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MELDUNG/196: Globalisierung der Tier- und Pflanzenwelt - Online-Informationen zu Neobiota (BfN)


Bundesamt für Naturschutz (BfN)
Pressemitteilung - Bonn, 20. Juni 2013

Naturschutz/Artenschutz/Invasive Arten

Globalisierung der Tier- und Pflanzenwelt
BfN schaltet neues Internetangebot "Neobiota.de" frei



Bonn, 20. Juni 2013: Im neuen Internetangebot Neobiota.de (www.neobiota.de) stellt das Bundesamt für Naturschutz (BfN) jetzt vielfältige Informationen zum Auftreten gebietsfremder Arten in der freien Natur bereit. Schwerpunkt des Angebotes sind die invasiven Arten, d.h. diejenigen Arten, die unerwünschte Auswirkungen auf andere Arten oder Lebensräume haben können. Neben Angaben zu ihrer Biologie, Verbreitung, Einführungs- und Ausbreitungswegen werden die bisher durchgeführten naturschutzfachlichen Invasivitätsbewertungen präsentiert. Über Links zu www.floraweb.de können zusätzliche Informationen (einschließlich einer Bildergalerie) abgerufen werden.

Die Neobiota kamen vielfach zufällig als blinde Passagiere an Schiffsrümpfen, im Ballastwasser oder in Holzpaletten, oft aber auch gezielt als neue Gartenpflanzen, Forstbäume oder Nutztiere.für Aquarien, Gartenteiche, die Fischerei oder Jagd nach Deutschland. Über 800 gebietsfremde Tier- und Pflanzenarten (Neobiota), konnten sich in den letzten 500 Jahren durch das Wirken des Menschen in Deutschland, sei es absichtlich oder unabsichtlich,ansiedeln. Die allermeisten davon blieben selten oder passten sich in diehiesigen Ökosysteme ein. Einige aber verhalten sich invasiv, d.h. sie verdrängen andere Arten, verändern dadurch Ökosysteme oder gefährden sogar die Gesundheit (wie Riesen-Bärenklau und Beifußblättrige Ambrosie). Mit dem sich ändernden Klima werden diese Prozesse zunehmen. "Wir wollen die bisher sehr allgemein geführte und von Polarisierungen geprägte Diskussion um neue Arten auf die wirklich problematischen invasiven Arten fokussieren", sagt die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Prof. Beate Jessel.

Schwerpunktmäßig richtet sich Neobiota.de an die interessierte Öffentlichkeit und Akteure des praktischen Naturschutzes aus Behörden und Verbänden. Die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz betont, dass man Arten nicht pauschal als "gut" oder "schlecht" beurteilen könne, sondern artspezifische, von den jeweiligen Naturschutzzielen und räumlichen Gegebenheiten abhängige Einzelfallentscheidungen treffen müsse. "Hierfür gibt 'Neobiota.de' Handlungsempfehlungen, ob bzw. unter welchen Rahmenbedingungen Maßnahmen angebracht sind, und wenn ja, wie eine möglichst effiziente Vor- und Nachsorge erfolgen kann", so Professorin Jessel weiter.


Hintergrund:

Das Auftreten von Arten außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebietes infolge menschlicher Aktivitäten wie Handel, Transport und Verkehr gilt weltweit als eine wichtige Ursache für den Verlust biologischer Vielfalt. Das Gefährdungspotential wächst mit der fortschreitenden Globalisierung der Märkte und der Zunahme des weltweiten Handels und Warenaustausches sowie des Fernreiseverkehrs. Treffen die gebietsfremden Arten am neuen Ort auf Umweltbedingungen, wie sie auch in ihren Herkunftsregionen herrschen, breiten sie sich oft ungestört aus. Sie zeigen dabei teilweise unerwartete Auswirkungen, weil unter anderem die natürlichen Gegenspieler (Feinde, Konkurrenten, Krankheitserreger) fehlen. "Wenn diese gebietsfremden Arten negative Auswirkungen entfalten, nennt man sie invasiv. In diesem Fall können sie die biologische Vielfalt gefährden, aber auch immense ökonomische Schäden oder gesundheitliche Probleme beim Menschen verursachen", sagt die BfN-Präsidentin Jessel. Kommt es erst einmal zu solchen Problemen durch eine sogenannte invasive Art, ist es oftmals für effektive Gegenmaßnahmen viel zu spät. "Hier gilt es, lösungsorientiert zu handeln", so Beate Jessel weiter, "speziell bei den invasiven Arten lautet die Maxime: Vorsorge statt teurer Nachsorge." Aus diesem Grund sollte der Verhinderung der Einbringung von neuen invasiven Arten Priorität eingeräumt werden. Wesentliche Voraussetzung für effiziente Vorsorge ist jedoch, über die Probleme mit gebietsfremden und speziell mit den invasiven Arten aufzuklären und der Fachwelt sowie der breiten Öffentlichkeit Hinweise zu geben, was jeder Einzelne zum Schutz der biologischen Vielfalt beitragen kann.

Im Rahmen der Konvention zur Erhaltung der biologischenVielfalt haben sich die Vertragsstaaten verpflichtet, Vorsorge gegen invasive Arten zu leisten, sie zu kontrollieren oder zu beseitigen. Vorliegende Erkenntnisse belegen jedoch, dass in Mitteleuropa und speziell in Deutschland immer mehr gebietsfremde Arten in der freien Natur auftreten. Insbesondere die invasiven Arten unter ihnen stellen dabei durch ihre erhebliche Gefährdung der natürlich vorkommenden Ökosysteme, Biotope oder Arten ein relevantes Problem im Naturschutz dar.

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Quelle:
Pressemitteilung, 20.06.2013
Bundesamt für Naturschutz (BfN)
Konstantinstr. 110, 53179 Bonn
Tel.: 0228/8491-1034, Fax: 0228/8491-1039
Internet: www.bfn.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juni 2013