Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → FAKTEN

STADT/349: Urbanes Imkern in Berlin (ROBIN WOOD magazin)


ROBIN WOOD magazin - Nr. 119/4.2013

Urbanes Imkern in Berlin

von Isabell Zipfel, Berlin



In den vergangenen Jahren starben weltweit so viele Bienen wie nie zuvor. Der flächendeckende Einsatz von Pestiziden, gentechnisch veränderte Pflanzen und unsere ausgeräumte Agrarlandschaft setzen ihnen zu. Und während sie auf dem Land immer seltener summen, werden Bienen in Großstädten immer mehr. Hunderttausende Bienen fliegen dort auf den Dächern, Balkonen, Terrassen und in den Hinterhöfen umher. In New York, London, Paris, Hamburg und in Berlin. Seit Jahren zeichnet sich in vielen Metropolen ein neuer Trend ab, der Trend zum urbanen Imkern. Blühende Straßenbäume, Brachflächen und Parks sind ideal für Bienen. Und in den Städten ist es im Schnitt wärmer als auf dem Land, so dass die Bienen länger aktiv sein können.

Vielfalt für Bienen in Berlin

Berlin gehört zu den Städten in Europa mit der größten Artenvielfalt. Sie zeichnet sich durch eine abwechslungsreiche Stadtstruktur mit Seen, Wäldern, vielen Parks und Bäumen aus. In Berlin gibt es mittlerweile 750 Imker - Tendenz steigend. Insgesamt züchten sie 3500 Bienenvölker und produzieren rund zwölf Tonnen Honig pro Jahr. Berlin ist deutschlandweit führend: Durchschnittlich 47 Kilogramm Honig pro Volk und Jahr werden hier geerntet. Zum Vergleich, in Baden-Württemberg sind es gerade mal 27 Kilogramm.

Auf dem Land hingegen geht das Bienensterben weiter. Seit Jahren nimmt die Bienenpopulation insgesamt in Deutschland ab. Während es nach dem 2. Weltkrieg noch vier Millionen Bienenvölker gab, gibt es jetzt nur noch weniger als eine Million. Schätzungen zufolge stirbt jährlich ein Drittel der Bienenpopulation aus. In Großbritannien und in den USA sind es 50 Prozent. In China gibt es Regionen, in denen die Bienen schon vollkommen ausgerottet sind. Ursachen für das Bienensterben gibt es viele. Die Bienen auf dem Land leiden verstärkt unter dem Einsatz von Pestiziden, dem großflächigen Anbau von Monokulturen - und der Varroa Milbe. Diese gilt seit einigen Jahren als Hauptursache für das seuchenartig auftretende Bienensterben.

Gefährdete Honigbiene

Nach Schwein und Rind ist die Biene das drittwichtigste Nutztier. Ca. 35 Prozent unserer Nahrungsmittel verdanken wir der Biene, denn sie bestäubt die landwirtschaftlichen Nutzpflanzen. Allein die Obstbäume steigern ihren Ernteertrag um bis zu 50 Prozent, wenn sie von Bienen bestäubt werden. WissenschaftlerInnen haben ausgerechnet, dass die Bestäubungsarbeit der Bienen im Jahr weltweit rund 70 bis 100 Milliarden Euro wert ist. Schätzungen zufolge liegt der wirtschaftliche Nutzen der Bienen deutschlandweit bei rund zwei Milliarden Euro - pro Jahr!

Das urbane Imkern leistet zwar einen wichtigen Beitrag dem weltweiten Bienensterben entgegen zu wirken. Die Honigbiene ist und bleibt jedoch eine Landbiene, von der unsere Nahrungsmittel direkt abhängen. Sie gilt es zu retten! Das urbane Imkern kann auf die prekäre Lage der Honigbiene aufmerksam machen, es kann die Öffentlichkeit für die Honigbiene sensibilisieren. Gerettet werden kann die Honigbiene jedoch nur durch wilde Wiesen, weniger Pestizide und die Eindämmung des Anbaus von großflächigen Monokulturen - und zwar auf dem Land.

"Wenn die Biene von der Erde verschwindet,
dann hat der Mensch nur noch vier Jahre zu
leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung
mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr,
keine Menschen mehr."   Albert Einstein

Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:
• In Berlin produzieren 750 ImkerInnen mit 3500 Bienenvölkern zwölf Tonnen Honig im Jahr, mehr als in jeder anderen Region bundesweit - Tendenz steigend


Artikel mit Bildern siehe Printausgabe oder:
http://www.robinwood.de/fileadmin/Redaktion/Dokumente/Magazin/2013-4/119-12-15-titel-biene.pdf

*

Quelle:
ROBIN WOOD-Magazin Nr. 119/4.2013, Seite 12-14
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie
Verlag: ROBIN WOOD-Magazin
Rosa-Luxemburg-Str. 24, 16303 Schwedt
Tel.: 03332/2520-10, Fax: 03332/2520-11
E-Mail: magazin@robinwood.de
 
Magazin zu beziehen über:
Robin Wood e.V. Bremen, Geschäftsstelle
Postfach 10 21 22, 28021 Bremen
Tel.: 0421/59 828-8, Fax: 0421/59 828-72
E-Mail: info@robinwood.de
Internet: www.robinwood.de
 
Erscheinungsweise: vierteljährlich
Jahresabonnement: 12,- Euro inkl. Versand
Der Bezug des ROBIN WOOD-Magazins
ist im Mitgliedsbeitrag enthalten


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Februar 2014