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ÖKOLOGIE/070: Wie ein "grüner Brexit" ein Gewinn für Landwirtschaft und Natur sein könnte (idw)


Gesellschaft für Ökologie e.V. - 12.12.2017

Wie ein "grüner Brexit" ein Gewinn für Landwirtschaft und Natur sein könnte


Der Brexit bietet der britischen Politik die Chance mit einer grundlegenden Reform den besonderen Bedürfnissen der britischen Landwirtschafts- und Lebensmittelbranchen besser gerecht zu werden, und gleichzeitig die Landschaft zu schützen. Auf der diese Woche in Gent, Belgien, stattfindenden Konferenz 'Ecology Across Borders' werden britische Wissenschaftler einige der Herausforderungen und Chancen erörtern, die sich in der gegenwärtigen politischen Landschaft auf dem Weg zur Verwirklichung eines "grünen Brexits" bieten.

Obwohl die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU einen beachtlichen Teil zum Einkommen britischer Landwirte beiträgt (um die 50-60%), wurde die Komplexität des Systems und die Verstärkung von Ungleichheiten kritisiert, wodurch Subventionen oft nicht dort ankamen wo sie am meisten gebraucht wurden.

Im Zuge des EU-Austritts könnte Großbritannien in Zukunft bei der Agrarpolitik verstärkt auf das Prinzip "öffentliche Gelder für öffentliche Güter (*)" setzen. Um dies zu erreichen ist es notwendig sich darauf zu verständigen was öffentliche Güter sind. Außerdem muss sichergestellt werden, dass Landschaftspflege und Umweltschutz zentraler Bestandteil dieser Definition sind, wie es in einem kürzlich erschienen Dossier heißt.

Einer der Autoren, Dr. Adam Hejnowicz vom Fachbereich Biologie der Universität von York, sagt: "Die Ablösung der GAP durch ein faireres, angemesseneres und effektiveres Finanzierungsmodell, das auf der Bereitstellung von öffentlichen Gütern und Umweltschutz basiert, hat unmittelbare Priorität."

"Was auch immer bei den Brexit-Verhandlungen herauskommt, wird die Verantwortung für die Landwirtschaft doch wieder nach Großbritannien zurückkehren. Dies ist eine Chance die Art und Weise wie britische Agrarpolitik verwaltet wird zu überdenken und neu zu strukturieren, und zwar mit einem großzügigen Ansatz, der nachhaltige Landnutzung, ländliche Entwicklung und Naturschutz umfasst ", fügt er hinzu.

Der Bericht schlägt vor dass Agrarpolitik zu einem Teil einer umfassenderen Strategie zur nachhaltigen Landnutzung werden soll, deren Ziel die Verbesserung der sich aktuell verschlechternden Umweltqualität durch Wiederherstellungsmaßnahmen ist. So gäbe es die Möglichkeit Anbauflächen aufzuwerten indem sowohl der wirtschaftliche Wert als auch der Wert der Ökosystemdienstleistungen anerkannt wird. Zu letzteren gehören die Abmilderung von Flutrisiken, Biodiversität, die Speicherung von Kohlenstoff, saubere Luft und sauberes Wasser, sowie Erholungsmöglichkeiten.

Damit Großbritannien einen gewissen Grad an Autarkie erreichen kann, müssen Im- und Exporte fein austariert werden, wofür wiederum der Abschluss eines landwirtschaftsfreundlichen Handelsvertrages zwischen Großbritannien und der EU immanent wichtig ist.

"Wir müssen anerkennen dass auch nach dem Brexit die EU unser größter Handelspartner sein wird und dass Kooperation unerlässlich ist", kommentiert Professorin Sue Hartley, Direktorin des Yorker Instituts für Umweltverträglichkeit und Präsidentin der Britischen Ökologischen Gesellschaft, die ebenfalls zu diesem Bericht beigetragen hat. "Die britische Landwirtschafts- und Lebensmittelbranche wird nicht nur auf einen möglichst freien Warenverkehr mit unseren Nachbarn angewiesen sein, sondern auch weiterhin stark von Saisonarbeitskräften aus dem europäischen Ausland abhängen."

"Letztlich ist der Brexit für Großbritannien eine Chance um nun eine Agrarpolitik zu entwerfen, die ihrer Aufgabe gewachsen und langfristig angelegt ist, und deren Kernziel nachhaltiger Wohlstand ist", fasst Dr. Hejnowicz zusammen.

Der Bericht wurde von einer Reihe von Wissenschaftlern der Queen's Universität Belfast und der Universität von York verfasst, unterstützt vom Yorker Institut für Umweltversträglichkeit (York Environmental Sustainability Institute, YESI) und dem Stockholmer Umweltinstitut (Stockholm Environment Institute, SEI).

Dr. Adam Hejnowicz wird eine Untersuchung der Herausforderungen und Chancen für eine Agrar-Umweltpolitik nach dem Brexit auf der Konferenz 'Ecology Across Borders' in Gent, Belgien, am Dienstag, 12. Dezember 2017 vorstellen.

Die diesjährige Jahrestagung wird gemeinsam von der Gesellschaft für Ökologie (GfÖ), der British Ecological Society (BES), der Nederlands-Vlaamse vereniging voor ecologie (NecoV) und der European Ecological Federation (EEF) ausgerichtet. Auf der Tagung treffen 1500 Ökologinnen und Ökologen aus etwa 60 Ländern aufeinander um gemeinsam die neuesten Fortschritte in allen Disziplinen der ökologischen Wissenschaft zu diskutieren.

(*) Umweltprodukte und Ökosystemdienstleistungen die der allgemeinen Bevölkerung zu Gute kommen, aber nicht durch den Markt vergütet werden, z.B. die Qualität von Wasser, Boden und Luft

Die Gesellschaft für Ökologie (GfÖ)
Die Gesellschaft für Ökologie repräsentiert ÖkologInnen aus der Grundlagenforschung, aus angewandten Berufsfeldern, sowie aus Bildung und Lehre. Unsere Mitglieder stammen vorwiegend aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die GfÖ wurde 1970 gegründet um den Austausch zwischen ÖkologInnen aus verschiedensten Berufen und Themenbereichen zu fördern. Die Vielfalt der über 1150 Mitglieder der Gesellschaft spiegelt sich in der Vielfalt der Expertengruppen, Publikationen und Jahrestreffen der GfÖ.
www.gfoe.org @GfOe_org

Die British Ecological Society (BES)
Mit ihrer Gründung im Jahr 1913 ist die British Ecological Society (BES) die älteste ökologische Gesellschaft der Welt. Die BES fördert die ökologische Forschung durch eine Reihe von wissenschaftlichen Publikationen, die Organisation und Förderung vielfältiger Veranstaltungen, Bildungsinitiativen und politischen Aktivitäten. Die Gesellschaft hat über 6000 Mitglieder aus nahezu 130 verschiedenen Ländern.
www.britishecologicalsociety.org @BritishEcolSoc

Die Nederlands-Vlaamse vereniging voor ecologie (NecoV)
Nederlands-Vlaamse vereniging voor ecologie (NecoV) ging aus dem Zusammenschluss zweier ökologischer Verbände in der Niederländisch-Flämischen Sprachregion hervor. Ihre Aufgabe ist die Förderung von Grundlagenforschung und angewandter Ökologie in den Niederlanden und Flandern, die Förderung nationaler und internationaler Zusammenarbeit zwischen ÖkologInnen und die Förderung der nachhaltigen Bewirtschaftung der Biosphäre. NecoV organisiert Konferenzen, Symposien, Seminare, Kurse, fachliche Arbeitsgruppen und andere ökologische Aktivitäten.
www.necov.org

Die European Ecological Foundation (EEF)
Die European Ecological Foundation (EEF) ist der Dachverband ökologischer Gesellschaften in Europa und assoziierten Länder. Mitglieder der von der EEF vertretenen nationalen Gesellschaften sind automatisch auch Mitglieder der EEF. Die European Ecological Foundation ermöglicht die Zusammenarbeit von ökologischen Gesellschaften zur Förderung der ökologischen Wissenschaft in Europa.
www.europeanecology.org @EuropeanEcology


Links zu Ressourcen:
Gravey, V., Brown, I., Farstad, F., Hartley, S.E., Hejnowicz, A.P., Hicks, K.,and Burns, C. (2017) "Post-Brexit Policy in the UK: A New Dawn Agri-environment".
https://www.york.ac.uk/media/yesi/researchoutputs/Brexit%20Agri-Environment%20Brief.pdf

Gemeinsame Jahrestagung von GfÖ, BES, NecoV und EEF:
http://www.britishecologicalsociety.org/events/annual-meeting-2017/

https://eventmobi.com/eab2017/

Die Arbeit für den Bericht wurde finanziert vom ESRC Industrial Strategy Challenge Fund und ist Teil der Initiative "UK in a Changing Europe" (www.ukandeu.ac.uk).

Die gemeinsame Jahrestagung "Ecology Across Borders" findet im ICC Gent, Belgien, vom 11. bis 14. Dezember 2017 statt. Das detaillierte Programm finden Sie hier:
https://eventmobi.com/eab2017/

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Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news686117

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1971

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Gesellschaft für Ökologie e.V., Juliane Röder, 12.12.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Dezember 2017

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