Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. - Pressedienst, 19. Juli 2023
Flächenverbrauch: Jeder Quadratmeter mehr ist zu viel
Miller: Bundesregierung verschleppt Verantwortung
Berlin - Immer neue Gewerbegebiete, Wohnhäuser oder Straßen: In Deutschland werden täglich rund 55 Hektar an Flächen verbraucht. Das entspricht jährlich der Größe der Stadt Hannover oder täglich 1,3-mal dem Festgelände des Oktoberfests in München.
Laut ihrer eigenen Nachhaltigkeitsstrategie hatte die Bundesregierung zum Ziel, bis 2020 nur noch 30 Hektar täglich zu verbrauchen. Dieses Ziel hat sie erkennbar gerissen, bemerkt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller: "Anstatt nun entschieden gegen den viel zu hohen Flächenverbrauch vorzugehen, verschiebt die Bundesregierung die Bürde einfach auf die kommenden Generationen. Unter 30 Hektar bis 2030 als Ziel zu benennen, kommt nicht annähernd an das ran, was gebraucht würde. Wir fordern klar, nur höchstens so viel Fläche zu verbrauchen, wie gleichzeitig entsiegelt wird. Insbesondere auch, weil der ökologische Wert entsiegelter Fläche nicht dem vor einer Versiegelung gleichzusetzen ist. Wir brauchen die Flächen für die Wiederherstellung der Natur. Das sieht auch das Nature Restoration Law vor, dem das Europäische Parlament erst kürzlich zugestimmt hat."
Aus Sicht des NABU muss eine effektivere Nutzung bereits erschlossener Flächen in den Vordergrund rücken. Geschieht dies nicht, besteht die Gefahr einer sich immer weiter verschärfenden Konkurrenzsituation: Um Klima und Natur zu schützen, wird der Bedarf an ungenutzten Flächen größer werden. "Dabei geht es auch um unsere eigenen Lebensgrundlagen. Unbebaute Flächen spielen eine wichtige Rolle zum Beispiel beim Hochwasserschutz", so Miller weiter. "Auch mit Blick auf die immer heißer werdenden Sommer benötigen wir freie, entsiegelte und bewachsene Flächen, die dabei helfen, zu kühlen. Unser Boden ist eine endliche Ressource, das muss allen klar sein."
Hintergrund:
Der NABU hat erstmals im Jahr 2011 den "30-Hektar-Tag" als
bundesweiten Aktionstag für nachhaltiges Flächenmanagement ins
Leben gerufen. Er fällt jeweils auf den Tag im Jahr, an dem die
laut 30-Hektar-Ziel verfügbare Fläche für das gesamte Jahr
aufgebraucht ist - in diesem Jahr ist das der 19. Juli.
2019: 08. Juli (58 Hektar pro Tag, Erfassungszeitraum 2014-2017)
2020: 14. Juli (56 Hektar pro Tag, Erfassungszeitraum 2015-2018)
2021: 30. Juli (52 Hektar pro Tag, Erfassungszeitraum 2016-2019)
2022: 22. Juli (54 Hektar pro Tag, Erfassungszeitraum 2017-2020)
2023: 19. Juli (55 Hektar pro Tag, Erfassungszeitraum 2018-2021)
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Quelle:
NABU Pressedienst, 19.07.2023
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU)
Pressestelle
Charitéstraße 3, 10117 Berlin
E-Mail: presse@NABU.de
Internet: www.NABU.de
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick zum 22. Juli 2023
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