Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) - Pressemitteilung vom 13. September 2023
Ohne jedes Augenmaß: Bundesrat muss bayerischen Antrag auf PFAS-Freibrief stoppen
Anlässlich des von der Bayrischen Landesregierung in den Bundesrat eingebrachten Entschließungsantrags "PFAS-Regulierung mit Augenmaß" für die Aufweichung der EU-Regulierung der Ewigkeitschemikalien PFAS in Deutschland kritisiert Antje von Broock, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND):
"Dieser Antrag muss gestoppt werden. CSU und Freie Wähler versuchen damit, einen Freibrief für die Weiterverwendung der gefährlichen PFAS-Chemikalien [1] zu bekommen. Die anderen Bundesländer sind jetzt in der Verantwortung, diesen Irrsinn zu beenden! PFAS vergiften bereits heute überall in Deutschland und weltweit Wasser, Böden und Produkte. Wir alle zahlen mit Steuergeldern für die Sanierung verseuchter Gebiete. Aus gutem Grund haben hatten sich sowohl die Umweltminister*innenkonferenz als auch die Verbraucherschutzminister*innenkonferenz für die Beschränkung der PFAS-Stoffgruppe ausgesprochen. Verbote einzelner PFAS bewirken nur, dass sie schnell durch neue Stoffe mit ähnlichen Eigenschaften ersetzt werden."
Martin Geilhufe, Landesbeauftragter vom BUND Naturschutz in Bayern,
ergänzt:
"Auch aus bayerischer Sicht ist völlig klar: Der eingebrachte
Entschließungsantrag muss abgelehnt werden. Schließlich sind PFAS auch
für Mensch und Natur in Bayern ein Problem. Rund um das bayerische
3M-Werk in Gendorf haben wir erhebliche Belastungen, deren Ausmaß auch 17
Jahre nach den ersten öffentlichen Diskussionen noch nicht in Gänze
feststeht. Obwohl der 3M-Konzern erklärt hat, bis Ende 2025 weltweit
aus der PFAS-Produktion auszusteigen, halten Minister Hubert Aiwanger
und die bayerische Staatsregierung an dem Werk in Gendorf fest.
Wissenschaftler*innen des Helmholtz-Zentrums Hereon haben im
vergangenen Jahr eine Studie veröffentlicht, wonach 59 verschiedene
PFAS in der Alz nach der Einleitung der Kläranlage gefunden wurden.
Wir brauchen deshalb die Beschränkung der gesamten PFAS-Stoffgruppe,
wie von mehreren Mitgliedstaaten - darunter auch Deutschland -
vorgeschlagen!"
Der Deutsche Bundesrat befasst sich in seiner kommenden Sitzung auf
Antrag der Bayerischen Landesregierung mit der Regulierung von PFAS.
In ihrem Antrag "PFAS-Regulierung mit Augenmaß" spricht sich der
Freistaat gegen den europäischen Beschränkungsvorschlag dieser
Chemikalien aus. Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, kurz PFAS,
sind extrem langlebig. Gelangen die Industriechemikalien in die
Umwelt, können sie Böden, Gewässer, Pflanzen und Tiere für
Jahrhunderte belasten. Deshalb werden PFAS auch "Ewigkeitschemikalien"
genannt. PFAS-Chemikalien stecken in sehr vielen Alltagsprodukten wie
zum Beispiel Regenjacken, Pizzakartons oder Shampoo. Einige PFAS
stehen im Verdacht, krebserregend zu sein, Niere und Leber zu
schädigen und das Immunsystem zu schwächen. Je mehr PFAS in die Umwelt
gelangen, umso stärker können sie sich im menschlichen Körper
anreichern.
BUND Hintergrund "Fluorchemikalien Langlebig, gefährlich,
vermeidbar"
https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/fluorchemikalien-langlebig-gefaehrlich-vermeidbar/
Manifest für ein dringendes Verbot der "ewigen Chemikalien" PFAS
https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/manifest-fuer-ein-dringendes-verbot-der-ewigen-chemikalien-pfas/
Themenseite PFAS
https://www.bund.net/chemie/pfas/
ToxFox-Produktcheck "PFAS: Ewigkeits-Chemikalien in Kosmetik- und
Körperpflegeprodukten"
https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/pfas-ewigkeits-chemikalien-in-kosmetik-und-koerperpflegeprodukten/
(1) https://www.bund.net/chemie/pfas/
*
Quelle:
BUND-Pressedienst, 13.09.2023
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Freunde der Erde Deutschland
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Email: bund(at)bund.net
Internet: www.bund.net
veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 15. September 2023
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