahen Winter, an Nektar und Blüten denkt nun keiner mehr. Doch der Efeu blüht erst jetzt im wahrsten Sinne des Wortes richtig auf. Die als "Friedhofsgrün" verschriene Kletterpflanze ist mit ihrer späten Blüte von September bis Oktober eine Besonderheit. Das späte Nektarangebot ist für viele Tiere die "letzte Tankstelle vor dem Winter", so der NABU.

Honigbienen, Wespen, Schwebfliegen und Schmetterlinge bedienen sich gerne an Nektar und Pollen des Efeu. Ohne die immergrüne Liane hätten sie es schwer, jetzt überhaupt eine gute Nahrungsquelle zu finden. Die erst vor gut 20 Jahren entdeckte Efeu-Seidenbiene hat die Anpassung auf die Spitze getrieben: Sie nutzt für die Aufzucht ihrer Brut ausschließlich den Pollen des Efeu. "Das macht sie wiederum zu einer Besonderheit in der Insektenwelt", so NABU-Geschäftsführer Sönke Hofmann.


Efeublüten - Foto: © NABU Bremen

Foto: © NABU Bremen

Zwischen Januar und April trägt der Efeu kleine blaue Früchte, die als Winterfutter dankbar von den hier bleibenden Standvögeln, Weichfutterfresser wie Amseln und Rotkehlchen, angenommen werden. "Im Frühling richten sich einige Arten direkt in dicht bewachsenen Efeuwänden häuslich ein und benutzen sie als Nistplatz", erläutert Sönke Hofmann.

Die Pflanze bietet auch vielen Insekten Lebensraum. "Eine mit Efeu bewachsene Hausfassade ist schon ein ganz eigenes Biotop."Neben der Fassadenbegrünung, wo der Efeu die Wand vor Sonne und Regen schützt, ist die Pflanze gut geeignet, triste Zäune aufzuwerten. "Ob Holzschutzmittel-getränkter Jägerzaun oder Maschendraht - mit Efeu kriegt man jede optische Sünde an der Gartengrenze kaschiert", regt der NABU an.

Mit einigen Vorurteilen über den Efeu räumt der gelernte Förster Sönke Hofmann auch gleich auf: "Efeu erwürgt keine Bäume, das ist ein leider weit verbreiteter Aberglauben, der manchen stattlichen Efeu schon das Leben gekostet hat." Die Pflanze wachse in der Regel gerade an Bäumen hoch und umschlinge sie nicht. Auch dringen die Wurzeln nicht in die Rinde ein. Der Efeu begnügt sich mit dem wenigen Licht, dass durch die Krone dringt und wird für gesunde Bäume auch keine zu schwere Last.

Auch hängt der Pflanze das falsche Etikett "Friedhofsgrün" an. "Unsere Altvorderen wussten es besser," so der NABU, "in der Antike war der Efeu Sinnbild der feierfreudigsten Götter vor allem der des Weines." Ob ägyptischer Osiris, griechischer Dionysos oder römischer Bacchus - sie alle wurden mit Efeu bekränzt dargestellt. Und schließlich lassen sich Efeublätter auch aufgrund ihrer Saponine gut als Waschmittel einsetzten: Eine Handvoll Blätter in einer alten Socke und die Trommel braucht kein weiteres Pulver.

Weitere Beispiele zur Förderung von Insekten bietet eine Dauerausstellung. Sie wurde von der Umweltsenatorin gefördert und ist werktags von 10 bis 18 Uhr beim NABU im Vahrer Feldweg 185 zu besichtigen.

*

Quelle:
Pressemitteilung, 30.09.2019
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland
Landesverband & Stadtverband Bremen e. V.
Vahrer Feldweg 185, 28309 Bremen
Tel.: 0421/33 98 77 2, Fax: 0421/33 65 99 12
E-Mail: Info@NABU-Bremen.de
Internet: www.NABU-Bremen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Oktober 2019

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang