Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → FAKTEN


MASSNAHMEN/261: Landstromanschluss für Forschungsschiff am Neptunkai in Betrieb genommen (BSH)


Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie - Hamburg, 11. Dezember 2018

BSH in Rostock nimmt Landstromanschluss für Forschungsschiff am Neptunkai in Betrieb


Rostock, 11. Dezember 2018 Gemeinsam mit dem Oberbürgermeister der Hansestadt Rostock nahm die Präsidentin des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), Dr. Karin Kammann-Klippstein, heute offiziell den Landstromanschluss für das Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiff (VWFS) DENEB in Betrieb. Die Versorgung des Schiffes im Hafen reduziert die Belastungen durch Abgase, Lärm und Abwärme am Neptunkai in Rostock erheblich. Das rund 100 Tage im Jahr an dem Steg liegende VWFS DENEB kann mit dem Landstromanschluss auch verbrauchsintensive Maschinen wie den Kran betreiben.

Der Anschluss ist auf 400 Volt Wechselstrom und 200 Ampere ausgelegt. Die Neuinstallation ist eine Erweiterung zu dem bereits vorhandenen Anschluss für das Vermessungsschiff (VS) CAPELLA. Mit dem Anschluss versorgt das BSH erstmalig eines seiner Forschungsschiffe selbst mit Landstrom.

"Das BSH ist damit in Rostock ein Vorreiter für den Ausbau von Landstromanlagen in der Hansestadt. Wir werden ab 2020 Landstromanlagen für die Kreuzfahrtschiffe in Betrieb nehmen", berichtet der Oberbürgermeister der Hanse- und Universitätsstadt Rostock, Roland Methling, angesichts der Inbetriebnahme. Die Präsidentin des BSH, Dr. Karin Kammann-Klippstein, betonte, dass dieser Anschluss der Auftakt für die Versorgung der Schiffsflotte des BSH mit Landstrom sei: "Mit Bremerhaven sind wir in der Projektierung der Einrichtung einer Landstromanlage am Kohlenkai, in Bremerhaven liegen regelmäßig unsere Forschungsschiffe ATAIR und WEGA und das Vermessungsschiff KOMET. Sie werden hauptsächlich in der Nordsee eingesetzt."

Die BSH-Präsidentin wies auch darauf hin, dass die Umstellung der im Hafen liegenden Schiffe auf Landstrom eine von mehreren Maßnahmen sei, die Flotte des BSH nachhaltig aufzustellen. So verwende das BSH als Treibstoff für die drei Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiffe (VWFS) und zwei Vermessungschiffe (VS) den im Betrieb umweltschonenderen Treibstoff GtL - Gas - to - Liquid. Im GtL-Verfahren wird Erdgas zunächst durch die Zufuhr von Sauerstoff und Wasserdampf zu Synthesegas, dann in einem besonderen weiteren Verfahren zu langkettigen Kohlenwasserstoffen umgewandelt und nach einem Cracking-Verfahren zu Schiffstreibstoff umgewandelt. Der Treibstoff ist schwefelfrei, die Abgaswerte sind besser als bei herkömmlichen Dieselkraftstoffen.

Der 2016 in Auftrag gegebene Ersatzbau des VWFS ATAIR wird weltweit das erste seegehende Behördenschiff mit LNG-Antrieb sein. Der Ersatzbau entspricht den Vorgaben des Umweltzeichens "Blauer Engel" für umweltfreundliches Schiffsdesign. Auch die ab 2021 geplanten Ersatzbauten für die DENEB, die 24 Jahre alt ist, und das 28 Jahre alte Forschungsschiff WEGA werden die gleichen Kriterien erfüllen wie die neue ATAIR.

In ihrer Rede betonte Dr. Kammann-Klippstein, das das BSH sich auch in seinen Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten für die Verbesserung des Umweltschutzes im Seeverkehr einsetze. So habe die Behörde unter anderem im Oktober dieses Jahres eine Station des Messnetzes für Schiffsabgasmessungen in Nord- und Ostsee in Bremerhaven in Betrieb genommen. Den in Wedel stationierten Prototyp entwickelte die Behörde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Umweltphysik der Universität Bremen. Für den Aufbau und Betrieb des Messnetzes hat das BSH diese Station übernommen. Neben Wedel und Bremerhaven arbeitet eine weitere Station in Kiel. Die Behörde sucht im Moment einen passenden Standort in Rostock.

Auch in der Erforschung effizienter umweltfreundlicher Schiffsanstriche engagiert sich die zentrale maritime Behörde. Schiffe transportieren nicht nur über den Inhalt ihrer Ballastwassertanks, sondern auch über den Bewuchs auf Schiffsrümpfen nicht-einheimische Arten über die Meere. Das kann zum Eintrag und zur Verbreitung von invasiven Arten führen, die eine Gefahr für die menschliche Gesundheit, die Umwelt und für die Wirtschaft darstellen können. Bewuchs am Schiffsrumpf erhöht auch den Strömungswiderstand des Schiffes. Das wiederum führt zu einem Anstieg des Treibstoffbedarfs und damit der Emissionen.

Zur Untersuchung biozidfreier Antifouling-Beschichtungen und für Reinigungsversuche stellte das VWFS WEGA Testflächen am Schiffsrumpf zur Verfügung und begleitete die Untersuchung mit eigenen Taucheinsätzen. Die Feldtests im Rahmen des Projektes zeigen vielversprechende Ansätze von biozidfreien reinigungsfähigen Beschichtungen und für die Entwicklung neuer Reinigungstechnologien. Unterschiedliche Techniken für effektives Bewuchsmanagement befinden sich derzeit noch in der Erprobung.

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) ist die zentrale maritime Behörde in Deutschland. Rund 850 Menschen in rund 100 Berufen befassen sich mit Aufgaben in der Seeschifffahrt, der Ozeanographie, der nautischen Hydrographie, der Offshore-Windenergie und der Verwaltung. Fünf eigene Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiffen operieren in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone von Nord- und Ostsee. Das BSH arbeitet international in mehr als 12 Organisationen und etwa 200 dort angesiedelten Gremien unter anderem bei der Entwicklung internationaler Übereinkommen mit. Das BSH ist eine Bundesoberbehörde und Ressortforschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur mit Dienstsitzen in Hamburg und Rostock.

*

Quelle:
Pressemitteilung, 11.12.2018
Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH)
Presse / Öffentlichkeitsarbeit
Bernhard-Nocht-Straße 78, 20359 Hamburg
Tel.: 040/31 90-10 10, Fax: 040/31 90-50 00
Internet: www.bsh.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Dezember 2018

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang