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INITIATIVE/593: Tiny Forests - Bürgerwälder und eine breite gesellschaftliche Bewegung (ROBIN WOOD magazin)


ROBIN WOOD magazin - Nr. 158/3.2023

Tiny Forests

von Tarik Tusch, Citizens Forests e. V.


"Wir machen Wälder" - unter diesem Leitgedanken engagiert sich der ehrenamtliche und spendenbasierte Verein Citizens Forests. Wie der Name verrät, geht es bei Citizens Forests um das Pflanzen von sogenannten Bürgerwäldern und zwar nach der Miyawaki-Methode. Bürger*innen nehmen dabei Aufforstungsprojekte selbst in die Hand und integrieren so Klima- und Naturschutz effektiv in ihr Leben.

Mittlerweile gibt es erfreulicherweise zahlreiche Initiativen, die sich national wie international für die Aufforstung einsetzen. Der eingetragene Verein aus dem Umland Hamburgs hebt sich vor allem in zwei Aspekten von anderen Initiativen in diesem Bereich ab: Die Aktiven des Vereins möchten zum einen Treiber für eine breite gesellschaftliche Bewegung sein und zum anderen sich beim Pflanzen an der noch wenig verbreiteten, aber besonders viel versprechenden Miyawaki-Methode orientierten.

Ob auf dem Land oder in der Stadt - mit der Methode des japanischen Pflanzensoziologen Akira Miyawaki kann auf Flächen ab 60 Quadratmetern ein sogenannter Tiny Forest, also ein Mini-Wald, entstehen. Die Mikrowälder sind zwar winzig, bieten jedoch alles, was einen herkömmlichen Wald ausmacht. Als Geheimnis gilt der richtige Mix von Pflanzen. Charakteristisch ist die hohe Dichte der Miyawaki-Wälder. Citizens Forests nutzt drei Setzlinge pro Quadratmeter als Richtwert.

Je nach Licht- und Bodenverhältnissen kommen gebietsheimische Baum- und Straucharten aus der Region zum Einsatz: von Buchen und Eichen über Ebereschen bis zu Wildobst wie beispielsweise Felsenbirnen. Die dafür verwendeten zwei- bis dreijährigen Setzlinge werden bei regionalen Baumschulen eingekauft. Das Ergebnis ist ein Mini-Wald mit über 20 unterschiedlichen Bäumen und Sträuchern, wodurch eine deutlich höhere Individuendichte als bei herkömmlicher Pflanzung kreiert wird.

Bereits nach drei Jahren entsteht auf diese Weise ein völlig autarker, natürlicher und einheimischer Wald, der als Kohlenstoffdioxid-Speicher dient, aber auch für mehr Biodiversität sowie einen natürlichen Kühleffekt sorgt. Die dichten Tiny Forests binden Kohlenstoffdioxid und verringern Lärm und Staub besonders wirkungsvoll. So funktionieren die Wälder von Citizens Forests sowohl als Maßnahme gegen den voranschreitenden Klimawandel als auch für die bereits heute notwendige Klimaanpassung.

Den Vereinsmitgliedern geht es aber nicht allein darum, möglichst viele Wälder zu pflanzen. Sie streben an, dass die Menschen, die an einer Pflanzaktion teilnehmen, über "ihren" Mini-Wald eine Verbindung zur Natur aufbauen, um im Kampf gegen den Klimawandel dauerhaft aktiv zu bleiben. Ziel ist es außerdem, ein möglichst großes Netzwerk von lokalen Aufforstungsprojekten aufzubauen. Dafür stellt der gemeinnützige Aufforstungsverein sein gesammeltes Wissen allen Interessierten kostenlos zur Verfügung. Perspektivisch sollen ähnliche Projekte zu einer internationalen Bewegung gebündelt werden. Einen wichtigen Schritt in diese Richtung unternahm Citizens Forests im Juni 2023. So organisierte der Verein unter dem Namen "reforest together" einen eintägigen Mitmach-Workshop für baumpflanzende Initiativen, um umsetzbare Pläne für das zukünftige Pflanzen von Bäumen und Sträuchern zu schmieden. 27 Projekte, Vereine und Unternehmen aus Deutschland und Österreich nahmen teil.

Mit dem Event ist es Citizens Forests gelungen, die wachsende Zahl der engagierten Menschen im Bereich Aufforstung sichtbar zu machen und zu zeigen: "Wir sind viele". Gleichzeitig galt das Event natürlich dem Netzwerken: Kennenlernen, Erfahrung austauschen und Kräfte bündeln.

Seit der Gründung im Jahr 2019 hat Citizens Forests auf rund 11.000 m² bereits mehr als 25.000 Bäume gepflanzt und dadurch nicht genutzte Flächen aufgeforstet: Die Tiny Forests stehen unter anderem auf ländlichen Flächen in Schleswig-Holstein, auf öffentlichem Grund im dicht bebauten Hamburg-Altona und auf einem innerstädtischen Schulgelände.

Natürlich befindet sich der Verein immer auf der Suche nach Menschen, die mit anpacken oder durch Sach- und Geldspenden einen Beitrag leisten. Darüber hinaus werden gerade in dicht besiedelten Räumen passende Flächen gesucht. Denn die bisher erreichten Zahlen sollen für den ambitionierten Verein nur einen Anfang darstellen ...

Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
• Hier entsteht ein Mini-Wald mit über 20 unterschiedlichen Bäumen und Sträuchern: Pflanzaktion eines Bürger*innenwaldes in Quickborn im November 2021
• Netzwerken und gemeinsam aktiv beim Mitmach-Workshop "reforest together" im Juni 2023
• Mit Spaß gemeinsam für den Klimaschutz: Baumpflanzen nach der Miyawaki-Methode

weitere Informationen:
www.citizens-forests.org
info@citizens-forests.org

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Quelle:
ROBIN WOOD-Magazin Nr. 158/3.2023, Seite 20-21
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie
Verlag:
ROBIN WOOD-Magazin
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veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 20. Oktober 2023

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