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MEDIEN/088: politische ökologie Nr. 119 - Die unterschätzte Krise der Böden (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 157 - August/September 2010
Die Berliner Umweltzeitung

Peak Soil
politische ökologie Nr. 119 - Die unterschätzte Krise der Böden

Von Jörg Parsiegla


Ausgebeutet, übernutzt, zubetoniert" - Anke Oxenfarth trifft im Editorial den Nerv des Schwerpunktthemas Boden im Aprilheft der Zeitschrift "politische ökologie". In zwölf Beiträgen zu drei Kapitelüberschriften thematisieren namhafte Autor/-innen den Gegenstand, der anerkanntermaßen zwar unser aller Lebensgrundlage darstellt, den wir aber immer noch wie den letzten Dreck behandeln. Weitere fünf Artikel - unter der Rubrik Spektrum Nachhaltigkeit - weiten den Blick über das Schwerpunktthema hinaus auf aktuelle Themen der Nachhaltigkeitsdebatte.

Feldforschung: Die Beiträge zu dieser Überschrift behandeln unter anderem Historisches zum "vergessenen Umweltmedium" Boden und beleuchten, sowohl national als auch im europäischen Rahmen, die politischen Instrumente des Bodenschutzes. Dabei geht es um Bodenethik und Altlasten, und es fallen Begriffe wie Dust Bowl, Landgrabbing und, etwas sperrig, BRRL für (europäische) Bodenrahmenrichtlinie.

Ödland: Die Artikel hierzu spiegeln die vielfältigen Probleme wider, die den Böden heute weltweit zugemutet werden beziehungsweise die sie erleiden müssen. Es geht um die Frage, wie Schadstoffe in den Boden gelangen einschließlich der Kontaminationspfade, um den immer noch zunehmenden Landschaftsverbrauch (hier treffend als "Flächenfraß" beschrieben) und um die Methoden der industrialisierten Landwirtschaft versus Bodenfruchtbarkeit. Am Beispiel des Aralsees wird darüber hinaus die fortschreitende (menschengemachte) Wüstenbildung auf der Erde beschrieben.

Renaturierung: Die Einleitung des Kapitels bildet ein Interview mit dem Geologen David R. Montgomery (University of Washington, Seattle) zur Zukunft der Ernährungssicherheit. Es folgen Beiträge über Initiativen zur Bewusstseinserweiterung für Belange des Bodens und über alternative Besitzverhältnisse an Grund und Boden - als Schritt zur nachhaltigen und sozialen Bodennutzung und gegen spekulative Besitzaspekte.

Spektrum Nachhaltigkeit: Die Rubrik liefert eine Nachlese zum Klimagipfel von Kopenhagen (Teil 4), stellt den AKW-Gefärdungsatlas der Deutschen Umweltstiftung vor und plädiert für "Neue Spielregeln zugunsten der Natur" - Stichwort NAT: der Vorschlag einer zusätzlichen, internationalen Währung, die den Naturverbrauch misst. Ein philosophischer Beitrag und ein gesellschaftspolitisches Thema schließen diesen Teil ab: Hans-Peter Dürr plädiert für "Empathie statt Ellenbogen" und Peter Finke beschreibt die Kultur- und Bildungskrise in Deutschland.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, wie unterschiedlich die Autoren der Rubrik die Rolle des Individuums bei der Umorientierung auf sozial-ökologische und nachhaltige Werte beziehungsweise Entwicklungen sehen: von äußerster Skepsis und dem Setzen auf ökonomische Hebel bis hin zur Favorisierung des Einzelnen.

Wie immer runden unterhaltsame Einstiege und die zwischengeschaltete Rubrik Impulse mit Medienschau und Kontaktadressen die Zeitschrift wohltuend ab. Als Fazit bleibt: "Die politische ökologie bricht erneut eine Lanze für den Untergrund" (Anke Oxenfarth).

politische ökologie, Nr. 119
Peak Soil
Die unterschätzte Krise der Böden
oekom verlag München, April 2010
73 Seiten., 14,90 Euro
ISBN 978-3-86581-225-4


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Quelle:
DER RABE RALF - 21. Jahrgang, Nr. 157, August/September 2010, S. 26
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de

Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: 10 Euro/halbes Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. September 2010