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MELDUNG/287: "Wanderheuschreckenmentalität" der Kiesindustrie (NABU NRW)


NABU Landesverband Nordrhein-Westfalen - 23. Mai 2014

NABU kritisiert "Wanderheuschreckenmentalität" der Kiesindustrie

Naturschutzgebiete vor Raubbau bewahren / Landesentwicklungsplan muss mehr Tabuzonen für den Kiesabbau festlegen



Düsseldorf - Scharfe Kritik übt der NABU NRW am jüngsten Vorstoß der Kiesindustrie, durch Festlegung entsprechender Ausnahmen im Landesentwicklungsplan (LEP) zukünftig auch den Abbau von Kies und Sand in Naturschutzgebieten zu ermöglichen. "Das grenzt an pure Provokation, den ungehemmten Raubbau am Niederrhein nun auch noch auf die letzten für den Schutz der Natur vorgesehenen Gebiete ausdehnen zu wollen", erklärt Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW. Dieser Wanderheuschreckenmentalität müsse endlich Einhalt geboten werden. Der NABU fordere die Landesregierung daher auf, im Zuge der laufenden Neuaufstellung des LEP die bestehenden Tabuzonen Nationalparke, Natura-2000- und Naturschutzgebiete beizubehalten und zudem alle Wasserschutzgebietszonen sowie die so genannten Bereiche zum Schutz der Natur vor dem Raubbau zu schützen.

Der neuerliche Vorstoß der Kiesindustrie zum Aufweichen des LEP zeuge von einem sturen Festhalten an alten Strukturen und zeige wie stark die Ressourcen Sand und Kies am Niederrhein bereits ausgebeutet wurden. Ein Blick auf die Landkarten der Kreise Kleve und Wesel untermauere dies eindringlich. Dabei sei die Situation der niederrheinischen Kiesindustrie durchaus komfortabel. Welch anderer Industriezweig habe schon eine solch lang festgeschriebene Planungssicherheit von 20 Jahren? "Die Kiesindustrie muss sich endlich bewegen und die verbleibende Planungssicherheit für ein Erschließen von alternativen Betätigungsfeldern wie beispielsweise dem Betonrecycling nutzen", so Tumbrinck weiter. Ein "Weiter-so-wie-bisher-Denken" sei nicht zukunftsfähig.

Sowohl durch die bestehenden als auch die geplanten Auskiesungen gehe unwiederbringlich über Jahrhunderte gewachsene niederrheinische Kulturlandschaft verloren. Zumeist handele es sich dabei um Weide- und Ackerland. Lebensraum, der für Tiere der Feldflur wie Kiebitz, Rebhuhn, Feldhase und Feldlerche von großer Bedeutung sei. Der Verlust ihres Lebensraums würde diese bereits gefährdeten Arten weiter massiv unter Druck setzen. "Die Werbebroschüren der Kiesindustrie verschweigen diese Auswirkungen. Stattdessen suggerieren sie einen Mehrwert nach dem Ende der Auskiesungen, sowohl für den Artenschutz als auch für den Freizeit- und Erholungsbereich", so der NABU-Landesvorsitzende. Hier würden sich nicht nur die Betroffenen vor Ort fragen, ob denn nun wirklich jedes Dorf, jede Kommune einen eigenen Jacht- und Segelhafen brauche. Ein Grund für den nach wie vor massiven Widerstand der Menschen am Niederrhein und im westlichen Münsterland gegen den Verlust der Heimat.

Deshalb fordere der NABU, der seit 2008 aktiv in den Initiativkreisen mitarbeite, weiterhin die konsequente Umsetzung des Niederrhein Appells und des darauf aufbauenden Isselburger Signals, die in Teilen auch in den Koalitionsvertrag eingeflossen sind. So gehöre auch der dort explizit geforderte Kieseuro endlich umgesetzt.

Die ausführlichen Forderungen des Niederrhein-Appells und des Isselburger Signals finden Sie auf der Homepage des NABU NRW unter
www.nabu-nrw.de/themen/kiesabbau/.

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Quelle:
Pressemitteilung Nr. 20/2014, 23.05.2014
NABU Nordrhein-Westfalen
Völklinger Straße 7-9, 40219 Düsseldorf
Tel.: 0211/15 92 51-14, Fax: 0211/15 92 51-15
E-Mail: Presse@NABU-nrw.de
Internet: www.nabu-nrw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Mai 2014