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MELDUNG/231: Ambrosie - Allergenes Ackerunkraut über Fernstraßen verbreitet (aid)


aid-Newsletter Nr. 38 vom 18. September 2013

Ambrosie

Allergenes Ackerunkraut über Fernstraßen verbreitet



(aid) - Vor rund 170 Jahren gelangte die Beifußblättrige Ambrosie ( Ambrosia artemisiifolia ) über eine Wiesenmischung aus Amerika nach Europa. Aber erst seit etwa 20 Jahren erhält das Traubenkraut größere Aufmerksamkeit. Die starke Ausbreitung der Ambrosie geht einher mit einer Zunahme von Allergien, die durch das Hauptallergen Amb a1 ausgelöst werden.

In Ungarn steht die Beifußblättrige Ambrosie allerdings auch als Problemunkraut im Ackerbau auf der Tagesordnung. Auf 80 Prozent der Felder muss das einjährige Kraut regelmäßig bekämpft werden. In Deutschland ist es noch nicht so weit, aber das Julius Kühn-Institut lud zu einer Konferenz nach Berlin ein mit der Frage: "Ambrosia in Deutschland - lässt sich die Invasion aufhalten?"

In Bayern und Baden-Württemberg breitet sich die Pflanze entlang der Fernstraßen aus. Hohes Verkehrsaufkommen verdichtet Einzelpflanzen zu kilometerlangem Bankettgrün. Stefan Nawrath von der Projektgruppe Biodiversität und Landschaftsökologie in Freiburg vermutet Transportverluste nach der Ernte und Verschleppung von Samen über Mähmaschinen der Straßenmeistereien als Hauptursache dieses Verbreitungsmusters.

In Brandenburg sieht es anders aus. Da wurde die Ambrosie mit verunreinigtem Saatgut für Sonnenblumen bereits in den 1970er Jahren in die Niederlausitz eingeschleppt und hat sich auf den Ackerflächen endemisch eingenistet. Seit 2010 gibt es nach Gerhard Schröder vom Brandenburger Landesamt für ländliche Entwicklung mehr als 150 Meldungen "Befall der Ackerfläche". Die Ambrosie fühlt sich vor allem in Mais, Lupinen, Ackerbohnen, Futtererbsen aber auch Soja wohl und kann zu erheblichen Ertragseinbußen führen. Wintergetreide und Winterraps hingegen können das Auskeimen unterdrücken. Die Landwirte haben bereits ihre Anbauplanung umgestellt.

Vor allem für Mais steht eine wirksame Herbizidpalette zur Verfügung. Ergebnisse aus zahlreichen Parzellenversuchen fließen nach Ewa Meinlschmidt vom Sächsischen Landesamt für Landwirtschaft in die Praxis. Hier bahnt sich ein Konflikt an, denn die Ambrosie fühlt sich genau in den Kulturen wohl, die Träger für eine heimische Eiweißstrategie sein sollen.

Noch schwerer hat es der Ökolandbau. Landwirte, deren Flächen mit Ambrosien befallen sind, versuchen durch eine dichtere Aussaat das Unkraut zu unterdrücken. Oder, so Schröder, sie weichen gleich ganz auf mehrjährigen Feldfutterbau aus.

Leichter wäre es, wenn die Beifußblättrige Ambrosie wegen ihrer Allergenität als gesundheitsgefährdende Pflanze eingestuft würde. Dann gäbe es eine Meldepflicht und eine Weisungsbefugnis an die Kommunen, diese zu bekämpfen. Die Mahdpraxis an den Straßenbanketten orientiert sich nicht am optimalen Schnittzeitpunkt vor der Samenreife im September. Zudem kann sie bei Schnitthöhen über zehn Zentimeter eine Notblüte über horizontale Seitentriebe einleiten.

Über eine neue Gefahr berichtete Thomas Dümmel vom Meteorologischen Institut der FU Berlin. In Ostberlin breitet sich mit Ambrosie psilostachya eine mehrjährige Ambrosiastaude aus, die an ihren Fundstellen bislang nicht ausgerottet werden konnte.

Roland Krieg, www.aid.de

Weitere Informationen:
http://pflanzengesundheit.jki.bund.de/index.php?menuid=60&reporeid=73
www.aid.de/presse/archiv.php?mode=beitrag&id=5855

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Quelle:
aid-Newsletter 38 vom 18.9.2013
Herausgeber: aid infodienst
Ernährung, Landwirtschaft, Verbraucherschutz e. V.
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Oktober 2013