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MEDIEN/097: zeo2-Ausgabe 1/2011 erschienen - "Elektroauto mit Ladehemmung" (DUH)


Deutsche Umwelthilfe e.V. - 7. Dezember 2010

zeo2-Ausgabe 1/2011 erschienen - Titel: "Elektroauto mit Ladehemmung"

Die Revolution auf unseren Straßen und warum sie es weniger eilig hat als sie tut - Und: Haben wir Peak Oil verpasst? - Die Kuh ist kein Klimakiller - PIK-Forscher Stefan Rahmstorf: Warum nach Cancún wieder die EU am Zug ist - Stuttgart 21: Das politische Erdbeben - Die Kindergärtnerin aus dem Katastrophenort der ungarischen Aluminium-Schmelze im Interview


Berlin, 07. Dezember 2010: Benzin raus, Strom rein und die Party kann beginnen. Weltweit erklären Regierungen das Elektroauto zum Staatsziel. China, USA, Frankreich, Deutschland - alle träumen von der Marktführerschaft. Die neue Ausgabe des Umweltmagazins zeo2 widmet ihren Titel - mit voller Ladung - dem Hype um die angeblich unmittelbar bevorstehende Revolution auf der Straße. Mitsubishi, Peugeot und Citroën bringen zum Jahreswechsel die ersten serienmäßigen Elektroautos auch auf den deutschen Markt. Und natürlich werden die leisen Stromer mit lautem Marketinghallo in die Verkaufsräume gestellt. Das Thema ist heiß - doch vielfach bleibt der Verstand in der Garage, unausgegorene Phantasien mischen sich mit der Imagepolitur der Autobauer. Was kann das Elektroauto wirklich, wann fährt es aus der Nische und vor allem - wohin? zeo2 schaut den E-Modellen unter die Haube, bilanziert ihre Defizite und Macken und die langfristigen Chancen. Im Streitgespräch beharken sich der Berliner Verkehrswissenschaftler Weert Canzler und das Greenpeace-Urgestein Wolfgang Lohbeck. Der Streit offenbart, wie weit die Standpunkte in Sachen Elektroauto auch unter Umweltbewegten auseinander liegen.


Was ist in der Folge von Cancún zu erwarten?

Klimaforscher Stefan Rahmstorf analysiert die Lage nach den Zwischenwahlen in den USA und folgert für den Klimaschutz: Vergesst Amerika! In der jetzigen Amtszeit von Präsident Barack Obama werde in den USA kein wirksames Klimaschutzgesetz mehr verabschiedet, inzwischen seien sogar die Chinesen beim Klimaschutz einsichtiger als die Amerikaner. Auch darum könne die Weltgemeinschaft es sich nicht leisten, auf einen Stimmungsumschwung in Amerika zu warten. Die Führungsrolle laufe wieder auf die Europäer zu. Sie müssen jetzt eine Allianz der Willigen für den Klimaschutz schmieden. Das schwäbische Beben

zeo2-Chefredakteur Manfred Kriener, selbst Schwabe, seziert in seinem Essay den Bürgeraufstand um Stuttgart 21: "Es geht wirklich nicht allein um einen Bahnhof. Es geht auch um den grundsätzlichen Richtungswechsel, um ein anderes Wohlstandsmodell ohne Pomp und Wachstumszwang, um den unausgesprochenen Wunsch nach einem besseren Leben in einer besseren Welt, in der nicht wegen 18 Minuten Zeitgewinn eine halbe Stadt umgegraben wird ..."


Windräder drehen sich über dem Kohlenpott!

Die Ruhrkohle AG will ihre alten Halden für Windkraft, Solarenergie und sogar Pumpspeicherkraftwerke frei geben. Nach Jahrhunderten des Kohlebergbaus in Deutschland nun also der Umschwung zu den Erneuerbaren. "Es hat zwar gedauert, aber mittlerweile weiß auch die RAG, dass die Zukunft erneuerbar ist", meint Reiner Priggen, der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag von NRW. Außerdem im Heft:

Interview mit dem neuen Chef der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), Helmut Heseker. Die DGE und ihre Ernährungstipps waren für manche Veganer und Vegetarier lange Jahre ein rotes Tuch. Im zeo2-Gespräch zeigt Heseker jetzt viel Sympathie für die fleischlose Ernährung. Und weist auf ein möglicherweise erhöhtes Darmkrebs-Risiko hin.

Der Ölpreis lernt wieder fliegen und marschiert Richtung 100 Dollar pro Barrel. Zugleich legen Energieexperten der deutschen ASPO (Association for the Study of Peak Oil & Gas) Zahlen zur Erdölförderung der letzten Jahre vor, die nahelegen, dass das weltweite Fördermaximum vermutlich schon im Jahr 2005 erreicht wurde. Seitdem stagnieren die Produktionszahlen auf einem Plateau - einmalig in der Geschichte der Erdölförderung. Jetzt hat die Internationale Energieagentur (IEA) in Paris diese Einschätzung indirekt bestätigt. In ihrem neuen Ausblick (World Energy Outlook 2011) veröffentlichen die Welt-Energiewächter eine alarmierende Kurve zur weltweiten Ölversorgung. Danach geht die Fördermenge aus den bisher ausgebeuteten Ölquellen in den nächsten Jahren rasant zurück. Neue Ölquellen und Öl aus Gas sollen die Lücke schließen - eher ein frommer Wunsch der Pariser Agentur.

Die Berliner Agro-Wissenschaftlerin und Tierärztin Anita Idel will das liebe Rindvieh rehabilitieren. Ihr Buch "Die Kuh ist kein Klimakiller" erscheint diese Woche im Metropolis-Verlag. In zeo2 stellt die Autorin vorab in einem Gastbeitrag ihre zentralen Thesen vor. Sie kritisiert den "oberflächlichen Blick auf die Landwirtschaft", und das "einseitige Starren auf den Schadstoff Methan". Entscheidend für die Klimabilanz von Rindern sei in der realen Welt das Haltungssystem. Gras fressende Kühe auf der Weide - so Idels Kernaussage - haben eine komplett andere Klimabilanz als Tiere, die in Intensivmast im Stall mit Soja aus Brasilien gefüttert werden. Wichtiger als das Methan, das die Kühe in die Atmosphäre rülpsen, nämlich 295mal schlimmer, sei das Lachgas, das nach ungehemmter Düngung der Futterpflanzen freigesetzt wird. Die gedopten Futterpflanzen würden nicht nur an Rinder, sondern auch an Abermillionen Schweine, Hühner und Puten in Intensivmast verfüttert. Die Kuh auf der Weide sei dagegen eine echte Klimaschützerin, weil sie die Bodenfruchtbarkeit fördert und die Humusbildung stimuliert. Idel: "Jede zusätzliche Tonne Humus entlastet die Atmosphäre um 1,8 Tonnen CO2."

Die ungarische Giftschlamm-Katastrophe ist aus den Schlagzeilen verschwunden, doch die Probleme bleiben: unbewohnbare Häuser, vergiftete Böden, traumatisierte und heimatlose Menschen. Unser Reporter hat den Ort Devecser vier Wochen danach besucht und mit der Kindergärtnerin der Kleinstadt, Maria Májer-Martonné, gesprochen. Eindringlich schildert sie, wie die roten Schlammmassen ihr Haus und ihr kleines Familienglück zerstörten. Jetzt wohnt ihre Familie in einer Notunterkunft und wartet auf bessere Zeiten. Sie will auf jeden Fall in Devecser bleiben, auch wenn der ungarische Regierungschef Viktor Orbán die Stadt für unbewohnbar hält. Maria Májer-Martonné ist überzeugt vom Gegenteil: "Es ist möglich, das Leben zurückzubringen - hier sind noch Menschen, die Bäume sind noch grün, die Blätter sind noch dran." In der nahe der Stadt gelegenen Aluminiumfabrik sind vier Wochen nach der Katastrophe die Becken schon wieder voll mit der tödlichen Chemiefracht.


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Quelle:
DUH-Pressemitteilung, 07.12.2010
Deutsche Umwelthilfe e.V.
Fritz-Reichle-Ring 4, 78315 Radolfzell
Tel.: 0 77 32/99 95-0, Fax: 0 77 32/99 95-77
E-Mail: info@duh.de
Internet: www.duh.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Dezember 2010